Der Ticketskandal - Bekämpft der BVB die eigenen Fans?
Am Donnerstag schlugen in Lille die Wellen hoch. Grund dafür war nicht etwa die ARD-Entscheidung, lediglich die zweite Halbzeit des UEFA-Cup-Spiels beim OSC zu übertragen, sondern vielmehr die Empörung zahlreicher mitgereister Anhänger darüber, dass offenbar ein Großteil der ohnehin schon seltenen Karten für das Achtelfinalmatch an kommerzielle Reiseveranstalter gegangen waren.
Die Vergabepraktiken für die Eintrittskarten zum Spiel in Lille sorgten schon im Vorfeld des Aufeinandertreffens für viel Wirbel innerhalb der Fanszene (wir berichteten). Grund für den Ärger der Anhänger war die Tatsache, dass vielen Fanclubs - angeblich aufgrund nur weniger vorhandener Karten überhaupt -
nur ein Bruchteil der von ihnen bestellten Karten zugeteilt wurden und somit so manche geplante Busfahrt ins Wasser fallen musste, da die Fahrzeuge oftmals nicht einmal zur Hälfte ausgelastet gewesen wären. So mussten sich beispielsweise die Borussen-Bulldogs - einer von gerade einmal zwei Fanclubs, die auch zu unattraktiven Auswärtsspielen wie Cottbus einen Bus organisieren und bei derartigen Fahrten auch ein enormes finanzielle Risiko eingehen - mit lächerlichen 23 Karten zufrieden geben. Deutlich zu wenig, um zumindest kostendeckend nach Frankreich fahren zu können.
Zähneknirschend nahm man jedoch diese Umstände hin. Immerhin schien die Wurzel allen Übels nicht beim BVB selber, sondern beim gastgebenden OSC Lille zu liegen, der den Schwatzgelben nur ein äußerst geringes Kontingent zustehen wollte. So hieß es jedenfalls, und Manager Michael Meier hatte nicht zuletzt aus diesem Grund auch den Fanclubs gegenüber das Versprechen gegeben, dass keines der raren Tickets an kommerzielle Reisebüros und Veranstalter gehen sollte um die Situation für die Anhänger nicht noch zu verschlimmern.
Dass Ehrenworte zwar bei Vereinen mit Herz, nicht jedoch bei Kapitalgesellschaften mit Kommerz eine Rolle spielen, mussten die wenigen mitgereisten Schwatzgelben dann jedoch vor Ort in Frankreich schmerzlich erfahren. Als nämlich die 17 deutschen Reisebusse nach und nach in Lille eintrafen, trauten viele Borussen ihren Augen nicht: Der Reiseveranstalter "TRD" war mit nicht weniger als 3 Bussen angereist, Mitbewerber "Voss und Votava" mit immerhin 2. Den Höhepunkt erreichte die Wut der Fans jedoch, als bekannt wurde, dass das vereinseigene BEST- Reisebüro ganze 5 (!!!) Busse organisiert hatte.
In Anbetracht der Tatsache, dass viele Fanclubs aufgrund der erst eine Woche vor dem Spiel zugeteilten Karten hohe Stornogebühren für die abgesagten Busse zahlen, muss man diese Geschäftspraktiken des BVB wohl als Unding bezeichnen. Nicht nur, dass man den eingefleischten Fans Karten vorenthält und sie ebenso wissentlich wie dreist belügt. Nein, es wird sogar billigend ein erheblicher finanzieller Schaden der eigenen Fans in Kauf genommen.
Schlimm auch
die Tatsache, dass das BEST- Reisebüro offenbar zu Dumpingpreisen nach
Lille unterwegs war. Ganze 25 Euro kostete die Fahrt ohne Ticket in
einem der 5 komfortablen Reisebusse, in Kombination mit der
Eintrittskarte bot man die Reise billiger als jeder andere Anbieter an.
Nachfragen von Schwatzgelb.de bei namhaften Busunternehmen der Region
ergaben, dass bei einem solchen Preis eine Fahrt nicht einmal zu
Selbstkosten möglich sei - BEST muss also wohl draufgezahlt haben.
Jetzt droht dem BVB hausinternes Ungemach!
Warum aber eine derartige Preiskampfpolitik? Im Normalfall wird mit einer solchen Dumping-Geschäftspraxis versucht, schwächere Konkurrenten aus dem Weg zu räumen. Davon können wir aber in diesem Fall eigentlich gar nicht ausgehen, denn kein geringerer als BVB Manager Michael Meier hat den eingetragenen Fan-Clubs ein ums andere male jahraus, jahrein in den Fan-Delegiertentagungen sein Wort gegeben, dass er "nie in die Veranstaltungsautonomie der Fanclubs" - also den selbstorganisierten Busreisen zur Eigenfinanzierung eingreifen werde! Hat also ausgerechnet der Manager sein Wort gebrochen, oder hat Thorsten Krebs das ohne Wissen der obersten Führung im AEG-Hochhaus eigenmächtig verfügt? Eine zugegebenermaßen spannende Frage...
Ist es das, was dort im Vorstand der KGaA geplant wird? Sollen Fanclubs unterboten werden, um ihnen das kleine, aber bitternötige Geschäft zu versauen und in Zukunft selbst die Fahrten zu organisieren? Bekämpft man beim BVB etwa die eigenen Fans? Eigentlich möchte man ein solches Szenario nicht glauben, doch die Vermutung drängt sich allmählich schon auf, dass das "Fanclub-Monopol" der Auswärtsfahrten bewusst angetastet und der Fan in Zukunft noch mehr zur Melkkuh des Vereins werden soll, indem auch an den Reisen der Anhänger noch kräftig mitverdient wird.
Doch ist dies eine angemessene Art und Weise, mit den treuesten Fans und nicht zuletzt auch zahlenden Kunden umzugehen? Darf man sie derart belügen und bewusst schädigen, nur um langfristig wieder ein paar Märker mehr in die Kassen zu bekommen? Ist bei der Borussia von heute wirklich nur noch alles Kommerz? Wo ist das vielbeschworene Herz geblieben, von dem Michael Meier und Gerd Niebaum niemals müde wurden zu schwärmen? Etwa nur leere Worthülsen? Man muss es wohl annehmen...
Legal ist ein solches Verhalten des BVB sicherlich, aber ist es auch moralisch vertretbar? Dass einmal mehr ausgerechnet den Personen der schwarze Peter zugeschoben werden soll, denen der Verein am meisten bedeutet und die für die Borussia alles geben würden, lässt einen derb-faden Beigeschmack an der ansonsten sportlich bisher einwandfrei laufenden Saison.
Am heutigen Montag wurde dann erneut zum Leidwesen der Fans ein weiteres Kapitel in der unendlichen Geschichte um die Fanbetreuung beim BVB aufgeschlagen: Da angeblich heute die Eintrittskarten für das Auswärtsspiel in Hamburg in den freien Verkauf gehen sollten, waren viele Fans nach Dortmund gefahren, um sich dort für die begehrten Billets anzustellen. Nach über einer Stunde im Regen hielt man es in der Geschäftsstelle dann endlich für nötig, die im Regen wartenden Fans darüber aufzuklären, dass die Tickets doch erst am Dienstag verkauft würden. Ein Skandal eigentlich, aber beim BVB lediglich traurige Normalität...
Eines wird bei all dem Ärger der Fans um Ordner und Ticketing ganz besonders deutlich. Die Zeit ist gekommen, in der unsere Borussia sich mal wieder auf das zurückbesinnen sollte, was den Verein wirklich ausmacht: Spieler, Trainer und ganz besonders Vorstände sind in einem derartigen Gefüge beliebig austauschbar. Was aber bleibt und was den Charakter eines Fußballclubs beschreibt, das sind seine Fans. WIR sind nicht beliebig austauschbar. WIR haben schon von uns Reden gemacht und den BVB positiv nach außen vertreten, lange bevor die Mannschaft sportlich dazu in der Lage war. Das ist ein verbrieftes Vermächtnis, kleinkarierte Verteilerschlüssel bei Matthias Naversnik allerdings nicht, was sicher die kommende Fan-Delegiertentagung eindrucksvoll beweisen wird...
WIR Fans bestimmen den Wert der Marke BVB, denn ohne uns Anhänger wäre dieser Verein nichts. Und es wird verdammt noch mal Zeit, dass wir endlich auch wieder so behandelt werden. Denn: