...Florian Kringe: Willkommen in der Bundesliga!
Viele Spieler der Aufstiegssaison 01/02 der Dortmunder Amateure, kehrten dem BVB zum Saisonende den Rücken zu. So auch Florian Kringe. Der nach Köln zum FC ausgeliehene Mittelfeldspieler mauserte sich vom herausragenden Oberligaspieler zu einer wichtigen Stütze seiner Mannschaft, die jetzt auch den Aufstieg in das Fußballoberhaus geschafft hat. Für uns stand Florian nach den Feierorgien für ein kleines Interview bereit.
Florian Kringe, der 20-Jährige der das Fußballspielen beim TSV Weißtal begann und in der Jugend von den Sportfreunden Siegen zu Borussia Dortmund wechselte, ist also nun für die Dauer von insgesamt zwei Jahren zum 1. FC Köln ausgeliehen. Trainer Friedhelm Funkel und Manager Andreas Rettig waren mehrfach zu Gast im Stadion Rote Erde, um sich selbst ein Bild von Florians Qualitäten zu machen. In Köln schnupperte er an den Spieltagen zwei bis vier ein paar Minuten Profiluft bei Kurzeinsätzen, bevor er zu Hause gegen Frankfurt zum ersten Mal von Anfang an auf dem Platz stand. Zum ersten Mal wurde Fußball-Deutschland dann am achten Spieltag auf diesen Florian Kringe aufmerksam. Es war ein Montagsspiel der zweiten Liga. Das DSF war mittendrin statt nur dabei, als Köln Union Berlin im neuen Rheinenergiestadion empfing und mit 7:0 abfertigte.
Cichon hatte den FC bereits in der ersten Minute in Führung gebracht, bevor dann Florian in der 6. und 9. Minute seine ersten beiden Zweitligatore beisteuern konnte. Der Kicker vergab für seine Leistung an diesem Abend die Höchstnote 1. Aber mehr als diese Benotung dürfte ihm wohl das Urteil seines Trainers bedeutet haben, der am Aufstiegsmontag in der vergangenen Woche wieder vor den laufenden Live-Kameras des DSF, Florian als seinen Spieler der Saison bezeichnete.
Hallo Florian! Erst einmal Glückwunsch zum Aufstieg! Hast Du alles gut überstanden?
Kringe: Ja! Wir haben schon ganz gut gefeiert. Wir wollten uns dann auf das Freiburg-Spiel vorbereiten, das hat aber wohl nicht ganz so geklappt, wie wir uns das vorgenommen haben.
Aber Restalkohol war da gegen Freiburg aber nicht mehr dabei oder?
Kringe: Öhhhhhm, nein das nicht, aber es steckte schon etwas in den Beinen, außerdem, glaube ich, haben wir nicht so die Einstellung mitgebracht. Gegen Freiburg kann man verlieren, aber es kommt immer auf die Art und Weise an.
Du hast Dich selbst etwas schwer getan, oder?
Kringe: Ja, ich auch. Ich habe ungewöhnlich viele und auch unnötige Ballverluste gehabt.
Hast Du eigentlich schon begriffen, was passiert, ist und haben sich schon viele Leute bei Dir gemeldet?
Kringe: Nein, ich glaube begriffen noch nicht wirklich, aber es kamen schon viele Glückwünsche. Auch von ehemaligen Mitspielern bei Borussia: Buddy Pinske, Michael Ratajczak, Michael Kügler und andere haben angerufen.
Funkel bezeichnet Dich als seinen Spieler der Saison
Kringe: Das ehrt mich natürlich. Ich freue mich sowieso immer über Komplimente, aber wenn sie vom Trainer kommen, dann natürlich noch mehr.
Kommen wir mal zurück zu den Anfängen. Wie wurdest du nach dem Wechsel aus Dortmund in Köln aufgenommen?
Kringe: Sehr nett. Alle sind superfreundlich, und ich hätte nicht gedacht, dass es so gut funktioniert. In den Zeiten davor hat es ja nicht so gut geklappt, auch innerhalb der Mannschaft, da sie im Umbruch war. Die Geschlossenheit war schon überraschend. Ich komme mit allen gut zurecht, und man macht auch viel in der Freizeit zusammen. Es macht schon Spaß dort zu spielen. Am Tag nach dem Freiburg-Spiel ist die Mannschaft zusammen zum Bowling gegangen. Alles recht familiär. Das ist auch ein Teil des Erfolgsrezeptes.
Wann hast Du zum ersten Mal so richtig gemerkt, dass die zweite Liga etwas Anderes als Oberligafussball ist?
Kringe: Klar, beim Auflaufen ist alleine die Zuschauerzahl schon etwas Anderes. Das Training ist allerdings noch nicht einmal anders. Da ich auch schon mal bei den Profis des BVB mittrainieren konnte, war da nicht so eine große Umstellung für mich.
Du hast im Kurzeinsätzen in die Saison geschnuppert und hast am fünften Spieltag zum ersten Mal über 90 Minuten gespielt. Dann kam das Spiel gegen Union Berlin...
Kringe: Das war ein Highlight. An diesem Tag haben wir alle gut gespielt, und die Berliner haben es uns schon einfach gemacht. Der Trainer nannte es einen positiven Ausrutscher, so wie wir ja auch negative hatten, wie beim Bayern-Spiel im Pokal (Anm. der Redaktion: der FC verlor in München 0:8). Wir haben stark gespielt, und es war super, dass ich dort in der Anfangsphase zwei Tore machen konnte - und das auf die neue Tribüne im Stadion. Ein tolles Gefühl.
Wenn man plötzlich in der Öffentlichkeit steht, tauchen dann auch alte Freunde auf, die sich lange nicht mehr gemeldet haben?
Kringe: Das eigentlich nicht. Ich habe immer noch meinen Freundeskreis von früher, den ich auch versuche zu pflegen, so weit das möglich ist. Manchmal kommen nur Leute, mit denen ich sonst nie etwas zu tun hatte, so nach dem Motto ?kannst Du mir nicht mal ein Trikot besorgen? etc. Man wird jetzt auch öfter erkannt, das hält sich aber alles im Rahmen. Ich kann noch in Ruhe einkaufen gehen, das passt schon.
Wie wohnst Du in Köln?
Kringe: Ich wohne in Junkersdorf, nur wenige Minuten von Trainingsgelände und Stadion entfernt in einer Wohnung mit zwei Zimmern, Küche, Bad. Zu meinem Heimatort habe ich es jetzt genauso weit, wie zu der Zeit, als ich noch in Dortmund gewohnt habe. Wenn mir also mal langweilig wird, fahre ich einfach rüber. Die Telefonrechnung ist allerdings trotzdem recht hoch.
Friedhelm Funkel ist eine andere Trainergeneration als Horst Köppel. Macht sich das in der Arbeit bemerkbar?
Kringe: Nicht unbedingt. Nicht vom Training her und auch nicht im Kontakt zu den Spielern. Horst Köppel war da auch sehr locker. Er hat ein gutes Verhältnis zu den Spielern, und das ist bei Friedhelm Funkel nicht anders.
Bist Du noch auf dem Laufenden was die BVB-Amateure betrifft?
Kringe: Ja, ich verfolge das in Zeitung etc. und habe regelmäßigen telefonischen Kontakt. Das alles freut mich, und ich hätte es auch nicht gedacht.
Wer aus der Mannschaft hat noch das Potenzial nach oben zu kommen?
Kringe: Eigentlich fast alle Spieler, bestimmt zumindest die, die vom letzten Jahr noch übrig geblieben sind. Für Florian Thorwart freut es mich, dass er jetzt nach Lübeck gehen kann.
Muss es nicht für Spieler wie Heiko Herrlich frustrierend sein, so "zurückgestuft" zu werden?
Kringe: Ich denke schon, aber er muss es selbst wissen. Vielleicht hat er sich bei seiner Vertragsverlängerung auch zuviel zugetraut.
Stehen eigentlich jetzt die Groupies Schlange am Trainingsgelände?
Kringe: Nein, da sind wohl ein paar, die immer da sind, aber es ist nicht mehr als bei anderen Vereinen. Wir sind ja keine Popstars.
Och, das finde ich schon. Schließlich tretet Ihr Woche für Woche wie bei einem Konzert vor vielen Leuten auf, die Euch sehen wollen.
Kringe: Okay, wir stehen in der Öffentlichkeit, vielleicht ist das für einige Leute etwas Besonderes.
Machst Du Dir schon Gedanken um die Bundesliga?
Kringe: Jetzt auf jeden Fall schon. Ich muss mich wieder neu reinspielen in die Mannschaft und hoffe, dass es ähnlich gut weiterläuft. Das geht bis zum Winter erstmal, und dann muss man sich mit dem FC und dem BVB zusammensetzen, wie es danach in der Zukunft aussieht.
War das in köln für dich bislang recht einfach, oder war es ein Riesen-Berg Arbeit?
Kringe: Einfach war das nicht, da steckt natürlich viel Arbeit dahinter. Es war der richtige Schritt. Ich habe die Chance gesehen zu spielen, und es ist abgelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe. Es hat alles hingehauen.
Und das geht jetzt so weiter?
Kringe: Das ist eine ganz andere Sache. Wir standen hier in der Stadt unter Druck. Den Aufstieg haben alle erwartet, und wir hatten auch selbst den Anspruch. Wir haben uns selbst unter Druck gesetzt, und von außen kam auch noch Druck. Diesem Druck haben wir standgehalten. In der nächsten Saison haben wir den Druck, dass wir nicht absteigen. Dann spielen wir um den Klassenerhalt. Das ist eine ganz andere Situation. Wir habend jetzt in der 2. Liga fast immer gewonnen, da ist die Stimmung im Team immer gut. Wenn wir ein paar mal verlieren, sieht es vielleicht anders aus.
Kann mit der Bundesliga auch jetzt verstärkt die U21 ein Thema für Dich werden?
Kringe: Das hoffe ich doch! Ich war einmal dabei, vorher hat es leider nicht geklappt. Beim letzten Mal habe ich leider nicht gespielt. Die U21 besteht aus 81er und 82er Jahrgängen, in sofern habe ich als 82er noch ein Jahr Zeit. Das ist natürlich eine Sache, die ich sehr gerne machen würde.
2006?
Kringe: Soweit denke ich noch nicht.
Irgendwo tauchen mittlerweile überall die ehemaligen Amateure des BVB auf und sorgen für Schlagzeilen...
Kringe: Ja, und sie alle haben das Zeug dazu, oben mitzuspielen.
Dann danke ich Dir für das Gespräch und drücke Dir die Daumen, aber nicht für die Spiele gegen den BVB
Kringe: Das dachte ich mir (lacht)