... Kügler und Kringe sagen Tschüß!
Die erfolgreiche Oberliga Saison der BVB Amateure ist zu Ende. Die Mannschaft ist in die Regionalliga aufgestiegen, doch zwei Akteure steigen sogar noch weiter nach oben: Florian Kringe und Michael Kügler verlassen die Borussia, um sich höheren Aufgaben zu widmen. Ein vorerst letztes Interview mit dem Blick zurück und auch nach vorne.
Die beiden kennen sich schon seit der D-Jugend und gehen nun zum ersten Mal wieder getrennte Wege. Florian Kringe wechselt auf Leihbasis zum 1. FC Köln in die zweite Bundesliga, und Michael Kügler wird als Vertragsamateur Franke beim 1. FC Nürnberg, der im kommenden Jahr wieder im deutschen Oberhaus antritt. Schwatzgelb.de lässt die beiden natürlich nicht gehen, ohne sich zu verabschieden und nach Träumen, Wünschen und Hoffnungen zu fragen.
Florian und Michael, wie ist der Kontakt zu Euren neuen Vereinen entstanden?
Kringe: Ich habe von der Sache über meinen Berater Thomas Kroth erfahren. Der wurde von Vereinsseite angesprochen. Die Kölner haben selbst vorher nicht mit mir gesprochen. Die Verhandlungen sind dann in Dortmund abgelaufen.
Kügler: Für mich war eigentlich schon im letzten Jahr klar, dass ich weg wollte. Nur ging das damals nicht, da ich noch einen Vertrag hatte. Dann hat sich mein Berater Norbert Pflippen umgehört, daraufhin wurde ich mehrmals beobachtet, und schließlich ist es dann Nürnberg geworden.
Welche Vereine waren denn noch interessiert?
Kügler: Köln und Hertha BSC waren irgendwann mal interessiert. Nürnberg war ja schon lange Zeit sicher. Die wollten mich gerne haben, und so habe ich auch nicht weiter gesucht. Ich finde den Verein sehr interessant. Nürnberg hat nicht die finanziellen Möglichkeiten wie der BVB, um neue Spieler zu holen. Die werden mit fast dem gleichen Kader in die neue Saison gehen. Nur Jens Vogt kommt vom 1. FC Köln und außer noch ein oder zwei zusätzlichen Verpflichtungen wird da nichts großartig verändert.
Kringe: Der MSV Duisburg war wohl mal im Spiel, nur weiß ich nicht, in wie weit die mich mal beobachtet haben. Ich habe selbst keine Gespräche mit denen geführt. Thomas Kroth ist ein Freund von Pierre Littbarski, die beiden kennen sich noch aus der aktiven Zeit, und so kam das wohl mal zustande. Dann habe ich vor einiger Zeit von Horst Köppel erfahren, dass Borussia Mönchengladbach mal zugeschaut hat, mit denen ich aber auch nie gesprochen habe. Vor längerer Zeit, das dürfte jetzt aber schon so ein Jahr her sein, hat mir Jürgen Kohler mal geraten, dass ich es woanders versuchen sollte und hat mich bei Waldhof Mannheim ins Gespräch gebracht, weil er dort auch noch gute Kontakte hin hat. Da habe ich aber auch nicht mehr von gehört. Richtig ernst zu nehmen war nur der 1. FC Köln.
Habt Ihr Euch schon mal bei Euren neuen Vereinen umsehen können
Kringe: Eigentlich nicht. Ich war schon mal am Geisbockheim und auf dem Trainingsgelände, aber in der letzten Zeit war ich so noch nicht da.
Kügler: Ich war einmal da, als der BVB in Nürnberg gespielt hat. Da bin ich morgens hingefahren. Leider wurde es früh dunkel und deshalb habe ich nicht so viel sehen können. Das Trainingsgelände und den Weg zum Stadion, mehr habe ich noch nicht gesehen. Gesprochen habe ich dort mit Edgar Geenen, dem Manager und dem Mannschaftsbeteuer sowie einigen anderen Leuten. Aber nur flüchtig.
Warum habt Ihr ausgerechnet diese Vereine gewählt?
Kringe: Das ist eine gute Adresse, und es ist für meine Entwicklung sicherlich gut, dorthin zu wechseln. Das nächste Jahr hier, wäre sicherlich auch nicht verloren gewesen. Ich würde bei den Profis mittrainieren und bei den Amateuren weiterhin mitspielen, aber es gibt viele Spieler im Profikader, die meine Position spielen, und da ist es schwer sich durchzusetzen. Für meine Entwicklung ist es so sicherlich besser, weil ich dort die Chance dazu bekomme. Der Kader in Köln ist sehr klein, wahrscheinlich wird man dort nur mit 19 oder 20 Leuten in die neue Saison gehen. Das sind dann auch nicht so die Hochkaräter wie in Dortmund. Ich bin ja auch noch ausgeliehen, und sollte ich mich wirklich durchsetzen, habe ich vielleicht noch mal die Möglichkeit, es hier zu probieren. Für den jetzigen Zeitpunkt ist der FC die bessere Entscheidung. Ob Frings sofort kommt oder erst in der Winterpause, ist noch nicht klar. Sicher ist aber, dass Stefan Reuter noch ein Jahr dranhängt, Sebastian Kehl ist da und auch noch einige weitere Spieler, die diese Position spielen können. Vielleicht sieht es ja im nächsten Jahr wieder anders aus.
Kügler: Nürnberg ist ein Traditionsverein. Die werden wohl auch nächstes Jahr wieder gegen den Abstieg spielen, und wenn es am Anfang nicht so läuft, wie die sich das vorstellen, bekommen sicherlich auch die jungen Leute dort eine Chance zu spielen. Ich sehe das wie beim VfB Stuttgart. Dort haben auch zuerst die Erfahrenen gespielt, der Verein ist nicht so gut gestartet, sie waren mal 17. oder 18., um dann später wieder hochzukommen. Daran waren Leute wie Tiffert, Hinkel und noch zwei andere beteiligt. Wenn so etwas in Nürnberg passieren sollte, hoffe ich davon zu profitieren, um mich dann dort zu etablieren.
Florian, bei Dir hört sich da so an, als würdest Du Dir die Option zum BVB zurückzukehren, schon jetzt in Deine Planungen einbauen.
Kringe: Je nachdem wie ich mich in Köln entwickele. Ich hoffe natürlich, dass ich dort einschlagen kann und mich durchsetze. Dann wäre es mit Sicherheit reizvoll für mich und für Borussia auf jeden Fall auch, dass ich wieder zurückkommen würde. Und wer weiß, vielleicht kommt ja auch noch ein dritter Verein dazu, der mich haben will. Das muss man alles abwarten.
Wie erwartet Ihr an den neuen Orten aufgenommen zu werden?
Kügler: Na ja, ich hoffe doch mal positiv. Bei mir ist es etwas schwieriger, da ich am 27. Juni erst meine mündliche Prüfung zum Bankkaufmann habe. Am 30. Juni ist dann direkt der Anfang in Nürnberg. Also keine große Eingewöhnungsphase, da ich am 28. direkt runterfahre, mich am 29. noch etwas orientieren kann in der Umgebung und der Wohnung, sehen, wo man was bekommt. Dann geht's auch los mit der Vorstellung im Stadion und am selben Tag ist Start ins Trainingslager.
Kringe: Ich gehe auch einfach mal davon aus, dass es gut läuft mit der Aufnahme. Köln ist ja momentan in einer Umbruchphase in der viele Spieler gehen und viele neue Spieler kommen, die in einer ähnlichen Situation wie ich stecken. Außer mir werden noch zwei, drei junge Spieler verpflichtet. Funkel hat auch gesagt, dass er junge und hungrige Spieler haben will. So werde ich wohl nicht alleine da stehen und aufgrund dessen wird es schon ganz normal gut laufen. Wir fangen schon am 6. Juni an, da dem Trainer, die Zeitspanne zu groß war. Wir haben dann zwei Wochen Training und bekommen dann noch mal neun Tage frei, in denen jeder sein persönliches Laufprogramm durchziehen muss. Wer will, könnte aber auch für ein paar Tage wegfahren. Das geht jetzt alles ziemlich schnell. Ich war auch schon unten und habe mir ein paar Wohnungen angeguckt. Das kommt jetzt alles ins Laufen.
Welches Gefühl überwiegt beim Gedanken an die neuen Vereine?
Kringe: Ich bin heiß drauf. Darauf habe ich lange gewartet, dass ich im Profibereich spiele. In Köln habe ich eine faire Chance zu spielen, und wenn ich da meine Leistung bringe, dann werde ich auch spielen. Ich freue mich auf Köln, auf die Atmosphäre, die Stadt und auf jeden Fall auch auf die Fans.
Kügler: Es ist ein sehr positives Gefühl, da die letzte Zeit hier bei Borussia sehr anstrengend war. Die Situation war schwierig, da wenn von oben welche gekommen sind, mussten die halt spielen. Ob das jetzt so richtig war, wie die gespielt haben, das lassen wir jetzt mal dahingestellt. Ich hätte gerne natürlich selbst öfter von Anfang an gespielt. Aber das war nicht so, und deshalb freue ich mich auf die Aufgabe.
Was sind Eure nächsten Ziele, bzw was rechnet Ihr Euch aus?
Kügler: Erstes Ziel ist es, schon bei den ersten Spielen in den neuen Kader zu kommen und dann auch mal eingewechselt zu werden. Da lasse ich mir aber auch in der Hinserie Zeit zu. Das hat auch der Trainer schon gesagt, dass er davon ausgeht, dass ich meine 17-18 Spiele machen werde, dass ich mich erst etablieren muss, um dann eventuell zum Stammspieler zu werden. Aber man muss auch abwarten, wie alles so läuft, wie auch die Saison verläuft, das muss man abwarten.
Kringe: Ich hoffe, dass ich eine ordentliche Vorbereitung spiele und dass ich mich dann direkt durchsetzen kann. Mein Vorteil ist wohl, dass ich auf meiner Position mit Sinkala nur einen direkten Konkurrenten habe. Wenn es nicht direkt klappt, muss ich halt noch ein wenig Geduld haben. Mein Nahziel ist, sich durchzusetzen, und das Fernziel ist dann der direkte Wiederaufstieg.
Wie richtet man sich für zwei Jahre ein? Ihr habt eben schon gesagt, dass Ihr dort Wohnungen bezieht.
Kringe: Das muss man auch machen. Man kann da nicht pendeln. Grund ist ja auch, dass man nicht soviel Stress hat, dass man in Köln in der Nähe wohnt und nicht eine Stunde oder mehr zum Training hin- und herfährt. Ich kenne das selber noch von früher aus Siegen, wo ich zum Training hergekommen bin. Da steht man dann im Stau oder kommt zu spät, das will ich auf jeden Fall verhindern.
Was sagen Eltern und Bekannte oder die Freundin zu diesem Schritt ?
Kringe: Die freuen sich natürlich alle für mich. Natürlich wird auch nach den Gründen gefragt, so wie hier jetzt auch. Bei der Freundin ist es nicht so das Problem, da sie noch in Siegen wohnt. Ob von Dortmund oder Köln nach Siegen, das ist nicht so der große Unterschied.
Kügler: Alle standen der Entscheidung postiv gegenüber. Das war ja immer mein Ziel. Wir beiden spielen jetzt seit sieben Jahren zusammen. Vorher kannten wir uns aus den Jugendkreisauswahlen, er in Siegen, ich in Olpe. Seit der C-Jugend spielen wir zusammen beim BVB und wir wollten immer Profifußballer werden und das zum Hauptberuf zu machen. Wir haben dafür viel auf Freizeit verzichtet. Im Alter von 17-20 Jahren, wenn da eine Fete stattfindet, dann muss man auch mal zuhause bleiben, das geht dann einfach nicht. Das erfordert viele Investitionen. Auch für unsere Eltern, die jeden Sonntag mitgefahren sind zu den Spielen. Das muss man auch mal erwähnen. Die sind über 150.000 km in den fünf Jahren gefahren. Was das an Zeit und an Kosten bedeutet, dafür möchte ich mich auch mal ausdrücklich für bedanken, dass sie uns unterstützt haben, und ich hoffe, dass sie dies auch in der Zukunft tun.
Kringe: Da möchte ich mich natürlich anschließen. Ohne das wäre gar nichts gegangen. Meine Mutter hatte immer Bedenken wegen der Schule, die sicherlich darunter gelitten hat und dann ist es nicht immer selbstverständlich, dass die Eltern bereit sind, das dann so weiter unterstützen.
Wie sehen denn die Weiterentwicklungsmöglichkeiten für junge Spieler in Dortmund aus?
Kügler: Der Weg, so wie wir ihn gegangen sind, von den Jugendmannschaften bis zum ersten Jahr Amateure, ist schon in Ordnung. Ab und zu hapert es schon mal etwas mit der Organisation, aber von den Trainern her konnten wir uns nicht beschweren. In der C-Jugend Herr Pröper und danach Peter Wongowitz, der sicherlich einen großen Anteil an der Entwicklung hatte. Das letzte Jahr in der Regionalliga war für uns beide sehr wichtig gegen abgezockte Profis zu spielen. Das letzte Jahr hier, ich will nicht sagen, dass es verschenkt war, aber es war so ein Zwischenjahr. Auf der einen Seite musste ich es machen, wegen meiner Banklehre, auf der anderen Seite wäre ich gerne früher gegangen. Man hat kein fortkommen gesehen. Es kamen so viele Leute zurück, wie Kurtulus Öztürk und auch von oben. Einmal waren wir 25 Leute im Training, da konnten wir noch nicht mal alle beim Abschlusstraining mitmachen, da musste durchgewechselt werden. Man sollte dann schon rechtzeitig den Absprung von Borussia schaffen, wenn man sich nicht durchsetzen kann. So der direkte Kontakt, so wie bei Florian, der auch mal oben mittrainiert hat, war für mich nicht da. Dann muss man etwas riskieren und den Verein verlassen. Ich denke, ich habe es richtig gemacht.
Kringe: Es ist sehr schwer oben reinzurutschen. Es ist auch davon abhängig welche Position man spielt. Zum Beispiel David Odonkor, der drei Spiele mitgemacht hat, weil er sprintstark ist, er ist superschnell, und so ein Spieler wird eher mal gebracht, wenn es mal eng wird als ein defensiver Mittelfeldspieler. Aber es war wirklich wichtig in der Jugend zu Borussia Dortmund zu wechseln. Die Jugendarbeit ist absolut in Ordnung. Die ganzen internationalen Turniere, auch gegen Ältere haben uns auf jeden Fall weiter gebracht. Vom Training her möchte ich mich auch noch mal bedanken für die Arbeit von Peter Wongowitz, der einen Großteil dazu beigetragen hat. Das war ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Er konnte auch etwas vom Leben vermitteln (Kringe grinst breit...) und nicht nur fußballerisch.
Was werdet Ihr vermissen?
Kringe: Die Mitspieler. Wir beide kennen uns schon lange, und es sind auch noch einige andere Spieler, wie z.B. Florian Thorwart, mit denen wir seit sechs oder sieben Jahren täglich miteinander zu tun haben. Weil man nicht nur Fußball zusammen spielt, sondern auch außerhalb des Platzes miteinander zu tun hatte. Es ist schade dass das jetzt auseinander geht, aber es ist auch normal. Das ist der Lauf der Dinge. Aber ich werde viele Leute sehr vermissen.
Kügler: Ja, genau. Die Kameradschaft von der Jugend bis jetzt zu den Amateuren war immer super. Natürlich ist es schwer, zu jedem Kontakt zu halten, aber zu einigen ist schon der Kontakt da. Die Stimmung war gut, wir haben viel zusammen gemacht und sind öfter mal weggegangen. So was fördert auch die Leistung innerhalb des Teams, wenn man sich nicht nur auf dem Feld kennen lernt, sondern auch außerhalb unterhält.
Kringe: Ganz klar, die schlechten Trainingsbedingungen. Es wird jetzt ein neues Gelände gebaut in Brackel, und das ist auch höchste Zeit. Es würde sicherlich mehr Spaß machen auf einem guten Rasen zu trainieren, als auf dem Mendeplatz. Die Rote Erde, wird jetzt auch wieder besser, aber das zwar zwischendurch auch katastrophal. Was auch nicht gut ist, ist dass die Amateure und der Jugendbereich räumlich getrennt waren. Wir waren auf dem Mendeplatz, die Jugend im Hoeschpark und die Profis sind am Stadion. Es ist schade, dass man da gar keinen Kontakt hat. Es ist sicherlich motivierend, wenn man mal als Jugendlicher die Großen sieht und mal die Möglichkeit hat mit dem einen oder anderen ein Wort zu wechseln.
Kügler: Diese Hin- und Her-Fahrerei. Manchmal geht es sehr schnell, aber wenn Stau ist auf der Autobahn, dann ist es schon anstrengend. Man ist immer unter Druck und riskiert dann viel zu viel. Wenn 120 Stundenkilometer erlaubt sind, und wir müssen 180 fahren. Das geht zwar, aber dann im Nachhinein muss man sich immer fragen, ob es das wirklich wert war. Ob man anstatt den Führerschein zu verlieren, nicht lieber fünf Minuten zu spät zum Treffpunkt kommt.
Kringe: Was ich auch nicht mehr vermissen werde ist diese Doppelbelastung. Ich zum Beispiel mit meinen Abiturprüfungen, versuche mich zu hundert Prozent auf Fußball zu konzentrieren, aber das geht nicht immer. Die Leistung war dann auch nicht mehr so gut wie in der Hinrunde. Da bin ich wirklich froh, dass ich das dann hinter mir habe.
Ist für Euch die Weltmeisterschaft 2006 ein Thema?
Kügler: Das hat man immer im Hinterkopf, aber es wird sich zeigen, wie man sich in den nächsten Jahren entwickelt. Man weiß nicht, was kommt und was bleibt. Sicherlich ist es ein reizvolles Ziel, aber man muss zuerst an den neuen Verein denken. Das hat Priorität. So etwas kommt auch von selbst. Ein Christoph Metzelder hat vor zwei Jahren noch in der Regionalliga gespielt. In welchem kurzen Zeitraum das alles passiert ist, aber das Geschäft ist auch sehr kurzlebig.
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schwatzgelb.de bedankt sich für das Gespräch und wünscht alles Gute für die neuen Herausforderungen!