Im Gespräch mit...

...Weidenfeller: Ich werde in Dortmund den Durchbruch schaffen

19.05.2002, 00:00 Uhr von:  Arne BoKa
...Weidenfeller: Ich werde in Dortmund den Durchbruch schaffen

Er ist blutjung, ehrgeizig und er wechselt im Juli an die Stätte des Deutschen Meisters. Und im SG-Interview läßt er keinen Zweifel daran, sofort die Nummer 1 beim BVB werden zu wollen. Roman Weidenfeller (21) gilt als wohl talentiertester Nachwuchskeeper in Deutschland und soll mit Blick auf die WM 2006 im eigenen Land hier zu einer festen Größe heranreifen. Wir trafen den bekennenden Liebhaber italienischer Küche bei Enzo und befragten ihn zu seinem anstehenden Wechsel in die Westfalen-Metropole.

schwatzgelb.de: Roman, wie bist Du eigentlich von 1. FC Kaiserslautern zu Borussia Dortmund gekommen?

ROMAN WEIDENFELLER:
Wir (mit seinem Berater Dr. Michael Becker/Die Red.) haben mehrere Gespräche mit den Verantwortlichen vom BVB gehabt, Michael Zorc, Matthias Sammer, Herr Meier und auch Herr Niebaum. Die haben mich natürlich davon überzeugt, dass ich zum BVB gehen soll, weil ich dort optimal die bessere sportliche ntwicklung fortführen könne. Und das Angebot habe ich dann natürlich auch wahrgenommen. Beim BVB kann man eigentlich blind irgend etwas unterschreiben. Es ist einfach einer der besten Clubs in Europa. Was will man noch mehr? Letzte Woche sind sie Deutscher Meister geworden, da sieht man ja, dass hier absolut alles stimmt.

schwatzgelb.de: Du bist ja jetzt in einem Alter, in dem man kluge Entscheidungen trifft für die sportliche Zukunft.


WEIDENFELLER: Auf jeden Fall. Man muss früh planen. Es kommt immer mal von heute auf morgen der Tag, an dem man eine bestimmte Entscheidung treffen muss. Das habe ich getan. Borussia Dortmund - das ist eine ganz große Herausforderung für mich. Und ich möchte Jens Lehmann das Leben so schwer machen, wie es nur geht. Und damit natürlich auch versuchen, den Matthias umzustimmen, dass ich bald die Nr. 1 hier bin.

schwatzgelb.de: Es heißt aber doch, dass Du so ein sehr heimatverbundener Mensch bist, also ein richtiger "Pälze Bub", wie man so sagt.

WEIDENFELLER: Also, so ein richtiger "Pfälzer Bub" bin ich ja eigentlich nicht. Ich komme ursprünglich aus dem Westerwald und bin recht früh zugezogen in die Pfalz. Ich habe dort eine sehr schöne Zeit gehabt. Ich bin da ja nur aufgewachsen. Aber gut, irgendwann muss man auch mal in seinem Leben Veränderungen stattfinden lassen, und diese Veränderung ist jetzt gekommen. Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür, mich weiterzuentwickeln. In Kaiserslautern, das war mehr oder weniger ein Stop gewesen in der Entwicklung, weil ich dort nicht mehr das nötige Engagement gesehen habe von Seiten des Vereins, auch selbst bei den Trainern, die mich nicht mehr als nötig unterstützt haben, damit ich mich weiterentwickeln kann. Und das war eben das Problem, deshalb habe ich eine neue Herausforderung gesucht. Ich hoffe, dass ich die hier finden werde.

schwatzgelb.de: Du hättest es Dir aber auch einfacher machen können, indem Du zu einem Verein gegangen wärst, bei dem Du garantiert die Nr. 1 bist. Du hast wirklich diese Herausforderung gesucht, oder?

WEIDENFELLER: Auf jeden Fall!

schwatzgelb.de: Aber bei der Hälfte aller Bundesligavereine hättest Du sicher auf Anhieb einen Stammplatz bekommen?

WEIDENFELLER: So bin ich nicht. Ich wollte oder will niemals eine "Stammplatzgarantie" haben, weil ich lieber um diesen Posten kämpfen möchte. Außerdem möchte ich auch nicht die Treppe runter steigen. Ich bin von Kaiserslautern her an einen ganz guten Verein gewöhnt und da steigt man immer weiter hoch und möchte sich nicht verschlechtern sondern verbessern. Das ist ganz klar. Von daher gab es nur diese Entscheidung, zum BVB zu gehen. Auch selbst, wenn es dort schwierig sein wird, muss man mir die Zeit lassen bzw. geben. Und dann muss man sehen, wie man später für sich abrechnet.

schwatzgelb.de: Gab es denn noch andere Angebote?

WEIDENFELLER: Werder Bremen war ein ganz heißer Kandidat. Dann später mitten in den letzten Zügen kam auch wieder Kaiserslautern hinzu, als sie gemerkt haben, dass Borussia Dortmund und Werder Bremen großes Interesse an mir hatten. Die haben das gar nicht geglaubt, dass plötzlich so viele Vereine letztendlich hinter mir her waren. Und deshalb haben die dann auch noch mal versucht, letztendlich alles zu machen, um mich zu halten, aber dann war es natürlich zu spät. Ansonsten gab es noch zwei, drei andere Vereine, auch einen in der zweiten Liga, aber Borussia hat mir von Anfang an die nötige Motivation gegeben, mich dort weiterzuentwickeln, dort viel zu lernen. Und ich hab natürlich die Hoffnung, dass ich dort irgendwann dann im Tor stehen werde

schwatzgelb.de: Kennst Du schon einige Deiner neuen Kameraden?

WEIDENFELLER: Ja, sicher. Ich kenne Sebastian Kehl schon vom DFB her. Wir haben damals in der Jugendnationalmannschaft zusammen gespielt. Das war mit eine der schönsten Zeiten damals gewesen bei der U-17-WM in Ägypten. Wir haben dort damals miteinander eine lange Zeit verbracht. Ich habe auch Christoph Metzelder mal kurz kennen gelernt bei der U-21, die jüngeren Spieler kennt man halt vom Sehen her, mit denen hab ich eh kein Problem (lacht).

schwatzgelb.de: Das war ein ziemlich starker Jahrgang die jetzige U-21, die ja knapp gescheitert ist.

WEIDENFELLER: Ja, das stimmt. Es war eine sehr, sehr gute Mannschaft. Es waren auch sehr viele gute Typen dabei, vom Charakter her. Ich hatte immer sehr viel Spaß, da hin zu fahren. Letztendlich hatte ich das Pech gehabt, dass ich etwas jünger war, als die anderen zwei Torhüter und dass die schon in der Bundesliga gespielt hatten und ich noch nicht. Und das war mein Pech, dass ich nicht ein Stammspieler sein konnte der U-21. Aber letztendlich als damals 20jähriger in der U-21 zwei Pflichtspiele zu machen, war auch nicht schlecht gewesen. Das ist schon ganz gut gewesen.

schwatzgelb.de: Jürgen Kohler sich zukünftig um die U-21 bemühen, um die Nachwuchsförderung. Er soll das als hauptamtlicher Trainer gestalten. Was müsste er anders machen, damit die Jugend besser integriert wird in die erste Mannschaft in der Bundesliga?

WEIDENFELLER: Ich glaube, es liegt viel an den Vereinen selber. Die müssen einfach die Jungen spielen lassen. Die müssen denen einfach das Vertrauen geben und sie spielen lassen. Und sie auch mal Fehler machen lassen, denn nur aus den Fehlern kannst Du lernen. Damals dieser Spielerjahrgang Kohler, Brehme usw., die damals Weltmeister geworden sind, 1990, die haben auch schon frühzeitig in der Bundesliga gespielt. Die haben auch damals Fehler gemacht und auch aus den Fehlern gelernt. Und ich denke, das soll man mit den jungen Spielern heute genau so machen, dann werden die auch eine ganz starke Truppe.

schwatzgelb.de: Glaubst Du, dass heute der Druck auf den Vereinen - auch der finanzielle Druck - so groß ist, dass die die Zeit nicht mehr haben, dass die Talente in Ruhe heranreifen können?

WEIDENFELLER: Das ist natürlich die andere Seite, da gebe ich Dir Recht. Der Druck ist enorm, von Außen und von überall her. Sobald mal ein Spiel verloren wird, egal wo, so heißt es sofort, die machen das und das falsch. Das kann eigentlich nicht sein. Der Druck kommt sehr viel von der Presse und von den Medien. Das ist schade, aber damit musst Du leben. Du bist Profi, damit musst Du Dich auseinandersetzen. Das ist im Moment vielleicht auch das Problem de jungen Spieler

schwatzgelb.de: Wie war das eigentlich jetzt in Kaiserslautern? Georg Koch ist ja nicht so der Übertorwart gewesen und wenn Du gespielt hast, hast Du eigentlich immer ziemlich gute Leistungen abgeliefert. Wie kommt es, dass Du trotzdem nicht an ihm vorbeigekommen bist?

WEIDENFELLER: Ich habe acht Spiele absolviert als Pflichtspieler, wir haben davon sieben Mal gewonnen. Ich denke, das war eine ziemlich gute Leistung. Und von daher gab es kaum einen Grund zu wechseln. Und ich hatte einen sehr guten Kontakt zu den Fans, die haben mich immer gefeiert und die haben immer gepuscht, wo es nur ging, egal ob ich bei den Amateuren gespielt habe oder bei der Profimannschaft. Auch in der Mannschaft war ich sehr beliebt gewesen. Ich hatte einen guten Draht zu allen Spielern gehabt. Aber manchmal laufen die Uhren da im Verein ein bisschen anders. Da waren zwei ganz bestimmte Spieler gewesen, die haben zum Teil auch die Vereinspolitik geschrieben und deshalb war es für mich nicht so einfach gewesen, gegen einen von den beiden anzutreten, wo der relativ gesetzt war.

schwatzgelb.de: Also würdest Du sagen, es hatte nicht wirklich sportliche Gründe, dass Du nicht die Nr. 1 warst?

WEIDENFELLER: Ich denke schon.

schwatzgelb.de: Jetzt kommt Ihr ja nach Dortmund, habt Ihr schon etwas von der Stadt gesehen? Steffi? Du weißt ja schon, wo Brackel ist...

Steffi: Nur auf der Landkarte. Benninghofen kenne ich jetzt.

WEIDENFELLER: Nein, wir haben noch nicht viel gesehen von Dortmund. Es war so, dass ich einmal mit meinem Berater selbst hier oben war, das war kurz vor meiner Unterschrift. Da haben wir uns einiges hier angeschaut, sind auch noch kurz im Stadion gewesen. Auf der BVB-Geschäftsstelle sind wir das erste Mal gewesen. Das zweite Mal war, als wir uns nach einem Haus umgeschaut haben. Und heute das dritte Mal mehr oder weniger. Von der Stadt selber haben wir noch nicht viel gesehen, aber ich denke mal, die werden wir in den nächsten vier Jahren noch kennen lernen.

schwatzgelb.de: Auf jeden Fall. Wenn Du vorhast, so lange zu bleiben. Wir haben weitaus mehr Grün, als alle glauben, 59% der Dortmunder Fläche ist grün.

WEIDENFELLER: Wenn ich an Dortmund denke, denke ich erst einmal an Ruhrpott. Aber ich habe mich mittlerweile selber davon überzeugt, dass wenn man über die Autobahn gefahren kommt, dass es da wirklich fast wie aufm Dörflichen ist. Natürlich gibt es da auch überall mal eine Stadt und dass es da nicht nur grün ist, ist klar.

schwatzgelb.de: Apropos Dortmund. Weißt Du, dass die Menschen hier eine andere Mentalität haben? Den Fußball betreffend?

WEIDENFELLER: Ja, ich denke, dass die Leute, die im Ruhrpott wohnen ... ich denke, die haben es verdient, dass die guten, ehrlichen Fußball geboten kriegen. Deshalb gehen die alle in die Stadien rein, deshalb sind hier oben in Westfalen die meisten Fußballfans und deshalb sind die Stadien immer voll. Egal ob jetzt beim BVB oder - was Ihr nicht so gerne hört - bei Schalke 04.

schwatzgelb.de: Ja, das ist jetzt so ein Verein, mit dem wir uns primär nicht so beschäftigen.... Wir wollen nur zwei Mal gegen die gewinnen und am Ende immer vor denen sein. Das ist die Mindestnorm, die Michael Meier der Mannschaft jedes Jahr vorgibt. Also, die Rivalität hast Du also schon kennen gelernt. Es ist jetzt nicht so ganz vergleichbar mit Lautern gegen Mannheim.

WEIDENFELLER: In Lautern ist es so gewesen, da hasst man sich abgöttisch. Es ist mir auch schon mal passiert, dass ich mit einem Mannheimer Spieler zusammen am Kaffeestand war, er wurde mir vorgestellt, hat mir aber nicht die Hand gegeben. Weil Du Lauterer bist, gebe ich Dir keine Hand. Ich selber habe damit kein Problem. Weil wir sind ein anderer Jahrgang, wo man das alles viel lockerer sieht. Aber gut, aufm Platz ist es was anderes als privat. Ich denke, privat kann jeder mit dem anderen eine Tasse Kaffee trinken gehen. Aber es ist schon klar, dass hier die Rivalität mit Schalke sehr groß ist. Ich denke, dass wir auch in den nächsten vier Jahren, in der Zeit, in der ich wohl da bin, die meisten Spiele gegen die wohl gewinnen werden.

schwatzgelb.de: Oh, das ist aber eine sehr erfreuliche Perspektive, die Du da aufzeichnest.... Da wären wir auch sehr glücklich drüber. Aber ansonsten, der typische Fan aus dem Ruhrgebiet identifiziert sich schon sehr mit seinem Verein, der nimmt auch viel in Kauf. Und was in Dortmund zählt, ist in erster Linie, dass die kämpferische Einstellung stimmt. Die Leute können auch mal schlecht sein, aber kämpfen müssen sie. Und damit ist der Jürgen Kohler hier sehr groß geworden und hat natürlich eine Lücke hinterlassen, die man so nicht schließen kann, menschlich gesehen. Was würdest Du J.K. mit auf den Weg geben nach so einer Karriere?


WEIDENFELLER: Ich glaube, der J.K. hat mittlerweile alles erreicht, was man im Fußball erreichen kann. Wenn man überlegt, was der in den ganzen Jahren für Erfolge gefeiert hat, da kann man wirklich nur gratulieren und den Hut ziehen. Und ich bin natürlich stolz, ihn kennengelernt zu haben. Ich habe vor kurzem Kontakt mit ihm gehabt und er ist ein sehr netter Typ. Und wie gesagt, besser kann sein Abgang gar nicht sein. Er ist gekommen mit der Meisterschale, er ist gegangen mit der Meisterschale. Vielleicht sogar noch mit dem UEFA-Cup, was ich sehr hoffe für den BVB. Weil er auch dran ist, glaub ich mal. Deshalb gönne ich ihm alles Gute und hoffe, dass er gut einschlägt beim DFB, dass er die jungen Spieler alle gut unter Kontrolle hat. Was aber wohl gelingen wird, weil es eigentlich alles ganz nette Typen sind. Von daher kriegt der Jürgen bestimmt keine Probleme.

schwatzgelb.de: Der Bundesliga insgesamt fehlen ja solche Typen. Es krankt ja daran, dass gerade so junge Menschen, die - wie Du - so perspektivisch denken und die auch das Talent mitbringen, einer zu werden, dass die sich an solchen Menschen nicht mehr orientieren können, weil die "ausgestorben" sind diese Typen, diese echten Kerle. Bist Du auch der Meinung, dass das so ist?

WEIDENFELLER: Ja und ich denke, das das auch ein bißchen problematisch ist, wenn so viele Ausländer in der Mannschaft sind. Die können sich nicht so identifizieren mit dem Verein wie die Einheimischen. Es spielen oft nur ganz wenige Einheimische in den Mannschaften drin und das ist eben schade. Nichts gegen die Ausländer. Man sollte auch Ausländer haben, die bringen eine ganz andere Spielkultur in das Spiel rein, aber letztendlich ist es vielleicht für jeden Verein gut, wenn er zwei, drei einheimische Spieler hat, die sich natürlich ganz anders einsetzen als ein Spieler, der aus dem Ausland kommt, der im Prinzip nur daran denkt, Geld zu verdienen und vielleicht einen guten Abgang zu haben. Die Einheimischen denken dann eben an alles, auch an die Fans, an die Verantwortlichen, an alle. Die spielen halt eben mit Herz Fußball, einige Ausländer vielleicht nicht.

schwatzgelb.de: Es wird oft gesagt, Du kommst arrogant rüber. Das empfinde ich jetzt so gar nicht. Bei Jens Lehmann kann ich mir klar vorstellen, wie dieses Bild entstanden ist. Aber bei Dir verstehe ich das nicht so ganz.

WEIDENFELLER: Weil Du vielleicht viel erreicht hast und nicht mit jedem Spieler sprichst, nicht so direkt. Aber wenn Du als normale Person in eine Kneipe reinkommst oder in was auch immer, sprichst Du auch nicht gleich mit jedem. Und wenn dann da ein Spieler ist, der nicht mit jedem spricht, heißt es gleich, der ist arrogant. Ich selber habe dieses Problem nicht gehabt. Aber ich hab mal gesagt gekriegt, ich sei ein wenig arrogant, das mag sein, aber ich selber merke es nicht. Und die Leute, mit denen ich Kontakt habe, sagen mir auch nichts. Leute, die mich näher kennen, denken da auch ganz anders drüber. Ich bin eher der Junge von nebenan, der für jeden ein offenes Ohr hat. Von daher hab ich mit niemandem Probleme, weil mir egal ist, ob einer ein Popstar oder arbeitslos ist. So wie ich angesprochen werde, reagiere ich auch darauf.

schwatzgelb.de: Apropos Popstar. Popsänger Sasha, der ja in der Stadt des neuen Deutschen Fußballmeisters wohnhaft ist, kam dieser Tage ins Dortmunder Westfalenstadion um dort die Dreharbeiten für seinen neuen Song zu starten. Bei seinem Song "This is my time" handelt es sich gleichzeitig um die offizielle SAT1- Hymne (Videopremiere ist für den 19. Mai geplant) für die Fußball- Weltmeisterschaft. Eigentlich sollten die Aufnahmen im Hamburger Volkspark stattfinden, doch BVB-Fan Sasha bestand darauf, dass der Clip hier in der heimischen Ruhrmetropole gedreht wurde. Wie hast Du denn die Aufnahmen in Deiner neuen Dortmunder Umgebung erlebt?

WEIDENFELLER: Die gesamte Meistermannschaft war zwar nicht vor Ort, aber immerhin waren Sebastian Kehl, Christoph Metzelder und David Odonkor dabei. Der Dreh mit Sasha bis kurz vor Mitternacht hat wirklich Spaß gemacht, wenn es dann auch gegen Ende etwas kühler im Stadion wurde. Sasha ist übrigens kein schlechter Fußballer. Den ein oder anderen Elfmeter hat er gegen mich versenkt.

schwatzgelb.de: Stimmt es eigentlich, dass Du als Feldspieler angefangen hast?

WEIDENFELLER: Ja, in der F-Jugend habe ich mal zeitweise Feld gespielt. War natürlich geil, auch mal Tore zu schießen. Aber dann als es wärmer wurde und wir mal so 20 Grad draußen hatten, bin ich lieber ins Tor, dachte mir, da brauchst Du nicht so viel zu rennen. Und als eines Tages mein damaliger Trainer, mit dem ich fast schon 10 Jahre zusammen war, der hat gesagt, entweder gehst Du jetzt ins Tor oder Du bleibst auf dem Feld. Entscheide Dich für das eine oder das andere. Und da dachte ich mir, geh ins Tor, ist vielleicht einfacher zu spielen. Letztendlich war das eine gute Entscheidung.

schwatzgelb.de: Gibt es denn ein Vorbild für Dich? Deutschland hat ja traditionell immer gute Torhüter gehabt.

WEIDENFELLER: Wir haben viele gute Torhüter, gar keine Frage. Wenn Du mal vergleichst mit Italien, Spanien, wenn Du sonntags mal den Fußball dort anschaust, was da den Torhütern für Fehler unterlaufen, das gibt es hier in Deutschland ganz bestimmt nicht. Paradebeispiel ist ja Oliver Kahn, was der schon so für Dinger gehalten hat und noch hält, ist einfach einsame Spitze. Wie der die Bälle noch rausholt, wo ein anderer schon sagt, der ist unhaltbar. Vor dem zieh ich schon den Hut.

schwatzgelb.de: Man sagt ja, ein Torhüter ist dann gut, wenn er in einer Serie dem Team so 8 bis 10 Punkte rettet.

WEIDENFELLER: Ja, das trifft ja bei den Leuten zu, auf jeden Fall.

schwatzgelb.de: Ist es eigentlich wichtiger, bessere Reflexe zu haben oder gut zu antizipieren?

WEIDENFELLER: Wenn Du gute Reflexe hast, kommst Du ins ganze Spiel rein. Wenn Du das Spiel lesen kannst, das ist das, was ein Torhüter beherrschen muss. Man muss heutzutage auch ein bisschen gebildet sein, Du kannst ja nicht von hinten auf einmal die Bälle quer hauen. Und gerade dann, wenn Du einen kulturellen Fußball spielst, wie hier in Dortmund mit den ganzen Brasilianern, wo von hinten raus gespielt wird, da kannst Du als Torhüter, wenn Du angespielt wirst, den Ball nicht erst mal in die Zuschauer raushauen. Die Zuschauer werden zwar ihren Spaß haben, wenn sie den Ball fangen können, aber für das Spiel ist es nicht ganz so gut.

schwatzgelb.de: Du scheinst auch mit dem Ball am Fuß gut klarkommen zu können, aber gibt es bei Dir auch Dinge, an denen Du noch arbeiten musst?

WEIDENFELLER: Auf jeden Fall. Ich denke, selbst die etablierten Torhüter wie Kahn oder Lehmann sind alle noch verbesserungswürdig. Da muss jeder noch lernen. Bei mir, ich habe noch so ca. 10 bis 15 Jahre Zeit zu spielen, da gibt es noch viel zu verbessern und zu lernen.

schwatzgelb.de: Dein Vertrag geht bis 2006, und Du sagst, dass Du bis dahin Stammspieler sein willst.

WEIDENFELLER: Bei der WM 2006 natürlich. Man soll zwar langfristig planen, sich aber kurzfristige Ziele setzen. Erst einmal steht im Vordergrund, in der Bundesliga Fuß zu fassen, das heißt, hier beim BVB Stammtorhüter zu werden. Und dann denke ich, dass dann auch die Möglichkeit besteht, zum WM-Kader dazuzugehören, vielleicht als dritter Torhüter mitzufahren. Das wäre schon mit das Beste, was ich mir vorstellen kann. Und dann noch im eigenen Land, was will man mehr?

schwatzgelb.de: Und dann sogar noch in Dortmund... Die deutsche Nationalmannschaft soll ja ? so wie es aussieht ? bei der WM in Dortmund und Gelsenkirchen spielen.

WEIDENFELLER: Das hat Dortmund und die ganze Umgebung ja auch verdient. Mit dem Stadion! Mit den Fans!

schwatzgelb.de: Einen Traum hast Du also...

WEIDENFELLER: Klar, einen Traum hat wohl jeder. Man soll sich auch ruhig Fernziele setzen, das ist bei mir die WM 2006. Mein Nahziel ist jetzt aber erst mal, wie gesagt, beim BVB Fuß zu fassen. Wobei man mich jetzt aber nicht falsch verstehen darf, dass man sagt, ach, der will 2006 zwischen den Pfosten stehen. Das ist Blödsinn, ich wäre einfach nur gern im Kader dabei. Das mal zu erleben, das wäre schon ein Riesending.

Danke für das Gespräch.

Daten

Name: Weidenfeller
Vorname:
Roman

Geboren: 6. August 1980 in Diez
Größe: 1,88 Meter
Gewicht: 86 Kilogramm
Familienstand: ledig, Freundin Steffi
Beruf: Bürokaufmann
Sportlicher Werdegang: Sportfreunde Eisbachtal, 1. FC Kaiserslautern, Borussia Dortmund
Position: Torhüter
Mutmaßliche Rückennummer: 20

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel