Stimmungsbericht

Kopenhagen 2001 - immer eine Reise wert

25.11.2001, 00:00 Uhr von:  Jens
Kopenhagen 2001 - immer eine Reise wert

Vor beinahe genau 8 Jahren mußte der BVB erstmals in der dänischen Hauptstadt antreten. Damals hatte man sich hier durch ein tolles Auftreten der Fans viele Freunde gemacht. Über 60 Minuten "Olé hier kommt der BVB!" bleibt den Mitgereisten von damals sicherlich unvergessen. Bei damaligen Minustemperaturen feierte man mit nacktem Oberkörper hier und da sich selbst. Die Mannschaft kickte im Stadion von Bröndy Kopenhagen nicht sonderlich gut (es war die insgesamt durchwachsene Saison 1993/94) und so blieb uns nichts anderes übrig. Chapuisat hatte den Ausgleich erzielt und wir kamen nassgeschwitzt aus dem Block. Damals waren etwa 400 Dortmunder nach Kopenhagen gereist und auch in diesem Jahr sollten es nicht viel mehr sein.

Buffalos und Schnellf*cker-Hosen nicht erlaubt! So drastisch sind die Einlaß-Kontrollen in Kopenhagens Gaststätten.

Der Gegner war dieses mal der Lokalkonkurrent und Retortenverein FC Kopenhagen, der erst 1993 aus einer Fusion zweier Kopenhagener Vereine hervorging. Für uns schwatzgelbe eine willkommene Gelegenheit, erneut - nach dem tollen Erlebnis Liverpool - einen Bus einzusetzen. Der Preis von 160,- DM lockte viele Reisewillige an, so daß wir sogar einen Doppeldecker mit mehr Kapazität anbieten konnten, das tat der Stimmung keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Einige unserer Mitfahrer kannten sich und uns bereits durch die von Schwatzgelb zuvor durchgeführten Touren. Wir werden das Ganze in Zukunft auch weiter ausdehnen, denn auch wir wollen ja auch dazu beitragen, daß wieder mehr Fans den BVB auswärts begleiten, als dies in den letzten Jahren der Fall war.

Dank unseres super Busfahrers erreichten wir Puttgarden etwas schneller als erwartet und erwischten eine frühere Fähre, die uns nach Rödby bringen sollte. Die Preise auf der Fähre waren wieder einmal alles andere als fanfreundlich, die wenigsten gönnten sich ein Bier oder gar ein kleines Frühstück. Eingeholt wurde wir noch von den Bussen der AwaySupsWerdohl bzw. TRD-Reisen und Voss und Votava.

Kultur gabs auch zu sehen......

Negativer Begleitaspekt war allerdings die fehlende Unterhaltungsmusik an Bord. Wohl wissend, daß der Bus einen CD-Spieler an Bord hatte, verzichteten wir auf Kassetten und brachten diverse CDs mit. Leider hatte der vorherige Busfahrer intelligenterweise die CD-Box mitgenommen, somit waren keine CDs abspielbar. Die einzigen Kassetten lieferte daher ein Desperado-Mitglied, der den Bus fortan mit deutschem Schlager, dem "Deutschen Hitmix" begeisterte.

Die Busbesatzung war eine bunte Angelegenheit, Mitfahrer aus Dortmund waren in der Minderheit, dafür kamen unsere Gäste aus Mülheim, Oberhausen, Düsseldorf, Hilden, Langenfeld, Fröndenberg, Werl, Erfurt, Berlin (Der 15jährige Björn reiste extra mit dem Zug aus der Hauptstadt an, Hut ab! Das war seine erste Auswärtsfahrt und für ihn ein besonderes Erlebnis.), Bonn, Aachen, Bochum, Gevelsberg (der zivilisierteste sich Übergebende aller Zeiten!), Aerzen, Dülmen (der Buseigene Trommler und Banker), Lünen, Velbert, Essen, Nachrodt, Menden, Witten, Korntal (irgendwo tief im Süden der Republik bei Stuttgart) und sogar der Schweiz!

Gegen 10 Uhr erreichten wir dann endlich die Stadtgrenze von Kopenhagen, das Stadion aber noch lange nicht. Denn so etwas wird in Kopenhagen nicht ausgeschildert und wir verfuhren uns schön in der Stadt. Nachdem wir dann dreimal falsch geschickt wurden, stellte sich heraus, daß ein Mitfahrer einer Karte dabei hatte. Wegen der frühen Uhrzeit erhielten wir einen VIP-Parkplatz direkt am Gästeblock. Wir vereinbarten einen Treffpunkt um 17 Uhr am Bus, um die Fahnen und alles weitere nicht mit uns herum zu schleppen.

Das Stadion wurde von einem Teil unserer "Reisegruppe" zunächst von außen inspiziert und fotografiert. Nebenan befindet sich übrigens noch ein weiteres Stadion, das "Østerbro Stadion" faßt 7.000 Zuschauer. Der Zweitligist "Boldklubben Skjolds" trägt dort seine Heimspiele aus, ein nettes - allerdings sehr kleines - Stadion, wir mußten uns jedoch mit einem Blick über den Zaun begnügen.

Nun ging es zu Fuß in die Stadt, vorbei an städtebaulichen Köstlichkeiten. In der Stadt fröhnten wir zunächst dem Besuch des örtlichen Vertreters amerikanischer Esskultur. Schnäppchenpreise waren auch hier Trumpf, auch wenn britische Preise nicht erreicht wurden. Der Geschmack dänischer US-Speisen unterscheidet sich übrigens von der gleichnamigen deutschen.

Die Heimat des Boldklubben Skjolds von der Haupttribüne betrachtet

Am gegenüberliegenden Brunnen trafen wir auf eine Gruppe anderer BVB-Fans und gemeinsam suchten wir nun die Kneipe, in der vor 8 Jahren "Olé, hier kommt der BVB!" zelebriert wurde. Die Kneipe war schnell gefunden, es waren jedoch nur eine Handvoll Dortmunder anwesend, also wieder fröhlich singend und pogend zurück durch die Stadt. Erfreulich zurückhaltend übrigens die Polizei, die sich erst blicken ließ, als einige Fahnen den geenterten Brunnen verhingen. Die Fahnen wurden wieder abgenommen und alles konnte bequem weitermachen. Wir sangen uns die Kehlen warm und einige tranken noch etwas vom mitgebrachten Bier. Die öffentliche Toilette an Ort und Stelle war übrigens in erstklassigem Zustand, sowohl vor, als auch nach unserem Eintreffen. Einige Kneipen waren gut gefüllt, doch die "alte Bröndby-1993-Kneipe" war auch beim zweiten Besuch nicht richtig voll. Allerdings hatten sich einige "Veteranen" von damals hier eingefunden.

Die Zeit in der Stadt verging wie im Fluge, zumal sich alle mitgereisten "Solokünstler" die Augen an der holden Weiblichkeit in Kopenhagen satt sehen konnten und dies auch leidlich taten. Der angetroffene "Westfalen-Däne" Kasper brachte ihnen noch schnell die wichtigsten Ausdrücke für einen gepflegten Flirt bei, was aber offensichtlich nicht richtig funktionierte. "Ey Uschi!" ist sicherlich kein Spruch, der die Anmache revolutionierte.

Zurück zum Stadion ging es nun mit dem Bus, in dem wir vom Busfahrer mit den Worten "Im Bus kein Bier!" empfangen wurden. "Macht ja nichts, wir haben selbst etwas mitgebracht!" schien ihm aber auch keine Freude zu machen. Also Bier raus aus dem Bus und die Fahrt konnte losgehen. Die Dänen verstehen übrigens vielfach gut Deutsch, daher war die kurze Fahrt doch recht spaßig.

Türme in den Ecken: das "Parken-Stadion"

Am Stadion ging es gleich zum Bus, um die Fanutensilien zu packen und endlich das Stadion zu betreten. Der Zugang zum Gästeblock samt Getränkestände strotzte von innen nur so vor Kälte und Beton, nicht gerade ein Ort, an dem man sich länger aufhalten möchte. Der Block selbst war gut, direkt hinter dem Tor, allerdings wurde der unterste Rang freigehalten, damit die bösen Fußballfans nicht zu nah am Rasen sitzen. Der Oberrang war ebenfalls komplett leer. Die Sicht war sehr sehr gut und das Stadion durch Türme in den Ecken komplett geschlossen, ein Blick in die Zukunft des Westfalenstadions? Die Gästetribüne trägt übrigens den Namen eines Getränkeherstellers, das Dach ist von innen entsprechend beschriftet. Das Stadion läßt sich mit einem flexiblen Kunsstoffdach komplett schließen, auf der Tribüne rechts von uns war alles für eine Choreo vorbereitet. Es gab drei Anzeigetafeln, allerdings keine Multimedialen Totschläger, wie sie sonst üblich sind, sondern schlichte Ergebnisanzeigen. Das Stadion ist wirklich schön, wirkte aber sehr kalt, eher ein Zweckbau, als eine Kultstätte.

Vor dem Spiel verteilten wurden noch schnell viele Stücke Alufolie verteilt, was im Flutlicht-Glanz bei hochhalten derselbigen ziemlich gut aussehen kann, wenn man denn recht eng zusammen steht. Das war leider nicht der Fall, da wir aber selbst im Block standen, können wir es auch nicht ganz beurteilen. Zumindest machten beinahe alle mitgereisten BVB-Fans mit.

Das Intro zum einlaufen der Mannschaften sah auf dänischer Seite recht gut aus: weiße Kunststoffbänder auf allen Sitzplätzen, eine schöne große Blockfahne - ohne lästigen Sponsor-Aufdruck - und Kassen-, bzw. Wurfrollen aus dem Oberrang (in Dortmund nicht möglich, da lt. Ordnungsdienst viiiiieeeel zu gefährlich). Machte einen klasse Eindruck und wie wir spätestens seit dem Reina-Chat wissen, wirkt sowas auch auf die eigene Mannschaft.

Dortmunder begrüßen ihr Team
......und die Kopenhagener das ihre.

Das Spiel begann und Borussia machte uns alles andere als Mut, trotzdem war die Stimmung im Block recht angenehm, man sang gemeinsam, bzw. versuchte das zumindest. Da nur wenige Dortmunder da waren und diese auch noch recht weit auseinander standen, litt ein wenig die Stimmung, teilweise wurde überall unterschiedliches angestimmt. Insgesamt war es aber recht ok. Vor allem der Beginn der zweiten Hälfte, wo von unserem Block über 10 Minuten "Allez Borussia Dortmund!" geschmettert wurde. Das dann noch das vollkommen unverdiente und überraschende 0:1 fiel, ließ den Block dann doch noch überkochen.

Auf Kopenhagener Seite wußte nicht nur die Mannschaft zu gefallen, sondern auch die Stimmung. Teilweise sehr laute Gesänge von der Seitentribüne, die dann auch mal länger anhielten und über Standard "Lalala" hinausgingen. Wenn man bedenkt, daß nur relativ wenige Zuschauer da waren, klang das ganze schon recht klasse.

Alufolie aus der Nähe

Nach dem Spiel feierten wir noch etwas außerhalb des Busses, was die überwältigende Mehrheit der Kopenhagener auch recht positiv aufnahm, es wurde gratuliert oder mal ein zaghaftes "FCK" dagegen gehalten. Am Ende suchten ein paar jüngere Pöbler noch etwas Streit mit uns, wurden jedoch von Zivilbeamten abgedrängt.

Die Busbesatzung war pünktlich und vollständig versammelt und so konnte es gleich losgehen. Auf dem Weg durch die Stadt hatten wir dann noch ein paar weniger erfreuliche Zusammenstöße, so wurde unser Bus mit Flaschen beworfen und dagegen getreten. Einem Bulli, den wir überholten, wurde offensichtlich die Scheibe eingeworfen. Das Spektakel war jedoch auch schnell wieder vorbei, wir kamen super durch - trotz üblem Schneegestöber - und erwischten erneut eine frühere Fähre als geplant. Wir waren dann auch der letzte Bus, der ohne Polizeibegleitung auf die Fähre kam. Die Busse und PKWs hinter uns wurden von der Polizei aufgehalten und durften nur noch mit ihrer Begleitung auf die Fähre, obwohl es offensichtlich keine Vorfälle von Dortmunder Seite gegeben hatte. So waren neben uns nur 2 Autobesatzungen aus Dortmund und Umgebung an Bord.

Der Rest der Rückfahrt verging dann wie im Fluge, bzw. wie im Schlaf. Gegen 6 Uhr morgens erreichten wir endlich wieder Dortmund, um uns endlich in die jeweiligen Betten zu verabschieden. Für einige ging es gleich in die Schule oder gar zur Arbeit.

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