Spielbericht Jugend

Die goldene Stadt......

17.03.2002, 00:00 Uhr von:  Jens
Die goldene Stadt......
Eintrittskarte

...mit dem goldenen Gerstensaft erwartete uns Borussen am vergangenen Donnerstag. Ursprünglich sollte das Spiel bekanntlich in der Kleinstadt Liberec stattfinden, das dortige Gästekontingent lag bei etwa 300-600 Karten und so verzichteten viele Fanclubs nach der Lille-Erfahrung gleich auf eine Bestellung. 3 Tage vor dem Spiel wurde dann bekannt, daß das Spiel in Prag stattfinden würde.

Und so ging es um 1:45 Uhr mit dem Bus der Borussen-Bulldogs nach Prag. Eine Person, die nicht näher genannt werden möchte, wurde vom Taxifahrer versetzt und persönlich an der Lindemannstraße vom Bus eingesammelt. Böse Zungen sprachen gleich von "verschlafen".

Die Busfahrt führte uns dann über Kassel, Gießen durch das verschneite Thürigen, bevor wir in Chemnitz die Autobahn verließen, um über die Landstraße die Grenze zu überfahren. Dort sollte es schneller gehen, da die großen Grenzübergänge in Bayern an der Autobahn häufig mehrstündige Wartezeiten zu bieten haben.

Vor uns stand noch ein Bus von TRD-Reisen an der Grenze, der offensichtlich penibelst kontrolliert wurde. Kein Wunder, sitzen hier doch häufig die übelsten Spießgesellen im Bus. Dann begingen wir einen folgenschweren Fehler: wir sammelten alle Ausweise ein und wollten sie abgeben. Doch da hatten wir die deutsche Gründlichkeit unterschätzt. Der nette Mann vom BGS wollte alle Gesichter dazu sehen und so wurde jeder einzeln vorgelesen und durfte dann "Hier" schreien und aufstehen. Leider vergaß der penible Mensch einfach alle Reisepässe und einen älteren Herrn, der sich schlicht gar nicht ausweisen konnte. Dafür wurden 2 kreuzgefährliche Paß-Abläufe gestellt und gleich an Ort und Stelle aus dem Bus verwiesen. Alles in allem dauerte das ganze am Ende 1,5h, bevor es dann weiter Richtung Prag ging. Die zwei "Abgelaufenen" mußten wir leider zurücklassen, die tschechische Grenzpolizei ließ nicht mit sich reden.

Hinter der Grenze dann ein merkwürdiges Bild: überall standen Gartenzwerge herum, Bayern- und Schumacher-Fahnen wehten im Wind und junge Frauen suchten verzweifelt nach einer Mitfahrgelegenheit. Andere Damen saßen auf Plastikstühlen und bewunderten die rundum herrliche Landschaft. Offensichtlich ist hier das Geld knapp, denn trotz der kühlen Witterung waren sie nur leicht bekleidet. Manch ein Mitfahrer wäre daher offensichtlich bereit gewesen, ein paar Euro zu spenden. Aber dazu war keine Zeit, wir hatten wichtigeres vor.

Gegen 14 Uhr erreichten wir dann Prag und parkten direkt gegenüber des Letna-Stadions, das Heimstadion von Sparta Prag. Dort wollte man uns dann gleich diverse Zigaretten und Elektroartikel zu Schnäppchenpreisen anbieten. Einige Mitfahrer deckten sich dann auch gleich ordentlich ein.

Vom Bus ging es durch einen kleinen Park ins Tal nach Prag hinein. Von oben hatte man einen herrlichen Blick auf die schöne Stadt. Unten angekommen kurvten wir direkt am Mannschaftshotel vorbei, wo uns Heinz Keppmann (Leiter der Amateurabteilung) geschickt in ein Gespräch verwickelte, bevor wir unseren Wunsch nach Geldwechsel befriedigen konnten.

Da der eine oder andere von uns schon einmal in Prag war, verließ man sich auf deren Ortskenntnis und erreichte schnell den Wenzel-Platz, wo uns sofort Freikarten für ein "Bums-Theater" offeriert wurden. Auf das berühmt-berüchtigte goldene M konnte auch hier nicht verzichtet werden und wir schnupperten mal rein. Schmeckt auch in Prag, soviel ist sicher.

Uns war die heimelige Gaststätte "U Flecko" empfohlen worden, also suchten wir diese und wurden nach einiger Sucherei auch fündig. Leider erwies sich die Empfehlung nicht gerade als kostengünstig. Kaum hatten wir unsere Plätze eingenommen, wurden uns schon unter großem Hallo ein paar Gläser Bier und Schnaps auf den Tisch gestellt. Im ersten Moment konnte man fast von einer freien Runde ausgehen. Das sollte sich doch spätestens beim bezahlen ändern. Der Kellner bekam Angst und wollte nach 1,5 Runden schon mal vorab kassieren und wurde nicht wirklich freundlicher, je länger wir mit dieser Bezahlung brauchten. Ist ja alles nicht so einfach bei knapp 20 Fans, von denen der eine oder andere nicht mehr im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war. Nach den enttäuschen hohen Preisen verließen wir diesen gastfreundlichen Ort und suchten eine andere Kneipe, die auch schnell gefunden wurde. Dort war freundliche Bedienung garantiert und der Bier-Preis fangerecht (etwa 1 EURO der halbe Liter). Bester Laune wurde in der unbekannten Kneipe ein hübsches Liedchen erfunden. Dem Wirt waren die Gesänge dann irgendwann zu laut und wir wollten ohnehin gehen.

Am Busparkplatz angekommen, konnten wir gerade noch das Eintreffen der Liberec-Fans beobachten. Darunter waren einige Gestalten, denen man alleine lieber nicht begegnen möchte. So wurden man unterwegs auch lecker mit bedeutungsschwangeren Worten wie "Deutsche Schweine" bedacht. Leider mußten wir einmal rum ums Stadion, insgesamt trotzdem recht ruhige Atmosphäre. Am Tor angekommen, stellten wir fest, daß jegliche Fahnenstöcke untersagt waren, also durften Marcel und Christian zurück zum Bus und die Doppelhalter wegbringen. Am Stadiontor weilte dann ein fliegender Händler, der sich wohl bei einem Länderspiel wähnte. Jedenfalls verkaufte dieser Tscheche Deutschland-Schals und -Mützen schlechtester Machart. Dazu noch Tröten, die im Stadion verboten waren.

Der Ordnungsdienst war ok, durchsuchte gewissenhaft und war dabei sogar freundlich. Sofort die sanitären Anlagen abgehoppt, auch die waren tip-top, wenn man sie mit Köln vergleicht. Im Stadion standen die meisten Dortmunder im Unterrang, hinter dem ZDF-Team, das fleißig in den Block filmte. Zunächst durfte man feststellen, daß etliche Menschen von anderen Vereinen den Zaun vor unserem Block mit ihren Lappen behangen hatten. Einige Dresdner wollten dann sogar die "THE UNITY"-Zaunfahne überhängen. Sie konnten aber davon überzeugt werden, diesen Quatsch zu unterlassen.

In der ersten Halbzeit war die Stimmung ganz ok, es wurde eigentlich komplett durchgesungen. Erst zur Halbzeit machten wir den Fehler, in den Oberrang zu wechseln, da wir im unteren Block angeblich kaum zu hören gewesen seien und von oben ständig "Dynamo"-Rufe zu hören sein sollen. Dort oben war es dann wirklich absolut lächerlich. Überall standen Dresdner herum, die ihre Fahne hochhielten oder 3 Pappschilder mit "SGD" Aufdruck. Als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen, begannen diese Halbwilden (Erklärung dazu: Halbwild im Sinne von "Kein entsprechendes Fanverhalten im fremden Block") auch noch damit, ständig "Dynamo" zu rufen. Bei welchem Spiel war ich eigentlich? Der Rest des Blockes bestand aus Fußball-Touristen, die teilnahmslos herumsaßen und nicht einmal ihren Mund zum singen bewegten. Diskussionen mit den Dresdnern brachten leider auch überhaupt nichts ein, sie sahen gar nicht ein, daß ihr Treiben absolut überflüssig war. Die Stimmung in Hälfte 2 war dann dem Kick angemessen, grottenschlecht.

Wie kann man eigentlich auf die Idee kommen, zu einem Spiel eines fremden Vereins zu fahren und dort nur seine eigenen Lieder zu singen? Wie bekloppt muß man eigentlich sein? Würde das in Dresden geduldet? Für solche Leute fehlt mir absolut jedes Verständnis, das war das allerletzte. Schlimm genug, daß man überall seine Zaunfahne aufhängen muß, damit die ja im Fernsehen ist, aber dann auch noch eigene Lieder? Solche Leute will ich persönlich nie wieder in unserem Block sehen.

Die Liberec-Fans zeichneten sich nicht durch Kreativität aus, aber ihre Lautstärke war nicht von schlechten Eltern. Einfache Schlachtrufe verfehlen auch selten ihre Wirkung.

Nach dem Spiel wurden wir vom heimischen Geiselrettungsteam (jedenfalls sahen sie nicht nach normalen Polizisten aus) noch ca. 30 Minuten festgehalten, ehe es unter Polizeischutz zu unseren Bussen ging.

Die Rückfahrt wurde von dem einen oder anderen noch zu verstärktem Alkoholkonsum genutzt, von der Mehrheit jedoch einfach zum schlafen. Gegen 8 Uhr erreichten wir heimatliche Gefilde......drei Tage später gings jetzt für viele dann schon wieder nach Freiburg.

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