Stimmungsbericht

Warum sind wir eigentlich so bekloppt?

01.07.2001, 00:00 Uhr von:  Jens
Schlafende Dortmunder während des UI-Cup-Spiels
Schlafende Dortmunder während des UI-Cup-Spiels
© Bildquelle: www.fcb.ch

Es ist Samstag morgen und knapp 50 bekloppte Dortmunder treffen sich am Busbahnhof, um zu einem lauen Sommerkick (auch Freundschaftsspiel genannt), zu fahren. Ein bunter Haufen aus "Alt-Borussen", Kutten, Trikotträgern, Supporters und "Ultra-orientierten" traf sich, um das erste Spiel unserer Borussen zu sehen.

Organisiert wurde der Bus von den "AwaySups Werdohl", die bekanntlich zu jedem Spiel fahren. Der Fahrpreis betrug läppische 85,- DM, dazu kam noch die Karte für knapp 25,- DM. Um 6 Uhr morgens gings los, leider ohne Daniel von den Kamener-Jungs, der es im Bett wohl noch etwas schöner fand. Allerdings fuhr er uns mit einer Autobesatzung Dortmunder, die auch nach Basel wollten und einen Platz für ihn frei hatten, hinterher und stieg in Wetterau zu. Dort gesellte sich noch unser Rostocker Maskottchen dazu, der unbedingt seinen Länderpunkt samt neuen Ground in der Schweiz machen wollte. Als Hansa-"Suptra" hatte er trotzdem eine Menge Spass mit uns. Da war es bereits 8:30 und die Hälfte der Busbesatzung nicht mehr ganz nüchtern. Der "deutsche Hitmix", ein Mix diverser ekelhafter Schlager, erfreute sich grosser Beliebtheit und so wurde schon kräftig gesungen. Irgendwo kurz vor Freiburg wurde dann ein Burger King "instandbesetzt" *g*, die einheimische Mitarbeiterinnen begrüßten uns mit großem Hallo und aufdringlicher Freundlichkeit *ggg*. Danach war es nur noch ein Katzensprung bis Basel, wo uns das Stadion empfing, das gar nicht wie ein Stadion aussah. Auf den ersten Blick wirkte es wie ein grosses Hotel, aber nicht wie ein Stadion (Fotos werden hoffentlich bald folgen). Was aber wohl daran liegt, das an der Frontseite des Stadions eine Senioren-Residenz entsteht, die im Frühjahr 2002 fertig sein soll. Dadurch ist die Finanzierung des Stadions wesentlich leichter gefallen. Die Tribünen des Stadions sind von außen mit Plexiglas verkleidet, wodurch das Stadion noch mehr verschandelt wirkt.

Der Bus spukte uns ganz in der Nähe des Stadions aus. Da wir das UI-Cup-Spiels FC Basel gegen FC Grindavik noch sehen wollten, begaben wir uns gleich ins Stadion. Leider wies man uns nun doch den Gästeblock zu, aus unserem Plan Block B4 zu "besetzen" wurde leider nichts. Im Stadion angekommen überwältigte uns der Anblick: ein wirklich tolles Stadion mit grandioser Akkustik und toller Sicht auf allen Plätzen. Vor allem keine Zähne. Leider war es nur spärlich besetzt: knapp 6.000 Zuschauer verliefen sich im Stadion. Die Zug-, Autofahrer (Inferno und Brigade aus Hamm) und Umlandfans gesellten sich noch zu uns, bzw. in unsere Nähe, so das man von knapp 100 Dortmundern sprechen kann. Einge von uns machten es sich auf den Plätzen gemütlich und schliefen noch eine Runde, die Fahrt ging wohl an die Substanz. Der isländische Vertreter Grindavik wurde von uns dann mit einigen Aufmunterungen bedacht, die Basler antworteten mit: "Sch*lke, Scha*lke"-Rufen. Wir ersparten uns die Anfeuerung ihrer Lieblingsfeinde aus St.Gallen und Zürich.

Dortmunder Fans im Gästeblock
Dortmunder Fans im Gästeblock
© Fotoquelle: www.joggeli.ch

Dann kam endlich unser Spiel, leider wurde von uns nur der Lieblingstorwart Philip Laux mit besondern Grüssen bedacht, der Rest der Mannschaft musste mal wieder leer ausgehen. Die ersten 10 Minuten wurde noch nett abgefeiert, so zeigten wir unsere Begeisterung für die neuen Trikots ("Wir haben die hässlichsten Trikots!"), was von einzelnen Profis mit einem dicken Grinsen honoriert wurde. Danach wurde der Block müde und immer ruhiger, auch das Tor konnte uns nicht richtig wecken oder zu Begeisterungsstürmen verleiten. Da auch die Schweizer uns gesanglich nicht provozierten, bzw. zum Teil abwanderten, kam es auch zu keinem nennenswerten Stimmungsaufschwung. Erst ab der ca. 70.Minute, als die Mannschaft dazu überging, sowas wie Druck zu veranstalten, wurde es endlich wieder laut und wir unterstützten die Mannschaft bis zum Ende des Spiels. Micky Stevic hatte sicherlich viel Freude daran, endlich mal bei einer Ecke gebührend angefeuert zu werden, erntet er doch zuhause häufig lauten murren, wenn er zur Ecke trabt. Jedenfalls nahm er die Rufe dankbar zur Kenntnis und winkte mal schnell in den Block.

Ein kräftiges Lob hat sich der Ordnungsdienst der Schweizer verdient, der ausgesprochen freundlich und offenherzig war. Eine Weinflasche wurde gefunden und abgenommen, der Ordner verteilte aber fröhlich an jeden Trinkwilligen einen Becher Wein. Die Jungs versprähten keinerlei Stress oder Hektik, alles war freundlich. Eine Sache, die wohl oft genug in deutschen Stadien vermißt wird. Gegen Ende des Spiels wurde die nicht verkauften Würstchen noch umsonste an uns verteilt.

Mannschaft oder Trainer schienen nicht registriert zu haben, dass wir uns auf den Weg nach Basel gemacht hatten, um sie zu unterstützen und zu feiern. Die Mannschaft lief direkt nach Spielende 3 Strafrunden, ohne auf uns zuzukommen oder wenigstens mal zu winken. Auch auf Gesänge wie "Warum sind wir Euch scheissegal?" reagierte einzig Micky Stevic, der offensichtlich versuchte, uns deutlich zu machen, dass der Trainer die Runden "befahl" und man erst nachher zu uns kommen könne. Winken war doch wohl kaum verboten, oder?

Nach den Strafrunden kamen dann einige Spieler zu uns und warfen ihre Trikots in die wartende Meute, vor allem die Jugend- und Amateurspieler, die das Trikot vielleicht sogar als Andenken an einen ihrer spärlichen Profi-Einsätze behalten wollten. Micky Stevic und Sörensen waren auch noch dabei. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon keine Lust mehr darauf und hatte mich schon wieder auf die Tribüne begeben, sonst hätte ich es wohl aus lauter Frust das Trikot zurückgeworfen. Scheinbar haben Spieler und Trainer keinen Gedanken daran verschwendet, was es für uns ein Aufwand war, nach Basel zu fahren. Abgesehen von den Kosten war die Reise zwar spaßig, aber eben auch anstrengend (dazu erhielten wir auch eine e-mail aus der Schweiz, vom Fanclub "Geile Hunde": "Zuerst muss ich Euch mal ein dickes Lob für Eure HP aussprechen. Ich finde es den Hammer das Ihr das Freundschaftsspiel in Basel besucht habt. Und den langen Weg unter die Räder genommen habt. Ich war auch "erschrocken" wie gleichgültig die Mannschaft auf euch und die zahlreichen Schweizer BVB-Fans zugegangen ist!!! Bis auf ein paar wenige Ausnahmen. Ich bin sicher, wir werden uns zum ersten Bundesliga-Spiel gegen Nürnberg auf der Südtribune oder vor dem Stadion treffen!!! Ich freue mich trotzdem auf das Turnier in Kriens wo wir natürlich am Dienstag und Donnerstag hinfahren werden!! Viele Grüsse ELMI GEILEHUNDE-SCHWEIZ).

Nach dem Spiel verliefen wir uns im Stadion auf der Suche nach der dortigen Stadiongastronomie, wo wir uns aber nicht aufhalten wollten. Also machten wir uns auf dem Weg in die Stadt. Vor der Straßenbahnhaltestelle wurden wir noch von einem glatzköpfigem Bas(e)ler gepflegt bepöbelt, der uns 54 Leute wohl alle auf einmal verprügeln wollte. Er wurde mit Mißachtung gestraft und die Reise in die Stadt konnte weitergehen. Einige von uns (die komplette schwatzgelb.de-Redaktion samt Anhang, Zonen-Andi, Homer und Lars) konnten vor Erschöpfung nicht mehr laufen und machten sich im ersten "Pizza-Hut" sogleich gemütlich, der Rest der Meute zog weiter in eine Kneipe. In der Kneipe wurde noch tüchtig abgefeiert und die vorbeiziehende Weiberschar Basels mit Notengebung bedacht, diese nahmen das offensichtlich begeistert zur Kenntnis. Eine liegende Humba wurde von Rambo zelebriert, Sörens "Eins, zwei, drei, vier....." begeisterten die Bas(e)ler Damenschaft nicht minder, allerdings kamen sie der Aufforderung zum Geschlechtsakt nicht wirklich nach. Lappes Weltrekord-Versuch des Dschungelbuch-Klassikers "Manamana" (oder so) dürfte hoffenlich auch im Guiness-Buch zu finden sein. Ein kräftiges Dankeschön geht daher von Supporters-Dortmund an den "RIO COFFEE SHOP" in der Baseler Fußgängerzone. Es ist schließlich - zumindest in Deutschland - keine Selbstverständlichkeit, ohne Probleme auch eine fremde Währung anzunehmen, daß die Tische einfach umgestellt werden konnten, um die herrliche Aussicht in der Baseler Innenstadt besser genießen zu können und nichts gegen laute Gesänge zu einzuwenden. In München dultet man so etwas - wie wir seit der Haching-Fahrt wissen - nicht so gerne. Nachher wurde die Supporter-Schar sogar eingeladen, jederzeit wieder zu kommen. Vielen Dank für so eine Gastfreundschaft, Fussballfans gelten offensichtlich nicht überall als potentielle Schwerstkriminelle.

Um 23:30 Uhr, nach gesetzlicher Ruhepause für unseren Busfahrer Helmut, ging es dann wieder gen Heimat. Zu diesem Zeitpunkt waren die ersten Autofahrer schon fast wieder zuhause. Im Bus zelebrierte man dann "Oberkörper-frei", etliche Gesänge und Party ohne Ende. Der erste angesteuerte McDoof wurde dann auf Assis Anweisung gewaltfrei besetzt, natürlich auch Oberkörper-frei. Das einige daraufhin auf dem Grill landen sollten, ist wohl nur ein Gerücht. Der eigentliche Schreiber dieses Berichts verschlief das wesentliche offensichtlich im Bus und muss sich hier auf Augenzeugen-Aussagen von Janni und Nina beschränken.

Um ca. 6 Uhr trafen wir dann wieder in Dortmund ein, die Masse hatte dann auch das eine oder andere Nickerchen gehalten.

Fazit: eine extrem gelungene Fahrt, mit kleinen Hindernisse und dem Ärgernis eines schlechten Spiels, sowie einer Mannschaft, die sich offensichtlich nicht für uns interessiert. Danke auf jeden Fall auch an Assi, der die Fahrt gekonnt organisiert hatte.

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