BYE BYE BAYER
Mit einer der schwächsten Darbietungen der gesamten Saison hat sich der BVB heute selbst fast aller Titelchancen beraubt und völlig verdient mit 0:1 in Kaiserslautern verloren. Die Rückkehr aus der Weltsstadt Mailand in das pfälzische Provinzkaff brachte somit in jeglicher Hinsicht Ernüchterung.
Matthias Sammer hatte seine Mannschaft im Vergleich zum Mailand-Spiel gleich mehrfach umgestellt. Für den gesperrten Jens Lehmann rückte erneute Philip Laux in die Mannschaft, für Stefan Reuter spielte Evanilson und Sebastian Kehl übernahm die Rolle von Sunday Oliseh im defensiven Mittelfeld. Christoph Metzelder sollte Dedes Position auf der linken Abwehrseite übernehmen, dafür rückte Jürgen Kohler wieder in die Innenverteidigung. Jörg Heinrich und Ewerthon wurden zusätzlich durch Mailand-Torschütze Lars Ricken und Otto Addo ersetzt. Die Mannschaft insgesamt also auf sechs Positionen verändert und es bestand Anlass zur Hoffnung, dass das Spiel vom Donnerstag somit nicht allzu viel Wirkung bei den Borussen zeigen würde. Gerade Leverkusens Patzer vom Vortag und die Aussicht, wieder in Schlagdistanz zur Bayerelf zu gelangen, sollte für die Borussen noch einmal zusätzliche Motivation darstellen. Soviel zur Theorie...
Die Praxis sah dann wie folgt aus: Das Spiel begann relativ zerfahren, die ersten zehn Minuten lang konnte sich keine der beiden Mannschaften großartig durchsetzen und so spielte sich die Partie hauptsächlich im Mittelfeld ab. Nennenswerte Torszenen waren in dieser Phase keine zu verzeichnen und so gehörten die Pfiffe von Schiedsrichter Hermann Albrecht zu den einzig erwähnenswerten Vorkommnissen. Er verstand es ausgezeichnet, die Kaiserslauterer Versuche, die technische Überlegenheit des BVB durch Fouls auszugleichen, im Keim zu ersticken, und so bekam Grammozis nach einem bösen Foul an Rosicky in der 14. Minute auch völlig zurecht die gelbe Karte zu sehen.
Etwa sechs Minuten später stand Schiri Albrecht erneut im Mittelpunkt: Miroslav Klose kam, von Metzelder bedrängt, im Strafraum zu Fall, doch der Unparteiische ließ weiterspielen. Glück für den BVB, denn diesen Elfer hätte man durchaus geben können.
Nach vorsichtiger Anfangsphase erhöhte der FCK ab etwa der 20.
Spielminute das Tempo allmählich und erarbeitete sich ein leichtes
Übergewicht. Torszenen blieben jedoch auch weiterhin Mangelware. Einzig
Jörgen Pettersson, der in der 29. Minute an Evanilson vorbeiging, das
Tor dann aber jedoch um ein paar Meter verfehlte, sorgte für ein wenig
Unterhaltung.
Fünf Minuten später zeigte sich der Schwede zwar etwas genauer, aber
immer noch zu ungefährlich um den nicht immer sicher wirkenden
BVB-Keeper Laux ernsthaft in Schwierigkeiten zu bringen, und wiederum
drei Minuten später setzte Petterson nach Baslerflanke einen Volleyschuß
ganz knapp am Tor vorbei.
Kurz vor der Pause dann doch noch ein paar schöne Aktionen des BVB:
Rosicky mit einer Flanke von rechts und Amoroso beförderte den Ball mit
einem schönen Flugkopfball knapp über das Tor. Schiri Albrecht entschied
auf Abseits - zu Unrecht.
Zwei Minuten später hatte der Unparteiische bei seiner Beurteilung dann
mehr Glück. Der BVB konterte über Addo. Der spielte den völlig
freistehenden Ricken an, doch dieser stand klar im Abseits und seinem
Tor wurde zurecht die Anerkennung verweigert.
Nach dem Pausentee geschah dann das, was sich eigentlich schon lange abgezeichnet hatte. Mario Basler mit einer Flanke von der rechten Seite, Jörgen Pettersson kam halblinks völlig frei an den Ball und markierte die FCK-Führung. Eine gerechte Strafe für viel zu lasche BVB-Bemühungen, die die diese Bezeichnung nicht einmal verdient haben.
Wer sich von den Borussen jetzt eine Trotzreaktion erhofft hatte, wurde weiterhin enttäuscht. Auch nach der Führung spielten einzig und allein die "Roten Teufel" und so ging auch die nächste Chance in der 53. Minute auf das Konto der Gastgeber. Erneut hatte Basler geflankt und Ramzy zum Kopfball hochgestiegen, doch Torwart Laux konnte diesen Ball halten und die Gefahr bereinigen.
Vier Minuten später dann endlich so etwas wie Engagement beim BVB. Otto Addo versuchte es nach Koller-Vorarbeit mit einem Torschuss, doch Knavs warf sich dazwischen und bereinigte die Situation.
Die Borussia zeigte sich jetzt zwar zunehmend bemüht, selber etwas für das Spiel zu tun, doch die Aktionen wirkten insgesamt wenig zwingend und insbesondere vor dem Tor gab es für die Schwatzgelben kein Durchkommen.
Dennoch wurde das Spiel jetzt ansehnlicher und es boten sich mehr und mehr Gelegenheiten auf beiden Seiten. So scheiterte Jan Koller 25 Minuten vor Schluss vor allem an sich selbst, als er nach Rickenvorlage in aussichtsreicher Position den Ball gegen Ramzy verstolperte. Zuvor hatte Rosicky mit einem schönen Dribbling diese Möglichkeit erst erarbeitet.
In der 75. Spielminute dann die Riesenchance für Lautern zum 2:0! Basler mit einem schönen Solo und einem platzierten Schuß, doch Laux war auf der Hut und konnte diesen Ball mit einer guten Parade parieren.
Auch die Hereinnahme von Herrlich und Ewerthon brachte keine sinnvolle Belebung für das BVB-Spiel. Zwar zeigten sich die Borussen bemüht, aber spätestens am Strafraum war Schluss mit den guten Aktionen. Schwach wie selten zuvor agierten die Schwatzgelben und so gelang es auch in der Schlussphase nicht mehr, die Niederlage doch noch abzuwenden.
Ähnlich schwach wie die Leistung der Borussia offenbarte sich jedoch auch die angebliche Hölle auf dem Betzenberg. Trotz des Sieges des heimischen FCK waren es in erster Linie die schwatzgelben Anhänger, die im weiten Rund des Fritz-Walter-Stadions zu hören waren und ihre Mannschaft bis zum Schlusspfiff anfeuerten. Ähnlich wie die Südtribüne in Dortmund lebt auch der "Betze" nur noch von seinem Ruf und der ständigen Glorifizierung seitens der Medien, und wenn nicht gerade die Gelegenheit besteht, einen Gegner aufs Übelste zu beleidigen, wie gegen den FC Bayern geschehen, wird aus der heißen Hölle ganz schnell ein Ort, an dem sich der Teufel Erfrierungen holt.
Fazit:
Eine ganz üble Vorstellung der Borussia, möglicherweise die schwächste Leistung der gesamten Saison. Zu keiner Zeit war den Schwatzgelben anzumerken, dass es auf dem Betzenberg auch um die deutsche Meisterschaft ging. Die Mannschaft fügte sich leidenschaftslos in ihr Schicksal und bäumte sich nicht einmal gegen die drohende Niederlage auf. Über 90. Minuten schafften es die Borussen nicht einmal, eine zwingende Torchance herauszuspielen. Das ist schlicht zu wenig für die Ansprüche des BVB. So spielt keine große Mannschaft und so gewinnt man auch keinen Titel.
Auf der anderen Seite sollten die Borussen die Meisterschale trotzdem noch nicht völlig abschreiben, solange noch die rechnerische Chance auf den Titel besteht. Ein Bayerpatzer am kommenden Wochenende bei gleichzeitigem BVB-Erfolg gegen Köln und man wäre zwei Spieltage vor Schluss wieder auf zwei Punkte am Spitzenreiter dran, der selber noch zwei anstrengende Halbfinalspiele in der Championsleague vor der Brust hat. Und sollte es tatsächlich am kommenden Wochenende so kommen, würde am Rhein ganz sicher auch das große Nervenflattern beginnen.
Deshalb Jungs:
Ihr habt keine Chance, also nutzt sie!!!
Die Daten zum Spiel:
Borussia: Laux (3,5) - Wörns (3), Kohler (3,5) - Evanilson (4), Metzelder (4) - Kehl (4), Ricken (4,5) [76. Herrlich (-)] - Rosicky (4,5) - Addo (3,5) [68. Ewerthon (-)], Amoroso (4,5) - Koller (4)
1. FC Kaiserslautern: G. Koch - Hengen - Ramzy, Knavs, Grammozis - Riedl - Basler, Hristov, Pettersson [71. Pettersson] - Klose [87. Gabriel] , Lokvenc
Gelbe Karten: Grammozis, Hristov, Riedl - Koller
Tore: 1:0 Pettersson (48.)
Schiedsrichter: Hermann Albrecht, Kaufbeuren - Note 2, hatte die Partie eigentlich immer im Griff
Zuschauer: 40.600