Trainingslager 2002 - Die Tour der Leiden
Was lange währt, wird endlich gut, unser Trainingslagerbericht geht endlich online: Irgendwann Anfang Mai, nach dem Ende der glorreichen Saison trafen sich einige BVB-Fans im Café Central in Dortmund. Wir ersonnen dort unter Zuhilfe bewußtseinserweiternden Gerstenkaltschalen die Idee, den BVB ins Trainingslager zu begleiten. Zunächst hielten wir die Idee alle selbst für einen schlechten Scherz. Doch schnell fanden sich 10 Leute zusammen, die nach Österreich fahren wollten.
Auf der Sommerparty von "The Unity" wurden noch schnell die letzten Einzelheiten geklärt. Allerdings fiel der dritte Fahrer wegen einer Meniskus-OP aus und ein weiterer Mitfahrer mußte deswegen ebenfalls passen. So planten wir verbliebenen 8 unsere Fahrt nach Bad Radkersburg in der Steyermark.
Die Reisenden setzten sich wie folgt zusammen: Klaus (Fanclub Ambassadors), Wolle (Der Treue Süden), Andreas (Ambassadors), Christian (Borussen-Bulldogs), Arne (schwatzgelb.de), Micha (Desperados), Ramme (Westfalenstolz Geiseke) und Jens (schwatzgelb.de).
Für die ersten 4 ging es bereits Samstag nacht um 0 Uhr ab Westfalenstadion los. Wir anderen wollten noch nachmittags in München das UI-Cup-Spiel zwischen 1860 München und Bate Borisov sehen, um dann am nächsten Tag nach Bad Radkersburg weiter zu fahren.
Die Beladung von Arnes A4 gestaltete sich dann doch wesentlich schwieriger als gedacht. Einige Kleinigkeiten mußte am Ende leider doch zuhause bleiben. Micha und Ramme hatten es neben der Kühlbox und mit dem Radio auf dem Schoß auch nicht wirklich bequem. Im Fußraum vor mir war so gerade noch Platz für meine Beine. Egal, hauptsache, es konnte endlich losgehen.
Gegen 9:30 Uhr ging es dann von Schwerte über Hagen-Hohenlimburg nach München. Der übliche Halt bei McDonalds/Burger King in Geiselwind durfte natürlich nicht fehlen. Übrigens hat McDonalds dort eine ganz besondere Spezialität: einen BigMac mit braungelbgrünen Salatblättern. Zur Untermalung hatte man dort gleich eine ganze Kompanie US-Soldaten eingeflogen, die alle wie George W. Bush klangen. Kalte Chicken McNuggets sind für sie scheinbar ein Hochgenuß. Also zu McDonalds, wo Ramme sein Traumfrau traf, sie trug sogar einen Bart und kleidete sich in einen topmodischen blau-roten Kartoffelsack.
Kurz vor München machten wir noch die Bekanntschaft mit einem netten BMW-Fahrer, dem unser voller Kofferraum nicht voll genug zu sein schien und er ebenfalls noch mit hinein wollte. Dank universeller Zeichensprache sah er bald seinen Irrtum ein.
In der bewegenden Stadt machten wir uns dann gleich auf die Suche nach Giesing und dem Grünwalder Stadion. Nach einigen Irrungen wurde das auch gefunden. Mehr zu dem Spiel und drum herum teilt Euch Arne in seinem Artikel über Grünwald mit, der in den nächsten Tagen folgen sollte.
Nach dem Spiel entschlossen wir uns - entgegen der ursprünglichen Planung - nun doch direkt nach Bad Radkersburg zu düsen, die Übernachtung in München wurde gestrichen. Relativ schnell ging es in Richtung Grenze und bald mußten wir die Autobahn verlassen, um nach Graz zu gelangen. 80km Landstraße, weil die Autobahn einfach aufhört. Wir telefonierten mit den bereits eingetroffenen Mitstreitern, um uns die Lage der Zelte erklären zu lassen. Leider waren diese in einem nicht mehr ganz auffassungsbereiten Zustand. Vor Graz ging es wieder auf die Autobahn und die netten Ösis verlangten nun noch eine zusätzliche Maut von uns (7,60EURO), das "Pickerl" reicht auch nicht aus, um österreichischen Boden zu befahren. Dann ein leckerer Tunnel von 10km Länge inkl. Gegenverkehr und kurz vor der slowenischen Grenze runter von der Bahn. Dann über die Dörfer, die so klangvolle Namen wie Halbrenrain, Kleindorf, Großdorf tragen. Gegen 0:30 Uhr erreichten wir den Campingplatz, der schon geschlossen hatte. Also stellten wir das Auto vorne ab und mit Hilfe einer Taschenlampe wurden unsere Zelte aufgebaut. Das war in der Nacht recht spaßig und vor allem kompliziert. Irgendwie klappte es aber doch und wir konnten unsere erste Nacht in der Steyermark verbringen. Die Anderen waren übrigens nicht wach zu kriegen, sie hatten einen starken Schlummertrunk zu sich genommen.
Montag morgens
sahen wir uns zunächst das Trainingsgelände an, um dann direkt zum
Mittagessen im Bistro überzugehen. Die Stadt Bad Radkersburg ist übrigens
ein wirklich nettes, kleines Städtchen. Aber eben sehr klein und entsprechend
viel los.
Nach dem Essen stand ein kurzer Ausflug nach Slowenien auf dem Plan. Wir fuhren
nach Maribor, um dort einzukaufen. Einige von uns bewunderten doch lieber die
Auslagen........
Maribor ist auf jeden Fall zu empfehlen, eine schöne Innenstadt mit lauter alten Gebäuden, vielen Straßencafés und jeder Menge Einkaufsmöglichkeiten.
Um 18 Uhr war es dann endlich soweit: unsere Helden riefen zum Lauftraining. Ungläubige Gesichter starrten uns an, als wir unsere Zaunfahnen aufhingen. Als erstes reagierte Pressesprecher Schneck, der uns sofort ansprach und wenig später auch Michael Zorc. Die Spieler registrierten unser Erscheinen eher mit Ungläubigkeit. Einige lachten zu uns hinauf, aber sonst gab es erstmal keinen Kontakt. Die Spieler liefen nun ihre Runden auf der 4,2km langen Laufstrecke im Wald. Nach dem Lauf rief Matthias Sammer: "Viel trinken, Männer!" Und wir halten uns an die Worte des Trainers. Der erste heiße Tag neigte sich dem Ende und wir krochen irgendwann nachts in unsere Zelte, in denen es schlicht brütend heiß war.
Am nächsten Morgen gesellte sich ein ortsansässiger Journalist zu uns auf die Tribüne und befragte uns nach der Motivation dieser Reise. Auch der Schreiber für die BVB-Homepage, Markus Christmann, gesellte sich zu uns und stellte ein paar Fragen. Immerhin zeigte uns jetzt bspw. Evanilson seine Begeisterung, in dem er uns den "Daumen hoch" zeigte. Neuling Roman Weidenfeller erkundigte sich in einer Trainingspause nach unserer Anreise. Ansonsten hatten wir immer Kontakt zu Pressesprecher Josef Schneck, der immer ein paar Worte für uns übrig hatte.
Nach dem Vormittagstraining verließen uns dann 4 Mann, um nach Wien zu fahren. Sie wollten dort am Abend Austria Wien - SV Ried sehen (auch hier Arnes Bericht abwarten). Wir versuchten es bei der Hitze mit einer Abkühlung und wollten die Parktherme besuchen. 15,- EURO Eintritt für ein paar Bahnen schwimmen und in der Sonne herum lungern.
Beim Abendtraining wurde dann ein neuer Spitzname für Co-Trainer Uwe Neuhaus geboren. Dieser unterschrieb gerade bei zwei österreichischen Kindern auf ihren mitgebrachten Fußbällen. Da die beiden uns schon nach fast jedem Spielernamen gefragt hatten, meinte Klaus: "Unterschreib doch einfach mit Uli Borowka, das merken die doch eh nicht." Uwe fands zunächst spaßig und schwärmte von den Qualitäten des echten Uli Borowka. Er ahmte gar den Gang von Uli B. nach und amüsierte damit Matthias Sammer. Noch ahnte er nicht, auf was er sich da eingelassen hatte.
Wir ließen den Abend dann beim grillen und dem mitgebrachten Fäßchen "Brinkhoffs No.1" ausklingen, "Viel trinken, Männer!". Das einheimische "Puntigamer - das bierige Bier" schmeckt übrigens auch recht lecker. Unsere unglaubliche Attraktivität hatte unter dem Zelten nicht gelitten, tausend Mücken können nicht irren.
Am nächsten Morgen war wieder einmal gegen 8:30 Uhr die Nacht vorbei, der Schweiß floß bereits in Strömen. Großes Lob an die Campingplatzleitung: beim duschen war man fast nie allein, immer wurde man von acht- bis zehnbeinigen Schönheiten begleitet. Man mußte nur aufpassen, daß man sie nicht zertrat.
Diesen Morgen probierten wir mal was neues und deckten uns beim "Metzger-Wirt" mit leckeren und reichlich belegten "Wurscht-Semmeln" ein, sehr zu empfehlen. Wir frühstückten auf der Tribüne und schwitzten schon vom zusehen, während die Mannschaft herrliches Fußballtennis zelebrierte. Allen voran Evanilson/Ewerthon gegen Rosicky/Koller. Wir hatten eine Menge Spaß, sie dabei zu beobachten. Am Ende gewannen die Brasilianer mit 17:16 und wir klatschten Beifall für diese große Vorstellung. Ansonsten hatte unser "Uli" schon andere Anhänger gefunden und Michael Zorc sprach ihn schon mit Uli an. Er meinte gar, daß die Ähnlichkeit doch wirklich verblüffend sei. Wir kündigten schon mal ein Transparent für den nächsten Tag an.
Nach dem Training fuhren wir direkt nach Graz, um dort das Spitzenspiel der "T-mobil-Bundesliga" zu bestaunen (und wieder ist Arne dran).
Das Spiel war vorbei und für uns ging es wieder zurück an den Ballermann der Steyermark. Ein Teil ging noch in der Stadt etwas trinken und Arne lernte die weiteren Vorzüge der Steyermark kennen.
Kommen wir zum Donnerstag, zunächst gab es das übliche Schauspiel beim vormittags-Training. Einige Spieler versauten uns jedoch die vitaminfreie Woche, in dem sie Pfirsiche verschenkten. Am vorigen Tag hatten wir in einem Grazer Baumarkt noch Material für eine kleine Aktion eingekauft. Dieses wurde dann am Donnerstag mittag eingesetzt und man bastelte aus 8 Styropor-Platten "B O R U S S I A" (gelb auf schwarz) und ein Spruchband: "Wegen Urlaub heute kein Spruch!".
Leider war es wie so oft, die Mannschaft registrierte das Ganze nicht. Dabei sind es doch eher die kleinen Gesten, die viele Fans sehen wollen. Niemand will irgend etwas unmögliches verlangen, aber ein kleiner Wink ins Publikum hätte schon was.
Nach einem ausgedehnten Abend beim Buschenschank (vergleichbar mit dem "Heuriggen", dort verkaufen die Bauern - Ausnahme Mineralwasser - nur Dinge, die sie selbst anbauen) mit lecker "Heckenklescher" (Wein aus einer Urtraube, haut einen wirklich in die Hecke) war das ganze auch Thema bei einem längeren Gespräch zwischen Pressesprecher Josef Schneck und Michael Zorc.
Beide versuchten, Verständnis zu wecken und zeigten umgekehrt auch Verständnis für uns. Für uns war es wichtig zu sehen, daß offensichtlich auch die Mannschaft durch unser Erscheinen etwas verunsichert war und nicht so richtig wußte, was sie mit uns anstellen sollte. Umgekehrt waren wir auch nicht so offensiv und sprachen die Spieler immer wieder direkt an. Wir werden dann bei nächster Gelegenheit sehen, was das ganze gebracht hat. Übrigens kam Kapitän Stefan Reuter nach dem Training zu uns und erklärte, daß ihm das leid tue, man sei selbst in solchen Spielen oft noch so konzentriert und gucke nur in Richtung Kabine.
Abends wurde dann nicht trainiert, dafür veranstaltete die örtliche Kasernenbesatzung eine große Party. Auch die Freudenhaus-Preise an der Cocktailbar konnten uns nicht schrecken, leider war irgendwann "Long Island Icetea" alle, wir hatten wohl zuviel getrunken. Österreich wurde von Dortmund eindeutig besiegt, als Entschädigung gaben wir einen Teil unseres Liedgutes zum besten.
Die Nacht war wie üblich viel zu kurz, um 8 Uhr morgens wachten wir schon schweißgebadet in unseren muckelig warmen Zelten auf. Einzig Arne und ich schafften es dann morgens zum Training pünktlich zu erscheinen. Der Rest kam später nach. Jeder weiß ja, wieviel Wert Sammer auf Pünktlichkeit legt, das war schwach Jungs und kostet eine ganze Menge Geld!
Während sich Klaus, Andreas, Wolle und Christian dann von allen verabschiedeten, beschlossen wir anderen, erst in der Nacht gen Heimat zu fahren. So lümmelten wir uns den Rest des Tages wie üblich in der prallen Hitze, um dann gegen 18 Uhr beim Training zu erscheinen und uns gebührend von allen zu verabschieden. "Uns Uli" stand dann nach für ein Foto zur Verfügung und Pressesprecher Schneck war fast ein wenig neidisch, daß wir jetzt endlich aus der Hitze fliehen konnten.
Zum Abschluß noch eine kleine Bilderserie von Andreas Herzogs super Elfmeter in Graz:
Sämtliche Fotos findet ihr hier.