schwatzgelber Saisonrückblick

Saison 1963/64: Premierentor, Führungskrisen, Europacup-Erfolge und viel Mittelmaß

24.11.2004, 11:26 Uhr von:  CHS

Der BVB ging als Titelverteidiger in die erste Bundesligasaison, aber es zeigte sich sehr schnell, dass Dortmund nicht die Klasse hatte, um erneut eine Doppelmeisterschaft zu feiern. Außerdem ging es im Verein ziemlich turbulent zu. Trainerrauswurf, die Rücknahme des Rauswurfs und schließlich der Rücktritt des Vorstandes. Obwohl der BVB in der Liga schwächelte, zeigte er international Klasse.

Das BVB-Logo
Die Meisterschaft lag gerade mal acht Wochen hinter dem BVB, da begann die neu geschaffene Bundesliga. Die Mannschaft hatte sich verändert. Neuzugänge waren Hans Tilkowski von Westfalia Herne und Franz Brungs von Gladbach. Beide kamen von Vereinen, die es nicht in den erlauchten Kreis der 16 Erstligisten geschafft hatten. Dazu kam noch Burghard Rylewicz vom VfB Oldenburg. Den Verein verlassen hatten Jürgen Schütz in Richtung Rom und Gerd Roggensack zu Arminia Bielefeld. Dazu hatte Alfred Kelbassa seine Karriere beendet. Im einzigen Vorbereitungsspiel gewann der BVB dann bei Bad Neuenahr mit 10-0. Ein Guter Auftakt, die Bundesliga konnte starten.


Am 24.08.1963 fiel der Startschuss. Der BVB musste in den Norden zum SV Werder Bremen reisen. Und die Liga war noch keine Minute alt, als Timo Konietzka das erste Bundesligator erzielte. Das war sogar so schnell, dass es davon keine bewegten Bilder gibt – heutzutage undenkbar. Ein Grund war, dass das Fernsehen (sprich die ARD) sich mit dem DFB erst im September auf eine 25-minütige Zusammenfassung des Spieltages einigen konnte. Zu Beginn hieß die Sendung „Fußball-Bundesliga“. Den legendären Namen „Sportschau“ erhielt sie erst im April 1965. Übrigens, kosteten die Übertragungsrechte in der Saison 1965/66 wahnsinnige 127.000 DM für die Sender ARD und ZDF. So erfolgreich der Auftakt war, leider übernahm Bremen die Initiative und gewann schließlich trotz Glanzleistungen von Bracht und Tilkowski mit 3-2.

Auch beim anschließenden Heimspiel gegen den TSV 1860 (der den Vorzug vor den Bayern in der Bundesliga erhielt) gewann der BVB nicht. Am Ende hieß es 3-3, auch weil Tilkowski einen Elfer von Stemmer halten konnte.

Und die Negativserie ging weiter: Beim ersten Bundesligaderby gegen den FC Sch*lke 04 gab es eine 3-1 Niederlage, obwohl der BVB in den ersten 30 Minuten einen furiosen Start hingelegt hatte. Die Wende brachte der Auftritt des BVB im Europapokal der Landesmeister. Beim norwegischen Amateurclub Lyn Oslo gewannen die Borussen mit 4-2 und setzten den Grundstein fürs Weiterkommen. Zwar hielten die Norweger 45 Minuten mit, aber dann setzte sich die Klasse der Dortmunder durch. Die Tore erzielen zweimal Wosab, sowie Emmerich und Schmidt. Übrigens, sage und schreibe zwei Schlachtenbummler aus Dortmund begleiteten die Borussen in die norwegische Hauptstadt. Sie logierten im gleichen Hotel wie die Mannschaft. In der Bundesliga klappte es dann besser. Nach dem ersten Sieg in der Bundesliga gegen Saarbrücken folgte der erste Auswärtssieg beim Karlsruher SC. Wegen der Personalnot gab es zwei Debütanten. Zum einen den Bruder von „Hoppy“ Kurat, den 19-jährige Hans-Jürgen, sowie Neuzugang Rylewicz. Und nach einer Länderspielpause (Deutschland spielte gegen die Türkei mit Konietzka und dem erstmals seit drei Jahren nominierten Schmidt) ging die Siegesserie weiter. In der Folgezeit gewann der BVB das Rückspiel im Europapokal gegen Oslo mit 3-1. Die Norweger konnten das Spiel bis zur 80. Minute ausgeglichen gestalten, was zu zahlreichen Pfiffen in der Roten Erde führte. Im Laufe der zweiten Hälfte hatten die Norweger sogar Chancen zur Führung, die aber durch die Verteidigung um Torwart Wessel und „Aki“ Schmidt verhindert werden konnte. In den Schlussminuten schlugen dann die konditionsstärkeren Borussen noch zweimal zu.

In der Liga ging es gut weiter. Vor allem beim Sieg über Hertha BSC Berlin zeigte sich der BVB in Sturmlaune. Siebenmal überwandt der Dortmunder Sturm um Konietzka und Emmerich den Berliner Keeper Krummnow. Vor allem die unfaire Spielart verhinderte einen höheren Sieg. Der BVB ging zum Schluss den Zweikämpfen aus dem Weg. Jockel Bracht meinte nach dem Spiel: „Je schwächer die Mannschaften, umso unfairer sind sie.“ Als Beispiel konnte man die Beine von Timo Konietzka anführen, der für die Berliner wegen seiner Fertigkeiten zum Freiwild wurde. Bei dem Spiel wurde Wilhelm Burgsmüller für sein 500. Spiel im BVB-Dress geehrt. Erst am 9. Spieltag kassierte der BVB wieder eine Niederlage. Der VfB Stuttgart gewann mit 2-1 und Dortmund fand sich mit 11-7 Punkten auf Platz 5 wieder.

Eine schwere Prüfung stand dann dem BVB im Europapokal bevor. Der Gegner im Achtelfinale waren die Profis von Benfica Lissabon. Erwartungsgemäß verloren die Borussen das Hinspiel in Portugal mit 2-1. In einer Abwehrschlacht und mit viel Glück (Benfica traf viermal das Torgebälk) verteidigte der BVB im Estadio de Luz diese knappe Niederlage. Vor allem durch die Paraden von Hans Tilkowski und den zwischenzeitigen Ausgleichstreffer von Wosab konnte der BVB weiter vom Viertelfinale träumen. Aber der BVB ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und gewann das nächste Heimspiel gegen Nürnberg mit 3-1. Bei diesem Spiel feierte Wolfgan Paul nach einer monatelanger Verletzungpause ein Comeback. Mit einem 9-3 Kantersieg gegen Kaiserslautern kletterte der BVB auf den 2. Platz in der Liga. Aber dann gab es wieder ein Revierderby. Beim Meidericher SV gab es erneut keinen Sieg für den BVB. Man trennte sich 3-3, allerdings führten die Borussen schon mit 3-1.

Zur Neuauflage des letzten Deutschen Meisterschafts-Endspiels kam es am 30.11.1963. Der BVB empfing vor 42.000 den 1. FC Köln. Erstmalig war die Rote Erde in der Bundesliga ausverkauft. Durch einen Doppelschlag von Timo Konietzka führte der BVB nach 14 Minuten mit 2-0. Aber die Kölner schlugen noch vor der Halbzeit zurück durch Tore von Sturm (zweimal) und Schäfer, wobei Torhüter Wessel keine gute Figur machte. Dies war gleichzeitig der Endstand, da in der 73. Minute Lothar Emmerich einen Strafstoß verschoss. Doch es blieb keine Zeit zur Trauer, denn eine Woche später ging es für den BVB um den Einzug ins Viertelfinale. Eigentlich hatte Borussia gegen Benfica nach der Hinspielniederlage und von den Namen her keine Chance. Trotzdem gewannen die Mannen aus Dortmund sensationell mit 5-0 gegen das Wunderteam aus Portugal, das diesen Wettbewerb 1961 und 1962 gewann und 1963 im Finale stand. Auch Stürmerstar Eusebio konnte diese Niederlage nicht verhindern, da sich Trainer Lajosw Czeisler so sicher fühlte und den angeschlagenen Star nicht brachte. Andere munkelten, dass der Portugiese Angst vor den eisigen Temperaturen hatte. Eusebio sagte nach dem Spiel: „Ich bin der Verlierer, aber ich schätze mich glücklich, diesen herrlichen Fußball gesehen zu haben.“ Und die französische Zeitung L’equipe schrieb damals zu dem Spiel folgende Überschrift: Benfica von Borussia exekutiert ! Es war auf jedem Fall eins der besten Spiele der Borussen aller Zeiten. Außerdem brach der BVB mit einer Serie, denn bisher war für alle deutschen Vereine im Europapokal Schluss, wenn man gegen eine Mannschaft von der iberischen Halbinsel spielte.

In der Bundesliga ging es in Hamburg gegen den HSV weiter. Der BVB führte bereits mit 2-1, als in der 61. Minute das Spiel abgebrochen wurde. Aber davon ließ sch der BVB nicht beirren. Borussia nahm den Schwung mit und besiegte die Eintracht aus Braunschweig klar mit 3-0. Obwohl Timo Konietzka den „Wintersport“ (Der Platz war mit Schnee bedeckt) nicht liebte, schoss er sein Tor (Sein zwölftes in der Bundesliga). Im letzten Spiel des Jahres 1963 verlor die Mannschaft dann aber gegen den HSV knapp mit 2-1.

Unterdessen wurden immer mehr Dortmunder in die Nationalmannschaft berufen. In Marokko waren Konietzka (2) und Aki Schmidt beim 4-1-Sieg der Deutschen erfolgreich. Bei der 0-2-Niederlage in Algerien standen mit Tilkowski, Schmidt und Konietzka zeitweise drei BVB-Spieler auf dem Platz.

Das Jahr 1964 begann für den BVB dann mit einem 2-1-Sieg gegen die argentinische Mannschaft San Lorenzo. Bei diesem Spiel wurden die Spieler Cyliax (200. Spiel im BVB-Dress) und Kwiatkowski (500. Spiel) geehrt. Die Bundesliga-Rückrunde begann dann am 11.01.1964 gegen Werder Bramen. Die Borussen revanchierten sich für die Hinrunden-Niederlage durch ein 4-3. Richtig böse wurde es aber dann für die Borussen in München. Der TSV 1860 fertigte den BVB mit 6-1 ab. Ein Grund für die deutliche Niederlage waren sicher die Platzverhältnisse, aber auch die schwache Dortmunder Abwehr und die starke Münchener Mannschaft, die keine Schwäche zeigte. Der BVB ging zwar in Führung, aber auf dem spiegelglatten Geläuf brillierten die Münchener nach Belieben. BVB-Trainer Eppenhoff sagte dann zu den Platzverhältnissen: „Hier hätte man die Weltmeisterschaft im Eiskunstlaufen austragen können.“ Aber das steckte der BVB weg. Der Revierrivale aus Gelsenkirchen konnte locker mit 3-0 besiegt werden. Sportlich lief es bei der Borussia, aber hinter den Kulissen rumorte es. In einer Kampfabstimmung auf der Jahreshauptversammlung siegte der Brauereidirektor Kurt Schönherr mit 218-137 Stimmen gegen über dem Amtsinhaber Dr. Werner Wilms. Damit endete dessen zwölfjährige Amtszeit.

In der Liga wechselten sich Siege und Niederlagen ab. International trumpfte die Mannschaft aber auf. Das Hinspiel im Viertelfinale bei Dukla Prag gewannen die Borussen überzeugend mit 4-0. Sicher war der BVB durch die Verletzung von Nowak, der sich schon in der 3. Minute einen Muskelriss zuzog, im Vorteil. Aber die Art, wie der BVB dann spielte, war der Grund, warum die Amateure des BVB zu einer der größten Sensationsmannschaften der bis dahin zehnjährigen Europapokalgeschichte gehörten. Zwar hatten die Prager in den ersten Minuten gute Chancen für die Führung, aber konnten diese Chancen nicht nutzen. Europas Fußballer des Jahres 1962, Masopust, zeigte seine Klasse, aber vor dem Tor war dann Schluss. Und wie immer, wenn eine Mannschaft ihre Chancen nicht nutzt, schlug der BVB dann in der 29. Minute durch Brungs zu. Aber der überragende Mann auf dem Platz war Timo Konietzka. Beim ersten Tor profitierte Brungs von der erstklassigen Vorarbeit des BVB-Stars. Das zweite erzielte Konietzka selber durch einen Schlenzer am tschechischen Nationaltorhüter Kouba vorbei, nachdem er einen 40-Meter-Sprint über das Feld gemacht hatte. Und auch am dritten Treffer war er beteiligt, denn Timo wurde fünf Meter vor dem Tor durch Stopper Cadek gelegt. Den fälligen Elfmeter versenkte Wosab. Der war es auch, der den 4-0-Endstand erzielte. Damit war das Halbfinale so gut wie sicher. In der Bundesliga zeigte sich dann bei der Hertha aus Berlin das andere Gesicht der Mannschaft. Man trennte sich torlos 0-0.

Am 24. Spieltag kam der VfB Stuttgart in die Rote Erde. In einem starken Spiel siegten die Borussen überzeugend mit 7-1. Vierfacher Torschütze: Konietzka. Prag konnte also zum Rückspiel nach Dortmund kommen.

Aber man kann einen Gegner auch unterschätzen. Der BVB nahm wohl den tschechischslowakischen Meister zu leicht und rettete sich dank des Hinspielergebnisses ins Halbfinale. Der BVB ging mit 1-0 in Führung und machte dann aber den Fehler, das Tempo aus der Partie zu nehmen. Am Ende hieß es 1-3. Der Pragern Josef Masopust analysierte anschließend: „Vielleicht wäre es doch richtiger gewesen, in Prag defensiv zu spielen, als wir von der 3. Minute an mit nur zehn Spielern auskommen mussten. Dann hätten wir in Dortmund eventuell noch eine geringe Chance gehabt. Aber so...“. Damit erreichte zum dritten Mal eine deutsche Mannschaft ein europäisches Halbfinale. Mögliche Gegner waren Real Madrid und Inter Mailand, sowie der Außenseiter FC Zürich. Und als Gegner wurde niemand geringeres als der italienische Meister zugelost.

Aber vor der Kür kam die Pflicht in Form des 1.FC Nürnberg. Borussia verlor mit 4-0. Dabei bestritt Heini Kwiatkowski sein erstes Bundesligaspiel. In der ersten Runde des DFB-Pokals scheiterte Borussia am TSV 1860 München. In einer kampfbetonten Partie gewannen die Münchener verdient, denn das 2-0 zeigte nur unzureichend die klare Feldüberlegenheit der Gastgeber. Trainer Herrera vom Europapokalhalbfinalgegner Inter Mailand meinte nach dem Spiel: „Diesen Gegner schlagen wir leicht. Ja, wenn wir gegen 1860 spielten müssten, wäre unsere Aufgabe wesentlich schwerer.“ Vor dem Europapokalhalbfinale hieß der Gegner Meidericher SV. Und auch gegen die Duisburger reichte es nicht für einen Sieg. Man trennte sich 0-0. Das Fazit dieses Spiel war wohl „Hauptsache keine Verletzten“.

Am 15.04.1964 war der große Tag gekommen. Die Mailänder kamen nach Dortmund und spielten in der ausverkauften Rote Erde. Eigentlich hatte man vor, das Spiel wegen des Fassungsvermögens im Hannoveraner Niedersachsenstadion auszutragen. Doch dieser Plan stieß auf erbitterten Wiederstand bei den Fans. Die Mannschaft um Trainerlegende Helenio Herrera ging erwartungsgemäß in der 3. Minute in Führung, aber Brungs wandelte innerhalb von 23 Minuten durch zwei Tore das Ergebnis um und die Borussen führten. Und als alle glaubten, Dortmund geht mit einer Führung in die Halbzeit, schlugen die Italiener zu und schossen den Ausgleich. Zwar erzielte der BVB ebenfalls durch Brungs das 3-2 in der zweiten Hälfte, aber Schiedsrichter Gere versagte dem Treffer die Anerkennung. Angeblich stand der Torschütze im Abseits. Auch einen Elfer wollte er zehn Minuten vor dem Ende nicht geben, als Wosab gelegt wurde. Und dem offensichtlichen Zeitspiel der Italiener konnte er auch nichts Ungewöhnliches abringen.

Zwischen den beiden Halbfinalspielen gab es ein weiteres Highlight. Dortmund musste zum Tabellenführer Köln reisen. Dies war aber nicht sehr erfolgreich für die Borussen. Die Dortmunder kamen vor 40.000 Zuschauern mit 5-2 unter die Räder und die Kölner sicherten sich den Titelgewinn.

Der BVB fuhr als krasser Außenseiter nach Mailand und hatte vor 80.000 Zuschauern im San Siro-Stadion kaum eine Chance. Der BVB unterlag mit 0-2 und musste den Traum vom Finale in Wien begraben. Nach der Partie sagten Trainer Herrera und Inter-Manager Solti: „Borussia war ein großartiger Gegner, der uns noch mehr imponiert hat als in Dortmund.“ Dortmund spielte mit der gleichen Mannschaft wie im Hinspiel, obwohl es bei Tilkowski und bei Wosab noch bedenken gab, ob man sie einsetzen konnte. Zu Beginn lief bei den Italienern gar nichts. Erst nach zehn Minuten konnten sie ein bisschen besser in die Partie finden. Aber im Tor der Dortmunder stand Tilkowski, der die Angriffsbemühungen in der ersten Hälfte zunichte machte. Und es hätte besser kommen können, als der Mailänder Luis Suarez in der 20. Minute brutal in „Hoppy“ Kurrats Unterleib trat. Aber der jugoslawische Schiedsrichter drehte sich demonstrativ um, statt dem Mailänder rot zu zeigen. Im Gegenzug revanchierte sich der Dortmunder, so dass es aussah, als ob dem Schiedsrichter die Partie aus den Händen glitt. Eine wilde Foulerei begann. Das Mailänder Publikum pfiff ohrenbetäubend. Nicht nur die Dortmunder waren damit gemeint, sondern auch ihre eigenen Spieler, die sich kaum gegen die Überraschungsmannschaft aus dem Pott durchsetzen konnten. Entlastung gab es erst kurz vor der Halbzeit, aber man wechselte leistungsgerecht mit 0-0 die Seiten. Die erste Chance in der zweiten Hälfte hatten die Borussen, aber als dann das 1-0 durch Mazzola fiel, war eigentlich alles entschieden. Zwar steckten die Borussen nie auf, aber leider konnten sie das Spiel nicht mehr drehen. Übrigens, 15 Monate später wurde der Schiedsrichter auf Lebenszeit gesperrt. Dortmund konnte sich damit trösten, immerhin gegen den späteren Sieger des Wettbewerbs ausgeschieden zu sein. Was damals keiner wusste: Es sollte zehn Jahre dauern, bis es wieder eine deutsche Mannschaft in ein Halbfinale des Landesmeisterwettbewerbs schaffte. Zwar schwächelte der BVB in der Liga, aber international war der Name Borussia Dortmund nun ein Begriff. Somit hatte die Stadt Dortmund neben Stahl und Bier ein drittes Markenzeichen. Es war der König Fußball, es war der BVB.

Leider gab es dann nach dem Finale noch einen hausinternen Krach. Der BVB-Vorstand um den Direktor der Union-Brauerei, Kurt Schönherr, schickte dem sehr beliebten Trainer Eppenhoff die fristlose Kündigung nach Hause. Der Grund war, das Eppenhoff sich abfällig über den Verein gegenüber Spielern und Pressevertreten geäußert hatte und eigentlich viel „zu weich“ für den Job wäre. Gegen diese Entscheidung protestierten im Schulterschluss die Mannschaft, die Fans und der BVB-Obmann Herbert Sandmann. Als Interimstrainer wurde Heinrich Kwiatkowski, seines Zeichen Ersatztorhüter, installiert.

Im letzten Heimspiel gewann der BVB dann überzeugend mit 5-2 gegen den Hamburger SV. Die Saison wurde aber mit einer 0-2-Niederlage bei Eintracht Braunschweig abgeschlossen. Dortmund trat ohne Konietzka, Kurrat und Wosab an. Die Mannschaft wirkte ausgebrannt nach den Erfolgen im Europapokal und machte nur Dienst nach Vorschrift. Am Saisonende landete Borussia mit 33-27 Punkten und 73-57 Toren auf auf Platz 4. Das Prunkstück der Dortmunder war die Offensive, in der Konietzka den zweiten Platz in der Torschützenliste errang. Auch Emmerich (16 Treffer) und Brungs (9) waren sehr erfolgreich. Gemeinsam mit Aki Schmidt und Reinhold Wosab prägten diese fünf Spieler die BVB-Offensive. Der Knackpunkt war die Abwehr, die mit 57 Gegentoren einfach nicht meisterlich war. Zu den Spielen in der Bundesliga kamen in die Rote Erde durchschnittlich 22.113 Zuschauer. Damit lag der BVB auf Platz 9 der Zuschauergunst. Die meisten Zuschauer kamen gegen Köln (das einzige Spiel in der Liga, das ausverkauft war). Die Minuskulisse kam dann zum letzten Heimspiel, als sich in der Roten Erde 7.000 Zuschauer verloren. Bei den 30 Spielen schaffte es keiner, an allen Spielen teilzunehmen. Die meisten Einsätze hatten Wilhelm Sturm und Lothar Emmerich. Nach dieser Saison hieß es auch, Abschied zu nehmen: „Jockel“ Bracht beendete seine Karriere genauso wie Willi Burgsmüller. Als Dritter im Bunde beendete der Weltmeister von 1954, Heinrich Kwiatkowski, seine Karriere als Torwart beim BVB. Auf Grund der starken Leistung von Tilkwoski brachte er es auf nur noch drei Einsätze beim BVB, hatte aber durch den Trainerrauswurf plötzlich auch ein anderes Betätigungsfeld..

Am 11. Mai 1964 stellten zwei neutrale Rechtsanwälte fest, dass es bei der Vorstandswahl im Januar einen Formfehler gegeben hatte. Der dritte Vorsitzende Heinz Dolle ließ verlauten, dass sich der Vorstand als nicht gewählt betrachtet und zurücktritt. Somit war die Entlassung Eppendorfs auch nicht rechtens und er damit wieder Trainer.

Beim Länderspiel in Hannover gegen Schottland (2-2), wo Bundestrainer Sepp Herberger sein letztes Heimländerspiel bestritt, überzeugte Tilkowski im Tor, konnte aber das Unentschieden nicht verhindern. Zu allem Überfluss musste Aki Schmidt wegen einer Verletzung ausgewechselt werden.

In der BVB-Führungskrise wurde ein weiteres Kapitel geschrieben. Auf einer Generalversammlung wurde Dr. Werner Wilms wieder zum Präsidenten gewählt. Gleichzeitig wurde Heinz Dolle, der als Betreiber der Eppenhoff-Entlassung galt, aus dem Verein ausgeschlossen. Zurück zum Sport. Beim 4-1-Sieg der Deutschen über Finnland standen mit Tilkowski, dem Torschützen Schmidt, Konietzka, Theo Redder und Willi Sturm fünf Borussen im Kader.

Die BVB-Mannschaft von 1963/64

Fazit:

Die erfolgreichen Spiele im Europapokal lassen die Enttäuschung in der Liga vergessen. Es ist nur traurig, dass der BVB nicht in der Liga das umsetzen konnte, was man teilweise bei den Partien gegen Lissabon, Prag und Mailand gesehen hatte. Sonst wäre eine bessere Platzierung und vielleicht sogar die Titelverteidigung herausgesprungen. Gerade die Offensive machte viel Freude. Hans Tilkowski setzte die Tradition großer Dortmunder Torhüter fort. Leider zeigte es sich, dass zu dieser Zeit die deutschen Klubs amateurhaft geleitet wurden. Anders kann man das Hin und Her bei der Entlassung von Eppendorff nicht erklären. Sportlich zeigte sich, dass in der Bundesliga eine wesentlich höhere Leistungsdichte herrschte als in den Oberligen zuvor.

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