Billy Reina im schwatzgelb.de-Chat
Letzten Sonntag war es endlich soweit: wir konnten Euch – unseren Lesern – den ersten Chat mit einem aktiven Spieler präsentieren. Wie nach unserem ersten Chat mit Teddy de Beer versprochen, wollen wir auch in Zukunft das eine oder andere bekannte Gesicht in unseren „provisorischen Redaktionsräumen“ begrüßen.
Billy steckte leider im sonntäglichen Stau zwischen seiner Wohnung im Osten Unnas und Dortmund fest, er verspätete sich etwa „nur um“ 15 Minuten. Aber – und das zeichnete den Publikumsliebling der SÜD aus - es konnte sofort losgehen, als er eintraf. Mit dem Medium mußte er nicht erst groß vertraut werden, auch wenn er unsere Seite nach eigenem Bekunden nur durch Hörensagen im Spielerkreis kannte. Er habe zwar schon davon gehört, aber Schwatzgelb.de noch nicht selbst angesehen. Die erste Frage drehte sich natürlich um seine Verletzung. Billy meinte, daß es wohl noch etwa 4-6 Wochen dauern werde, bis er wieder richtig einsatzfähig sei. Ein Einsatz noch in der Hinrunde würde für ihn also sehr knapp werden. Kontakt hat er trotzdem fast täglich zur Mannschaft, wie er auf Nachfrage eines Chatters bestätigte. Es mache ihn im Moment „wahnsinnig“, nicht mitspielen zu können, da er und auch Otto Addo der Mannschaft fehlen würden. Die Alternativen auf den Außenbahnen sind eben dünn gesät. Sorgen macht er sich keine, daß er nach seiner Pause keinen Platz im Team finde. „Ich habe mich bislang überall durchgesetzt!“, strotzte Billy nur so vor Selbstvertrauen. Auf die Frage, ob er sich gegen Koller und/oder Amoroso durchsetzen werde, meinte Billy nur: „Wieso gegen? Mit den beiden! und ein listiges Lächeln huschte dabei über sein Gesicht.“
Mit wem er denn lieber zusammen spiele, konnte und wollte der 1,78 große Deutschitaliener nicht beantworten. Schließlich hatte er noch keine Gelegenheit mit beiden zusammen zu spielen. Auf das Zusammenspiel mit Rosicky freue er sich allerdings sehr, denn seine Paßgenauigkeit wisse er noch aus der Vorsaison sehr zu schätzen.
Auf seinen scheinbaren direkten Konkurrenten Jan Derek Sörensen angesprochen, stellte Billy fest, daß diesem im Moment einfach das Selbstvertrauen fehle und alles das, was ihn in Trondheim so stark gemacht habe, zur Zeit in Dortmund nicht bringen könne. Ob damit auch das Publikum gemeint sei? „Natürlich“, sagte Billy, „irgendwann verlieren die Spieler den Mut!“ Als exemplarisches Beispiel sei hier nur Sergej Barbarez genannt, der in Hamburg mit Unterstützung im Rücken auf Anhieb Torschützenkönig wurde.
Die Frage zur Stimmung beschäftigte dann auch die weiteren Chatter und Billy bestätigte auf Nachfrage: „Natürlich spielen wir im Moment nicht schön, aber ohne Unterstützung des Publikums haben wir es noch schwerer.“ So sei es für die Spieler schwierig, einen taktisch richtigen Rückpaß zu spielen, wenn man merke, daß das Publikum dann sofort unruhig werde und anfängt zu pfeifen (gerade so junge Spieler wie Christoph Metzelder oder Evanilson leiden darunter). Auch die Spieler merken, daß auf der Südtribüne ein harter Kern - der sich etwa auf den Mittelteil der Tribüne erstrecke - singt und unterstützt, während es nach außen hin immer schwächer wird. Fahnen, Choreographien sind auch für die Spieler eine schöne Sache, antwortete Reina auf eine entsprechende Frage (Die Redaktion erklärte ihm in dem Zusammenhang anhand einiger Fotos noch schnell den Begriff „Doppelhalter“, die ihm im Stadion natürlich auch schon aufgefallen waren). Die Spieler registrieren solche Dinge sehr wohl, „eine richtige gelbe Wand voller Fahnen ist ein toller Anblick!“ Von Schwierigkeiten mit Ordnungsdienst, Fans untereinander etc. bekomme er als Spieler jedoch wenig bis überhaupt nichts mit.
Dann ging es zurück zum sportlichen: wer denn sein bester Trainer bisher gewesen sei, wollte ein Leser wissen. „Ernst Middendorp war mein bislang bester Trainer, wenn man das überhaupt sagen kann!“, stellte Reina fest, ohne seinen jetzigen Trainer Matthias Sammer zu vernachlässigen: „Matthias Sammer ist jetzt seit 1,5 Jahren im Geschäft und macht seine Sache sehr ordentlich.“ Zu Middendorp erklärte er uns gegenüber, daß dieser bei der Mannschaft in Bielefeld sehr, sehr beliebt gewesen sei, zum Schluß aber – wegen seiner öffentlichen Äußerungen – einfach nicht mehr zu halten gewesen sei. Das er Bielefeld verlassen habe, hing schlicht damit zusammen, daß Borussia für ihn ein großer Traum gewesen sei, Arminia sei kein schlechter Verein. Als Kind sei er häufiger mit seinem Vater ins Westfalenstadion gegangen und werde dies sicherlich auch nach seiner aktiven Karriere tun. Aber dieses Karriereende sehe er noch lange nicht kommen und möchte sich eigentlich nicht damit beschäftigen. Unsere Leser beschäftigte dies allerdings und er wurde gefragt, ob er es sich vorstellen könne, auch nach seiner aktiven Karriere für den BVB tätig zu sein, bspw. als Fanbetreuer. „Vorstellen kann ich mir grundsätzlich alles, aber wie gesagt, das ist für mich noch so weit weg.....“, war daraufhin seine emotionale Antwort.
Das er sich für den Weg über Wattenscheid, Bielefeld nach Dortmund entschieden habe, hing auch damit zusammen, daß er einen Klub suchte, wo er auch die nötige Zahl an Einsätzen bekomme. Auf die Frage, ob nicht beispielsweise auch ein Spieler wie Francis Bugri dieses Potential „für so einen zweiten Bildungsweg“ mitbringe, verwies er auf seinen Weg, denn nur über Spielpraxis komme man in die Bundesliga. Angesprochen auf Fredi Bobic sagte er, daß es ihm leid tue, einen solchen Kollegen zu verlieren, aber die Situation sei für Fredi natürlich nicht einfach, er will nun einmal spielen. Und dies sei bei Borussia wohl zur Zeit nicht möglich. „So ist nun einmal das Geschäft!“, nahm Billy resignierend abschließend dazu Stellung.
Privates gab es auch ein wenig: er wohnt inzwischen nicht mehr in Unna-Königsborn, sondern in einem östlichen Vorort Unnas, nachdem er sich dort „sein eigenes Reich“ selber verwirklicht hat. Mit seiner Freundin ist er seit nunmehr 9 Jahren zusammen und glücklich. Im Gegensatz zu vielen anderen Fußballprofis ist er im Grunde genommen nie aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen worden, er blieb immer in seiner Heimat. Der gebürtige Unnaer bezeichnete noch immer Neapel als seine Lieblingsstadt und demzufolge war Diego Maradonna auch lange Zeit sein Vorbild. „Hoffentlich nicht auch in Sachen Eskapaden.......“, äußerte ein Leser seine Besorgnis. Billy lachte nur und meinte, daß das sicherlich nicht der Fall wäre.
Das wichtigste für ihn ist aber, daß Billy „unbedingt in diesem Jahr einen Titel mit seiner Borussia gewinnen möchte! Stark genug sei der Kader ohnehin und wenn in der Rückrunde die Rekonvaleszenten erst alle wieder dabei sein... Schließlich habe ich bislang noch nichts gewonnen“, daher sei es auch vermessen, über das schönste Erlebnis im BVB-Trikot zu reden. Ein Tor wie das „Tor des Monats“ im Spiel bei Arminia Bielefeld sei zwar sehr schön, aber eine bleibende, wirklich schöne Erinnerung hinterläßt am Ende wohl doch „nur“ ein richtiger Titel. Er denkt auch, daß dieses Ansinnen durchaus im Bereich des Möglichen liege, auch wenn die Bayern sehr stark scheinen und der UEFA-Cup auch vom Losglück abhängt.
Für die interessanten 90 Minuten möchten wir uns bei allen beteiligten Lesern und Billy Reina bedanken, es hat sehr viel Spaß gemacht. Auf ein Neues!