Tatort Bundesliga - der 20. Spieltag: Borussia darf sich vorerst oben sonnen! - Leverkusen wie immer mit "voller Hose" im Olympiastadion
Das Fußball-Wochenende stand ganz im Zeichen "des Spiels der Spiele": Angeschlagene Bayern empfingen souveräne Tabellenführer aus Leverkusen - oder wie es Reiner "der Pate" Calmund rheinisch-frohsinnig ausdrückt hat: "Schaum-vorm-Mund gegen Selbstbewusstsein". Indes haben die Bajuwaren ihre letzte Chance im Kampf um den "historischen vierten Meistertitel" in Folge gewahrt und den von Hitzfeld & Hoeness vollmundig angekündigten "Big Point" gegen die scheinbar ewig chancenlosen Werkskicker gelandet.
Das (mal wieder) aufbegehrende Leverkusener Werksensemble zu Gast beim Meister aus München. Dort hatten die Rheinländer seit dem 21. Oktober 1989 nichts mehr gerissen, seit "Polenadler" Marek Lesniak die Bajuwaren mit seinem Tor zum 1:0 vom Olymp stürzte und so bleibt es auch ein weiteres Jahr. "So ein Tag, so wunderschön wie heute", tönte es doch tatsächlich um kurz nach 19 Uhr am späten Sonntagabend aus der Südkurve des Münchner Olympiastadions. Nun hat diese Stätte gewiss schon bessere und eindrucksvollere Fußballspiele gesehen als an diesem Tag, doch die spärlichen Anhänger des FC Bayern wussten genau, warum sie dieses wunderbare Heimatlied derart inflationär mißbrauchten. Mit der wieder erwachten Siegermentalität ist dem FC Bayern München schließlich der ersehnte Befreiungsschlag gelungen, denn schließlich stürzte man zugleich den "Lieblingsgegner" von der Tabellenspitze.
Im "Schicksals-Duell"
um die letzte Titelchance sorgten vor nur 43.000 Zuschauern (Marcel Reif: Mit
verlaub - lächerlich!) wieder einmal Torgarant Giovane Elber und der umstrittene
Kapitän Stefan Effenberg per Foulelfmeter mit einem Doppelschlag für
die Entscheidung. Dagegen verlor Leverkusen nicht nur zum achten Mal in Folge
im Olympiastadion, sondern zugleich auch die Tabellenführung an Borussia
Dortmund, das sich nun seinerseits am kommenden Wochenende den Münchnern
stellen darf! Wer von den Schwatzgelben ab der morgigen Frühstückslektüre
den Blick auf die Tabellenspitze wirft, der sollte sich der Verpflichtung dieser
Position bewusst sein...
Mit Elber, Scholl und Sagnol brachte Trainerfuchs Ottmar Hitzfeld gegenüber dem Pokalerfolg in Kaiserslautern drei neue Kräfte. Sein Gegenüber Klaus Toppmöller wartete mit zwei Überraschungen auf. Für Rekonvaleszent Lucio rückte Vertragsamateur Thomas Kleine, der zuvor gerade einmal fünf Bundesliga-Minuten aufwies, in die Innenverteidigung. Und im Angriff erhielt der Bulgare Dimitar Berbatow als Belohnung für seine beiden Pokaltore gegen den TSV 1860 München beim 3:0 den Vorzug gegenüber Ulf Kirsten - nach 56 Minuten und einer schwachen Vorstellung aber musste der Youngster wieder dem Routinier weichen.
Ballack verlor Duell gegen Effenberg klar!
Leverkusen konzentrierte sich ganz darauf, die Räume eng zu machen und ein Gegentor zu vermeiden. Nach vorn aber kamen aus dem Mittelfeld keine Impulse und so waren Torchancen der Werkself Mangelware. Auch der künftige Münchner Michael Ballack hatte gegen den "Dortmunder Jungen" Thorsten Fink einen schweren Stand und verlor das Duell der Strategen gegen den Bayern-Regisseur deutlich. Zuvor hatte "Effe" ja am Freitag in einer neunminütigen PK 50 wartenden Journalisten "seine Einschätzung" in die Notizblöcke diktiert. Arrogant bis überheblich antwortete er da auf die Frage: Ist das Spiel gegen Leverkusen das Spiel der Spiele? Antwort: "Das Spiel der Spiele, das war das Champions-League-Finale gegen den FC Valencia", punkt aus, basta! Giovanne Elber war seinem Kapitän daraufhin zur Seite gesprungen: "Ich finde das alles gegenüber Stefan ungerecht. Es ist wirklich nicht so, dass alles an ihm hängt. Leider haben wir mit ihm zuletzt immer verloren, aber das Team steht total hinter ihm. Ein Stefan Effenberg verdient Respekt. Und mir geht es auf den Geist, dass nach einer Niederlage oder einem schlechten Spiel gleich die ganze Formation mit und um Effenberg in Frage gestellt wird. Man lernt doch nie aus...
Die Bayern bestimmten das
Spielgeschehen nach belieben und der spielfreudige Elber hätte die wieder
einmal bitter enttäuschende Bayer-Elf alleine abfertigen können. Der
Brasilianer aber nutzte von einem halben Dutzend bester Chancen nur eine, als
er nach einer überraschenden Freistoßvariante über Fink und
Linke Butt überwand. Vier Minuten später war Leverkusens Niederlage
besiegelt. Nach einer ungestümen Attacke vom oft hölzern wirkenden
Jens Nowotny gegen Willy Sagnol feierte Effenberg mit dem Strafstoß zum
alles entscheidenden 2:0 auch "seinen persönlichen Befreiuungsschlag."
Assauer gesteht: "Das war ein Zittersieg"
Kleiner Rückblick: "BMG-Legenden" wie Peter Wynhoff oder Frank Schulz sorgten zuletzt am 25. August 1992 mit vielumjubelten Toren zum 2:1 Sieg für den bislang letzten Gladbacher Sieg in Schalke. Diesmal hat das schnellste Bundesligator der laufenden Saison die Bundesligapartie frühzeitig entschieden. "Heute waren nur Kampf, Charakter und Wille gefragt", meinte "Blitztor-Schütze" Wilmots nach dem glanzlosen Erfolg gegen den Abstiegskandidaten aus Mönchengladbach entschuldigend: "Die Beine waren schwer." Nach der 5:1-Gala gegen Bayern München und dem Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale (2:0 gegen Rot-Weiß Oberhausen) schwanden bei den "Blauen" trotz des Traumstartes ganz schnell die Kräfte. "Wir haben gegen Bayern alles gegeben, gegen Oberhausen viel gekämpft. Jetzt müssen wir Ruhe haben, viel schlafen und viel essen", fügte der belgische Nationalspieler seinem Statement noch hinzu und bestätigte, dass nach seinem Führungstor in der ersten Minute die Gelsenkirchener Herrlichkeit bereits vorbei war.
Wenn du in der ersten Minute das 1:0 machst und in der letzten das 2:0, kann dir nichts passieren", kommentierte Rudi Cigar augenzwinkernd den dritten Bundesliga-Dreier in Folge, der dem Vizemeister im Rennen um die Europacup-Plätze wieder alle Möglichkeiten eröffnet. Doch auch "Assi" musste zugeben, dass die Schalker eine Menge Glück hatten: "Gladbach hat verdammt gut gespielt, das war ein Zittersieg." In der Tat leistete der vermeintliche Abstiegskandidat vor 60.683 Zuschauern in der Sauna deutlich mehr als die königsblauen Minimalisten. Doch das erneute Lob für eine starke Vorstellung wollte beim Traditionsclub vom Niederrhein niemand mehr hören. "Wenn wir wirklich die bessere Mannschaft gewesen wären, hätten wir auch gewonnen", brummte Sportdirektor Christian Hochstätter nach dem zehnten Spiel in Folge ohne Sieg. Coach Hans Meyer versuchte es mit Humor: "Manchmal helfen ja Trainerwechsel. Den haben wir noch in der Hinterhand."
Das ansehnliche Spiel ohne Torerfolg war symptomatisch für den bisherigen Saisonverlauf: Wieder erntete der Aufsteiger Lob von allen Seiten für seinen couragierten Auftritt, doch die Punkte behielt erneut der Gegner. Wobei sich die Bökelberg-Elf diesmal in Heimform präsentierte. "Auswärts haben wir bisher immer ausreichend gepunktet, aber heute haben wir gespielt wie zu Hause - mit all den Problemen, die wir in Heimspielen haben", analysierte Meyer und meinte damit vor allem die Abschlussschwäche bei deutlicher Überlegenheit und besten Torchancen durch Bernd Korzynietz (39.) und Arie van Lent (43., 45.).
Angesichts der Schalker Passivität über 90 Minuten konnte sich Meyer einen Seitenhieb gegen seinen Kollegen Huub Stevens nicht verkneifen: "Glückwunsch, Huub. Spielt weiter so fantastisch im eigenen Stadion! " Den entgangenen Punkten trauerte der Borussen-Coach aber nicht lange nach: "Entschieden wurde der Abstieg nicht hier, entschieden wird er in unseren Heimspielen. Wenn wir die nicht gewinnen, können wir auswärts spielen, wie wir wollen."
Aus neun Spielen am Bökelberg
holten die Gladbacher erst sieben Zähler. Daher gilt die ganze Konzentration
jetzt der Partie am Dienstag gegen den direkten Konkurrenten 1. FC Köln.
"Da zählt nicht Schönspielen, sondern nur ein Sieg", betonte
Hochstätter. Wesentlich gelassener können Wilmots & Co. dem Spiel
am Mittwoch bei Meisterschaftsaspirant Bayer Leverkusen entgegen sehen. "Wir
können da eine Überraschung schaffen", meinte der Belgier. Ein
Blitztor allein wird dann aber wohl nicht reichen...
Fast wie früher auf´m Bolzplatz: 3 Schwalben - Elfer!
Überhaupt Wolfsburg. Unsympathischer kann ein Verein ja kaum noch rüberkommen. Holger Ballwanz (34), der ehemalige Bundesligakicker (97 Bundesligaspiele für WOB und den HSV) und heutige Fanbeauftragte, hatte im Vorfeld ja schon für reichlich Unverständnis gesorgt, als er sich bar jeder Vernunft gegen alle mitgebrachte "Fanfreude" aussprach und geradezu alles verbot! Gerade von einem Ex-Profi hatten wir da mehr Weitsicht erwartet...
Wolfsburg? Mangels Einfallsreichtum gegen eine in der ersten Hälfte ganz gut stehende BVB-Hintermannschaft wurde dauerhaft auf die Karte "Elfmeterausgleich" gesetzt. Tomislav Maric - der dem BVB ja eigentlich noch aus dem DFB-Pokalspiel bei den Stuttgarter Kickers bestens bekannt sein müsste - probierte es ebenso wie Petrov und als abschließend Dorinel Munteanu sich zum Elfmeter "schwalbte", war es endlich vollbracht. Ungut in dieser Phase auch diese aufkeimende Theatralik bei buchstäblich jedem Zweikampf der VW-Städter. Bei jedem Scheiß lagen sie auf dem Boden, immer Schirri Merk im Blick, ob er denn drauf reinfiel... Hat ja auch geklappt!
Großkotzige Sprüche a la "Dortmund war hier nur Statist. Die sollten jetzt ein paar Tage in der Kirche das Vaterunser beten, dass sie nicht hoch verloren haben" - vom ich-hab-doch-nix-in-meiner-Karriere-erreicht-deshalb-bin-ich-in-Wolfsburg- Österreicher "Kuhbauer" erinnern einen schnell wieder an diesen traditionslosen Emporkömmlingclub, dessen Daseinsberechtigung einzig durch den Weltkonzern VW legitimiert wird...
Sicher, die Enttäuschung im Lager der Schwatzgelben war nach dem Abpfiff riesengroß. Nie und nimmer hatte man so einen BVB erwartet, aber für "eingefleischte Borussen-Fans" kommt dies nicht einmal so überraschend. Denn immer... - und da kann man die Uhr nach stellen - immer wenn innerhalb der Woche vor einem "Big-Point-Match" aus dem Umfeld von Borussia "Größenwahn & Realitätsverlust" in die Blöcke der lauernden Journalistenschar diktiert wurde, gab es einen herben Rückschlag! Aber warum nur? Auf diese Frage selbst, sucht der Chronist selbst seit 20 Jahren eine plausible Antwort!
Was war da los: Die Sonne schien, aber die Brasilianer hatten keine Form! Natürlich schätzen wir unsere Südamerikaner und ihre offensive Spielweise, positive Lebenseinstellung und immerwährende Fröhlichkeit, aber besser wäre es für uns alle, würden sie mal schweigen, spielen, siegen und dann erst von der Meisterschaft quatschen! Denn vor dem Lohn hat der liebe Gott noch immer die Arbeit gesetzt... Aber wenn wir ehrlich sind, waren in Wolfsburg unerklärlicherweise alle - Lehmann einmal ausgenommen - kilometerweit von ihrer leistbaren Normalform entfernt. Der grasgrüne Gastgeber wurde "im Kopf" gnadenlos unterschätzt, zumal sie ja letztes Wochenende beim designierten Absteiger FC Pauli überraschend verloren hatten, die ja überhaupt erst zwei mal gewinnen konnten. Das die "Wölfe" ganz nebenbei auch noch Mannschaften wie Leverkusen (3:1), Schalke (3:1) und Kaiserslautern (2:0) allesamt in ihrer Bruchbude abgefertigt und heimgeschickt hatten, war ja jedem hinreichend bekannt! Nützt aber alles nix mehr, jetzt heißt es wieder nach vorne schauen. Zum Nachdenken ist keine Zeit, denn am Mittwoch steht mit Hansa Rostock wieder ein außerordentlich unbequemer Gegner auf der neuen Rasenfläche unseres wunderschönen Westfalenstadions und wartet darauf, besiegt zu werden!
Premiere- Reporter werden immer tendenziöser!
Kai Dittmann diese pausbäckige "Schlabbertasche", geboren am 25. August 1966 in Walsrode/Niedersachsen, danach zwar aufgewachsen in Düsseldorf (bis 1975), anschließend aber Schüler in Hannover/Langenhagen (bis 1985), hatte nach eigenem Bekunden schon immer Fußballer oder Sportjournalist werden wollen. Also ging er konsequenterweise nach der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich und der EURO 2000 zu PEMIERE als Fußball-Reporter. Nach seinem Studium an der Universität Göttingen vermittelte ihn ein Dozent vor acht Jahren zum Norddeutschen Rundfunk nach Hannover. Daher sicherlich auch seine unüberhörbare Nähe zum eher nördlich gelegenen VFL aus Wolfsburg. Der 35-Jährige, früher selbst am Ball und heute beim Fußball am Mikrofon - live im Stadion und die Punkte eben zusammenlabern.
Leider gehört er zu der Zunft der monotonen Dauerquatschköpfe, die es eben immer noch nicht begriffen haben, dass Moderatoren für den "Fan" da sind und keine Spiele selbst entscheiden können! Wie am Sonnabend in Wolfsburg, wo er in der zunächst Rosicky mit "Metze" verwechselte und anschließend einen Elfer durch Dedé verursacht sah, der gar nicht da war. Gut, denkt der geneigte Abonnent, dass kann jedem ja mal passieren. Aber Pustekuchen. In der 65. Minute erklärte er eilends die "Wölfe" zum verdienten 2:1 Sieger, ungeachtet der fehlenden "Kleinigkeit" eines Tores der Gastgeber auf dem Rasen. Ja Junge, wenn das Schule macht...
Unsere Bitte: Lasst diesen Dittmann bitte keine Traditionsclubs mehr moderieren!
Klassischer Fehlstart in Bremen!
Tja, auch an der Weser wachsen die Bäume nicht in den Himmel und man kommt nicht umhin festzustellen, dass die Erfolge des letzten Jahres mittlerweile Schnee von gestern sind. Nach der zweiten 1:2- Niederlage in Folge, ist die Stimmung im Lager der Hanseaten gedrückt. Beim traditionellen Vereinsball hellten sich die Mienen der meisten Werder-Profis erst zur vorgerückten Stunde auf, nur Torhüter Frank Rost hatte wie immer seine Enttäuschung noch nicht verarbeitet. "Schon im Training fehlten die Emotionen, fehlte die absolute Bereitschaft. So wie wir in der Woche trainiert haben, so haben wir auch heute gespielt: einfach emotionslos. Die Stuttgarter waren uns heute in allen Belangen überlegen", sagte Rost etwas angefressen nach der Niederlage. "Wenn wir so weiterspielen, dann gibt es ein jähes Erwachen", holte er all diejenigen auf den Boden der Tatsachen zurück, die zuletzt von der Meisterschaft geträumt hatten", kritisierte der zum Saisonende zum FC Schalke wechselnde Ehrgeizling. Vielleicht war Trainer Thomas Schaaf der gleichen Ansicht, in der Öffentlichkeit begründete er indes den sportlichen Rückschlag klüger: "Wir müssen wieder lernen, nicht alles durch spielerische Mittel lösen zu wollen." Sportdirektor Klaus Allofs analysierte die Formkrise ähnlich. "Das viele Lob der Vergangenheit war offensichtlich auch gefährlich für uns. Die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb ist realistisch, mehr nicht", sagte er zähneknirschend. So war weder Schaaf, genau seit genau "1000" Tagen Cheftrainer an der Weser, noch Nationalspieler Marco Bode, der die Bremer in der 39. Minute mit seinem 100. Bundesligator in Führung gebracht hatte, so richtig zum Feiern zumute.
Der Sieg in Bremen tat Quälix gut!
Dagegen hätten die Schwaben nach ihrem ersten Auswärtssieg seit dem 15. September in der Hansestadt gern auf die Pauke gehauen, doch weder sie, noch der seinerzeit in Bremen so brutal geschasste Ex-Coach Felix Magath, waren zur noblen Klubfete der Verlierer eingeladen. "Dann gibt es eben keinen freien Sonntag, sondern wir trainieren wie üblich", schmunzelte der 48-Jährige, dem die Tore von Viorel Ganea in der 62. und Youngster Christian Tiffert in der 84. Minute einen ruhigen Rückflug garantierten.
Der erste "Dreier" im Weserstadion seit fast elf Jahren hat den VfB endgültig ins gesicherte Mittelfeld katapultiert. Magath: "Wir werden die ganze Saison nicht mehr in der Abstiegszone erscheinen, die Richtung stimmt. Bei uns haben manche bisher nicht so recht an sich und die Mannschaft geglaubt, vielleicht ändert sich das nach diesem Sieg." Ändern muss sich beim Verlierer die Einstellung zum Gegner, sonst droht schon am Dienstag im Olympiastadion beim TSV 1860 München eine weitere sportliche Enttäuschung. Sportdirektor Allofs empfahl Trainer Schaaf unverblümt personelle Änderungen: "Bei einigen stimmt einfach die Form nicht." So sahen es auch 26.000 enttäuschte Zuschauer. Erstmals in diesem Jahr wurden die Platzherren wieder mit ohrenbetäubenden Pfiffen in die Kabine verabschiedet.
FC vor ungewisser Zukunft...
Am Die Anweisung auf dem Transparent der FC-Fans war kurz - in Anspielung an "Otze" Ordenewitz, kölsch und knapp: "Mach et, John!" Doch der neue Coach Christoph John machte es nicht... Gegen Angstgegner Lautern blieb Köln vor 27.000 Zuschauern auch im achten Bundesligaspiel in Folge sieglos. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit erzielte Miroslav Klose in der 57. Minute mit einem Kopfball das Siegtor für den Gast. Fünf Tage nach dem Rauswurf von Ewald Lienen ist die Zukunft der "Geißböcke" ungewisser denn je. Angesichts von nur 14 Punkten und Platz 17 in der Tabelle plant Hauptgeschäftsführer Claus Horstmann bereits "zweigleisig für die erste und zwei Bundesliga". Mit Minimalaufwand kam der Tabellendritte zu einem 1:0-Erfolg beim Drittletzten (siebte Heimniederlage). Und dem Kölner Dreigestirn auf der Tribüne war so gar nicht nach Kammelle werfen zumute.
Auf der Baustelle in Müngersdorf herrschen Zukunftsängste, die Euphorie nach dem überraschenden Pokal-Erfolg bei Hertha BSC Berlin ist bereits verpufft, und Lienen-Nachfolger Christoph John bleibt ein Trainer auf Abruf. "Wir freuen uns, wenn Christoph Erfolg hat", sagt Klub-Patron Albert Caspers, "aber ich muss zweigleisig fahren und weiter nach einer Alternative suchen. Aber die stehen ja nicht Schlange". In Mönchengladbach und Hamburg wird John auf jeden Fall auf der Bank sitzen.
John selbst stören die Verhandlungen des Vorstandes nicht. "Ich habe die Rückendeckung des Präsidiums. Ich selbst denke von Spiel zu Spiel, für mich ist jetzt nur die Begegnung in Mönchengladbach wichtig, alles andere ist Sache des Vorstandes."
Am Wochenende sickerte zudem durch, dass die geplante Verpflichtung von Hannes Löhr als Trainer des abstiegsbedrohten Karnevalvereins 1. FC Köln immer unwahrscheinlicher wird. Vielmehr deutet alles daraufhin, dass die Führung der Geisböcke zunächst - und wohl auch aus Kostengründen - Trainernovize Christoph John das vertrauen schenken muß. FC-Manager Hannes Linßen gab unumwunden zu, dass es "keine weiteren Gespräche mit Löhr gegeben hat. Ich habe immer sehr gut mit Christoph John zusammengearbeitet". Nach dem überraschenden Pokalerfolg bei Hertha BSC Berlin (2:1) scheint sich nach der erneuten Heimschlappe gegen die Pfälzer für John in Köln nun keine längerfristige Perspektive ergeben zu können...
Hansa besuppt sich...
Gut mitgespielt, hinten
gut gestanden - aber nützt´s dem Schlusslicht St. Pauli? Die Hamburger
hatten Hansa bereits am Rande einer Niederlage. Das Heimdebüt verlief entsprechend
positiv für Rostocks Trainer Armin Veh. Das Versprechen vom erfrischenden
Angriffs-Fußball hat auch er freilich noch nicht wahr gemacht. Dank des
dritten Heimsiegs der Saison haben die Rostocker im zweiten Spiel unter Veh
nun den Abstand zu den Abstiegsrängen auf sechs Punkte erhöht. Die
Hamburger hingegen, bei denen nach dem 3:1- Sieg gegen die Wolfsburger noch
vor Wochenfrist Hoffnung aufgekommen war, warten nach wie vor auf den ersten
Auswärts-Dreier, bleiben am Ende der Liga und dürfen sich schon einmal
mal mit der Unterklassigkeit vertraut machen.
Die 18.600 Zuschauer im
Ostseestadion sahen bemühte Hausherren. Durch viele Abspielfehler und statisches
Agieren vor dem Tor kam kaum Nennenswertes zustande. Bei den besten Chancen
scheiterte Rene Rydlewitz in der Anfangsphase am aufmerksamen St. Paulis Keeper
Simon Henzlar. Wenig später schoss Leih-Stürmer Antonio di Salvo nach
einem sehenswerten Solo nur um Zentimeter am Tor vorbei. Und unmittelbar vor
dem Halbzeitpfiff brachte Markus Beierle sogar das Kunststück fertig, einen
Kopfball nicht am auf der Linie stehenden Dema Kovalenko vorbei zu kriegen.
St. Pauli beschränkte sich zunächst auf die Defensive. Über weite Strecken stand die schlechteste Abwehr der Liga deshalb auch recht gut gegen harmlose Hansestädter. Nach dem Seitenwechsel erhöhte Hansa zwar etwas den Druck, fabrizierte jedoch weiter viele Fehlpässe und wurde zusehends unsicherer. St. Pauli war jedoch nicht in der Lage, daraus in irgend einer Form Profit zu schlagen. Kaum eine der zahlreichen Konterchancen führte zum Abschluss. Beim einzig gefährlichen Schuss von Marcel Rath in der 53. Minute, war Rostocks Torwart Schober zur Stelle. Auf der anderen Seite hatten die Hamburger Glück, als in der Schlußphase ein sehenswerter Kopfball vom Rostocker Kai Oswald nur am Pfosten landete. Die Entscheidung fiel in der 82. Minute durch einen Strafstoß, den der unglückliche Cory Gibbs am gerade eingewechselten Magnus Arvidsson verursacht hatte. Hirsch ließ Henzler keine Chance. In der Schlussminute verpasste es Arvidsson sogar noch völlig frei vor dem St. Pauli-Schlussmann, das Ergebnis auszubauen. Für die Hamburger blieben am Ende mal wieder Durchhalteparolen, wie die von Angreifer Marcel Rath: "Mir ist das unerklärlich, wie so ein Fehler passieren kann, aber so lange rechnerisch noch alles möglich ist, werden wir alles geben." Aber kämpfen allein, reicht ja bekanntlich nicht immer aus...