Die Ultras-Konferenz in Frankfurt vom 19. Januar 2002
Am vergangenen Samstag fand in Frankfurt/Main eine Konferenz der deutschen Ultraszene statt. Organisiert hatte dies die KOS, die Koordinierungsstelle der deutschen Fanprojekte. Bereits im Dezember hatte es zwei Vortreffen gegeben, an denen jeweils 2 Vertreter der Ultragruppen teilgenommen hatten. Von der ursprünglichen Planung einer öffentlichen Konferenz mit DFB/DFL-Vertretern, Medien und Polizei war man durch die Vortreffen abgerückt. Zu unterschiedlich scheinen doch die einzelnen Gruppen zu sein.
Man kam zu dem Schluß, daß man sich nicht selbst den Löwen zum Fraß vorwerfen wolle, solange man noch keine gemeinsame Linie kennt und gefunden hat. Das Risiko des scheiterns überwog einfach die Chance, sich und seine Ziele vorzustellen, zu ausgebufft sind die Medien-erfahrenen Leute des DFB und der DFL. Am Ende hätte plakativ die Schlagzeile gestanden: Ultras sind ein rechtsradikaler, gewalttätiger Haufen perspektivloser Jugendlicher. Erfahrungen einiger Ultragruppen mit ihrer regionalen Presse belegen dies leider noch immer.
In Dortmund existiert offiziell keine Ultragruppe, allerdings sind die beiden wohl größten Dortmunder Fangruppen, die "THE UNITY - Supporters Dortmund" und die "Desperados Dortmund" zweifellos stark ultra-orientiert. Trotzdem stellen diese beide Gruppen unter den zigtausend Dortmunder Anhängern nur einen verschwindend geringen Anteil, allerdings den Großteil der Auswärtsfahrer.
Die Vertreter dieser beiden Gruppen waren jedoch durch das attraktive Freundschaftsspiel in Heerenveen schwer aufzutreiben, am Ende fuhren ein Vertreter der Desperados und drei der TU nach Frankfurt. Das Dortmunder Fanprojekt unterstützt die Konferenz und stellte mit "Siegerland-Elvis" noch einen Betreuer *g* und das entsprechende Fahrzeug.
Anwesend waren im Frankfurter Titus-Forum ca. 130 Vertreter ihrer Gruppen. Dabei waren: Ultras Frankfurt, Ultras Bochum, Ultras Bielefeld, Ultras Dynamo (Dresden), Inferno Cottbus, Red Kaos (Zwickau), Ultras Chemnitz, Ultras Darmstadt, Chosen Few Hamburg (HSV), Carpe Diem (FC St. Pauli), East Side (Werder Bremen), Ultras Gelsenkirchen (FC Schalke 04), Lost Boyz Flingern (Fortuna Düsseldorf), Ultras Essen (RW Essen), Ultras Hannover, Ultras Nürnberg, Wilde Horde Köln, Ultras Leverkusen, Phoenix Sons (Karlsruher SC), Commando Cannstatt (VfB Stuttgart), Ultras Duisburg, Ultras Mannheim, Generation Luzifer (1. FC Kaiserslautern), Harlekins (Hertha BSC Berlin), Commando Ultra (VfL Wolfsburg), Suptras Rostock, Viola Fighters (VfL Osnabrück) und einige andere, die ich nicht gesehen habe oder jetzt schlicht vergessen habe.
Dazu waren noch Vertreter von Fanzines und verschiedener Fanprojekte eingeladen.
Die Vertreter der KOS stellten nun sich und die Arbeitsgruppen vor:
- Ultra - Way of Life ("Ultra" als neue Form der Fankultur gar Jugendsubkultur?)
- Kommerz (läßt sich der Siegeszug des Kommerzes stoppen?)
- Repression (sollen sich Fans weiter wie Schwerstkriminelle behandeln lassen?)
Diese Arbeitsgruppen sollten jederzeit zugänglich sein, ein ständiger Wechsel/Austausch der Teilnehmer dadurch gefördert werden.
Wir Dortmunder teilten uns auf und besuchten die Gruppen "Kommerz" und "Ultra - Way of Life".
Letztgenannte Arbeitsgruppe war die am stärksten besuchte. Zunächst stellten sich kurz alle anwesenden Ultra-Gruppen vor, dann sollte es ans Eingemachte gehen.
Einige meinten zunächst, daß es gar keine Allgemeingültigkeit geben könne, jede Ultragruppe sei doch vollkommen anders. In der folgenden Diskussion stellte sich jedoch schnell heraus, daß jede Gruppe im Grunde genommen die gleichen Probleme hat. Umgekehrt aber auch viele positive Gemeinsamkeiten.
Andererseits gab es immer wieder interessante Dinge aus anderen Fanszenen zu erfahren. Wer hätte zum Beispiel gedacht, daß die achso tolerante Fanszene in St. Pauli Ihre Ultras generell ablehnt und sogar drangsaliert? Die Leute von "Carpe Diem" werden bspw. innerhalb des Fanblocks mit Bierbechern beschmissen, sobald sie anfangen zu singen. Da auch sie sich Hilfsmitteln wie Doppelhaltern, Megaphonen und anderem bedienen gelten sie als "Stimmungsnazis". Schließlich gelte hier das "Führerprinzip", einer singt vor, alle anderen singen nach, das könnten doch nur Nazis sein. Mit dieser Argumentation schlagen sie sich also herum. Alle Versuche, die restliche Fanszene über sich aufzuklären, sind gescheitert, da diese sich nicht beteiligen wollte. Infostände und Flugblätter werden schlicht ignoriert. Inzwischen hat sich "Carpe Diem" dazu entschlossen, einfach nur noch ihr eigenes Ding zu machen und sich nicht mehr um den Rest zu scheren. Umgekehrt ist es aber so, daß auch in St. Pauli nichts mehr ohne die Ultras geht. Nach einem "Schweigeprotest" mit auf den Mündern aufgeklebten Pflastern merkten dies zwar auch viele andere in St. Pauli, aber offen verhalten sie sich den dortigen Ultras weiterhin nicht. Dazu ist zu sagen, daß auch die Jungs und Mädels von "Carpe Diem" alles andere als rechts wirkten, eher das Gegenteil dürfte der Fall sein, sonst hätten sie sich wohl kaum dem FC St. Pauli angeschlossen.
Allgemein scheint es ein großes Problem der Öffentlichkeit zu sein, Ultras als Nazis anzusehen. Es scheint an den oftmals dunklen Klamotten zu liegen, die man trägt, an meist fehlenden Trikots, an den ungewöhnlichen Lieder, Balkenschals etc. Jedenfalls sind das "Argumente", die man von beobachtender Seite zu hören bekommt. Die Frankfurter berichteten davon, daß einige von ihnen auf die Idee kamen, Che-Guevara-Fahnen mit ins Stadion zu nehmen oder afrikanische Fahnen, seither gelten sie als Linke, Wochen zuvor noch als Ansammlung rechtsradikaler Chaoten. Wenn das nicht schizophren und unsinnig ist. Alles in allem ergibt sich daraus, daß die Öffentlichkeit ein sehr undifferenziertes Bild von den Ultras hat. Geprägt ist es durch die Ultras von Lazio Rom und Hellas Verona, die durch rassistische Aktionen immer wieder in die Medien geraten waren. Merkwürdig übrigens, daß die Öffentlichkeit nie annehmen würde, daß bspw. alle Kuttenträger rechtsradikal sind, dabei gibt es genug Kutten mit entsprechend gefärbten Aufnähern. Umgekehrt nimmt niemand die linken Ultras von Empoli, Bergamo oder die Fighters von Juventus Turin wahr.
Anderswo ist es beispielsweise so, daß jüngere Ultras von den örtlichen Hooligans "abgeworben" werden, da ihnen das Erlebnis Fußball alleine nicht mehr auszureichen scheint.
Probleme gibt es allerorten mit den nachkommenden, neuen und jüngeren Ultras. Sie kennen vielfach keine gewachsenen Fanstrukturen, die beinahe überall in den letzten Jahren abgestorben sind. Für diese Jüngeren ist eine alte Kutte eben kein ehemals weitgereister und angesehener Fan mehr, sondern nur eine Kutte, die bepöbelt gehört. Schließlich sieht man die ja nie oder fast nie bei einem Auswärtsspiel. Das diese "alten Herren" aber bereits vor 20 Jahren zu Spielen gefahren sind und dies irgendwann eben eingeschränkt haben, daran denken die wenigsten. Respekt ist vielfach vollkommen fremd. Niemand der jüngeren kann eben ausschließen, nicht selbst in einigen Jahren (aus welchen Gründen auch immer) nicht mehr oder deutlich weniger zu Spielen zu fahren, als er es jetzt kann. Dazu gehört eben auch, daß Ultras Lieder mitsingen, die von anderen Gruppen gesungen werden und diese nicht generell ablehnen. In Dortmund hat dies in der Vergangenheit sicherlich nicht immer so geklappt, wie es hätte gehen müssen. Die Zukunft wird zeigen, ob sich dies wie gewünscht ändert.
Englische Stimmung - das Maß aller Dinge?
Als Gemeinsamkeit aller Ultras wurde immer wieder herausgestellt: Phantasievolle, gemeinsame und ständige Unterstützung der eigenen Mannschaft, Akzeptanz der gesamten Kurve/Tribüne wird angestrebt, Vereinigung der Kurve/Tribüne ebenso. Auch hier sind die Probleme aller Gruppen ähnlich bis deckungsgleich. Von der Masse der Fans werden sie weiterhin abgelehnt. Die meisten alteingesessenen Fans sind sehr englisch orientiert, die südländische Form der Unterstützung wird vielfach aus Unkenntnis abgelehnt. Die Frankfurter berichteten davon, daß sie vor einiger Zeit einfach einen Bus mit Fans jeglicher Couleur besetzten und ein Spiel der befreundeten italienischen Mannschaft Atalanta Bergamo besuchten. Seither scheint sich das Bild gewandelt zu haben. Generell bleibt festzuhalten, daß englische Stimmung - auch dank der Medien - in Deutschland vielfach überschätzt und geradezu glorifiziert wird. Sicherlich ist es beeindruckend, wenn das gesamte Stadion singt, insgesamt sind die Gesänge aber nur noch selten kreativ oder vielfältig. Auch wird nicht so oft und viel gesungen, wie bspw. in Deutschland. Das UEFA-Cup-Finale in Dortmund bewies auch das: Liverpools Fans waren ohne Zweifel lauter, aber die Fans von Alaves sangen die kompletten 90 Minuten durch, was man von den Engländern nicht gerade behaupten konnte. Immer wenn es eng wurde, sprich Alaves ausglich, waren sie überhaupt nicht zu hören. Gerade da hätte es jedoch der eigenen Mannschaft sicherlich gut getan. Für die italienische oder spanische Ultra-Szene gilt ähnliches: bei Heimspielen der Wahninn, aber auswärts kaum oder nur sehr wenig vorhanden. So waren beim Gastspiel von Hellas Verona vergangene Woche beim AS Rom gerade mal 150 Fans angereist. In Spanien beim Spiel Sevilla gegen Malaga waren es noch weniger Gästefans. Das positive aus beiden Lagern sollte uns jedoch ein Vorbild sein, lautstarke und andauernde Unterstützung, wann immer es geht. Frankreichs Ultra-Szene ist meines Erachtens wesentlich interessanter, wenn auch zahlenmäßig nicht so groß wie in Italien (Linktipps: Boulogne Boys Paris 1985, Supras PSG, Magic Fans St. Etienne).
Am Ende stand immer noch die Frage im Raum, ob Ultra wirklich eine neue, eigene Jugendkultur ist. Anders als andere definiert man sich nicht über gemeinsame Musik oder Politik, sondern einzig über die gemeinsame Hingabe dem eigenen Verein gegenüber. Die ganze Woche über fiebert man dem Ereignis am kommenden Wochenende zu, alle Gedanken kreisen sich darum. Der Freundeskreis rekrutriert sich aus der "Szene", Gespräche drehen sich um das Thema, Aktionen werden innerhalb der Woche vorbereitet. Alles in allem sicherlich Hinweise darauf, daß sich Ultras als eigenständige Jugendkultur definieren können. Ob es für die deutsche Ultra-Szene entscheidend ist, Subkultur zu sein, oder nicht, sei dahingestellt.
Kutten und Ultras - wirklich so unterschiedlich?
Nach knapp 3 Stunden interessanter und offener Diskussion stellte ein ehemaliger Mitarbeiter des Fanprojekts Frankfurt fest, daß sich im Grunde genommen innerhalb der letzten 20 Jahre nichts geändert hat. Er sei auch schon vor 20 Jahren auf ähnlichen Veranstaltungen, wenn auch nur Vereins-begrenzt, gewesen und schon damals seien die Probleme der damals wachsenden Kutten-Szene die gleichen gewesen, wie die der Ultras heute. Nicht anerkannt zu sein, als Nazis zu gelten, den eigenen Nachwuchs im Zaum zu halten usw. usf., das alles kenne er und sei doch ein prima Argument den Älteren gegenüber. Neu sei allerdings, daß es tatsächlich Jüngere gibt, die nicht über den Fußball zu dieser neuen Fanstruktur kommen, sondern von außerhalb. Angelockt durch die Faszination Ultra zu sein, anders als die Masse, kommen sie hinzu. Bei allen Strömungen im Fußball, auch bei den Hooligans, sei das bisher nicht der Fall gewesen, Neulinge seien immer aus dem Fußball selbst dazu gekommen.
Repression im Stadion
In der Arbeitsgruppe Repression wurden teilweise aktuelle Fälle aufgewühlt und andererseits über rechtliche Konsequenzen informiert. Seit einiger Zeit häufen sich die Stadionverbote in Deutschland. Zum einen ist dies sicherlich darauf zurückzuführen, daß vermehrt gezündelt wird und hier und da die Gewaltbereitschaft wieder gestiegen ist. Andererseits werden immer mehr Stadionverbote immer willkürlicher ausgesprochen. So wurde von der KOS ein Beispiel genannt: in einem Stadion wird ein Bengalos gezündet, alle umstehenden 8 Personen wurden aus dem Block geholt, verhaftet und zu 2 Jahren Stadionverbot verurteilt! Ein anderer Fall ist aus Mönchengladbach bekannt geworden, wo ein Fan Stadionverbot erhielt, weil er angeblich eine Hooligan-Schlägerei (ein Match) vereinbart habe. Beweise hierfür gab es jedoch nicht. Nach knapp 1,5 Jahren ist dieses Stadionverbot nun aufgehoben worden. Leider auf einer gerichtlich niedrigen Ebene, so daß er nicht als Präzedenzfall herhalten kann. Die Fanprojekte suchen nun ihrerseits nach einem Fall, den sie als Musterprozeß nutzen können, da die Stadionverbote Rechtsgrundsätze stark in Frage stellen. So hat ein Beschuldigter bspw. nicht einmal das Recht, angehört zu werden.
Viele von uns kennen diverse Fälle von ungerechtfertigter Behandlung, in manchen Stadien werden Fußballfans wie Tiere behandelt (wobei hier sicherlich ein Tierschutzparagraph die Tiere retten würde). Schlimm ist auch das generell undifferenzierte Verhalten von Polizei und Ordnungsdienst. Die Unschuldigkeitsvermutung ist für Fußballfans, gerade für Ultras, außer Kraft gesetzt, alle sind per se schuldig, böse und gemein und müssen nun erst einmal beweisen, daß dem nicht so ist. Das man auswärts von der Polizei empfangen und begleitet wird, ist sicherlich normal und auch nicht falsch. Das wir aber in schöner Regelmäßigkeit wie der Abschaum der Menschheit empfangen werden, kratzt so langsam aber sicher an jedem Nervenkostüm. Übertrieben? Dann mal ein paar Beispiele:
- In Leverkusen muß fast jeder Fan, der danach aussieht (stellt sich die Frage, wie sieht "so jemand" aus?), seine Schuhe ausziehen und sich auch ansonsten einer gepflegten Kontrolle unterziehen.
- In Berlin wurde vergangenes Jahr den Dortmunder Fans einfach der Zutritt zum Block nach der Halbzeitpause verwehrt, Fotoapparate wurden eingezogen, ein fotografierende Fan festgesetzt und zum Bahnhof Zoo gefahren und dort frei gelassen (Begründung Fehlanzeige)
- In dieser Saison wurden in Berlin am Eingang Pilskragen (Papier, daß ums Pilsglas gehört, ideales Konfetti) am Eingang von einigen Ordnern verboten, da es sich hierbei um Wurfgegenstände handle (andere Ordner ließen wiederum passieren). Direkt hinter dem Einlaß wurden von einem Sponsor Wurfgegenstände en masse verteilt, man könnte auch von Flugblättern sprechen
- Beim Gastspiel in Rostock wurde uns plötzlich - trotz vorheriger Anmeldung und Genehmigung (ja, soweit ist es inzwischen, der gastgebende Verein muß jeden Furz genehmigen) - die Mitnahme von Pappherzen und einem Tapetenspruchband verwehrt. Begründung: Papier ist brennbar. Unnötig zu erwähnen, daß auch hier Stadionhefte aus brennbarem Papier verteilt werden.
- Gelsenkirchen: alles verboten, einzig das mitbringen von Schals und Kleidung wurde erlaubt. Rucksäcke mußten am Eingang, der hier nicht zu Unrecht Löwengang genannt wird, abgegeben werden. Dazu die Schikane mit der Knappenkarte und unmögliche Zustände am Einlaß.
- FC St. Pauli: vorbildliche Ordner, dafür aber eher unruhige Polizei.
- Mönchengladbach: eigentlich das gleiche wie St. Pauli, auch hier war die Polizei recht nervös (wohl auch wegen der Randale beim letzten Gastspiel des BVB in Mönchengladbach, als Mönchengladbacher Hooligans Dortmunder Fans durch die Stadt jagten), die Ordner locker und nett.
- Energie Cottbus: Ordner waren ok, sahen übler aus, als sie es am Ende waren, auch die Polizei machte keine unnötige Hektik. Einzig das Aufgebot wirkte, als müßten wir uns in Cottbus besonders in Acht nehmen, jedenfalls machten sie eher den Eindruck, uns beschützen zu wollen
- TSV 1860 München: streng und penibel wie immer in München, ohne allerdings besonders ausfallend zu sein. Mitgebrachte Transparente und Doppelhalter durften problemlos mitgenommen werden.
- 1. FC Köln: für das mitbringen von Fahnen und Doppelhalter waren "Fahnenpässe" erforderlich. Der Sinn dieser Pässe erschloß sich weder uns noch Manager Meier. Schließlich war auf den Pässen nur das Spiel eingedruckt, nichts weiteres. Die Ordner sammelten nun vollkommen willkürlich diese Pässe wieder, ein Großteil tat dies aber nicht. Rucksäcke wurden penibel kontrolliert. Die Ordner im Block waren - wohl auch stressbedingt - eher von der unfreundlichen und hektischen Sorte. Transparente waren aber auch hier kein brennbares Problem.
- SV Werder Bremen: Am Eingang kamen immer nur 2 Personen ins Stadioninnere, entsprechend lang dauerte das anstehen. Eingezogen wurden Regenschirme und auch teilweise Rucksäcke. Ansonsten war der Bremer Ordnungsdienst ok, in früheren Jahren war das jedoch anders.
- 1. FC Nürnberg: trotz Genehmigung wurden am Eingang das mitgebrachte Transparent und hunderte Wunderkerzen eingezogen. Nach Rücksprache mit dem zuständigen Leiter des Ordnungsdienstes (super Typ! Kommunikativ und hilfsbereit) bekamen wir immerhin das Transparent zurück, nur die Wunderkerzen blieben verschwunden. Erstmals in dieser Saison wurde ein Megaphon genehmigt. Am Eingang wurden auffällig Betrunkene überprüft und ggf. des Stadions verwiesen.
Ansonsten gilt generell, alles ist anzumelden, von Fahnen bis zu Transparenten. Megaphone werden in den wenigsten Fällen erlaubt. Die Erlaubnis wird über die eigenen Fanbetreuer eingeholt, die beim gastgebenden Verein nachfragen (fanbetreuung@borussia-dortmund.de). Problematisch sind vielerorts auch die sogenannten Doppelhalter. Ganz schlimm ist es übrigens für unsere eigenen Gäste: im Westfalenstadion wird den Gästen praktisch alles abgenommen und verboten. Das dadurch weniger Auffälligkeiten zu registrieren sind, kann man wohl nicht wirklich behaupten. Einige Fangruppen fühlen sich durch die Verbote geradezu provoziert und zündeln dadurch überhaupt erst. Aber auch die eigenen Fans sind nicht vor den Verboten sicher: in Dortmund ist das mitbringen eines Megaphons noch immer verboten, genau wie das Mitführen der Doppelhalter. Die Argumente sind immer gleich und von der Geschichte längst überholt. So gilt ein knapp 100,- EURO teures Megaphon als Wurfgegenstand (in Freiburg werden bspw. sogar Autoschlüssel und Handys mit dieser Begründung kassiert), Doppelhalter - trotz öffentlich erklärtem Pyroverzicht - als Sichtschutz für das zündeln, große Schwenkfahnen ebenfalls als Sichtbehinderung für die Ordnungsdienste und große Transparente dann auch. Bei einem der letzten Heimspiele wurden dann sogar Trommelpässe von den Trommlern verlangt, obwohl es so etwas gar nicht gibt. Aber die Ordner hatten wohl nur halb hingehört auf der letzten Fandelegiertentagung, also wurde ihnen gleich mitgeteilt, daß sie die bei dem Vorsitzenden des BVB-Fanclubs "AwaySupsWerdohl" bekämen. Das dem davon nichts bekannt ist, steht außer Frage, unglaublich aber wahr.
Richtig abenteuerlich wird es dann bei den Amateuren: praktisch keine Zuschauer, massenhaft Ordner und Fahnenverbote. Da wird mal ein Fahnenpaß verlangt, der in Dortmund gar nicht existiert, Doppelhalter wegen Sichtbehinderung (bei ca. 20 anwesenden Fans) verboten und alles andere ist nicht minder kritisch.
In der Arbeitsgruppe Kommerz wurde ein Konzept für eine große Fandemo in Berlin entwickelt. Man berät nun darüber, am Rande des DFB-Pokalendspiels am 11. Mai in Berlin gemeinsam gegen Kommerzialisierung, Polizei und Ordnerwillkür, für eine lebendige Fanszene zu demonstrieren. Den Kern der zu fordernden Punkte ist unter www.kkof.de nachzulesen.
Abend ging es dann noch etwas feiern. Das dies auch mit Gruppen geht, die sich sonst nicht so mögen, bewiesen Paulianer, Düsseldorfer, Essener, Bremer, Frankfurter, Berliner, Cottbuser und der einzig anwesende Rostocker gut. Ein Gasttrinker in Form eines in FFM lebenden Schalkers (kein Ultra) wurde dann auch noch geduldet.
Vom "Gaslicht", der "Spaßkneipe" und zwischendurch einer Karaokebar wurde gesoffen und zusammen gesungen, Fußballlieder dann und wann eingestreut. "Am Tag, als der FC Schxxxe starb" fand neue Freunde, Berliner und Dortmunder hatten den Text perfekt drauf, bei den Berlinern schwang aber doch die Angst vor Huub Stevens mit. Alle hatten gemeinsam viel Spaß, sonstige Rivalitäten spielten keine große Rolle. Die bekloppten Frankfurter legten ein ordentliches Heimspiel hin, jedenfalls deutlich unterhaltsamer als ihre Mannschaft..........
Hoffen wir, daß einiges von dieser Konferenz hängen geblieben ist und sich eine Fandemo wirklich organisieren läßt.