Tatort Bundesliga - der 30. Spieltag: Wird Leverkusen noch Nerven zeigen?
Egal wie spannend es auch immer zugeht in unserm Lieblingssport. Zwei Dinge beschäftigen den Fußballfan in diesen Tagen am Meisten: Wird der traditionslose Retortenclub aus der nichtssagenden Chemiestadt vor der Kölner Bucht tatsächlich Deutscher Meister und was passiert jetzt mit unserem geliebten Fußball in Zeiten, wo ein Gigant wie Leo Kirch allen Rochaden und Tricksereien zum Trotz dennoch schlussendlich die Segel streichen muß? Auf beides gibt es eine treffliche wie plausible Antwort die da lautet: Es wird in jedem Fall weitergehen...
Leverkusen marschiert, Köln hat noch nicht aufgegeben
Wo sonst Tage vorher die Giftpfeile flogen, Spieler und Manager sich beschimpften und die Fans kein anderes Thema mehr kannten, sorgen in diesem Jahr moderate Töne für ein ungewohntes Bild zwischen linker und rechter Rheinseite. Beim Werksklub herrscht keine Spur von Schadenfreude über den bevorstehenden FC-Abstieg, und aus dem Geißbockheim werden fünf Spieltage vor Saisonende bereits die ersten Meister-Glückwünsche gen Bayer-Kreuz geschickt, denn der traditionslose Retorten-Werksclub steuert weiterhin unbeirrt seiner ersten deutschen Fußball-Meisterschaft entgegen.
Mit dem 2:0 im Duell gegen den früheren rheinischen Rivalen ist die Mannschaft von Trainer Klaus Toppmöller seit neun Bundesligaspielen ohne Niederlage, mit 40 Punkten die beste Heimelf. Der Gast von “gegenüber“ kann seinerseits nach der siebten Auswärtspleite in Folge den nächsten Sturz in die Zweitklassigkeit nach 1998 praktisch nun nicht mehr verhindern!
"Bitte keine Häme ausschütten"
"Uns war von Anfang an klar, dass wir aufgrund der Tabellensituation keine Häme über die Kölner ausschütten", meinte Bayer-Manager Reiner Calmund, während 20 km weiter westlich Trainer Friedhelm Funkel das Titelrennen für beendet erklärte. Sogar der „Kölsche Jong“ Dirk Lottner (dereinst in Leverkusen selbst gescheitert) nahm bereits vor dem Duell den FC-Fans jede Hoffnung auf eine Überraschung: "Ich glaube nicht, dass uns Leverkusen wie im Pokal noch mal unterschätzen wird." Und so war es.
Nur ganze 30 Minuten war das "Lokalderby" hektisch, hart und mitunter sogar giftig, aber danach bestimmte Bayer die Szenerie. In der zweiten Halbzeit war die Aufgabe letztlich nur eine „bessere Trainingseinheit.“ Dafür waren die Domstädter als Mannschaft einfach spielerisch zu unterlegen, denn ein Spiel nach vorne fand quasi nicht statt. Leverkusen geriet gegen die "Geißböcke" nie wirklich in Gefahr und baute seine Heimbilanz auf imposante 12 Siege in 14 Heimspielen aus. Köln dagegen ist seit dem 21. Spieltag Tabellenletzter und dürfte die "Rote Laterne" aufgrund der chronischen Auswärtsschwäche wohl kaum mehr abgeben können.
Der Auftritt des Tabellenführers war keineswegs brillant, aber selbst eine Durchschnittsleistung reichte dem Retortenclub, um ohne großen Substanzverlust zum Sieg zu galoppieren. Es fällt uns allen sicher schwer, aber wenn da nicht doch noch ein mittelgroßes Wunder geschieht, wird wohl am 04.Mai 2002 die Innenstadt des Rheinstädtchens von Werksangehörigen nur so gesäumt werden...
Immerhin Neu-Manager Andreas Rettig hatte vor dem Gastspiel an seiner alten Wirkungsstätte die Hoffnung noch nicht aufgegeben: "Wenn wir in Leverkusen gewinnen, können wir das auch in den nächsten drei Spielen schaffen. Man muss die Hoffnung bewahren, solange sie da ist."
Schalke besiegt "Angstgegner" HSV
Auch der Drittplatzierte Schalke hat wieder die "Geldtöpfe" der Champions League im Visier. Sogar der einstige „Angstgegner“ Hamburger SV, stand dabei brav Spalier. Zuvor hatte die Jara- Truppe seit dem 19. Oktober 1996 gegen die Himmelblauen nicht mehr verloren. Der 2:0-Erfolg gegen den schwachen Hamburger SV war der siebte Sieg im siebten Heimspiel in diesem Jahr. Vor 60.683 Zuschauern in Deutschlands bekanntester Sauna erzielten Emile Mpenza – der nach fast zweimonatiger Zwangspause sein Comeback feierte – und Ebbe Sand die Tore. Der HSV dagegen ist nun schon seit fünf Spielen sieglos und dümpelt weiter im Niemandsland.
Dem Spiel der Nachbarstädter kam die Rückkehr von „Enfant Terrible“ Emile Mpenza nach langwierigen muskulären Problemen überaus zugute. Bereits in der zweiten Minute war der Belgier mit einer Flanke auf Marc Wilmots an der ersten guten Gelegenheit für die Gastgeber beteiligt. HSV-Torhüter Martin Pieckenhagen konnte parieren, genau so wie wenig später gegen Mpenza selbst. Doch in der achten Minute war der belgische Nationalspieler erfolgreich, als er ein Zuspiel von Nico van Kerckhoven zur Führung für die „Blauen“ nutzte.
Mit der
Führung im Rücken nahmen die Hausherren in der Folge ein wenig das Tempo heraus
und ließen die Hamburger besser ins Spiel kommen. Die Hanseaten erarbeiteten
sich nun ihrerseits selbst einige Chancen. Doch der Argentinier Bernardo Romeo
scheiterte ebenso wie Jörg Albertz und Erik Meijer vor Reck. Der zweite Treffer
durch Ebbe Sand nach einem katastrophalen Abwehrfehler von Milan Fukal brachte
noch vor der Pause die endgültige Entscheidung.
Danach wollte Schalke nicht
mehr und der HSV konnte nicht mehr. Immer wieder brav und bieder. Und so merkte
„Dandy Andy“ zum Gelsenkirchener Schongang süffisant an: „Von den Hamburgern kam
ja nicht viel Gefahr.“
Das freilich sahen die ganz anders: „Bis auf die ersten zehn Minuten haben wir
das Spiel eigentlich bestimmt“, fand Ingo Hertzsch allen ernstes. „Wir haben
lediglich kein Tor gemacht“, haderte Martin Pieckenhagen. „Wir waren nicht
clever genug, unser ganz gutes Spiel in Tore umzusetzen“, erklärte Erik Meijer.
Platz zwölf mit 36 Punkten
(im Vorjahr waren es immerhin 41), wieder verloren – aber eigentlich läuft es ja
ganz gut, oder?
Nach dem desolaten Schnitzer zum 0:2 konnte der HSV die müden Schalker noch
nicht mal ansatzweise in Gefahr bringen und kickte lustlos sein Pensum herunter.
„Das ganze Spiel war ein bisschen blutarm“, gestand Sportchef Holger Hieronymus
und fasste endlich das mit Worten zusammen, was die Profis in 90 Minuten
eindrucksvoll bestätigt hatten: „Mit dieser UI-Cup-Rechnerei ist jetzt Schluss.“
Der HSV rechnet nicht mehr – und in dieser leidenschaftslosen Verfassung ist
auch nicht mehr mit ihm zu rechnen. Kurt Jara: „Wir haben nach der Anfangsphase,
in der man Angst um uns haben musste, gut und brav mit gespielt.“ Gut, brav,
vor allem bieder. Und fehlerhaft. „Entscheidend in dieser Saison ist, dass wir
mehr Fehler machen als unsere Gegner“ sagt Sergej Barbarez und der redet
bekanntlich nicht an der Realität vorbei.
Mailand im Kopf und die „Muschies“ vor Augen...
Nach dem „Fußballzauber“ gegen Milan hat der BVB den befürchteten Durchhänger nicht offenbart und sich eindrucksvoll im Titelendspurt behauptet. Zwar wird das Titelrennen mit dem Werksclub zur reinen Nervensache, aber Borussia Dortmund hat sich selbst noch nicht abgeschrieben. Die Westfalen haben auf die Psychotricks und Verbal-Attacken aus Leverkusen mit Spiellaune reagiert und einen Konter gesetzt. "Die Aussagen kommen von einem von Neid zerfressenen Trainer, der die Ethik mit Füßen tritt, sie sind dumm und primitiv", giftete Manager Michael Meier nach dem 2:1 über 1860 München gegen Bayer-Coach Klaus Toppmöller. Trotz weiterhin vier Punkten Rückstand zum Tabellenführer ist Meier überdies überzeugt: "Mein Gefühl sagt mir: Wir werden Meister". "Toppis" öffentliche Kritik an der Arbeit seines Dortmunder Kollegen Matthias Sammer ("Sammer hat sich doch ins gemachte Nest gesetzt") soll nun die Antwort auf dem Rasen folgen. "Alles andere ist doch Quatsch. Solche Psychodinge sind einfach lächerlich. Das kennt man doch, das sind dumme Aussagen, die dem durch die Kirch-Geschichte ohnehin angekratzten Image des Fußballs nur schaden", erklärte Sammer und hofft weiterhin in den restlichen vier Punktrunden auf einen Ausrutscher der rheinischen Konkurrenz.
"Leverkusen wird noch Federn lassen. Schon der kommende Spieltag wird interessant. Und wenn Bayer patzt, müssen wir bereit sein", sagte der gestern überragende Nationalspieler Sebastian Kehl, der gegen die "Löwen" vor den Augen von DFB-Trainer Michael Skibbe eine WM-reife Partie bot und seine Vorstellung mit den ersten Bundesliga-Treffer für den BVB zum zwischenzeitlichen 1:1 krönte. Zuvor hatte Markus Schroth nach knapp 10 flauen BVB-Anfangsminuten für die überraschende Führung der Münchner gesorgt, die anschließend Jörg Heinrich mit einem fulminanten Volleyschuß zum hochverdienten Sieg besiegelte, der – bei Lichte betrachtet – noch viel höher hätte ausfallen müssen!!!
"Motzki" Sammer verteilt Streicheleinheiten
Auf den letzten Saisonmetern verteilt "Motzki" Sammer verstärkt Streicheleinheiten, um seine gestressten Kicker bei allerbester Finish-Laune zu halten. Besonders die Defensivabteilung mit dem erneut bärenstarken Christian Wörns und Nationalspielerkollege Christoph Metzelder zollte der BVB-Coach Respekt: "Was die beiden über Wochen dort hinten leisten, davor muss ich den Hut ziehen." Chancen der Münchner ließen sie kaum zu, spielten zudem fehlerfrei und legten gleichzeitig den Grundstein für die BVB-Offensive, so dass 1860-Trainer Peter Pacult nach dem insgesamt enttäuschenden Auftritt seiner Truppe nur allzu treffend feststellen konnte: "Wir können am Ende froh sein, dass wir nur 1:2 verloren haben."
Sebastian Kehl, von dem Sammer ("Er setzt mit seinem unglaublichen Biss in dieser Phase der Meisterschaft Zeichen") restlos überzeugt ist meinte: "Wir haben gezeigt, dass wir stark genug sind, um weiterhin dranzubleiben." Gefreut hat sich der BVB-Coach speziell für den 21-Jährigen, zumal der Ex-Freiburger im Uefa-Cup nicht spielberechtigt ist und die Feierlichkeiten nach dem 4:0 über den AC Mailand nur von der fernen Tribüne aus miterleben durfte. Selbstbewußt und gegen 1860 auch ohne den gesperrten Torjäger Marcio Amoroso vor Spielfreude sprühend, überzeugten die Schwarz-Gelben die 66.000 Fans einmal mehr im schmücken Westfalenstadion und stimmten sich auf das Rückspiel am kommenden Donnerstag im Giuseppe Meazza- Stadion ein. Einziges und höchst ärgerliches Manko war die mangelhafte Ausbeute, denn Ewerthon, Koller und Co. versiebten hochkarätigen Chancen in Serie und verpassten es, das schlechte Torverhältnis zuungunsten der Schwatzgelben tatkräftig zu verbessern. Aber der gnädig gestimmte Sammer meinte nur lapidar: "Kein Vorwurf an die Mannschaft, es fehlte manchmal die Präzision, manchmal die Konzentration." Und auch der unglücklich versagende Henrique Ewerthon fügte nach dem überdeutlichen Chancenverhältnisses von satten 13:1: „Wir sind weiterhin im Rennen und im Fußball kann so schnell so viel passieren“, so der junge brasilianische Wirbelwind, “aber es gibt Tage, da triffst du einfach nicht.“ Hoffentlich sieht das in „San Siro“ am Donnerstag wieder anders aus!
Bremer träumen weiter vom internationalen Wettbewerb
Als Mladen Krstajic am Samstagmorgen die Augen aufschlug, da wusste er: Heute wird ein guter Tag. Denn der Verteidiger hatte von einem Tor gegen den FC Bayern München geträumt. Die Vorhersehung wurde Wirklichkeit und "Träumer" Krstajic beim 2:2 des SV Werder Bremen im Olympiastadion zum kleinen Helden. Mit seinem Kopfball in der 90. Minute rettete der Jugoslawe nicht nur einen Punkt für die Hanseaten, sondern auch die Hoffnung auf Platz sechs in der Liga. "Jetzt haben wir wieder eine Chance", jubelte der Torschütze.
Der Abstand zu Kaiserslautern blieb trotz der schweren Aufgabe bei den Bayern konstant. Und das wurde fast schon wie ein Sieg gefeiert. "Wenn wir verloren hätten, wären wir vier Punkte hinten dran gewesen. Und das in nur noch vier Spielen aufzuholen, wäre enorm schwer gewesen", urteilte Torsten Frings und rechnete schon mal vor, wie Werder doch noch in den UEFA-Cup kommt. "Zwei Heimspiele, sechs Punkte. Dann müssen wir auswärts aber mindestens noch zwei Zähler einfahren, um Kaiserslautern einzuholen." Das mag ja hinkommen. Aber wie wäre es denn, wenn auch der siebte Platz zum direkten Einzug in den UEFA-Pokalwettbewerb reichen würde? Die Möglichkeit besteht, doch darauf kann sich freilich niemand verlassen. "Wir sollten uns erstmal auf das nächste Spiel gegen Schalke konzentrieren und das gewinnen. Was danach passiert, passiert eben", meinte Mladen Krstajic, dessen Kopfball-Treffer das versöhnliche Ende einer ansonsten sehr mäßigen Bremer Vorstellung war. Das Werder-Glück an diesem "Traum-Tag" hieß aber nicht nur Krstajic, sondern auch Effenberg, Elber, Linke & Co. Denn die Bayern-Stars betrachteten den Aufgalopp gegen die Hanseaten offenbar nur als lästiges Übel zwischen den beiden Krachern in der Champions League gegen Real Madrid. "Wir sind", so umschrieb es Sportdirektor Klaus Allofs, "auf einen Gegner getroffen, der zwar unter Erfolgsdruck stand, diesen Druck aber nicht positiv umsetzen konnte." Und wenn die Gäste in der starken Anfangsphase in Führung gegangen wären, "hätten die Bayern das wohl nicht drehen können."
Es lief allerdings andersrum. Bayern legte ausgerechnet durch den Ex-Bremer Claudio Pizarro vor. Dessen Kumpel Ailton glich vor 52 000 Zuschauern zwar umgehend binnen zwei Minuten per Elfmeter (Foul Linke an Frings) aus, doch nach dem 2:1 von Roque Santa Cruz etwa 5 Minuten nach dem Seitenwechsel, verlor Werder total den Faden. Nichts ging mehr. "Bayern hat auf pomadige Art das Tempo verschleppt, und wir haben uns dem leider angepasst", beschrieb Marco Bode die hilflosen Angriffsversuche. Alles plätscherte vor sich hin - bis Krstajic mit dem Schlussgong kam und den Bayern die letzte Hoffnung auf die vierte Meisterschaft in Folge nahm. Schadenfreude kam im Werder-Lager dennoch nicht auf. "Dafür haben wir viel zu viel mit uns selbst zu tun", sagte Noch-Kapitän Frank Baumann und meinte selbstverständlich das Restprogramm mit den Spielen gegen Schalke, Leverkusen, St. Pauli und Dortmund. Vor dieser hammerharten Schlussphase hat Sportdirektor Allofs ganz im Stil von Krstajic einen wunderschönen Traum: "Gegen diese Gegner haben wir in der Hinrunde insgesamt zehn Punkte geholt. Wenn uns das wieder gelingen sollte, sind wir ganz sicher im UEFA-Cup." Na dann, auf ein fröhliches Erwachen am 4. Mai, dem Tag des Bundesliga-Finales. Stellt sich nur die Frage, was will Werder im UEFA-Cup? Mit dem Verlust der „Korsettstangen“ Frings (nach Dortmund), Baumann (nach Leverkusen), Rost (nach Schalke), sowie dem Verlust von solchen Gallionsfiguren wie Marco Bode und Dieter Eilts, steht Werder vor einem totalen Neuanfang. Ob Ailton angesichts dieses Aderlasses zu halten sein wird, scheint auch mehr als fraglich! Fakt ist: Allofs hat es nicht vermocht, den Laden in der Hansestadt auf Vordermann zu bringen und muß sich nun vorwerfen lassen, dass seine Arbeit offensichtlich gescheitert ist...
Korruptionsvorwürfe auch in der Bundesliga?
Unterdessen hat die Korruptionsaffäre um das Bremer Bauunternehmen Zechbau hat jetzt auch den SV Werder erreicht. Das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtet in seiner heute erscheinenden Augabe, dass die Bremer Kriminalpolizei die Ermittlungen auf Funktionäre des SV Werder Bremen erweitern will. Der Verdacht: Beim Umbau der Ostkurve des Weserstadions vor fünf Jahren soll nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein. Fakten liegen keine vor - nur Vermutungen und Gerüchte.
Der Hintergrund: Der Abteilungsleiter der Bremer Baubehörde, Prof. Gottfried Z., soll sich von Zech das private Haus aus- und umgebaut haben lassen, ohne den korrekten Preis dafür gezahlt zu haben. Die Gesamtbauleistung habe laut Mitarbeitern des Finanzamts bei 520 000 Mark gelegen. Abgerechnet wurden aber nur 362 589 Mark. Der Differenzbetrag sei zum Teil über den Ausbau des Weserstadions gelaufen. Ein klarer Fall von "Vorteilsnahme und Vorteilsgewährung" - so der Vorwurf an Bauunternehmer Kurt Zech und Gottfried Z. Die Abteilung Organisierte Kriminalität der Bremer Kriminalpolizei will laut "Focus" nun auch die Privathäuser der Vereinsfunktionäre unter die Lupe nehmen, die in den Jahren 1996/97 um- oder neugebaut wurden. Dem sehen Klaus-Dieter Fischer und Manfred Müller, die zur angegebenen Zeit gemeinsam mit Präsident Dr. Franz Böhmert und Manager Willi Lemke die Spitze des Vereins gebildet hatten und auch heute noch die Geschäfte des SV Werder als Vorstandsmitglieder leiten, wie immer in solchen Fällen gelassen entgegen. "Die Vorwürfe sind doch albern", sagt der immer so salopp formulierende Klaus-Dieter Fischer und erklärt seine Sicht der Dinge: "Beim Ausbau des Weserstadions war der SV Werder doch gar nicht der Auftraggeber. Die Stadt war der Bauherr, nicht wir." Und Manfred Müller kann die ganze Sache "überhaupt nicht nachvollziehen. Das Einzige, was wir bei dem Umbau mitbestimmt haben, war die Farbe der Auslegeware." Klaus-Dieter Fischer macht kein Geheimnis daraus, auch privat mit Zechbau gebaut zu haben. "Ich habe da aber nichts zu verbergen. Ich kenne keine Freundschaftspreise", so Fischer. Bis gestern hatte die Kripo nach Aussage von Werder-Mediendirektor Tino Polster zu keinem Funktionär des Clubs Kontakt aufgenommen. Von der Polizei und der Staatsanwaltschaft war auch heute keine Auskunft zu dem Fall zu erhalten. Nur soviel: Zechbau gehört seit Jahren zum Sponsorenpool des SV Werder Bremen.
Auch Berlin bleibt am Drücker
Die Nörgler, Besserwisser und das „Haar-in-der-Suppe-Sucher“ hatten es schon vorher gewusst. Natürlich musste Hertha BSC in Wolfsburg 3:1 gewinnen - Sebastian Deisler war ja nicht dabei... Beim Berliner Fußball-Bundesligisten verdrehen sie bei diesem Thema derzeit nur die Augen. Das Problem der Berliner in dieser Saison heißt jedoch nicht Sebastian Deisler sondern das Problem der Berliner entstand dann, wenn mit Marcelinho und Deisler zwei kreative Spielgestalter sich gegenseitig ihrer Wirkung beraubten. Hertha hat mit Deisler starke Partien geliefert, etwa beim 3:1 in Freiburg, zu dem der Nationalspieler zwei makellose Tore beisteuerte. Damals fehlte übrigens der Brasilianer, der auf Länderspielreise weilte. Für den deutschen Nationalspieler mit dem anfälligen Körper lief die Saison unglücklich. So hat Hertha mehr starke Partien mit Marcelinho geboten - siehe Wolfsburg. Da war der Spielmacher an fast jedem gefährlichen Angriff beteiligt. „Marcelo hat überragend gespielt“, sagte Übergangstrainer Falko Götz - und war es offensichtlich leid, dieses Lob als Seitenhieb gegen Deisler ausgelegt zu bekommen.
Nach den Toren von Michael Hartmann, Michael Preetz und Youngster Thorben Marx in Wolfsburg jedenfalls, schaut der Liga-Fünfte weiter nach vorn. Das 3:1 war der siebte Sieg aus 9 Partien. Seit vergangenem Oktober haben die Blau-Weißen von der Spree von 21 Spielen bei 13 Erfolgen und fünf Remis nur 3 verloren. Rang drei, da wo die lukrativen Champions-League-Plätze beginnen, ist bei vier ausstehenden Runden lediglich nur drei Zähler entfernt. Hertha will - nur will es kaum jemand öffentlich sagen. Interimscoach Falko Götz spielt Pingpong mit den Reportern. Auf die Frage nach den Zielen sagte er der nach Antwort lechzenden Journaille: „Für die Ziele seid ihr zuständig, wir konzentrieren uns von Spiel zu Spiel.“ Schon okay, aber die Bayern liegen nur einen Punkt voraus auf Rang vier, wurde sein Statement retouniert, worauf Falko clever wechselte: „Hier in Berlin wird viel zu oft der zweite vor dem ersten Schritt gemacht. Wir schauen auf uns, dann sehen wir, wofür das reicht.“ Die Hauptstädter Schreiberlinge versuchtes es noch ein letztes mal: Gut, aber bei vier ausstehenden Spielen gegen Rostock, die Bayern, Schalke und Leverkusen . . . Da wurde es dem Fußballehrer zu bunt: „Wir konzentrieren uns ganz auf Rostock am Sonnabend. Mehr gibt es nicht zu sagen.“ Punkt, aus, basta!
Stefan Beinlich wollte sich nicht einmal zum Erreichen des Pflichtzieles äußern. Bei einem Polster von sieben Punkten auf Rang sieben scheint die Uefa-Cup-Teilnahme sicher. Beinlich, der in Wolfsburg eines seiner besten Saisonspiele zeigte, runzelte die Stirn und meinte tiefsinnig prophetisch: „Leverkusen war auch schon so gut wie sicher Meister und die Bayern gegen Manchester so gut wie sicher Champions-League-Sieger.“ Man sei auf gutem Wege, nicht mehr. Im übrigen konzentriere man sich ganz auf Rostock. Auch der Kapitän hielt den Ball betont flach. „Erst mal müssen wir den Uefa-Cup-Platz sichern“, sagte Michael Preetz. „Wenn uns das gelungen ist, können wir in den letzten Spielen mehr möglich machen.“ Im übrigen konzentriere man sich ganz auf . . . Die Nörgler und Besserwisser können die Reaktionen als Tiefstapelei auslegen. Mit Blick auf das schwere Restprogramm entspringt die Vorsicht aber einem gesunden Realitätssinn.
Das schließt nicht aus, dass Träumen erlaubt ist. Gabor Kiraly, dem gestern eigentlich nicht nach Strahlen zu Mute war, sagte, was alle im Hinterkopf haben. Das Auslaufen am Teufelsberg musste der Torwart sausen lassen. Ihm war in Wolfsburg Teamkollege Denis Lapaczinski mit seinen 80 Kilo bei einer Abwehraktion auf den großen Zeh gesprungen. Kiraly verließ die Kabine in Badelatschen, der blutende und entzündete Zeh war dick bandagiert. Und mitten im tiefen Schmerz murmelte der Ungar: „Den Uefa-Cup lassen wir uns jetzt nicht mehr nehmen und so weit, wie wir sind, will ich jetzt auch in die Champions League.“ Also noch ein Kandidat für Platz drei? Na dann...
Und täglich grüßt das... Unvermögen!
Es bleibt dabei: Energie Cottbus und Borussia Mönchengladbach können gegeneinander nicht gewinnen. Im vierten Punktspiel beider Teams gegeneinander gab es vor 18.450 Zuschauern im Stadion der Freundschaft das vierte Remis. Tomislav Piplica avancierte dabei vier Minuten vor dem Ende einmal mehr zur tragischen Figur und verhinderte den erneuten Cottbus -Dreier. Der Energie-Keeper leistete sich nach mehreren Wochen in guter Form einen spielentscheidenden Fehler und erzielte den Mönchengladbacher Ausgleich in allerbester Uwe Seeler-Manier per Hinterkopf ins eigen Tor.
„Never change a winning team“, lautete das Motto von Eduard Geyer. Zum dritten Mal in Folge schickte er in einem Heimspiel dieselbe Startformation auf den Platz. Beständigkeit auch bei den Gladbachern. Hans Meyer tauschte lediglich Demo gegen Stassin aus und verstärkte damit seine Defensive. Die Niederrheiner versuchten zu beweisen, dass die Mannschaft nach dem erreichten Klassenerhalt nicht zu einem Betriebsausflug in die Lausitz gereist waren. In der Anfangsphase verpassten Erste Warnschüsse weckten Energie rasch und in den folgenden Minuten waren die Hausherren das spielbestimmende und bessere Team. Die Gäste-Abwehr war nun nervös, Energie im Spiel. Nach 32 Minuten konnten die Cottbuser endlich jubeln. Vasile Miriuta war wieder einmal der Ausgangspunkt. Einen Freistoß zirkelte er genau auf den Kopf von Marko „die Zunge“ Topic, der sich über soviel Freiheit im Gladbacher Strafraum nicht lange wunderte und zum 1:0 einnickte. Eingenickt schien zwei Minuten später die Mönchengladbacher Abwehrreihe zu sein. Wieder trat Vasile Miriuta eine Ecke, wieder landete der Ball genau auf einem der Energie-Kopfballriesen. Radoslaw Kaluzny drückte die Flanke mit Wucht hinter die Linie. Eckbälle blieben bis zur Halbzeit hochspannend. Auch die Gladbacher Varianten bedeuteten stets Torgefahr. Kurz vor dem Halbzeitpfiff machte es die Energie-Abwehr ihrem Gegner jedoch zu einfach. Ausgerechnet der größte Cottbuser Radoslaw Kaluzny verschätzte sich nach einer Ecke von Münch und sprang am Ball vorbei. Ebenfalls per Kopf vollendete Asanin zum Gladbacher Anschlusstreffer. Ein Treffer, der die Gastgeber lähmte. Der Ausgleich der Gäste war dennoch eine Farce. Torjäger van Lent fiel im Strafraum wie von Geisterhand gefällt und der Allgäuer Schiedsrichter Xaver Wack darauf herein. In der 64. Minute pfiff der Unparteiische folglich Foulelfmeter für einen gemimtem Faller. Münch legte sich die Kugel zurecht und verwandelte sicher zum 2:2. Die tolle Moral der Rückrunde zeigte Energie in den folgenden Minuten. Der FCE wollte seinen Fans beweisen, wie ernst es der Mannschaft mit dem frühen Klassenerhalt ist. Nur sieben Minuten nach dem Ausgleich waren die Lausitzer plötzlich wieder in Führung. Mit Macht hatte Energie auf das dritte Tor gedrängt und wurde belohnt. Einmal mehr war es der überragende ungarische Nationalspieler Vasile Miriuta, der Radoslaw Kaluzny mustergültig bediente. Im Laufduell setzte er sich gegen Eberl durch und setzte seinem zweiten Tor noch die Sahnehaube auf. Per Tunnel demütigte er Stiel (in seinem letzten Bundesligaspiel, was dieser da noch nicht wusste) zur verdienten 3:2- Führung. Die größte Demütigung des Nachmittags musste jedoch Tomislav Piplica im Energie-Kasten erfahren. Vier Minuten vor dem Ende feierten die Mönchengladbacher Anhänger den Energie- Keeper euphorisch, hatte dieser dem Gegner doch noch den Ausgleich geschenkt. Als der eingewechselte Witeczek in der 86. Minute aus 20 Metern aufs Tor schoss, entwickelte sich daraus eines der kuriosesten Tore der Bundesligageschichte. Der Ball wurde zur "Bogenlampe" abgefälscht. Langsam senkte sich die Kugel vor dem Energie-Tor, wo Tomislav Piplica damit zu rechnen schien, dass der Ball über das Tor gehen würde. Stattdessen senkte sich der harmlose Abpraller auf dem Kopf des Unglücks- Keepers und von dort zum 3:3 im Energie-Tor.
Für BMG-Schlussmann Jörg Stiel ist die Saison nach diesem Spiel gelaufen. Der Schweizer erlitt einen Muskelriss im rechten Oberschenkel. Voraussichtlich für drei Monate muss Borussia Mönchengladbach nun auf die Dienste seines Nationalspielers verzichten.
Größte Firmenpleite in der deutschen Nachkriegsgeschichte:
Nun ist es also eingetreten: Die KirchGruppe hat Insolvenzantrag für ihr Kerngeschäft beim Amtsgericht München gestellt. Gemessen am Schuldenstand handelt es sich um die größte Firmenpleite in der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Die KirchGruppe ist mit mehr als 6,5 Milliarden Euro verschuldet. Nach Angaben des Gerichts stellte Kirch den Antrag für die KirchMedia, zu der unter anderem der TV-Konzern ProSieben-SAT.1 und der Filmrechtehandel gehören - außerdem die Rechte an der Fußball- Bundesliga. Die KirchMedia beschäftigt derzeit 5500 Mitarbeiter, in der gesamten KirchGruppe sind es knapp 10.000 Beschäftigte. Unklar ist noch, ob eine Auffanggesellschaft gegründet werden soll oder ob die Gesellschaft während des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung fortgeführt wird. Weitere Einzelheiten werden voraussichtlich im Laufe des heutigen Tages auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Nach den Vorstellungen der Banken soll eine Auffanggesellschaft gegründet werden, die dann den sanierungsfähigen Teil, insbesondere das TV-Geschäft und den Rechtehandel, erwirbt. Das setzt jedoch das Einverständnis des Insolvenzverwalters voraus. Möglicherweise gehen die Beteiligten am heutigen Nachmittag bereits an die Öffentlichkeit.
Auch der Axel Springer Verlag will eine zentrale Rolle übernehmen. „Eine strategische Position in der Auffanggesellschaft erwarten wir schon“, hieß es noch am Sonntag bei Europas größtem Zeitungskonzern. Insider sprechen von einem Anteil von 25 %, den Springer an der Auffanggesellschaft übernehmen will. Aus Bankkreisen verlautete, man sei für ein Engagement Springers offen, wenn der Verlag auch frisches Kapital mitbringe. Springer-Chef Mathias Döpfner hatte mit seiner Forderung über 767 Millionen Euro die Kirch-Krise im Januar ausgelöst. Jetzt steht er möglicherweise mit leeren Händen da, weil seine Forderung mit der Kirch-Insolvenz nahezu wertlos werden könnte. Döpfner, der zuletzt erstmals Verluste für den Springer-Konzern ausweisen musste, wollte sich mit den Kirch-Geldern sanieren. Zudem wird die WAZ-Gruppe als Partner für die Auffanglösung gehandelt. Die bisherigen Kirch-Partner Rupert Murdoch und Silvio Berlusconi sind dagegen mit der Insolvenz zunächst außen vor.
Gleichzeitig wurde aus der Kirch- Gruppe am Sonntag bestätigt, dass die Rechte an der Fußball-WM 2002 und 2006 voll an die Schweizer Tochterfirma Kirch-Sport übertragen wurden. Dies sei auf Wunsch des Weltfußballverbandes Fifa und mit Zustimmung der Banken erfolgt. Kirch und sein Vize Dieter Hahn könnten sich dadurch aber nicht persönlich bereichern.
Der Fernsehvertrag der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mit der KirchGruppe hat ein Gesamtvolumen von 1,53 Milliarden Euro. Der Vierjahresvertrag endet 2004 und ist für die vier Spielzeiten gestaffelt. In der Saison 2000/2001 kassierte die DFL 355,35 Millionen Euro. In der laufenden Spielzeit waren es 357,9 Millionen Euro, die letzte dafür fällige Rate von 100 Millionen Euro hatte das Münchner Medien-Unternehmen am 15. Februar bezahlt.