Unsa Senf

Jens Lehmann - ein Mann, ein Wort ?

31.05.2001, 00:00 Uhr von:  Jens
Jens Lehmann - ein Mann, ein Wort ?
Jens Lehmann bei der Nationalmannschaft

Ich gehöre sicherlich nicht zu den größten Fans unseres Torwarts, wenngleich ich ihn im Stadion nie auspfeife. Solange er das schwatzgelbe Trikot (bzw. in seinem Fall das orangene) trägt, wird sich das auch nicht ändern. Umgekehrt wurde er auch nie von mir angefeuert oder unterstützt, das ist der Kompromiss, den es (sicherlich nicht nur für mich) zu schließen galt. Diese Frage ist auch in unserer Redaktion umstritten, einige von uns unterstützen ihn, die pfeifende Fraktion ist bei uns allerdings nicht vertreten.

Doch die Frage ist: Warum geht es offensichtlich vielen so wie mir? Speziell im Fall Lehmann sieht es ganz offensichtlich so aus, dass er regelrecht ungern für unseren Verein spielt. Einzig aus erfolgsorientierten (und finanziellen?) Motiven war er schließlich im Winter 1999 aus seiner ausweglosen Situation in Mailand zu uns gekommen. Auch dort hatte man ebenso die fehlende Identifikation mit Stadt, Fans und Verein beklagt.

Jens Lehmann

Lehmann hat sich seither nicht viele Freunde in Dortmund gemacht und oft hatte man auch den Eindruck, als wolle er das auch gar nicht vordringlich. Er ging nie oder höchst selten auf uns Fans zu. Es schien, als interessiere ihn das alles gar nicht und er könne stur in seiner Welt verweilen.

Kritikfähigkeit geht und ging ihm seit jeher ab. Auch die tapferen "Jens Lehmann"-Rufer belohnte er nur allzu selten mit einem freundlichen winken ins Publikum. Ganz im Gegenteil übrigens zu "unserer" ehemaligen Nummer 10. Frau Möller hat seit ihrem Wechsel zum Gelsenkackener Vorortverein dort viele Sympathien gewonnen. Er hat sie sich aber erarbeitet, indem er von Anfang an auf die Leute dort zuging. Jens Lehmann hat das nie nötig gehabt. Er mag eine introvertierte Persönlichkeit sein, aber von einem millionenschwer besoldeten Profi kann der einfache Fan doch gewisse Dinge erwarten. Nein, JL ging noch weiter: immer wieder lobte er öffentlich wie vollmundig seinen Ex-Verein und besonders seinen Ex-Trainer Stevens. Wäre er Keeper bei Bayer Leverkusen würde das wohl kaum jemanden sonderlich jucken, aber beim BVB, ausgerechnet beim Erzrivalen seines Ex-Klubs? Das sollte er allerdings wissen, dass er hier vorsichtiger sein muss mit solchen Äußerungen. Am Samstag Abend war ihm die Enttäuschung, dass es "seine Sch*lk*r" nicht geschafft haben, richtig anzusehen. Er war wütend und schimpfte in sämtliche rumstehende Mikros, auch wenn das wieder mal kein glückliches Gebaren für einen in unserm Trikot war!

Jens Lehmann im Einsatz

Dann durften sogar auch wir unsere persönlichen Erfahrungen mit JL sammeln. Wade hatte ihn vor längerer Zeit schon beim BVB-Training um ein Interview gebeten und seine E-mail-Adresse hinterlassen. JL versprach dann, sich bei uns zu melden, was er dann auch nach einiger Zeit tat. Allerdings bestand er in seiner knapp gefassten E-Mail darauf, dass Interview telefonisch, per Fax oder per E-Mail - also ohne jeden persönlichen Kontakt - durchzuführen. Das konnten und wollten wir jedoch auf gar keinen Fall, denn schließlich hatten wir bislang mit unseren Interviewpartnern immer persönliche, authentische und dadurch eben "etwas andere" Gespräche geführt. Und da gibt es bei uns auch keine Ausnahmen (Nur Billy Reina wurde damals, wegen der Aktualität um seine Berliner Wechselgerüchte kurzerhand telefonisch befragt). Also bestanden wir unsererseits in der Antwort auf einen persönlichen Kontakt, schon auch um "den Menschen JL" kennen zu lernen, besser verstehen zu können und einmal anders darzustellen, als es die Etablierten bisher taten. Vielleicht ist ja im Laufe der Zeit eine ganze Menge einfach unglücklich gelaufen, oder schlicht missverstanden worden, dachten wir. Aber dann zeigte er uns wieder einmal zu unserer völligen Verblüffung, warum er nicht eben der beliebteste in Dortmund ist.

Jens Lehmann im Einsatz

Jens Lehmanns Antwort: Ich habe keine Zeit. Ein persönliches Gespräch könnten wir gerne in Bremen, während der Länderspiel-Vorbereitung, führen. Wir müssten dann halt nach Bremen kommen! Was er allerdings dabei scheinbar vergessen zu haben schien sind einige kleine, dezente Details. Erstens sind wir alle lediglich FANS des BVB und arbeiten nicht etwa als "gut bezahlte Vollprofis". Wir haben im Rahmen unseres Hobbys nicht mal eben die Möglichkeit nach Bremen juckeln zu können. Ganz abgesehen davon, dass wir, als kleine Fanzine-Macher, in Bremen überhaupt nicht in den hermetisch abgeriegelten Sperrraum der Nationalmannschaft kämen, geschweige denn irgend wie an den DFB-Tross herankommen könnten. Schließlich haben es da im täglichen Kampf im Bereich der Voll-Journalisten schon schwer genug.

Auch dass wir weder die Möglichkeit haben, Spesen abzurechnen oder Fahrtkostenpauschalen geltend zu machen, stört ihn freilich weinig! Es ist spürbar, dass er sich dieser Gefahr, von den Schwatzgelben sicherlich wenig schonend zur Sache befragt zu werden, einfach nicht stellen will. Wie anders sollte man sonst so eine "Verarsche" bewerten.

Ist das nur ein weiterer Mosaiksteinchen, der sich für uns Außenstehende, die ihn nicht persönlich kennen, ins negativ beeinflusste Bild von JL einfügen lässt? Nur schlaksige Gedankenlosigkeit? Oder einfach nur die Erkenntnis, dass es ohnehin keinen Wert mehr hat, sich mit uns auseinander zu setzen, weil er auf dem Absprung ist, wie es die Spatzen von den Dächern pfeifen?

Wir hätten Jens gerne ein paar Fragen gestellt, die ihm sonst nicht gestellt werden. Da gibt es sicherlich einiges zu seinem Verhalten, was auch Euch Leser brennend interessiert hätte. Scheinbar hat JL aber kein Interesse daran, seine "Außendarstellung" zu korrigieren. Es steht vielmehr zu befürchten, dass es ihm relativ egal ist, wie man über ihn denkt. Das ist auch eine Art, mit seinem Negativ-Image fertig zu werden. Ob es aber die richtige Art ist, darf stark bezweifelt werden. Bei uns aber hat er jetzt alle restlos überzeugt...

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