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Tatort Bundesliga - der 3. Spieltag 02/03: Rostock und Bochum mischen die Liga weiter auf

25.08.2002, 00:00 Uhr von:  Guido
Tatort Bundesliga - der 3. Spieltag 02/03: Rostock und Bochum mischen die Liga weiter auf
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Es ist wie bei der WM: Die "Kleinen" mischen die Liga weiter auf und die Großen wirken matt und lassen sich vorführen. Prominentes Opfer an diesem Spieltag: Vizemeister Leverkusen, die mit nur 2 Punkten aus den ersten 3 Begegnungen den Fehlstart perfekt machen. Dafür kommen die Bayern und Dortmunder langsam auf Fahrt.

So hatte sich das ganze Ex-VfL Trainer Klaus Toppmöller wohl nicht vorgestellt. Sein Nachfolger beim VfL, Peter Neururer erteilte ihm in der BayArena eine Lehrstunde in Sachen Angriffsfussball und Kaltschnäuzigkeit. Mit 2:4 ging die Werkself im eigenen Stadion gegen den Aufsteiger unter, und das nicht mal unverdient. Damit bleibt die Überraschungself aus Bochum weiter Spitzenreiter, während sich Mannschaft von Trainer Klaus Toppmöller, der die Bochumer in seiner fast fünfjährigen Tätigkeit sogar in den UEFA-Cup geführt hatte, mit nunmehr 7 Punkten Rückstand auf Bochum aus eigener Kraft nicht mehr deutscher Meister werden kann.

Dabei fing es für die Leverkusener recht gut an. Bereits nach 10 Minuten konnte Neuzugang Jan Simak die Führung markieren, nachdem er drei Minuten zuvor nur die Latte getroffen hatte. Die Bochumer liessen sich von der schnellen Führung jedoch nicht beeindrucken und schlugen postwendend durch den Isländer Thordur Gundjonsson zurück (13.).

Die Leverkusener sichtlich geschockt und fortan vollkommen im Spielfluss durcheinander. Ex-Nationalspieler Dariusz Wosz und Frank Fahrenhorst erhöhten noch vor der Pause zum ebenso überraschenden jedoch auch verdienten 3:1-Halbzeitstand. Nach der Pause machte dann "Toto" Christiansen nach toller Vorarbeit durch den Südafrikaner Delron Buckley in der 60. Minute mit seinem mittlerweile 6. Saisontor alles klar für die Blauen. Nach dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer zum 2:4 durch Neuzugang Franca (75.) machten sich die Gastgeber noch einmal kurzfristig Hoffnung, blieben aber im Abschluss zu harmlos.

Leverkusen enttäuschte auf der ganzen Linie. "Wir haben in der letzten Saison tolle Spiele gezeigt. Jetzt werden wir auch da raus kommen", so die Durchhalteparole von Bayer-Trainer Klaus Toppmöller. Nervöser wirkten da schon die Fans auf den Rängen, die während der Partie schon mit "Ballack, Ballack"-Rufen ihre eigene Mannschaft verunsicherten: Beim Spiel gegen den BVB vor nur einer Woche hatten die Leverkusener Anhänger auf einem Spruchband noch getönt "Keine Fans von Titeln, sondern von Bayer 04". Da sie zwar keine Titel haben, aber offensichtlich mit dem Misserfolg auch nicht leben können, verabschiedeten sich die Leverkusener Fans mit Pfiffen von ihrer Elf. VfL-Coach Peter Neururer, zum Spiel "Es ist ein Sieg, der uns Bonus-Punkte bringt. Denn wir konnten nur jetzt in Leverkusen gewinnen, in vier Wochen, wenn Bayer den Rhythmus gefunden hat, würden wir es nicht mehr schaffen."

Die Schweden machen´s

Nicht zu stoppen ist derzeit auch die Elf von der Ostsee, Hansa Rostock. An dieser Stelle eine kleine Entschuldigung. Im letzten Tatort hatten wir behauptet, der FC Hansa wäre noch nie mit 2 Siegen in die Saison gestartet. Das ist falsch. In der Saison 91/92 stach die Hansa-Kogge sogar mit 3 Siegen in Folge in See. Am Ende stiegen die Mecklenburger, die bis zum 7. Spieltag Tabellenführer waren, dann jedoch ab. Vergangenheit, denn mit neun Punkten und 8:0 Toren verpasste das Team von Armin Veh den Startrekord aus dem Jahr 1991 nur um zwei Tore. Im "Ost-Derby" gegen die Energie aus Cottbus gelang den Rostockern im dritten Anlauf auch endlich ein Sieg und mit dem 4:0, sogar ein in dieser Höhe sensationeller. Durch Rydlewicz dritten Saisontreffer in der 17. Minute gingen die Hanseaten früh in Führung. Rekordeinkauf Prica (2,2 Mio EUR) baute in der 27. Minute den Vorsprung noch vor der Halbzeit aus. Nach zwei Kontertoren durch Wibran (47.) und erneut Rydlewicz (64.) war dann der Sieg endlich perfekt. Energie-Trainer Eduard Geyer gab zu: "Die Rostocker waren uns in allen Belangen überlegen. Wir müssen uns alle zusammen Gedanken machen, wie es weiter geht. Es ist eine sehr, sehr komplizierte Situation... Bereits kurz nach dem Abpfiff gab es im das erste Krisengespräch. "Wenn wir die Ursachen nicht bald finden, kriegen wir gewaltige Probleme", betonte Manager Klaus Stabach. Die Lausitzer haben nunmehr nach 3 Spieltagen nur ein müdes Pünktchen auf dem Konto. Erfreulicher da schon die Situation im Norden. Mit ihrer starken "Wikinger-Fraktion" - in Cottbus spielten fünf Schweden - hat die Hansa vor allem an Qualität gewonnen. Und so lobte auch bei Premiere World der Kaiser Franz Beckenbauer das Spiel der Rostocker: "Respekt. Sie sind spritzig, schnell, haben Spielfreude, schießen Tore."

Tore schiesst auch sein FC Bayern. Der Sieg im "Nord-Süd-Klassiker" war zwar überzeugend, aber wenig spektakulär. FC Bayern dominierte die erste Halbzeit. Der Peruaner Claudio Pizarro brachte die Gäste in der 25. Minute mit einem Kopfballtor die verdiente Führung. Nach dem Wiederanpfiff machten die Hamburger zwar mehr Druck, doch kamen trotz enormer Anstrengungen zu keinem Treffer. Folgerichtig verlagerten sich die Münchner in die Defensive und sorgten nach Kontern durch Pizarro (85.) und Zickler (90.) für die Entscheidung. In dieser Höhe fiel der Sieg gewiss zu Hoch aus - bei den Bayern lief ganz und gar nicht alles so rund, wie das Ergebnis vermuten lässt. Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld resümierte: "Der Sieg war nicht ungefährdet. Wir hatten Schwerstarbeit zu verrichten. In der zweiten Halbzeit war der HSV dem Ausgleich nahe."

So langsam in Fahrt kommt auch der Meister. Borussia Dortmund verhinderte durch das 3:1 (1:0) über den VfB Stuttgart einen Fehlstart in die Saison und liegt mit nun 5 Punkten wieder im ersten Tabellendrittel. Im Duell der ebenso sieglosen, wie auch unbesiegten sorgten Koller (38.), Dede (66.) und Ewerthon (87.) für den ersten Saisonsieg des BVB. Beim BVB war Kapitän Stefan Reuter nach seinem Muskelfaserriss wieder an Bord. Er sollte dem zuletzt anfälligen Abwehrverband die nötige Stabilität geben. Für ihn rückte Heinrich ins defensive Mittelfeld, Frings orientierte sich weiter nach vorn und Rosicky wich auf die Addo-Position aus, der sich zunächst auf der Bank wieder fand. Die Stuttgarter schonte Spielmacher Balakov sowie Aliaksandr Hleb für das schwere UI-Cup-Finalrückspiel. Daneben fehlten weiterhin verletzungsbedingt Marcello Bordon und Soldo.

Allen voran Jan Koller machte eine starke Partie im schwatzgelben Dress. Nachdem er die erste Chance noch vergab, nutze er in der 38. Minute eine Flanke von Evanilson volley zum 1:0. Es scheint so, als würde der Tscheche sich jetzt mehr und mehr als Goalgetter und nicht nur als Vorbereiter bei den Westfalen etablieren. Ebenfalls überzeugen konnte bei den Dortmundern Leonardo Dede, der in der 66. Minute mit einem schönen Freistoss aus 25 Metern sein erstes Tor im Westfalenstadion erzielte. Torwart Hildebrand machte bei diesem Treffer zwar nicht die beste Figur, das störte den Brasilianer jedoch keineswegs und so rannte er euphorisiert zur Eckfahne, zog sich im Lauf sein Trikot aus und danke mit Blick gen Himmel Gott für diesen Treffer. Schon vor 2 Jahren hat der kleine Brasilianer bei einem Freistoss gegen Hildebrand einen Treffer erzielt. Damals jedoch im Gottlieb-Daimler-Stadion.

Auch wenn die Dortmunder nicht überragend gespielt haben, so konnten die Stuttgarter an diesem Tag auch nicht wirklich gefährlich werden, daran änderte auch nichts der zwischenzeitliche Anschlusstreffer in der 77. Minute durch Sean Dundee. Sebastian Kehl vertändelte den Ball im eigenen Strafraum und trifft beim Nachstochern Amantidis. Schiri Weiner aus Ottenstein entscheidet zu Recht auf Elfer. In den letzten 7 Jahren hatte Balakov ausnahmslos alle Elfmeter der Schwaben geschossen und so musste ein Neuer heute ran, aber Sean Dundee zeigte keine Nerven und verwandelte sicher gegen den sonst wachsamen Lehmann. Sammer verstärkte daraufhin die Defensive mit Madouni für Kehl und die Borussia verstand durch geschicktes Konterspiel sich zu entlasten. Einer von ihnen sorgte schließlich für die Erlösung: Nach schönem Doppelpass mit Metzelder stellte Ewerthon in der 88. Minute den Endstand zum 3:0 her. "Uns fehlt die Stabilität", resümierte
"Motzki" Sammer nach dem Spiel. Optimistischer Tomas Rosicky, der eine durchaus gute Partie bot "Wenn alle Verletzten zurück sind, werden wir noch besser."

Die übrigen Spiele

Das viel beachtete Debüt von Stefan Effenberg im Trikot des VfL Wolfburg im Spiel gegen Arminia Bielefeld ging daneben. Der "weisse Maradonna" Ansgar Brinkmann sorgte kurz vor der Halbzeit für die verdiente Führung des Aufsteigers. Nach einem schönen Doppelpass schoss der ehemalige Frankfurter aus spitzen Winkel ins Tor. Die Wolfsburger bemühten sich zwar, ausser einem Schuss von Petrov an den Aussenposten kam nicht viel bei rum. Stefan Effenberg blieb über weite Strecken der Partie blass. Es zeigt sich nun, was Paul Breitner bereits vor einer Woche prophezeit hat: Der VfL Wolfsburg hat durch die Verpflichtung Effenbergs vielleicht sein "Graue Maus"-Image vorrübergehen abgelegt, dafür sind die gegnerischen Mannschaften umso motivierte in den Spielen gegen die VW-Städter. Von daher ging der Sieg der Ostwestfalen, die 90 Minuten von ihren Fans frenetisch nach vorn gepeitscht wurden in Ordnung. Einzige unglückliche Szene des Spiels: Kurz vor Schluss wurde ein Kopfballtreffer von Tomislav Maric wegen angeblicher Abseitsstellung nicht gegeben. So suchte Wolfsburg Wolfgang Wolf nach dem Spiel die Schuld beim Schiedsrichter: "Ich dachte, die Zeiten der Heimschiedsrichter sind vorbei. Wenn es nun so ist, dass alles gegen uns gepfiffen wird, weil ein Stefan Effenberg auf dem Platz steht, muss man sich Gedanken machen."

Weit aus besser, als die Journalisten vor Ort sah Stefan Effenberg sein Comeback: "Es sah gar nicht so schlecht aus und es hat Spaß gemacht. Jetzt fehlen nur noch zwei, drei Wochen für den Feinschliff." Das sah sein ehemaliger Präsident Franz Beckenbauer bei Premiere World ganz anders. "Er ist doch körperlich schon am Ende. Und bläst wie ein Blas-Engel", sagte Beckerbauer zur Halbzeit im Pay TV-Sender Premiere. Effenberg dazu am Tag drauf: "Seine Aussagen oder Kommentare nehme ich schon seit zwei Jahren nicht mehr für voll. Man weiß ja, wenn er den Mund aufmacht, was dann dabei rauskommt. Er lernt wahrscheinlich nie dazu"

Nach den Pfälzer Chaostagen droht dem 1. FC Kaiserslautern nun auch der sportliche Absturz in der Fußball-Bundesliga - und Teamchef Andreas Brehme eine ungewisse Zukunft. Die Pfälzer unterlagen bei Borussia Mönchengladbach mit 0:3 und warten nach drei Spieltagen weiter auf den ersten Saisonsieg. Vor 27 100 Zuschauern am Bökelberg trafen Neuzugang Joris van Hout (23./47.) und Markus Münch (36.) zum ersten Dreier für die Gastgeber, die damit erstmals nach acht Jahren wieder ein Heimspiel gegen die völlig desolaten "Roten Teufelchen" gewinnen konnten.

"Ich bin riesig enttäuscht. Von der ersten Sekunde an waren wir nur mit drei bis vier Mann auf dem Platz. Der Rest war Totalausfall", meinte Brehme, der sich aber weiter kämpferisch zeigt. "Ich habe ein gutes Verhältnis zum Team. Wir müssen nach dieser grottenschlechten Leistung aber deutlich und vernünftig reden", sagte Brehme Man muss Andy Brehme jedoch zu Gute halten, dass er auf sechs verletzte Profis verzichten musste, darunter Leistungsträger wie Torhüter Georg Koch, Spielmacher Lincoln sowie Heimkehrer Ciriaco Sforza. Auf der anderen Seite mussten jedoch auch die Gladbacher auf vier Stammkräfte verzichten. Bei den Niederrheinern konnten vor allem Neuzugang Joris van Hout, nicht nur wegen der zwei Treffer, sowie Markus Münch überzeugen.

Die Pfälzer dagegen durch die Bank unterirdisch. Lediglich Torhüter Wiese zeigte Normalform. VfL-Trainer Hans Meyer war dementsprechend zufrieden: "Das hat die Mannschaft richtig toll gemacht. Das war eines unserer besten Spiele seit dem Wiederaufstieg." Dennoch machte der Interims-Aufsichtsratsvorsitzende Hubert Keßler allein Brehme für die erneute Pleite verantwortlich. "Im Misserfolg kann es nicht sein, dass der Trainer weiter bleiben kann", forderte er. Angesichts der peinlichen "Posse der Bosse" in der pfälzischen Führungsetage hat der Top-Kandidat für den Vorstandsvorsitz kalte Füße bekommen. "Wenn ich mir das Umfeld anschaue, muss ich schon ganz sauber überlegen, ob ich mir das antue", erklärte der Schweizer Rene C. Jäggi im ZDF-Sportstudio.

Zum zweiten Saisonsieg kamen die Münchner Löwen beim 3:0 gegen den SV Werder Bremen. Die Hanseaten bestimmten anfangs die Partie. Aber Schroth erzielte in der 33- Minute das 1:0 für die Gastgeber. 1860-Keeper Jentzsch wehrte in der 55. Minute einen schwach geschossenen Foulelfmeter von Neunationalspieler Borowski ab. Cerny (62.) und Max (68.) sorgten nach der Pause für die Entscheidung.

In den Sonntagsspielen gab es ein Wiedersehen für Huub Stevens bei seinem ehemaligen Arbeitgeber. Dabei wurde der Positivtrend der Knappen beim 0:0 vorerst gestoppt. Chancen zum Sieg hatte beide Teams. In der 8. Minute musste Kraly einen Freistoß von Jörg Böhme aus gut 20 Metern halblinker Position abwehren. Darauf folgte ein spektakulärer Fallrückzieher des Berliner Verteidigers Nené von der 5-Meter-Grenze an den linken Pfosten. Dazwischen eine heikle Szene im Strafraum der Gäste, als Möller fiel. Der Pfiff des Schiedsrichters Herbert Fandel zum Elfmeter blieb jedoch aus und auch Rudi Assauer gab zur Pause zu: "Den muss man nicht geben." Möller hatte bei Simunic eingehakelt. In der 84. Minute hatten dann die Herthaner noch die Chance zum Auswärtssieg. Bart Goor bekommt den Ball ca. acht Meter vor dem Tor aufgelegt, muss sich den Ball aber zunächst auf den starken rechten Fuß legen und vertändelt. Insgesamt eine Nullnummer auf relativ schlechtem Niveau, mit der beide Mannschaften keineswegs zufrieden sein konnten. Im zweiten Sonntagsspiel gewann der 1. FC Nürnberg verdient gegen Aufsteiger Hannover 96 mit 3:1, der weiterhin punktelos bleibt. Zweimal Ciric, sowie einmal Baretto, sowie für die Gäste N`Diaye kurz vor Schluss sorgten für die Tore.

Dank Fussball gegen hohe Sozialversichungskosten

Wer kennt es nicht: Man will vor der Arbeit noch kurz beim Hausarzt reinspringen und landet in einem vollkommen überfüllten Wartezimmer. Oft genug bekommt man da den Eindruck, dass viele Patienten dort nur aus "Langeweile" sitzen und morgens zum Arzt gehen, um sich mal wieder "durchchecken" zu lassen. Nahrung bekommt dieses Vorurteil jetzt dank einer Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung. Die hat nämlich herausgefunden, dass die Patientenzahl während der Fußballweltmeisterschaft um 17 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen ist. Waren etwa die morgendlichen Spiele am Fernsehen daran schuld - Man kann diesen Eindruck durchaus haben, denn ähnliche Zahlen kommen aus den anderen europäischen Ländern, mit Ausnahme eines: In den Niederlanden ist auch während der Fussball-WM die Anzahl der Patienten genauso hoch wie sonst gewesen.

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