Großer Bahnhof am kleinen Bahnhof - ein Problem des Stadionausbau
Bereits kurze Zeit nach Bekanntgabe des neuerlichen Stadionausbaus, wurde auch bekannt gegeben, dass trotz der Kapazitätserhöhung um fast 15.000 Plätze keine neuen Parkplätze um das Stadiongelände an der Strobelallee herum geschaffen werden würden. Stattdessen wolle man die Zuschauer mit öffentlichen Verkehrsmitteln in den Tempel lotsen und das Park&Ride-Angebot verbessern.
Eine kluge Entscheidung mag man da im Hinblick auf das Verkehrsaufkommen rund um Westfalenstadion, - park und -hall denken. Schon jetzt kommt es durch die in unmittelbarer Nähe gelegenen Parkflächen an der Stadtkrone regelmäßig zu Staus, die sowohl eine zeitige Anreise wie auch eine zügige Abfahrt nahezu unmöglich machen.
Doch wer auf den öffentlichen Nahverkehr setzt, sollte auch sichergehen, dass die Voraussetzungen für ein solches Vorhaben gegeben sind und die Infrastruktur die Abfertigung derartiger Zuschauermengen auch zulässt.
Für aus dem Innenstadtbereich anreisende Zuschauer und solche, die am Dortmunder Hauptbahnhof ankommen und mit der U-Bahn weiterfahren ist das Angebot auch durchaus angemessen.
Wie aber sieht es für diejenigen aus, die aus den südlichen Stadtteilen Hörde und Applerbeck oder von weiter außerhalb - aus Schwerte, Hagen, Lüdenscheid, Iserlohn oder Hamm - nach Dortmund kommen? All diese Leute reisen bereits jetzt sinnvollerweise mit Regionalbahnen an, die am in Stadionnähe gelegenen Bahnhof Westfalenhalle halten.
Und genau hier liegt der Knackpunkt. Stammt dieser Bahnhof noch aus Zeiten, in denen das Westfalenstadion 55.000 Leuten Platz geboten hat und war er für das Anfang der 90er Jahre verringerte Fassungsvermögen von 42.800 Zuschauern gerade optimal, kommt es doch bereits heute mit 68.800 verfügbaren Plätzen im Stadion zu erheblichen Problemen. Wie aber soll dies aussehen, wenn mehr als 80.000 Menschen ein Spiel der Borussia verfolgen - und dies wird im Idealfall bereits in der nächsten Saison der Fall sein?
Muss hier erst ein Unfall passieren, bis an den verantwortlichen Stellen gehandelt wird? Vor etwa einem Jahr hat ein junger Schwerter an diesem Bahnhof sein Bein verloren, weil er bei der Einfahrt eines Zuges auf die Gleise gestürzt war. Dies geschah zwar nicht im Gedränge, sondern war die Folge zahlreicher unglücklicher Umstände, doch bleibt zu befürchten, dass derartige Unglücke in Zukunft häufiger passieren könnten - zumal die Deutsche Bahn mit teilweise viel zu kurzen Zügen für zusätzliches Gedränge und eine viel zu langsame Abfertigung der Wartenden sorgt.
Für die WM 2006 ist eine derartige Lösung des Problems "Bahnhof Westfalenhallen" sicherlich nicht notwendig - und wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum dieses Thema bislang stiefmütterlich behandelt wurde. Die Gäste aus aller Welt werden wohl eher am Hauptbahnhof angelangen (für dessen Ziel zur Neufertigstellung ja auch trotz ständiger Probleme weiterhin das Jahr 2006 angegeben wird) und von dort aus mit Bus und U-Bahn zum Stadiongelände gelotst werden.
Bei Ligaspielen jedoch ist es eben so wie oben beschrieben, dass ein Großteil der Zuschauer über den Haltepunkt Westfalenhalle anreist. Wie das in 12 Monaten ablaufen soll, möchte man sich eigentlich nicht ausmalen.
Schwatzgelb.de wird Euch auf dem Laufenden halten und versuchen, in naher Zukunft Aussagen der Entscheidungsträger vom BVB, der Stadt oder der Deutschen Bahn zu bekommen. Eines steht jedenfalls fest: Es muss etwas passieren - und zwar zügig!