So wirst Du nicht deutscher Meister!
Michael Meier sagte am Donnerstag bei der Pressekonferenz: "Am Ende gewinnt immer der Jäger" und so wollte Borussias Manager auch am heutigen Spieltag keine Vorentscheidung hinsichtlich der deutschen Meisterschaft sehen. Der Trainer hat es aber mal wieder besser gewusst, den Sammer sprach von einem wichtigen Spieltag, an dem eine Vorentscheidung fallen könnte. Seit heute, 17:15 Uhr wissen wir es alle besser.
Matthias Sammer war im Vorfeld des Spiels gegen den VfB Stuttgart alles viel zu ruhig und so wurde er nicht müde seine Profis zu warnen, dass Spiel nicht als Selbstgänger zu betrachten. Denn Sammer weiß, dass man mit Schönspielerei keinen Blumentopf gewinnt, vor allem dann nicht, wenn dabei vergessen wird Tore zu schießen. Fehlende Tore, aber vor allem die fehlende "Galligkeit" waren zum Schluss der Grund für die Überfüßige 3:2 Niederlage. Nach dem gleichzeitigen 4:2 Sieg der Leverkusener in Kaiserslautern verspielte der BVB wohl die große Chance auch weiterhin von seinen 6. Meistertitel zu träumen. Der Gejagte spürt nun nicht mehr den heißen Atem seines Jägers im Nacken und bei der Spielstärke der Leverkusener dürfte das Warten auf einen doppelten Ausrutscher in den letzen fünf Begegnungen auch wohl mehr Wunschdenken sein.
Behäbigkeit ist der Feind jedes Erfolges
Als Wunschkonzert dürften auch die Dortmunder Spieler das Match in den ersten 30 Minuten im Gottlieb-Daimler-Stadion aufgefasst haben. Der BVB erspielte sich zwar eine leichte Feldüberlegenheit, bei der aber nichts zählbares, in Form von Toren, raussprang. Amoroso, von Beginn an dabei, setzte in der 16. Minute zum Sturmlauf auf das Tor der Stuttgarter an, provozierte dann aber eine Schwalbe und erhielt vom aufmerksamen Schiri Merk seine 5. gelbe Karte. Somit sorgt Marcio diesmal selbst für einen Auszeit und fehlt dem BVB im Spiel gegen 1860 München.
Den Stuttgartern gelang es vor allem mit Tiffert und Seitz auf den Außenbahnen Heinrich und Reuter zu neutralisieren, was dazu führte, dass das Dortmunder Flügelspiel lahmte. Auch Dede und Evanilson konnten keine Akzente über Außen setzen. So versuchten Rosicky und Kehl das Spiel durch die Mitte zu machen. Doch die Pässe, vor allem über die kurzen Distanzen waren oft zu ungenau und landeten beim Gegner. Die Stuttgarter kamen immer öfter gefährlich vor das Dortmunder Tor . In der 33. Minute ließ der Seitz den heute schwachen Reuter an der Außenlinie stehen, drang in den Dortmunder Strafraum ein und schoss auf das Tor. Laux wehrte den Ball zu kurz ab und Dundee staubte zur 1:0 Führung ab. Die Dortmunder Spieler hatten sich von diesem Schrecken noch nicht richtig erholt, da viel auch schon das 2:0 für die Stuttgarter. Kehl hatte Dundee vor dem Strafraum gefoult und Meißner verwandelte die Freistoßablage von Bordon aus 20 Metern direkt. Bei beiden Toren machte Laux, ebenso wie die gesamte Dortmunder Mannschaft, nicht die glücklichste Figur. Hatte man wenige Minuten vorher noch aus Dortmunder Sicht gedacht, dass Spiel schon irgendwie über die Runden schaukeln zu können um dann im richtigen Moment zuzuschlagen, so war innerhalb von 4 Minuten alles über den Haufen geworfen. In der 40.Minute dann die erste wirklich Torchance für den BVB als Wörns nur knapp mit einem Kopfball das Tor des VfB verpasst. Im direkten Gegenzug hat Borussia Riesenglück als Dundee mit einem Volleyschuss das Gehäuse von Laux verfehlt.
Wer zu spät aufwacht kommt zu spät!
Nach dem Wechsel setzte Sammer alles auf eine Karte und wurde fast dafür belohnt. Ewerthon kam für den schwachen Evanilson und sorgte sofort für Schwung im Dortmunder Angriffspiel. Die Plan des Trainers schien aufzugehen. Bereits nach wenigen Minuten hatte Ewerthon seine erste Chance, wurde jedoch von Meira gestoppt. Die anschließende Ecke verlängert Metzelder mit dem Kopf auf Ewerthon. Der "Sambafloh" drischt das Leder auf das Tor, der Ball wird abgeblockt doch Wörns steht goldrichtig und erzielt mit links den 2:1 Anschlusstreffer.
Sammer bringt in der 54. Minute Reina für Reuter und versucht somit den Druck auf die Schwaben zu erhöhen. Heinrich übernimmt den starken Seitz, aber auch er bekommt den Stuttgarter heute nicht in den Griff. Der Trainer wird jedoch für seinen Mut nicht belohnt. In der 64. Minute verliert Kehl den Ball in Höhe der Mittelinie an Ganea. Der läuft völlig unbedrängt durch die Dortmunder Hintermannschaft und weil alle anderen Stuttgarter Spieler abgedeckt sind, haut er das Leder einfach aus 20 Metern auf das Dortmunder Tor. Der Ball springt vom Innenpfosten zur 3:1 Führung für die Schwaben ins Tor.
Doch Dortmund bemüht sich weiter und zeigt endlich Kämpferqualität. Sowohl Rosicky (65.) als auch Amoroso (74.) hatten ihre Chancen, doch erst "Dino" Koller ließ nach schöner Aktion (er hatte eine langen Ball von Heinrich im Strafraum mit der Brust angenommen und dann direkt versenkt) die Dortmunder Fans, mit seinem Treffer zum 3:2, wieder hoffen.
Sammer nahm in der 84. Minute Kehl vom Platz und brachte mit Heiko Herrlich den 6. Stürmer, doch auch das brachte keinen Erfolg mehr. Zwar hatte Amoroso zwei Minuten vor Schluss noch eine Riesenchance den Ausgleich zu erzielen, doch es blieb beim 3:2 für den VfB Stuttgart.
Fazit: Fußball ist nicht nur "Hacke, Spitze, eins - zwei - drei", Fußball ist mehr. Fußball ist Leidenschaft, Fußball ist Kampf und manchmal muss man bereit seinn alles zu geben, egal was in den nächsten Tagen für Spiele anstehen. Von all diesen Tugenden zeigte der BVB am heutigen Spieltag über weite Strecken zu wenig und so hat wieder einmal der Trainer Recht behalten.
Somit dürfte ab heute das liebst Sprichwort beim Dortmunder Anhang "Die Hoffnung stirbt zuletzt" sein. Zwar zeigte die Mannschaft Reaktion nach dem 0:2 Rückstand, doch das ist zu wenig wenn man den festen Willen hat Meister zu werden. So muss die Glücksgöttin Fortuna schon das schwatzgelbe Trikot überstreifen, damit die BVB Fans am Ende den Gewinn der 6. Meisterschaft feiern können. Die Leverkusener spielen derzeit den besten Fußball und machen nicht den Eindruck, dass sie noch 2 der letzen 5 Spiele verlieren könnten. Ganz nebenbei müssen wir unsere restlichen Spiele ja auch noch gewinnen. Das sollte aber das Minimalziel der gesamten Mannschaft sein. Aber vielleicht hat am Ende ja doch Michael Meier Recht und der Jäger gewinnt.
Zur Stimmung in Stuttgart: die Ultras des VfB, das "Commando Cannstatt" präsentierte vor Spielbeginn eine Choreographie anläßlich des 5jährigen Bestehens ihrer Gruppe. Auf der Tribüne wurde mittels Papptafeln ein großer, roter Stern (ohne jegliche politische Bedeutung), eingerahmt von "C C" präsentiert. Der Verein gratulierte mittels Lautsprecherdurchsagen und dem zeigen der schönsten Aktionen des "CC" in der Vergangenheit auf der Videowand. Dazu gab es ein Spruchband: "5 Jahre Euer 12. Mann". Zur zweiten Halbzeit war dann der gesamte Block voll mit roten Fahnen und einigen weißen Bändern, sah aus der Ferne ziemlich gut aus. Auch sonst war von den Stuttgartern mehr zu hören, als in der Vergangenheit.
Im BVB-Block gab es überraschenderweise 3 Megaphone, obwohl nur eins erlaubt war. Dadurch konnte man dann und wann die Stimmung auch prächtig anheizen, insgesamt war es aber zu wenig, was wohl auch am enttäuschenden Spiel lag. Schönen Gruß an den BVB-Fanclub "Solitude Borussen - Baden Württemberg", die mit ihrem Megaphon ganz schön Gas gaben. Keine Grüße dagegen an die Gestalten von "Im Herzen schwarzgelb", die nichts besseres zu tun hatten, als die Einpeitscher zu bepöbeln und mit Bier zu beschmeissen. Die Drohung "Brüllst Du noch einmal durch das Ding, zieh ich es Dir durchs Gesicht!" sollten wir auch nicht unter den Tisch fallen lassen. Überflüssig zu erwähnen, daß die ernsthaft meinten, daß man nach dem 3:1 nicht mehr supporten solle. Nach den Anschlußtreffern war die Stimmung im Block dann doch recht gut und teilweise richtig laut.
Das Betreten des Gottlieb-Daimler-Stadion (aufgrund der regiden Maßnahmen könnte das auch glatt seinen alten Namen wieder führen) gestaltete sich wieder einmal nett: Fotoapperate wurden abgenommen, man wurde teilweise 3x hintereinander durchsucht. Nach Verlassen des Blocks, um auf Toilette zu gehen, mußte man erneut eine Durchsuchung über sich ergehen lassen, nett wie immer in Süddeutschland. Dazu wurde noch ein Bus aus dem Verkehr gezogen und seine gesamte Besatzung vor dem Spiel an einen anderen Ort gebracht und dort durchsucht und "videographiert". Dabei werden alle Insassen mit Personalausweis in der Hand auf Video gebannt, um sie so besser identifizieren zu können. Was hat das eigentlich noch mit dem Besuch eines Fußballspiels zu tun? Überflüssig zu erwähnen, daß auch gestern aus dem Dortmunder Block nichts vorgefallen ist, kein Rauch oder sonstiges. Wenn dann aber immer wieder solche Maßnahmen angewendet werden, trägt das nicht zur Deeskalation bei.
Statistik:
BVB: Laux (4), Wörns (3), Metzelder (4), Reuter (5) (54. Reina (4)), Kehl (4) (84. Herrlich(-)), Heinrich (4), Evanilson (5) (46. Ewerthon (3)), Rosicky (4), Dede (4), Koller (3), Amoroso (5).
Tore: 1:0 Dundee, 2:0 Meißner, 2:1 Wörns, 3:1 Ganea , 3:2 Koller
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (2)
Gelbe Karten: Amoroso (5. gegen 1860 gesperrt), Heinrich.
Zuschauer: 45.000