Warmlaufen

Derby ohne Wert?

14.09.2001, 00:00 Uhr von:  Arne
Derby ohne Wert?

Als wir in der vergangenen Woche mit Hinblick auf das morgige Derby vom "Spiel der Spiele" sprachen, konnte noch niemand von uns ahnen, das in der Vorberichterstattung zu diesem Aufeinandertreffen der eigentlichen Partie keinerlei Bedeutung beigemessen würde, dass die Frage, ob das Spiel überhaupt stattfinden solle die Frage nach Aufstellung und Taktik überwiegt und dass sich niemand für die alte Rivalität der beiden Kontrahenten interessieren würde.

Heute wissen wir das alles und wir erkennen, dass das Spiel am Samstag kein Derby wie jedes andere sein wird. Zu schwer wiegen die Vorfälle der vergangenen Woche und zu groß ist die Betroffenheit bei allen Beteiligten - weshalb auch wir hier leider kaum um das 12-Stunden-Sondersendungen-Thema "Terror in den USA" herumkommen.

Die Frage "Soll am Samstag gespielt werden?" ist nun entschieden und es wird also wieder vor den Ball getreten. Ob das gut ist oder nicht, sollte jeder für sich alleine entscheiden. Ich empfinde dieses Votum jedenfalls als durchaus begrüßenswert, denn nun ist es jedem selbst überlassen, ob er sich wieder den niederen Dingen widmen kann bzw. will oder nicht.

Ein nachdenklicher Christian Wörns bei der Vorbereitung auf das 118. Revierderby
Ein nachdenklicher Christian Wörns bei der Vorbereitung auf das 118. Revierderby
© Foto: TriAss

Widmen wir nun also dem Sportlichen: Für die Borussia wird das Derby eine weitere Standortbestimmung in diesem "Monat der Wahrheit". In den vergangenen Spielen haben sich die Schwatzgelben einige Blößen gegeben und gegen den ungeliebten Reviernachbarn gilt es nun, diesen leichten Abwärtstrend aufzuhalten. In den letzten Spielen gegen Bayern und Kiew wurde deutlich, dass die dreiwöchige Bundesligapause - wie leider befürchtet - unsere Jungs ein wenig aus dem Rhythmus gebracht und uns Anhängern somit gleich drei sieglose Pflichtspiele in Folge gebracht hat. Das auf eben diese Pause ausgerechnet die Ligaspiele gegen die stärksten anderen Mannschaften der Liga und weitere wichtige Championsleague-Spiele folgen, ist für die Borussia natürlich mehr als unglücklich, denn gegen solche Gegner reicht eine 90%ige Leistung einfach nicht. Morgen sollte daher möglichst alles wieder rund laufen, um in der größten Butterdose der Welt (Süddeutsche Zeitung) nicht erneut eine unliebsame Überraschung zu erleben.

Die Chancen dafür stehen gar nicht einmal so schlecht, denn während Matthias Sammer bis auf die Langzeitverletzten Heinrich, Addo, Reina und Demel, die auch in der Vergangenheit schon mehr als adäquat ersetzt werden konnten, muss sein Gegenüber, Bondscoach Asseltrainer Stevens auf Leistungsträger wie Kmetsch (Verletzung an der Hand), Sand (Muskelfaserriss) und Waldoch (Rot-perre) verzichten.

Zudem stehen die Blauen im neuen Stadion zunehmend unter Druck. Die bisherigen Saisonleistungen der Schützlinge von Rudu Cigar stimmen eigentlich nur die Borussenfreunde zuversichtlich. Nur mittelmäßige Leistungen einer Mittelmaßmannschaft lassen zumindest hoffen, dass der "Meister der Herzen" sich in dieser Saison nicht einmal mit einem solch einem lächerlichen Titel wird schmücken können - zumal der Mittelfeldmotor derzeit kräftig stottert und weder Sissy noch die aus Frankreich zurückgekehrte Kampfsau dem Spiel bisher Linie zu verleihen vermochten.
Erstgenannter dürfte sich zudem warm anziehen dürfen, denn bei der Borussia rückt aller Voraussicht nach Andrea's spezieller Freund Micky "Erster Alles" Stevic in die Mannschaft, der sich in den vergangenen Wochen mit starken Spiel- und Trainingsleistungen für die Stammformation aufgedrängt hat.

Wenn die Borussia ihre starke Leistung der zweiten Halbzeit gegen Kiew für das Aufeinandertreffen mit dem FC Meineid konservieren vermag, dürfen wir mit ziemlicher Sicherheit auch mal endlich wieder einen Derbysieg begutachten. Und das ist schön so - auch wenn es sicherlich wichtigeres gibt.

So werden sie spielen:

Lehmann - Evanilson, Kohler, Wörns, Dede - Reuter, Stevic, Ricken - Rosicky, Koller, Amoroso

Anmerkung: Wir, der Autor dieses Artikels und die gesamte schwatzgelb.de-Redaktion haben uns dazu entschlossen, angesichts der Geschehnisse der vergangenen Woche auf die gewohnte Derby-Berichterstattung zu verzichten. Uns ist nicht nach bissigen Kommentaren zumute und daher wollen wir uns ausschließlich auf die sportlichen Aspekte dieses Spiels beschränken. Wir können und wollen aus Gründen der Pietät und des Respekts vor den Opfern und ihren Angehörigen in diesen Tagen nicht von Feindschaft und Hass schreiben, denn am Dienstag wurde uns eindrucksvoll vor Augen geführt, was Feindschaft und Hass wirklich bedeuten. Ich denke, Ihr habt dafür Verständnis!

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel