Christoph, wir wollen ein Kind von Dir!
Letzten Dienstag abend um 20:30 Uhr war es wieder soweit, endlich wieder Ligapokal! Die große DFL-Veranstaltung schrie nach einem Besuch. Also scheute auch die Schwatzgelb.de-Redaktion keine Kosten und Mühen und hetzte einen rasenden Reporter nach Jena.
Was hatten wir für ein Glück: der geliehene VW-Bus hatte eine Klimaanlage, war dafür aber ein Benziner und tat sich fröhliche 15 Liter auf 100km weg. Zu siebt ging es auf die Reise: Daniel (Kamener Jungs), Wolle (Der treue Süden), Mirko (Desperados), Benjamin (Bauarbeiter Dortmund), Christian a.k.a. Unsel (Borussen Bulldogs), Nina (Freundeskreis Schwatzgelb.de) und meine Wenigkeit.
Die Hinfahrt zog sich aufgrund Daniels Sextanerblase (keine Schulstunde ohne Pinkelpause) etwas in die Länge. Gegen 15:30 Uhr war es losgegangen und um 16:15 Uhr trafen wir uns mit einer weiteren Autobesatzung an der Raststätte Soester Börde: Uwe (THE UNITY), Daniel (THE UNITY), Andreas (Ambassadors) und Christian (THE UNITY). Durch einen netten Regenguß hindurch fuhren wir in Richtung Kassel, um uns dann in Richtung Jena an den LKW’s vorbei zu mogeln. Die Raststätte in Eisenach ist übrigens ein Hochgenuß. Der alte Grenzposten ist dort zu einer Tankstelle umgebaut worden.
Trotz der Pinkelpausen waren wir dann endlich gegen 19:40 Uhr in Jena-Lobeda. Die Skyline dieses Stadtteils ist der Hammer! Plattenbau an Plattenbau, einfach schön gebaut. Der real existierende Sozialismus brachte echte Baudenkmäler hervor, da können die anderen Gebäude, die wir später entdeckten und die wohl eher der Kaiserzeit entsprangen, wahrlich nicht gegen anstinken.
Das Stadion kam in Sicht und der Stau ebenso. Überall wurde jetzt schon am Straßenrand geparkt, wir versuchten uns in Richtung angekündigtem Stadionparkplatz durchzuschlagen. Leider war die eine Hälfte dieses Parkplatzes offenbar nur den wichtigen Menschen dieser Welt vorbehalten und die andere Hälfte restlos überfüllt. Also blieb uns nur der Parkplatz am Seitenrand. Fix eingeparkt und dann nichts wie ab in Richtung Stadion. Auf dem Weg trafen wir noch Fanne, Stefan und Ramme (alle THE UNITY) und beeilten uns.
Der Einlaß war super korrekt, dickes Lob an den Jenaer Ordnungsdienst. Ein paar Freunde der dritten Halbzeit aus Jena pöbelten uns kurz an, aber das ist ja nicht unsere Baustelle.
Drinnen trafen wir dann noch einen großen Teil der restlichen Meute. Der Block bestand nur aus ein paar Stufen, nahm aber die Hälfte der Kurve ein. Die neue Haupttribüne (1999 errichtet) macht wirklich was her, der Rest des Stadion ist eher klein und alles ist etwas zu weit vom Platz entfernt, die Sicht eher bescheiden. Dank der Werbebande war die Torauslinie nicht mal im Ansatz zu erkennen.
Zum Einlaufen der Mannschaften kletterten einige Wagemutige auf den Zaun und hängten eine Zaunfahne darüber. Dem ein oder anderen Spieler dürfte diese ja noch aus dem Trainingslager bekannt sein. In der Bundesliga wäre dies sofort ein Grund für den Ordnungsdienst gewesen, rigoros einzuschreiten. Hier lächelte man nur freundlich und reagierte ansonsten gar nicht. Dafür griff eine rothaarige BVB-Fanin ein, die einem der Zaunkletterer Prügel androhte, da sie ja nun nichts mehr sehe. Überflüssig zu erwähnen, daß jenes Mädel in 90 Minuten nicht einmal „ihre“ Mannschaft unterstützte.
Vor dem Spiel schien es recht laut im Stadion zu sein, die Stimmung kam vom Band und die konditionierten Gelegenheitsbesucher stimmten lustig mit ein. „Hey Baby“, „Hände zum Himmel“, Standartprogramm eben. Mit dem Anpfiff war das gottlob vorbei und es durfte selbst gesungen werden, echte Fußballlieder sollten geschmettert werden. Daraus wurde leider nichts – zumindest für den Großteil der angereisten „Fans“. Während die Gruppe der Fans aus Dortmund und Umgebung, bzw. der Leute, die sich BVB-Spiele nicht nur im Fernsehen angucken, eine geile Party im Block feierte, verhielt sich die Masse der anwesenden BVB-Symphatisanten absolut still. Nachdem wir anfangs noch versuchten, den Block mit zu ziehen, von den Leuten aber absolut nichts zurück kam, gaben wir es auf und vergnügten uns selbst so gut es eben ging. Für mich persönlich vollkommen unverständlich, wie man zu diesem Spiel anreisen kann und sich dann so passiv verhält. Immerhin kann man es hier nicht auf die Anspannung oder sonst etwas schieben, solche Spiele sind doch der ideale Ort, um sich mal ordentlich auszulassen. Die Masse der Besucher kam aus dem Umland, was auch an den Kennzeichen abzulesen war und scheint BVB-Spiele nur selten oder nie zu besuchen. Nicht einmal der Gassenhauer „Allez, allez ho, BVB Null-Neun!“ zog hier.
Nun gut, dafür hatten wir jetzt unseren Spaß. Der deutsche Schlagerhitmix wurde genauso geschmettert wie praktisch jedes BVB-Lied. Das gleiche Bild bot sich für uns auf der Gegenseite, wo wir nur einen kleinen Haufen Leute in Bewegung sahen und ab und an auch mal hören konnten, offensichtlich die Harlekins Berlin.
Zur Halbzeit enblödeten sich mal wieder unsere „Freunde“ vom VfL München-Gladbach. Inzwischen hat der kleine, knuddelige, kommerzfreie Klub vom Niederrhein mit diversen Vereinen Freundschaften oder gute Kontakte. Bekanntlich wurden wir deswegen überall als „Nutten der Liga“ verachtet, auch wenn selten wirklich etwas Ernsthaftes hinter dem „Freundschaftsschal“ stand. Mit den Jenaern sind die Gladbacher aber schon etwas länger dicke und so ließ man es sich nicht nehmen, eine dolles Spruchband zu präsentieren. Der übliche Sermon von Mythos, einzig wahrer Borussia etc.pp. Wer es denn unbedingt braucht, kann es sich ja gerne jeden Tag vorbeten, wie geil einzigartig er ist. Wer sich nicht mehr daran erinnert: noch vor einigen Jahren war von Gladbacher Seite bei Bundesligaspielen immer wieder „VfL“ zu hören, heute bekommt man nur noch das zutiefst kreative Mythos-Geschwafel um die Ohren geklatscht. Mögen Berti Vogts, Jupp Heynckes & Co. eure mysthischen Gottheiten auf immer bleiben. Andere Vollspacken ließen sich dann noch in unserem Forum gehen, um uns mitzuteilen, daß wir alle doof und total kommerziell sind und das wir bei dem ausbreiten ihres supi Transparentes geholfen hätten. Nach allen Beobachtungen von gestern abend kann ich nur sagen, daß man solche Leute sicherlich nicht in unserem Forum antreffen wird. Die wissen in der Regel etwas mehr vom Fußball und von Borussia (Huch, dürfen wir „Borussia“ überhaupt noch schreiben oder gibt’s gleich Plagiatsklagen von München-Gladbacher Seite?). Hoffentlich wird dieser Kommentar jetzt auch ordentlich im Mönchengladbacher Fanzine abgedruckt, das handhabt man sonst auch gerne so. Da werden dann auch gerne mal private e-mails öffentlich abgedruckt. Eure Verbitterung, daß Euer einstmals großer Klub hinter uns, damals Zweitligist, abgerutscht ist, ist so offenkundig, daß man Euch eigentlich nur bedauern kann. Da Ihr es ja nicht wißt: unser Verein hatte schon internationale Bedeutung, da hieß Eure Dorf noch München-Gladbach. Sich jetzt an der angeblichen Blödheit von ein paar Modefans aufzugeilen, läßt tief blicken. Und von den achso erfolgreichen 70ern schwadronieren, wenn man damals noch Quark im Schaufenster war, sowieso.
Zurück zum Spiel. Die Party ging weiter und irgendwann fiel das 0:2, weil Borussia einfach zu viele Chancen ausließ und Hertha konsequenter vor dem Tor war. Der Anschlußtreffer von Ricken durch Foulelfmeter ließ uns noch mal hoffen, am Donnerstag erstmals auf den einzig rechtmäßigen Rivalen zu treffen. Doch diese Hoffnung zerschlug sich dann doch, weil wir zu wenig Gefährlichkeit ausstrahlten.
Irgendwann wurde dann Christoph Metzelder gefeiert, nachdem ein paar Teenies aus dem Nachbarblock wild kreischten, während er und Sebastian Kehl sich ausliefen. „Christoph, wir wolln ein Kind von Dir!“ schallte es aus unserer Ecke. Metzelder und Kehl hatten sichtlich Spaß daran.
Intern schossen wir dann doch noch das 2:2, Uwe hatte den Ball über die Linie gestochert und der restliche Haufen aus Supporters, Desperados und diversen anderen Gruppen feierte wild den Ausgleich. Unter den irritierten Blicken der Umlandfans, versteht sich.
Die Mannschaft ließ sich dann nach dem Spiel an der Werbebande blicken, klatschte in Richtung Publikum (immerhin hatten sie registriert aus welchem Bereich unterstützt wurde) und verzog sich schnell zum auslaufen. Der Trainer ist bekanntlich streng und will seine Jungs schwitzen sehen.
Die Rückfahrt wurde nur noch durch eine spontane Geburtstagsfeier für Jockel im Burgerking in Gotha unterbrochen und wir waren tatsächlich schon um 3 Uhr in Dortmund. Übrigens roch das Wageninnere irgendwie nach Puma, es war doch etwas warm in Jena.......