Spielbericht Profis

0:0 Gewonnen!!! - BVB erreicht das Viertelfinale

01.03.2002, 00:00 Uhr von:  Wade
Heute konnte man doch froh sein, wenn man fernab vom Spielfeld und nah am Dach war. Es schüttete anfangs wie aus Eimern

Peinliche 0:4-Schlappe letzten Sonntag im Spitzenspiel bei Bayer Leverkusen, Ärger mit den Fans wegen der Ticketprobleme beim Hinspiel in Lille, sowie neue Probleme mit den Karten für das Auswärtsspiel in Hamburg. Mit einem Sieg im heutigen Achtelfinal-Rückspiel um den UEFA-Cup gegen den OSC Lille im Westfalenstadion hofften sicher nicht nur die Fans, dass mögliche Folgeschäden aus der Niederlage beim Pillenclub abgewendet und die Diskussionen um die Karten beendet werden.

Heute konnte man doch froh sein, wenn man fernab vom Spielfeld und nah am Dach war. Es schüttete anfangs wie aus Eimern
Heute konnte man doch froh sein, wenn man fernab vom Spielfeld und nah am Dach war. Es schüttete anfangs wie aus Eimern

Eins war schon vor dem Anpfiff klar, dass Rückspiel gegen die Franzosen könnte bei negativen Ausgang Auswirkungen auf den restlichen Saisonverlauf des BVB haben. Eine weitere Niederlage, die das gleichzeitige Ausscheiden im UEFA-Cup bedeutet hätte, könnte die Saisonplanung empfindlichst stören. Um das zu verhindern, ließ sich selbst Präsident Gerd Niebaum beim Training blicken und sprach der Mannschaft Mut zu: "Es wäre völliger Unsinn, jetzt zu verkrampfen und an sich selbst zu zweifeln."

Für Sammer wurde durch die Rückkehr von Christian Wörns und Tomas Rosicky die Aufgabe nicht leichter, denn es fehlten Jan Koller (gesperrt), Sebastian Kehl (nicht spielberechtigt), Heiko Herrlich (Grippe), Jörg Heinrich (Muskelfaserriss) und Lars Ricken (Rückenprobleme). Zu allem Übel musste auch noch „Fußballgott" Jürgen Kohler wegen Wadenproblemen passen. Sammer beorderte dafür Sunday Oliseh und Otto Addo in die Anfangsformation. Die Franzosen konnten dagegen wieder auf den Star des Teams, Bruno Cheyrou, zurückgreifen. Somit war äußerste Konzentration angesagt, denn die Mannschaft von Trainer Vahid Halilhodzic stellte vor allem auch auswärts wiederholt unter Beweis wie unberechenbar sie ist. Siege in der Champions League-Qualifikation gegen den AC Parma (2:0) und in der 3. Runde des UEFA-Cups beim AC Florenz (1:0) sprechen da eine deutliche Sprache.

Wer iss´n dat da mit der Nummer 10?

Überraschte uns mit schicker Kurzhaarfrisur. Praktisch, praktisch...
Überraschte uns mit schicker Kurzhaarfrisur. Praktisch, praktisch...

Zumindest Rosickys neuer Haarschnitt (darf man so was so nennen, ohne mit der Friseurinnung Stress zu bekommen?) sollte zeigen, was heute gefragt war: Einsatz! Borussia kontrollierte von der ersten Minute an das Geschehen auf dem Platz. Die Franzosen, die eigentlich ein Tor so dringend benötigten verlegten sich auf Konterspiel und waren bemüht die Ordnung in den eigenen Reihen zu halten. Der anhaltende Dauerregen sorgte dafür, dass der Platz seifig wurde und für kurze Zeit durfte man sich sogar auf der Pressetribüne wie im alten Packstadion fühlen, denn der starke Wind sorgte dafür, dass man den Regen immer schön in die Fresse bekam.

Dortmund spielte gefällig, ohne jedoch den nötigen Zug zum Tor zu entwickeln. Ab der 10. Minute ergaben sich die ersten Torchancen. Rosicky spielt den Ball in den Strafraum der „Dogues“, doch Ewerthon kam einen Schritt zu spät. Einen Abschlag von Torwart Wimbée landete bei Rosicky und der leitet den Ball mit schönem Direktspiel auf Amoroso weiter, doch der bleibt in aussichtsreicher Schussposition in der Abwehr der Franzosen hängen.

Dortmund legt den Respekt vor den Franzosen auch nach diesen Chancen nicht ab, denn schon jetzt bestätigt sich, dass Lille vor allem eins besitzt - eine starke Abwehr. Ein Kontertor der „Dogues“ würde ein Weiterkommen schon fast ausschließen. In der 14. Minute erhält der BVB nach einem Foul am sperrigen Addo einen Freistoß. Rosicky legt den Ball mit der Hacke für Dede auf und den Schuss des Brasilianers aus gut 22 Metern kann Torwart Wimbée nur mit viel Mühe um den Pfosten lenken. Die bis dahin größte Möglichkeit zur Führung.

Szene aus der 14. Minute - Rosicky's Freistoss und die Glanzparade von Wimbée
Szene aus der 14. Minute - Rosicky's Freistoss und die Glanzparade von Wimbée
Szene aus der 14. Minute - Rosicky's Freistoss und die Glanzparade von Wimbée

Die nächste Chance folgt zugleich. Amoroso spielt in Höhe Mittellinie, an der linken Außenbahn den Ball auf Evanilson, dessen Flankenversuch wird abgefälscht und landet überraschend auf dem Torgehäuse.

Highlight bis dahin sind die mitgereisten Fans aus Lille. Dauersupport bis zum Umfallen, immer wieder angefeuert durch ihre Trommler.

In der 27. Minute dann der erste Torschuss der „Dogues“, doch der harmlose Schuss geht am Tor vorbei. Fast im Gegenzug die nächste Chance für den BVB. Addo legt für Ewerthon auf, der dringt mit dem Ball in den Strafraum der Franzosen ein, wird jedoch weit nach außen gedrängt und scheitert an Wimbée. Kurz vor der Halbzeit versucht sich nochmals Amoroso. Marcio macht, von zwei Abwehrspielern im Fünfmeterraum bedrängt, alles richtig, überwindet auch den Torwart mit einem gefühlvollen Heber, doch der Ball geht knapp über das Tor vorbei.

Aufstand der Lille „putaner“

Nahmen sich für die 2. Halbzeit wohl viel vor, aber gebracht hat's nix: Amoroso und Addo
Nahmen sich für die 2. Halbzeit wohl viel vor, aber gebracht hat's nix: Amoroso und Addo

Die 2. Halbzeit zeigt endgültig, warum Lille als Auswärtsstarke Mannschaft gilt. Die „Dogues“ sind es nun, die das Heft in die Hand nehmen. Die Franzosen sind wie ausgewechselt, suchen ihr Heil im Angriff und setzen die Dortmunder unter Druck. Vor allem Rosicky bleibt blass. Die konsequente Manndeckung zeigt bei dem jungen Tschechen seine Wirkung. Nur noch selten bringt er Impulse ins Dortmunder Spiel. Dortmund wirkt immer zerfahrender. Immer wieder bringen sich die Borussen durch ungenaues Passspiel in Bedrängnis. Die Zweikämpfe werden verbissener und in der 58 Minute erhält Reuter für ein Foul an der Mittelinie die gelbe Karte. In der 70. Minute wechselt Sammer Ewerthon aus und bringt Billy Reina.

Fast zeitgleich bringt Lille Bassier für Cheyrou und der Torschütze des 1:1 im Hinspiel schafft fast die Führung für die Franzosen. Nach einer Ecke köpft Bassier den Ball nur knapp an Tor von Lehmann vorbei. Die darauf folgende Ecke sorgt für noch mehr Dramatik. Der Ball landet bei Cygan, der aus 16. Metern auf das Dortmunder Tor schießt. Billy Reina steht goldrichtig und wehrt den Ball auf der Linie ab. In der 80. Minute kommt Stevic für Amoroso. Zwei Minuten hat Billy dann die große Chance, als er alleine auf das Tor von Lille zuläuft, doch der gute Torwart Wimbèe kann die Dortmunder Führung verhindern.

Fünf Minuten später noch eine Möglichkeit für die „Dogues“. Ein Freistoß von Brunel prallt von der Mauer ab und landet bei einem frei stehenden Spieler. Sein Schuss geht knapp am Dortmunder Tor vorbei.

Dortmund bringt das Spiel über die Runden und erreicht durch das 1:1 im Hinspiel das Viertelfinale.

Fazit:

Stimmung im Stadion war GROTTENSCHLECHT! Die Fans vom OSC Lille beherrschten das Westfalenstadion.
Stimmung im Stadion war GROTTENSCHLECHT! Die Fans vom OSC Lille beherrschten das Westfalenstadion.

Ein glückliches Unentschieden. Doch was zählt ist das Erfolgserlebnis für die Mannschaft und das erreichen des Viertelfinales. Gegner ist Slovau Liberec aus Tschechien, die in Prag Lyon mit 4:1 nach Hause schickten. Nun gilt die alte Parole von Trainer Sammer: Mund abwischen und weitermachen. Sonntag steht mit St. Pauli schon die nächste Aufgabe vor der Tür und 3 Punkte sind Pflicht.

Ein Wort noch zu den Fans. Wie Support aussehen muss, haben die Fans von Lille fast bis um Schluss eindrucksvoll bewiesen. Nicht nur pausenlos sondern auch äußerst kreativ unterstützen sie ihre „Dogues“. Wenn die Fans von einem Formtief bei der Mannschaft reden, dann sollte sie sich für das nächste Heimspiel selbst eine bessere Leistung auf die Fahnen schreiben. Matthias Sammer wollte keine Kritik an den Fans üben. Er sagt es gibt keine Diskussion über Publikum und Mannschaft.

Stimmen:

Sammer:
Die ganz große Klasse, von der viele denken, dass wir sie haben, muss man nachweisen und nicht nur davon erzählen. Heute hat man 2 Sachen gesehen. 1) Die Mannschaft war bemüht keine Fehler zu machen. 2) Wenn ich einen Ball verliere, muss ich dem auch hinterherlaufen und nicht hoffen, dass ein anderer aus der Mannschaft das für mich macht. Außerdem erwartet Sammer von Rosicky am Sonntag etwas mehr als heute.

Vahid Halihadzic:
Unser Konzept wäre fast aufgegangen. Wir haben Borussia in der 1. Halbzeit bewusst das Spiel machen lassen und haben dann in der 2. Halbzeit die Initiative übernommen. Fast wäre unsere Taktik aufgegangen. Es ist sehr schade für die Mannschaft, dass wir heute ausgeschieden sind.

Fans und Spieler dachten wohl heute: "Danke für nix!"
Fans und Spieler dachten wohl heute: "Danke für nix!"

Daten zum Spiel

BVB: Lehmann 3, Wörns 2, Evanilson 3,5, Reuter 3, Metzelder 3, Oliseh 4, Dede 3, Addo 4, Rosicky 4, Ewerthon 3 ( Reina), Amoroso 4 (Stevic)

OSC Lille: Wimbee, Brunel, Fahmi, Cygan, Ecker, Pichot, Michalovski, Sterjovski, N'Diaye, Bruno Cheyrou, Bakari

Schiedsrichter: Messina (Italien) (3)

Gelbe Karten: Reuter (58.), Oliseh (85.), Dede (90.)

Zuschauer: 43.000

Tore: keine

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel