Vom Pony gefallen
Ein stolzer Hengst war das nicht, von dem Borussia am Freitag abgeworfen wurde. Auch kein wildes Fohlen. Vielmehr scheiterten die Schwatzgelben an einem harmlosen Pony ? und vor allem an den eigenen (Un)fähigkeiten. Eine ebenso vermeidbare wie ärgerliche Niederlage, die deutlich mehr über die Schwächen beider Mannschaften verriet als über die Stärken, denn in dieser Form dürften beide Teams nur wenig mit den vorderen Tabellenplatzierungen zu tun haben.
ANMERKUNG: Der folgende Text enthält satirische Elemente, die mit einem Augenzwinkern zu betrachten sind. Man hätte es ja ahnen können: Als sich unter der Woche Borusse um Borusse zu Wort meldete, um über die große Chance zu schwadronieren, die sich der Mannschaft am Freitag biete und die man unbedingt nutzen wolle, hätte man als Fan schon die Alarmglocken läuten hören können. Zu oft folgte auf solch salbungsvolle Ankündigungen die sportliche Ernüchterung. So sollte es auch diesmal sein.
Gut 4.000 Borussen dürften nach Mönchengladbach mitgereist sein und erlebten im Stadion zunächst eine der skurrilsten Formen von Stadionsprecher. In einem, dem aktuellen Gladbach-Trikot nachempfundenen – schwarzweiß gestreiften Anzug gab er alles, um sich zum Kasper zu machen. Sich langsam steigernd, fand diese Freakshow ihren Höhepunkt kurz vor dem Anpfiff, als er die Tribünen einzeln fragte, ob sie denn bereit wären, und ein lautstarkes JAAAAA durch das weite Rund hallte. Erinnerte ein wenig an andere berühmte Reden in deutschen Sportstätten. Beste Rheydter Tradition sozusagen.
Der Gladbacher Anhang nahm diese Spielchen gerne auf, bewies aber, dass er auch selbst für ordentlichen Lärm sorgen kann. Unmittelbar vorm Anpfiff wurde es unglaublich laut im Wellblechrund, als die VfL-Fans ihre „Elf vom Niederrhein“ intonierten. Das war schon recht eindrucksvoll, und wurde vor allem wohl auch dadurch begünstigt, dass sich bis auf den Stadionsprecher die nervigen Elemente im Vorprogramm in Grenzen halten.
Doch zurück zum Spiel: Beide Trainer hatten ihr Team auf einer Position umgestellt. Während Thijs bei den Grenzländern für Bögelund zum Einsatz kam, musste Bert van Marwijk auf den verletzten Valdez verzichten. Smolarek kam statt seiner zur ersten Partie von Anfang an. Ansonsten waren aber alle angeschlagenen Spieler an Bord, auch Tinga, dessen Einsatz unter der Woche noch fraglich war.
Das Spiel begann verhalten. Zwar bekam Smolarek schon nach vier Minuten die Gelegenheit zu einem Schuss aus der Drehung, das Resultat geriet jedoch zu ungefährlich und Keller im Tor der Gastgeber hatte keine Probleme, diesen Ball festzuhalten. Kurz darauf auch etwas Aufregung auf der anderen Seite, doch Neuvilles Flanke fand in der Mitte keinen Abnehmer und so klärte Kruska zur Ecke. Ansonsten blieb es ein zerfahrener Spielbeginn, bei dem sich keine der beiden Mannschaften wirklich in Szene zu setzen vermochte. Borussia mit ein paar wenigen gefälligen Zusammenspielen, die aber dann in Unachtsamkeiten endeten. Insgesamt dominierte das sichere Abtasten bei beiden Teams.
Mit einem Freistoß von der linken Seite versuchte es Neuville in der 19. Minute noch einmal, doch den nicht ganz ungefährlichen Ball konnte Weidenfeller souverän zur Ecke klären. Fünf Minuten später verzog Kringe aus halblinker Position am Tor vorbei, die Vorlage war von Pienaar gekommen.
Die ersten wirklich sehenswerten Aktionen gehörten Gladbach und seinen Stürmern. Erst war es Kahe, der in den Strafraum drängte, die Borussen ausstiegen ließ und mit seinem Schuss Weifenfeller zum ersten Mal wirklich prüfte. Direkt im Anschluss düpierte Neuville Christian Wörns auf der rechten Seite und schlug eine mustergültige Flanke in den Strafraum, die dort jedoch glücklicherweise ohne Abnehmer blieb.
Die Torraumszenen häuften sich nun ein wenig, ohne wirklich gefährlich zu werden. An der grundsätzlichen Spielaufteilung änderte sich auch weiterhin nicht. Beide Mannschaften standen hinten recht sicher und ließen es bei ihren Angriffsversuchen an Konzentration vermissen. Die jeweiligen Ausflüge in die gegnerische Hälfte endeten sowohl beim Gastgeber als auch bei der Borussia meistens schon im Mittelfeld mit einem unnötigen Ballverlust.
Dies sollte sich in der Schlussphase der ersten Hälfte ändern. Zuerst kam in der 30. Minute Wörns nach Freistoß-Flanke Dede zum Kopfball, der aber doch deutlich über das Gehäuse der Gladbacher ging. Direkt im Gegenzug sorgte dann Brzenska unfreiwillig für Aufregung. Den flach in den Strafraum hinein gespielten Ball von Polanski spielte Brenner, am zweiten Pfosten stehend, unbeholfen direkt vors Tor zurück, wo er Degen völlig überraschte. Der vermochte jedoch noch kurz vor Kahe den Ball unter Kontrolle zu bekommen und zu retten.
Wiederum auf der anderen Seite: Tinga mit einem sehenswerten Passversuch von der Halbrechten zum am Strafraum wartenden Frei. Die Gladbacher Innenverteidigung vermochte den Ball zwar abzufangen, behinderte sich aber derart gegenseitig, dass das Leder bei Pienaar landete, der mit schnellen Schritten in Richtung Strafraum zog und Frei mustergültig anspielte. Aus etwa 15 Metern vergab der Schweizer diese gute Chance jedoch und setzte den Ball neben das Tor.
Nur fünf Minuten später stand der Stürmer erneut im Mittelpunkt. Mit einem wunderschönen langen Pass in Szene gesetzt, stand Frei urplötzlich direkt vor Keeper Keller, kam sogar noch um den Schlussmann herum, vertändelt das Leder dann aber einschussbereit gegen den Einsatz des Schlussmanns und von Verteidiger Zé Antonio. Das musste die Führung sein!
Stattdessen kam, was kommen musste. Mit einem toll vorgetragenen Angriff über die rechte Seite erzielte der VfL die 1:0 Führung. Kirch war auf dem Flügen von Thijs mustergültig bedient worden, Dede sah sich in dieser Situation zwei Gegenspielern gegenüber und Kringe schien überhaupt nicht im Bilde. Die Flanke von Kirch suchte und fand im Zentrum des Strafraums Kahe, der sowohl von Wörns als auch Brzenska sträflich allein gelassen wurde und mit einer Driektabnahme den Ball im Tor unterbrachte.
Halbzeitfazit
Mit diesem Stand ging es in die Pause. Für die Borussia deutlich zu wenig, betrachtet man die eigenen Gelegenheiten in der ersten Hälfte. Alleine Frei hätte mindestens ein Tor erzielen müssen. Insgesamt aber resultierte zu wenig Zählbares aus dem Angriffspiel des BVB. Die Stürmer hingen vorn, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, völlig in der Luft und wurden vom Mittelfeld schmächlich im Stich gelassen. Ein Flügelspiel, das der Gegner bei seiner Führung eindrucksvoll vorgeführt hatte, fand bei den Schwatzgelben zu keiner Zeit statt. Einzig Tinga bemühte sich redlich, das Angriffsspiel ein wenig in Gang zu bringen, litt aber darunter, dass niemand auf seine Ideen einzugehen wusste. So war die Führung der Grenzländer zur Pause sicherlich glücklich, wundern musste man sich beim BVB darüber jedoch nicht.
Doch anstatt gefrustet die Kabine wieder zu verlassen, um dem Gegner wenigstens in Hälfte Zwei zu zeigen, was Sache ist, tauchte die Borussia nach der Pause völlig ab. Zwar konnte sich der BVB gegen tief stehende Gladbacher eine Scheinüberlegenheit rausspielen, doch zwingend wirkte dabei kaum eine der Aktionen und so überließ man den Gastgebern das Feld und die Konterchancen. Schon die erste davon hätte beinahe das 2:0 bedeutet, denn Polanski netzte nach Neuville-Vorlage in der 50. Minute ein, stand dabei jedoch im Abseits. Auch dieser Weckruf verhallte ungehört, so dass die weiteren Chancen ebenfalls Gladbach gehörten. Zehn Minuten nach dem Abseitstor war es der eingewechselte Delura, der sich durch die Dortmunder Abwehr dribbelte und nach sehenswertem Solo auf Kahe ablegte. Der machte es diesmal etwas schlechter als bei seiner Führung und verfehlte das Tor aus etwa 15 Metern nur knapp, ebenso wie drei Minuten darauf von der halbrechten Strafraumkante.
Es sollte bis zur 70. (!!!) Spielminute dauern, dass die zurückliegende Borussia wenigstens einmal in die Nähe des gegnerischen Tors kam. Dede erkämpfte sich den Ball auf der linken Seite, zog in den Strafraum, vertändelte den Ball dann aber leichtfertig gegen Zé Antonio. Dass ein Verteidiger jedoch die erste Torchance des zweiten Durchgangs markierte, stand sinnbildlich für das Borussenspiel an diesem Abend.
Bert van Marwijk hatte nach 75. Minuten auch endlich genug vom Spiel seiner Mannschaft und versuchte mit einem Doppelwechsel noch etwas umzudrehen. Ricken und Tyrala kamen für Frei und Kringe in die Partie. In seinem ersten Bundesligaeinsatz gehörte Tyrala auch prompt die nächste Szene. Wo sich die Stürmer bis dahin in Unsichtbarkeit gehüllt hatten, sperrte er mit sehenswertem Körpereinsatz den Ball für Smolarek frei, der aus etwa 16 Metern das Leder aufs Tor drosch. Leider haltbar für Keller, der den Ball zur Ecke klärte, aber auch diese Szene war symptomatisch für das Gekicke des BVB: Eine Mannschaft, die zurückliegt und in der 76. Minute den ersten Ball so aufs Tor schießt, dass der Torwart ernsthaft eingreifen muss, hat in der Bundesliga auch keine Punkte verdient. Keine einzige der Angriffsbemühungen der zweiten Halbzeit war mit einem vernünftigen Torschuss abgeschlossen worden, nicht einmal aus der Distanz probierten es die Schwarzgelben und die Stürmer vorne hingen weiterhin völlig in der Luft, weil auch kein Flügelspiel aufkam. Dass Tyrala mit seiner ersten Szene engagierter und zwingender wirkte als Smolarek und Frei das gesamte Spiel über, spricht Bände.
In der 81. Minute wechselte Bert van Marwijk noch einmal aus und legte die ganze Verzweiflung eines Trainers über ein derartiges Spiel offen. In der Hoffnung, dass irgendein hoher Ball doch noch einmal nach vorne geschlagen werden könnte, wurde Amedick zum Stürmer umfunktioniert und für Pienaar aufs Feld geschickt. Doch auch diese Maßnahme brachte nichts ein, wer hätte an diesem Tage auch schon die passenden Flanken schlagen sollen?
Die letzte Chance des Spiels gehörte den Gastgebern. Delura zog an Brzenska vorbei in den Strafraum, scheiterte dort jedoch am gewohnt starken Weidenfeller, der einem heute leid tun konnte.
Fazit
Borussia entpuppte sich als schlechtere zweier ganz schwacher Bundesligamannschaften. Mögen die Trainer auch anderer Meinung sein und ein gutes Fußballspiel gesehen haben: Das war von beiden Mannschaften sehr wenig. Die Gladbacher spielten zu keiner Zeit wie eine Heimmannschaft und hatten bei der Führung letztlich viel Glück. Die Borussia hingegen ließ alles vermissen, was sie in der letzten Saison noch auszeichnete. Wo damals reihenweise Chancen vergeben wurden, werden heute praktisch keine mehr herausgespielt. Das Flügelspiel des BVB war in Gladbach klinisch tot und die Stürmer hingen völlig in der Luft. Im Mittelfeld bemühte sich nur Tinga, der allein die Ausfälle von Kringe und Pienaar aber auch nicht ersetzen konnte. In dieser Verfassung hat Borussia Dortmund mit internationalem Fußball nichts zu tun – die Gladbacher allerdings auch nicht – und man muss sich allmählich schon fragen, wie man den anvisierten fünften Platz so erreichen will. Fakt ist, dass Borussia bislang in keinem der fünf Bundesligaspiele überzeugen konnte.
Das ist vor allem dem schwachen Mittelfeld geschuldet, das die Partien bislang einfach nicht an sich zu reißen vermag. Pienaar taucht regelmäßig ab und lässt Torgefahr ebenso vermissen wie Agilität, Antritt oder schlichte Zweikampfstärke. Kruksa dahinter spielt solide defensiv, vermag dem Angriffsspiel jedoch auch keine Impulse zu geben. Kringe wirkt engagiert, aber zumeist glücklos. Gegenüber seinem Pendant auf der rechten Seite, Tinga, fällt er enorm ab. Besonders über die Außenbahnen, letzte Saison Borussias große Stärke, kommt derzeit gar nichts mehr. Beim BVB muss man jetzt gründlich analysieren. Schönrederei wie in den Interviews nach dem Spiel hilft kaum weiter. Eine Scheinüberlegenheit wie in Gladbach und das Lob des Gegners mögen schmeicheln, bringen aber eben keine Punkte.
Stimmen zum Spiel
Sebastian Tyrala: Dass man hier 0:1 verliert und so eine Chance vergibt, ist wirklich schade. Ich hätte mich über einen Sieg in meinem ersten Spiel gefreut. Wir hatten zwei Riesenmöglichkeiten zum 1:0 und haben dann selbst das Gegentor bekommen. Das ist schade, aber ich denke, dass wir gleichwertig waren und unverdient verloren haben. Es ist halt immer schwer, wenn man 0:1 zurückliegt, dann nach vorne zu spielen. Die Gladbacher hatten noch gute Kontermöglichkeiten, aber wir hätten auch in der 90. Minute noch ein Glückstor erzielen können. Innerlich habe ich mich über meine Einwechslung sehr gefreut und hab natürlich gedacht, wenn wir jetzt noch den Ausgleich machen, ist es sehr schön. Aber wir haben eben verloren und das war eine Riesenmöglichkeit, da vorne rein zu kommen. Jetzt müssen wir sehen, dass wir nächste Woche drei Punkte holen. Für mich war es super, dass ich gespielt habe. Ich danke auch dem Trainer, dass er an mir festhält, obwohl ich so schwer verletzt war und mich letzte Woche wieder verletzt habe. Ich werde jedenfalls weiter an mir arbeiten, damit ich noch mehr Bundesligaspiele bekomme, dann aber hoffentlich mit drei Punkten.
Dede: Wir haben nicht schlecht gespielt, hatten einige Chancen, haben aber kein Tor gemacht. Dann macht Gladbach das Tor und gewinnt 1:0, wo ich der Meinung bin, dass es Minimum 1:1 ausgehen muss. Aber wir müssen jetzt weitermachen und Freitag zuhause gewinnen. Sören Pirson:Wir hätten schön zur Halbzeit 2:0 führen müssen und bekommen stattdessen das Gegentor. Leider ist uns dann nichts Produktives eingefallen, um das Tor zu machen und dann haben wir 1:0 verloren. Ärgerlich! Wir hatten sicherlich mehr vom Spiel, aber uns fehlte die Konsequenz vorm Tor fehlt bei uns, der letzte Pass oder die letzte Flanke. Im Moment klappt das nicht so und ich hoffe, dass es nächsten Freitag besser wird. Ich glaube, wir haben als Team schon gezeigt, dass wir das können und müssen jetzt gemeinsam rudern, um unsere Ziele zu erreichen. Es war natürlich ein Riesenrückschlag. Wir hätten die Tabellenführung haben können.
Ebi Smolarek: Wir haben es uns selbst schwer gemacht. In der ersten Halbzeit haben wir ordentlichen Fußball gespielt und hatten zwei gute Möglichkeiten, um das Spiel auch zu gewinnen. Dann bekommen wir ein Gegentor und in der zweiten Halbzeit hatten wir dann nur noch vielleicht eine Gelegenheit. Das ist zu wenig und es ist auch symptomatisch, dass wir nicht so viele Möglichkeiten haben. Die haben auch gut gestanden, aber man kann nicht nur sagen, dass es am Gegner lag. Ich weiß nicht, wo der Fehler lag, aber ich weiß, dass wir zu wenige Möglichkeiten bekommen haben. Wieso, das müssen wir morgen gucken und darüber reden. Es ist jedenfalls schon öfter passiert, dass wir nicht drei Spiele hintereinander gewinnen können. Letzte Saison war es das gleiche.
Trainerstimmen
Bert van Marwijk…
…über das Spiel: Mit dem Spielanfang hatten wir in der Vergangenheit Probleme, aber das war heute gut. Die Einstellung und die Motivation waren sehr gut und wir haben auch die erste Halbzeit auswärts sehr offensiv und dominant gespielt. Wir hätten auch die Führung verdient gehabt, hatten die besseren Chancen in der ersten Hälfte und mussten mindestens ein oder zwei Tore schießen. Aber statt 0:1 oder 0:2 stand es dann 1:0. Da haben wir das Spiel auch verloren, denke ich. In der zweiten Hälfte waren die Räume dann enger, Gladbach läuft weiter zurück und wartet auf Konterchancen, die sie auch gehabt haben. Wir haben bis zum Ende gekämpft und die richtige Mentalität gezeigt. Aber es ist bitter, dass wir verloren haben.
…über häufig überhastete Flanken: Die Gladbacher standen mit elf Mann 20 oder 30 Meter in der eigenen Hälfte. Die Räume sind unglaublich eng, da muss man schnelle Flanken schlagen.
…über Fehler vor dem 0:1: Florian Kringe muss da mitlaufen. Das habe ich ihm gesagt, das weiß er aber auch. Das hat nichts strukturell mit dem Spiel zu tun, das sind einfach Fehler, die man nicht machen darf. Ebenso wie Alexander mindestens ein Tor machen muss. Die beiden Sachen haben das Spiel entschieden und das ist schade. Aber im Allgemeinen: Ich habe nicht viele Mannschaften auswärts so gesehen. Mein Kollege hat das ja auch gesagt, dass Dortmund fußballerisch sehr gut ist.
Wir hatten das Spiel zur Halbzeit einfach sicher verdient zu gewinnen. Auch in der zweiten Hälfte ist der Gegner nur zurückgelaufen und hat auf Konter gespielt. Das ist normal, aber wir haben alles getan und alles Risiko genommen. Dass sich dann Konterchancen geben, ist normal. Ich kann den Spielern da keinen Vorwurf machen. Aber wir müssen eben das Tor schießen.
…über den Schiedsrichter: Ich fand ihn ein bisschen unglücklich, wie leicht er gepfiffen hat. Da war ein echter „Männer-Zweikampf“ mit dem Kopf von Wörns und da hat er gepfiffen. Und schon in der ersten Sekunde der zweiten Hälfte hat der Torwart auf Zeit gespielt, 45 Minuten lang, er war zwischenzeitlich verletzt und es gab vier Einwechslungen. Dass da dann nur zwei Minuten Nachspielzeit dazu kommen…. Wir haben dadurch nicht das Spiel verloren, aber da muss man eigentlich mindestens vier Minuten nachspielen lassen. 45 Minuten haben sie auf Zeit gespielt, das ist auch ihr gutes Recht, aber wenn man als Schiri da ein bisschen Gefühl hat, muss man das berücksichtigen. Ich finde das schade.
...über Pienaars schlechte Leistung: Wer hatte denn mehr Spielanteile? Er oder sein Gegner? Ich denke, dass er sich steigert. Er hat noch ein paar unnötige Ballverluste, was eigentlich nicht zu seinem Spiel und seinen Qualitäten passt. Aber das kommt.
...über komische Spiele: Wir haben besser gespielt als in Stuttgart. Da haben wir 3:1 gewonnen und hier jetzt verloren.
Jupp Heynckes:
Aus meiner Sicht war es ein gutes Bundesligaspiel, besonders in der ersten Halbzeit. Wie der Kollege schon gesagt hat, haben beide Mannschaften sehr gut gespielt. Es war ein hohes Spieltempo, ging rauf und runter. Es war Dramatik in den Strafräumen und ich muss sagen, dass wichtig war, dass wir zur Pause mit 1:0 in Führung gegangen sind, weil wir besonders in der ersten Hälfte ein hohes Spieltempo gegangen sind. Man hat gesehen hat, dass wir taktisch etwas anders gespielt haben, aber Borussia Dortmund mehr Anteile, aber wir in der Phase die klareren Torchancen hatten mit Kahe und Michael Delura. Ich muss sagen, Dortmund ist eine sehr gute Mannschaft, vor allem fußballerisch. Hat mir in der ersten HZ wirklich sehr gut gefallen und bis zum Ende konnte man nicht sicher sein, dass der Sieg nach Hause gefahren wurde. Aber ich denke auch, von der kämpferischen Leistung in der zweiten HZ und mit den guten Kontermöglichkeiten ist uns der Sieg verdient.
Aufstellungen und Noten
Die taktische Aufstellung des BVB Weidenfeller, Note 2,5 war da, wenn er gebraucht wurde. Allein das macht ihn zu einem der besseren Borussen des Spiels. Gewohnt sicher, beim Tor aber machtlos.
Degen, Note 4 Defensiv ohne größere Fehler, nach vorne hin aber deutlich passiver als in den letzten Partien. Das war auch gut so, denn bei den wenigen unternommenen Vorstößen wirkte er glücklos. Insgesamt sehr unscheinbar.
Brzenska, Note 3,5 Wie so oft eine ziemlich solide Partie, ziemlich kompromisslos und zweikampfstark. Schoss in Hälfte Eins einen ziemlichen Bock, der glücklicherweise folgenlos blieb. Teil einer zwar nicht immer, aber doch meistens sicher stehenden Verteidigung.
Wörns, Note 3 Ähnlich wie Brzenska, nur einen Tick besser. Die beiden waren – vom Tor einmal abgesehen – zumeist gut im Bilde. An der Abwehr lag es sicher nicht.
Dede, Note 3 In der ersten Hälfte passabel, in der zweiten der beste Borusse auf dem Platz, mit den meisten Ballkontakten insgesamt. Sehr engagiert und mit Akzenten nach vorne, aber auch ihm fehlte in den Aktionen der durchschlagende Erfolg. Außerdem wünscht man sich von einem Spieler seiner Klasse immer wieder bessere Flanken. So auch heute.
Tinga, Note 3 Bester Borusse in Hälfte Eins, im zweiten Durchgang etwas unscheinbarer, aber immer noch Aktivposten. Wurde gesucht und bot sich selbst viel an. Bemüht, die Lücken zu füllen, die das restliche schwarzgelbe Mittelfeld frei ließ. Zog von der rechten Seite häufig nach innen, um dem Spiel Impulse zu geben und die Stürmer in Szene zu setzen. Wurde von seinen Mitspielern diesbezüglich aber sehr im Stich gelassen. An ihm werden wir aber wohl noch einige Freude haben.
Kruska, Note 4 Ohne eklatante Fehler und ohne grandiose Highlights. Sehr durchschnittliche Partie auf der Sechser-Position.
Kringe, Note 5 Das war gar nichts. Wirkte bei jeder Offensivaktion sehr glücklos und war hinten maßgeblich am Gegentor beteiligt. Die Auswechslung war folgerichtig, aber zu spät.
Pienaar, Note 5 Ganz schwaches Spiel. Von der hohen Ajax-Schule sieht man bei ihm derzeit noch herzlich wenig. Forderte keine Bälle und wurde auch von den Mitspielern kaum gesucht. Das Loch, das zwischen Mittelfeld und Sturm klaffte, hätte durch ihn gefüllt werden müssen. Stattdessen fiel er hinein. In dieser Form keine Idealbesetzung für die Position hinter den Spitzen: Zu langsam, zu torungefährlich und zu zweikampfschwach. Auch seine Auswechslung kam zu spät.
Frei, Note 5 In der ersten Halbzeit engagiert, aber mit zwei verballerten Hundertprozentigen. Die muss ein Stürmer machen! In Hälfte Zwo abgetaucht. Der für ihn ins Spiel gekommene Tyrala wirkte in den wenigen Minuten quirliger.
Smolarek, Note 5 In den ersten 45 Minuten nicht zu sehen. Kam in der zweiten Halbzeit minimal besser ins Spiel – vor allem aber, weil er nun die Zweikämpfe suchte und mehr Engagement zeigte. Blieb aber auch danach ohne Durchschlagskraft. Immerhin der einzige, der Keller im Tor der Gastgeber wenigstens mal prüfte.
Tyrala, keine Note Nur kurz im Spiel, darum schwer zu bewerten. Belebte das Offensivspiel aber ein wenig mit seiner Quirligkeit und blockte den Ball in einer Szene schön für Smolarek frei. Den Einsatz hat er sich nach der langen Leidenszeit jedenfalls redlich verdient.
Ricken, keine Note Ebenfalls nicht lange auf dem Platz, in dieser Zeit aber auch ohne nennenswerte Szenen.
Amedick, keine Note Durfte/musste als Stürmer ran. Grundsätzlich keine falsche Idee, nur mangelte es schon vorher an den Flanken. Die kamen logischerweise auch nach seiner Hereinnahme nicht besser an und so blieb auch er weitgehend ohne Durchschlagskraft. Die Maßnahme aber zeigt, wie verzweifelt der Trainer über das Offensivspiel seiner Mannschaft gewesen sein muss.
Schiedsrichter Herbert Fandel (Kyllburg), Note 4 Ohne große Fehler, aber wie immer viel zu kleinlich.
VfL Mönchengladbach: Keller - Kirche, Zé Antonio, Svensson, Jansen - Polanski, Thijs, El-Fakiri - Insua (46. Delura) - Kahe, Neuville (73. Sverkos)
Stimmung
Gladbach, Note 2 Schon beeindruckend, wie laut es teilweise geworden ist. Begünstigt auch durch ein wenig aufdringliches Vorprogramm mit einigen Vereinsliedern, waren die Gastgeber enorm sangesstark und haben durchgängig ihre Mannschaft angefeuert und unterstützt. Der Brisanz, die man dieser Begegnung zumindest in Gladbach immer wieder beimisst, wurde die Stimmung auf jeden Fall gerecht. Auffällig auch, dass sich die Anfeuerung nicht nur auf die Nordkurve beschränkt hat. Von einem einzigen Gastspiel kann man schlecht aufs Generelle schließen, aber in dieser Form gehört Mönchengladbach sicherlich zu den besten deutschen Kurven. Allerdings auch mit einigen Pausen und einigen etwas leiseren Momenten.
Borussia Viel Bewegung im Gästeblock, aber nicht immer lautstark. Sicherlich kein Glanzlicht, dafür haben auch im Block selbst zu wenige mitgesungen. Insgesamt hätte man sich mehr lautstarke und impulsivere Anfeuerung statt der getragenen Gesänge gewünscht. Durchschnittlicher Auftritt, den man sicherlich schnell wieder vergessen wird.
Statistik
Schüsse: 9:8
davon aufs Tor: 3:2
davon abgeblockt: 2:1
davon neben das Tor: 4:5
Ecken: 5:8
Flanken: 12:30
Ballbesitz: 45%:55%
Zweikampfbilanz: 52%:48%
Pässe angekommen: 70%:79%
Pässe in gegnerische Hälfte angekommen: 69%:62%
Fouls: 21:26
Abseits: 3:5