Bundesliga: Die fetten Jahre sind vorbei!
Den Gürtel enger schnallen lautet die übereinstimmende Devise vom vergangenen Samstag. Der deutsche Profi-Fußball stellt sich damit endgültig auf ein Ende der fetten Jahre ein. Die Einnahmeverluste nach der KirchMedia- Insolvenz sollen jetzt sowohl durch Überbrückungs- Kredite als auch durch einen Gehaltsverzicht der Spieler ausgeglichen werden. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will durch die Bereitstellung von weiteren 25 Millionen Euro die kurzfristige Liquidität der Profiklubs sicherstellen. Der Hammer: Der Vertrag mit Pay-TV-Sender Premiere läuft derweil weiter - mangels Alternativen.
"Zur Not müssen wir alle den Gürtel enger schnallen. Da flankt eben einer für 300 000 statt für 400 000 Euro hinter das Tor", sagte Leverkusens Vize-Manager Reiner Calmund nach der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) flapsig daher, aber die Wahrheit ist so weit nicht entfernt.
Der Dachverband der Bundesliga will sich abzeichnende Liquiditäts- Engpässe vieler Vereine mit der Aufnahme eines Kredites in Höhe von 25 bis 30 Millionen Euro lindern. Um den 36 Proficlubs zudem Planungssicherheit für die neue Saison zu gewährleisten, will die DFL bis spätestens 15. Juni die endgültige Entscheidung über einen neuen TV-Vertrag treffen. Den aktuellen Finanzbedarf bezifferte DFL- Geschäftsführer Wilfried Straub auf rund 28 Millionen Euro. "Wir haben den Vereinen deutlich gemacht, dass auch ein Eigenbeitrag erforderlich ist", wies Straub in erster Linie auch auf die Verantwortung der Vereine hin. „Es wird gewährleistet, dass ein Überleben aller gesichert ist“, erklärte auf Nachfrage Bayern Münchens Vorstandvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge am Ende der Sitzung. Und Straub sieht trotz aller Probleme derzeit nicht, dass Klubs direkt vor der Insolvenz stehen. „Wir gehen davon aus, dass die Liquidität der Vereine bis zum 30. Juni gewährleistet ist. Ein Leck würde, wenn überhaupt, erst im Juli entstehen“, meinte der Geschäftsführer vielsagend. Allerdings drängen diesbezüglich alle Beteiligten auf eine schnelle Lösung.
Der umstrittene DFL- Aufsichtsratsvorsitzende Werner Hackmann will jetzt hastig den Hebel bei den Personalkosten der derzeit hoch bezahlten Profi-Kicker ansetzen. "Wir begreifen das auch als Chance, galoppierende Kosten in diesem Bereich in den Griff zu bekommen." Der noch laufende Vertrag mit der zahlungsunfähigen KirchMedia, aus dem noch 70 Millionen Euro für die abgelaufene Spielzeit ausstehen, soll bis Mitte Juni nicht gekündigt werden. Erster Ansprechpartner für einen neuen Kontrakt sind trotz der Insolvenz die KirchMedia sowie der defizitäre Pay-TV-Sender Premiere, die das Geschäft über eine neue Projektgesellschaft abwickeln würden. Es gebe aber noch weitere Interessenten mit denen man nun sprechen müsse, so Straub.
KirchMedia und Premiere bieten einen Vertrag mit einer Laufzeit von zwei Jahren sowie einer dreijährigen Option mit einem geschätzten Volumen von 600 Millionen Euro. "Wir haben keinen Hehl daraus gemacht, dass das Angebot nicht ausreicht", erklärte Hackmann und war sich darin mit Calmund einig: "Das bisherige Angebot ist nicht befriedigend. Da kann man keinen Luftsprung machen." Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge erklärte: "Man muss das als Zwischenergebnis sehen. Die DFL-Führung hat gut gearbeitet." Straub sagte zu den Verhandlungen mit dem Bezahlsender Premiere, der bisher für die Hälfte des Geldes aufkommt: "Wir werden uns dafür einsetzen, dass es weiter die Vermarktungsplattform Pay-TV gibt." Demgegenüber schränkte Hackmann aber ein: "Wenn es bis zum 15. Juni keine akzeptable Einigung gibt, müssen wir uns andere Optionen ansehen." Eine Möglichkeit wäre dann, dass wieder Übertragungsrechte für Live-Spiele an frei empfangbare Sender wie etwa RTL verkauft werden. Einen eigenen TV-Kanal zur neuen Saison schließt die DFL – nach vernünftiger und realistischer Abwägung hingegen aus Kostengründen aus. "Das braucht wesentlich mehr Vorlauf", erklärte der dafür zuständige DFL- Geschäftsführer Michael Pfad scheinheilig, um die Wahrheit zu kaschieren.
Dass der derzeit noch gültige TV-Vertrag mit einem Volumen von 820 Millionen Euro für die kommenden beiden Spielzeiten bestehen bleibt, ist inzwischen auszuschließen. Dennoch bleibt er vorerst in Kraft. Straub sagte dazu: "Erst wenn der Insolvenzverwalter erklärt, dass er den Vertrag nicht erfüllen kann, ist der Vertrag frei." Gegen eine außerordentliche Kündigung, mit der die DFL zwischenzeitlich gedroht hatte, spricht eine mögliche Auseinandersetzung vor Gericht.