Der Sturzflug der Eurofighter
„Dortmund ist Meister und wir sind Pokalsieger. Das zeigt: Das Herz des Fußballs schlägt im Revier." tönte es vom Stumpen-Rudi im blau-weißen Land. Wie im letzten Jahr tobte auch dieses Mal im Mai der Pokalsiegermob der Blauen in der grauen Stadt in der Ruhrgebietsmitte. Jetzt wurde sogar der Pott selbst ein Opfer unkontrollierter Bewegungen im Vollrausch und kein Geringerer als Asselrudi selbst hat Hand angelegt um ihn zu verschrotten.
Besonders peinlich war er ja schon, der Auftritt von Rudi-Cigar in der Öffentlichkeit anlässlich der Jahrespokalfeier. Erst die lallende Tränenrührigkeit beim Abschied seines "Männerfreundes" Huub Stevens, dann der demolierte Pokal und zum Schluss der beleidigte Abgang beim Oberbürgermeister.
Dass ihm als schwer angetrunkenen Botschafter seines
Vereins nicht unbedingt alle Sympathien galten, musste er am Sonntag nach dem
Triumph bei dem Gelsenkirchener Oberbürgermeister Wittke erfahren. So wurden
Kapitän Waldoch und Trainer Stevens aufgefordert sich in das goldene Buch der
Stadt einzutragen - nicht jedoch der Rudi, der zwar daneben stand und es sicher
am allerliebsten gehabt hätte.
Nein - so springt man nicht mit ihm um, wo er doch so viel für den Verein und
die Stadt Gelsenkirchen getan hat. Konsequent und wortlos verlies er in einer
blauen Rauchwolke gehüllt den Raum.
Aber vielleicht sollte Herr Assauer mal selbstreflektierender Weise über einige Dinge nachdenken, die da in der Vergangenheit so vorgefallen waren. Denn nicht mit allen Taten machte er sich Freunde bei den Stadtoberen. Und so manche Aktion ging schon stark unter die Gürtellinie der Verwaltungsmenschen und des Stadtrates (Zur Erinnerung: Die Toillettenhäuschenaffäre).
Alle, die sich schon auf die Rückkehr zu zivilisierten Verhältnissen im Herbst dieses Jahres gefreut hatten, wurden enttäuscht. Hatte doch der Asselrudi vor einiger Zeit angekündigt, sich als Manager zurückziehen zu wollen. Aber daraus wird nun doch nichts, in einem Interview Ende April gab er den Rücktritt vom beabsichtigten Rücktritt bekannt. Er bleibt der Liga mindestens bis 2005 erhalten und auch den Schlackern, wo er weiterhin mit gewohnter Willkür regieren wird.
Zu teuer scheint im Augenblick alles bei den Schlackern zu sein und man wird das Gefühl nicht los, dass sich der Pleitegeier schon ein königsblaues Trikot übergestreift hat - wahrscheinlich können wir uns jetzt schon wieder Karten für das Benefizspiel zur Existenzrettung des Lieblingsrivalen bestellen.
Erste Anzeichen waren hierzu schon zum Jahreswechsel zu erkennen, als die Vereinsführung darauf verzichtete, ihre Mannschaft in ein adäquates Wintertrainingslager zu schicken. Dann fiel auf, dass die Rasenschublade nicht mehr regelmäßig betätigt wurde, da die 17000 DM pro Spazierfahrt eingespart werden mussten. In der Folge faulte zwar der Rasen munter vor sich hin, aber mehr investieren ging einfach nicht.
Als nächstes Sparopfer wurde vom Asselrudi die Amateurabteilung
vorgeschlagen, da diese seiner Meinung nach nicht den gewünschten
Nachwuchserfolg für die erste Mannschaft bringe und somit unrentabel sei. Das
stieß natürlich auf vereinsinternen Wiederstand und hätte an der Tradition
des tuffigen Vereins zum Anfassen doch sehr gerüttelt.
Kurz darauf kam das Dementi und alles war wieder in Butter. Trotzdem gab es noch
so etwas wie eine Ikonenschändung bei den Amas, denn Gerd Kleppinger löst in
der kommenden Saison Klaus Täuber als Trainer der U 23 ab. Ausgerechnet Klaus
Täuber, die Schlacker Identifikation in Person wird nun für die mangelnde
Effizienz der Abteilung verantwortlich gemacht und muss daran glauben.
Nicht neu ist, dass man sich bei den Asseln auch über kleine Dinge wie den Erhalt der Amateure und den Pokalsieg maßlos freuen kann und die Freude sei ihnen ja auch gegönnt - aber diesmal kommt hinzu, dass diese Freude wohl so etwas wie der letzte Tanz vor dem Supergau ist.
Weitere Anzeichen hierfür folgten und es musste etwas passieren, denn durch die drohende Kürzung der Fernsehgelder würde die gesamte Jahreskalkulation hochgradig in Gefahr geraten. Immerhin müssen bis zum Sankt Nimmerleinstag jährlich 17 Millionen DM Kapitaldienst für die neue Arena aufgebracht werden und die erträumte Anzahl von fußballfremden Großveranstaltungen ließ sich auch nicht realisieren - als Ausrede hierfür musste einmal mehr der 11.September herhalten.
Also Preiserhöhung - da blieb dem Rudi erst einmal nicht anderes übrig, als zu weiteren äußerst unpopulären Maßnahmen zu greifen. Und er griff richtig zu, nämlich in die Taschen der Dauerkartenbesitzer. Es wurden einige Fälle bekannt, in denen mal eben der Jahrespreis um mehr als 40 % erhöht wurde. Dahinter stand ein gut ausgetüftelter Plan. Nicht eine maßvolle Erhöhung für alle, sondern eine maßlose für wenige lautete das Rezept. Lediglich 3% der DK-Besitzer bekamen die Erhöhung zu spüren und nach deren lautstarken Protesten traten sofort die anderen Abonnenten in Aktion, die durch Vorrechnen ihrer nicht nennenswerten Aufschläge diese Minderheit mundtot machte. So spielt man in der vielgerühmten „Schlacker Familie" den einen gegen die anderen aus.
Aber mit den Treuesten der Treuen kann er es ja machen, kein öffentlicher
Aufschrei, nur stilles Leiden war die Folge. Insgeheim hofften wohl so einige,
dass mit ihrem Notopfer die Mannschaft schlagkräftig verstärkt werden könnte
- aber weit gefehlt. Erst in der vorletzten Woche musste der Verein auf seiner
Homepage bekannt geben, dass wegen "unklarer finanzieller Verhältnisse"
die Spielerbeobachter zurückgezogen wurden.
Somit ist eine weitere Investition nach Christian Poulsen und Frank Rost für die nächste Saison nicht mehr geplant.
Wie sehr dies einer Bankrotterklärung gleich kommt, erkennen wir daran, dass die in der Championsleague in der letzten Saison schon frühzeitig völlig abgestürzten "Eurofighter" mit Thon, Büskens, Nemec, Mulder und Eigenrauch einige Leistungsträger verlieren, die zumindest immer noch vom Namen her den Glanz der 97er Truppe hoch hielten..
Damit wurde der nahtlose Umbau der Mannschaft jetzt völlig verpasst und die Substanz verbraucht. Dazu kommt die immer ungewisser werdende Zukunft von Emile Mpenza, der sich erneut einer nicht nachvollziehbaren Operation (Sehnenentzündung) unterziehen will - und natürlich der auslaufende Vertrag von Andrea Möller im nächsten Jahr. Aus lauter Sorge um die Spielerdecke hat auch schon die WAZ auf dem aktuellen Pokalsiegerposter mit Alpugan einen Mann ergänzt, der schon seit einiger Zeit nicht mehr zum Kader gehört.
So wird er dann zum Sinnbild, der demolierte Pokal, abgestürzt aus 3m Höhe
aus der Hand des Mannes, der glaubt, immer alles fest im Griff zu haben. Die
letzten „Eurofighter" haben sich verabschiedet - was bleibt, ist der
Nachgeschmack eines peinlichen Auftritts und eine ungewisse Zukunft.