Unsa Senf

Thema Stimmung mal positiv

13.09.2002, 00:00 Uhr von:  Arne
Thema Stimmung mal positiv
Der Gästebock in Bochum

Dienstag war es endlich mal wieder so weit: Ein Fußballspiel, dass dem Fan auf der Tribüne alles abverlangte und das viele Schwatzgelbe nur heiser und nassgeschwitzt verließen. Endlich einmal ist es uns Borussen wieder einmal gelungen, unsere alte Klasse unter Beweis zu stellen: Stimmung, 90minütiger Support und mit dem simplen Text „Borussia Dortmund lalalalalalala“ ein Lied, dass nahezu eine halbe Stunde am Stück gesungen wurde und Erinnerung an alte Zeiten wie das Spiel bei Bröndby Kopenhagen wach werden ließ.

Zwar wollen viele Fans aus Bochum dies nicht bemerkt haben und kritisierten weiter munter die Stimmung im Borussenblock, aber was stört es schon die schwatzgelbe Eiche, wenn sich eine graue Maus daran reibt?

Eine Frage, die höchstens in diesem Zusammenhang interessiert: Mit welcher Legitimation nimmt man es sich eigentlich ausgerechnet im ewigen Stimmungstief an der Castroper Straße heraus, den Support fremder Fangruppen zu kritisieren?

Der Gästebock in Bochum
Der Gästebock in Bochum

In Dortmund ist man sich schon lange der schlechter gewordenen Stimmung in den letzten Jahren bewusst geworden. Insbesondere bei Heimspielen schafft es die Südtribüne nur noch selten, so abzugehen wie früher einmal, und auf eine fast selbstzerfleischende Art und Weise wurde dieser Zustand – auch an dieser Stelle – stets vehement kritisiert und ein Wandel hin zum besseren hinauf beschworen.

Tatsächlich ist sogar etwas passiert und die zahlreichen Appelle an „die Süd“ scheinen nicht völlig ungehört geblieben zu sein. Die Heimspiel-Atmosphäre erreicht zwar längst nicht mehr die Qualität von Anfang und Mitte der 90er Jahre, sie ist aber auch nicht mehr so tot wie noch vor ein paar Monaten. Es wir wieder mehr gesungen, die Spieler werden beim Warmlaufen einzeln gefeiert und gerade auswärts kann man als Dortmunder wieder richtig Spaß an einer genialen Block-Stimmung haben – jüngstes Beispiel eben das Spiel in Bochum.

Während man aber bei uns schon lange den Ernst der Lage erkannt hatte und sich mittlerweile schon wieder auf dem Weg der Besserung befindet, lügt man sich anderswo bis heute selbst in die Tasche und wird autosuggestiv tätig. Eine „geile Stimmung“ wollen so beispielsweise die Bochumer am Dienstag in ihrer eigenen, eben der Ostkurve erlebt haben, während von BVB-Seite „der schlechteste Ruhrstadion-Support der letzten zehn Jahre“ gekommen sei. Nun gut, lassen wir diesen Leuten ihre Meinung. Wer die geringe Bewegung in der Ostkurve betrachtete, konnte schnell feststellen, wie „geil“ die Stimmung dort tatsächlich sein musste – und für die ganz kniffligen Fälle im Leben gibt es ja auch noch die neutralen Zuschauer im Stadion, die allesamt den Eindruck vermittelt bekamen, dass der Westen deutlich lauter und eben „geiler“ war.

Weil aber nicht sein kann, was nicht sein darf, müssen eben die einzig wahren, treuen, ehrlichen und völlig unkommerziellen Fans kleiner Vereine oder auch der sich ewig selbstbeweihräuchernden Mythen der Liga per Definition lauter sein als ausgerechnet die schlimmen Modefans aus Lüdenscheid. Denn was in Bochum seinen Anfang findet, nimmt die A40 gen Westen entlang seinen Lauf. Dort leben am Berger Feld die besten Fans des Universums mit dem besten Stadion und der - logischerweise – auch besten Stimmung. So zumindest lautet die offizielle Ausdrucksweise im Lager der Blauen wie auch bei den einschlägigen Presseorganen von Kirch und Springer. Dass auch es auch dort immer seltener „kocht“ und es während eines Spiels nur vereinzelt richtig laut wird, äußert nur ein kleines Häufchen „Sehender“ – die hörige-tumbe Restmasse ist für derartige Festsstellungen selbstverständlich nicht empfänglich.

Eines kann man zusammenfassend konstatieren: In Dortmund ist zwar noch lange, lange nicht alles Gold, was glänzt, und es ist ein wirklich langer Weg, um wieder zu alter Stäke zurückzukommen, aber es ist immerhin gelungen, dass Steuer endlich wieder einmal herumzureißen. Der Tiefpunkt war erreicht, seit kurzem geht es wieder aufwärts! Machen wir also weiter so, denn so richtig geil ist ein Fußballspiel doch nur, wenn man wirklich heiser nach Hause kommt!

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