Finale, Gewalt und Karten
Am 08. Mai 2002 ist es wieder soweit: Nach beinahe genau fünf Jahren hat der BVB wieder einmal ein europäisches Endspiel erreicht – das dritte innerhalb der letzten neun Jahre. Die Kartenanfragen stapeln sich beim BVB, 40.000 Fans wollen zum Spiel. So viele, wie teilweise bei einigen Europapokal-Heimspielen nicht dabei waren. Da fragt man sich dann schon, ob es in Ordnung ist, wenn am Ende Leute die Karten bekommen, die nicht ein einziges Europapokalspiel in dieser Saison (und damit meine ich noch nicht einmal die Auswärtsspiele) gesehen haben.
Umgekehrt wird es sicherlich viel Ärger innerhalb der Fanszene geben, wenn Leute draußen bleiben müssten, die etwa die Spiele in Donezk, Kiew, Porto, Liverpool, Kopenhagen, Lille, Prag oder Mailand live vor Ort gesehen haben. Die entsprechenden Fanclubs wissen eigentlich ganz genau, wer mit ihnen bei welchem Spiel war. So sollte dann auch die Verteilung aussehen. Man darf gespannt sein, wie diese Sache ausgeht. Hoffentlich nicht wie in den Fällen Lille oder Hamburg, wo Fanclubs komplette Kontingente bekommen haben, obwohl sie in der gesamten Saison nicht ein einziges Auswärtsspiel besucht haben. Andere hingegen mussten in die Röhre schauen.
So bitter es klingt: Da können wir von den Blauen lernen. Dort übernimmt der Fanclub-Dachverband, also im Grunde genommen die Fans selbst, die Verteilung für das DFB-Pokalendspiel. Eine Lösung wie 1989, als alle Dauerkarten-Inhaber Tickets für das Pokalfinale BVB – Werder bekamen, lässt sich angesichts 45.000 verkaufter Jahreskarten wohl kaum noch einmal realisieren.
Schlimm, wenn in Anbetracht dieser Knappheit auch wieder schwarze Schafe ihr Unwesen treiben. Die offizielle Vorverkaufstelle des BVB in Kassel bietet so beispielsweise bereits heute Reisen mitsamt Karte zum Finale an. Offenbar weiß man hier ein wenig genauer, wer wie viele Karten bekommt.
Gerüchteweise ist es übrigens auch diese Vorverkaufstelle, die selbst Heimspielkarten nur in Verbindung mit der dazugehörigen Fahrt nach Dortmund veräußert.
Da geht man bei unserem ungeliebten schon ganz anders mit unlauterem Tickethandel um: In Gelsenkirchen bekämpft man rigoros den Wucherhandel mit Karten für das DFB-Pokal-Endspiel in Kleinanzeigen oder dem Internet und verhängt drastische Strafen. So werden diesen die Karten entzogen und die betreffenden Personen von zukünftigen Kartenzuteilungen ausgeschlossen. Im schlimmsten Fall droht ihnen sogar der Entzug der Dauerkarte. Ein Beispiel, welches auch beim BVB Schule machen sollte.
Kommen wir zur Anreise. Die Stadt Rotterdam hat bereits verkündet, dass BVB-Fans keine Chance hätten, in die Hafenstadt zu kommen. Es wird wohl auch nur wenige geben, die das überhaupt versucht hätten. Rotterdam gilt seit Jahren als europäische Hochburg des Hooliganismus. Dass sie diesen Titel redlich verdient haben, konnten Rotterdams Anhänger auch immer wieder unter Beweis stellen. Nach dem Meisterschaftserfolg vor einigen Jahren verwüsteten sie die Innenstadt; es gab viele Verletzte. Bei Duellen mit Ajax Amsterdam kommt es immer wieder zu schwersten Ausschreitungen, immer wieder hat es dabei auch Tote gegeben.
Jeder, der nach Rotterdam fährt, sollte sich also darüber im Klaren sein, dass das kein normales Spiel sein wird. Ein Besuch der Innenstadt, vielleicht sogar gemeinsam feiern wie 1997 in München – das können wir getrost vergessen. Die niederländische Polizei rät bereits jetzt von einer Anreise mit dem PKW ab. Organisierte Reisen mit dem bereits von den Borussen Bulldogs geplanten Sonderzug und diversen Fanbussen sollten in jedem Fall bevorzugt werden. Das bedeutet aber auch, dass wir definitiv erst wenige Stunden vor Spielbeginn in Rotterdam (direkt am Stadion) eintreffen werden. Ursprünglich waren wir als Heimmannschaft gesetzt worden und sollten die dem Bahnhof abgewandte Fankurve beziehen. Uns liegen leider keine Infos vor, ob es dabei geblieben ist. Aus Sicherheitsgründen ist das aber nicht vorstellbar. Für die Polizei wird es einfacher sein, alle Ankommenden direkt vom Bahnhof durch den dort vorhandenen Tunnel in den Gästeblock zu geleiten. Sicherer geht es eigentlich nicht.
Wie es jedoch mit PKW- und Busreisenden aussieht, wird man hoffentlich bald erfahren. Allerdings sind weder Gästeblock noch Tunnel für diese große Anzahl Personen geeignet. Im Jahre 2000, während der EM, hat jedoch alles prima geklappt, und es ist nichts passiert. Garantien wird sicherlich niemand geben können und wollen, aber eigentlich sollte es bei einem entsprechend großen Polizeiaufgebot für uns sicher bleiben. Unser Aufruf und unsere Bitte an alle: Verzichtet auf die Anreise im PKW und haltet Euch – auch wenn es schwer fällt – an die Anweisungen der niederländischen Polizei und Ordnungskräfte. Dann sollte eigentlich nichts passieren.