VfB Stuttgart- Angstgegner oder endlich Punktelieferant?
Was waren das in der Vergangenheit für Duelle. Lange Jahre konnte der BVB nicht beim VfB gewinnen, ehe es im Schicksalsspiel im Mai 2000 wieder soweit war und Heiko Herrlichs Tor den Sieg unter Dach und Fach brachte. Auch im letzten Jahr konnte Borussia wieder in Stuttgart siegen und auch dieser Sieg war hochverdient.
Erinnern wir uns: vor mehr als 10 Jahren ging Borussia frohen Mutes in die Rückrunde der Spielzeit 1990/91. Zuhause hatte man bislang nur wenig Punkte gesammelt, aber auswärts dafür überall abgeräumt. Darauf - und auf einer guten Vorbereitung - sollte aufgebaut werden und das erste Spiel der Rückrunde beim VfB gewonnen werden. Das Hinspiel hatte der VfB bereits mit 3:0 für sich entschieden, der hochgehandelte BVB auf den Boden der Tatsachen gestürzt. Und nun das: der BVB wurde vom VfB und seinem Ersatzstürmer Eyulfür Sverrisson (damals war er noch Stürmer) eiskalt erwischt und ging mit sage und schreibe 0:7 unter. Die Rückrunde war im Eimer, am Ende wurde man 13. und Ottmar Hitzfeld löste Horst Köppel ab.
Ein Jahr später kämpften Borussia, der VfB und Eintracht Frankfurt um den Titel. Nach einem mehr als schmeichelhaften 0:0 im Hinspiel in Dortmund (der offensichtlich damals schon unter Doping-Verdacht stehende VfB-Trainer Daum urteilte dann auch treffend: "Normalerweise gewinnen wir das Ding hier 1:0." Und das ohne einen echten Torschuß in 90 Minuten, Respekt, Herr Daum.) mußte Borussia im Frühjahr 1992 nach Stuttgart reisen. Schon früh ging der BVB durch Michael Schulz mit 1:0 in Führung. Doch der abwanderungswütige Thomas Helmer glich per Eigentor zum 1:1 aus. Danach erzielte Flemming Povlsen ein reguläres Tor zum 2:1, was dem neutralen Mann in schwarz nicht gefiel, er gab den Treffer nicht und ließ über 5 Minuten nach spielen, bis Fritz Walter jun. ("Der Jürgen Klinsmann und ich sind ein gutes Trio......äh Quartett!") zum 2:1 traf. In der zweiten Hälfte wurde der BVB dann klassisch ausgekontert und ging mit 2:4 baden. Deutscher Meister wurde am Ende der VfB, dessen Trainer Daum vor dem Spitzenspiel eine Woche lang jede Gazette voll geheult hatte, wie man doch vom SR beim Spiel zuvor in München betrogen worden sei.
Danach gab es immer wieder unglückliche Punktverluste. Ein besonderer war es, als Lothar Sippel kurz vor Ende der regulären Spielzeit zum 2:1 für den BVB traf und dann in der Nachspielzeit der Brasilianer Carlos Dunga aus über 30 Metern einen Freistoß zum 2:2 ins Netz hämmerte.
Erst in der Spielzeit 1995/96 gewann Borussia wieder beim VfB, dann aber mit einem Paukenschlag: 5:0 hieß es am Ende für Borussia. Danach hagelte es wieder Niederlagen, es war wie gewohnt. Bis eben zu jenem denkwürdigen Nachmittag im Mai 2000. Seither sind wir in Stuttgart ungeschlagen und das sollte auch am kommenden Samstag möglich sein.
Borussia wird nur auf Jens Lehmann (Sperre) und Lars Ricken (Oberschenkelverletzung) verzichten müssen. Die Position von Ricken wird wahrscheinlich Micky Stevic einnehmen, auswärts wird er ja unterstützt und nicht ausgepfiffen. Da die Stuttgarter nur mit einem Stürmer antreten werden, könnte es Christoph Metzelder treffen.
VfB-Trainer Magath Stammkeeper Timo Hildebrand und Verteidiger Thomas Hinkel abschreiben muß. Dafür ist Innenverteidiger Marcello Bordon leider wieder an Bord. Der "spektakuläre" Neuzugang aus Lissabon, Meira, wird dagegen spielen. Überzeugt hat dieser bislang überhaupt nicht. Dafür traf am vergangenen Wochenende Sean Dundee erstmals wieder seit langer Zeit und der VfB konnte ein Auswärtsspiel gewinnen. Die letzten Heimspiele waren für die Schwaben alles andere als erfreulich und der BVB konnte mit dem Sieg in Freiburg endlich wieder seine Auswärtsstärke unter Beweis stellen.
Nach uns vorliegenden Informationen haben die Ultras des VfB - Commando Cannstatt - für dieses Spiel eine kleine Aktion geplant, wahrscheinlich eine Choreo, genaues wissen wir jedoch nicht. Die Ultras des VfB stehen in der Cannstatter Kurve im Unterrang, während die anderen Fans im Oberrang stehen, dort hat man sich also vom Rest der traditionellen Fankurve getrennt. Wir Dortmunder sind dagegen in der Untertürkheimer Kurve untergebracht. Die Stehplätze befinden sich in einem kleinen Block, der zurecht von allen Gästefans nur "Affenkäfig" genannt wird, wobei man Affen wohl so nicht halten dürfte. Rundherum sitzen dann alle weiteren BVB-Fans. Es darf mit knapp 3.000 Borussen - dabei wie üblich viele aus dem schwäbischen Umland - gerechnet werden. Das wäre seit 2000 mal wieder eine ganze Menge, in den Jahren zuvor und auch im letzten Jahr waren wir immer deutlich weniger in Stuttgart.
Für uns Gäste gelten die üblichen Schikanen in Stuttgart, chemische Reinigung am Eingang und schlechte Sicht im Käfig. Dafür wurde uns erlaubt, ein Megaphon, Doppelhalter und 5 Schwenkfahnen mitzuführen. Die Erfahrung anderer Vereine in Stuttgart zeigt jedoch, daß diese Erlaubnis gerne spontan wieder aufgehoben wird. Wir sind gespannt.
Unser Tipp: 3:1 für Borussia.
Vermutliche Aufstellung:
VfB: Ernst - Marques, Meira, Bordon, Wenzel - Soldo, Meißner - Hleb, Balakov, Seitz - Dundee.
BVB: Laux - Evanilson, Wörns, Dede - Reuter, Stevic, Rosicky, Kehl - Ewerthon, Koller, Amoroso.