Spiel gewonnen - Schützenfest verpasst
Traumhafte Bedingungen in Dortmund: 30 Grad und viel Sonne, "Brasilianerwetter". Der Saisonstart verlief nach Maß, ein klarer Sieg und eine eindrucksvolle Demonstration der Dortmunder Stürmer. Selten hat der BVB zum Saisonstart derart überzeugt. Das Ergebnis hätte natürlich deutlich höher ausfallen können, aber ein 2:0 bei klarer Feldüberlegenheit erfreute die Fans im fast ausverkauften Westfalenstadion (65500 Zuschauer).
Schon bei Spielbeginn standen die Zeichen für den BVB gut. Die medizinische Abteilung hat, auch Meinung von Matthias Sammer, ordentlich gearbeitet und die Dortmunder konnten mit Dede und Rosicky in der Wunschaufstellung beginnen. Der BVB zeigte sich von Beginn an tonangebend und spielte ansehnlichen Fußball. Torchancen im 2-Minutentakt eröffneten das Spiel:
So konnten die Schwatzgelben bereits in der 5. Spielminute die
erste Großchance verzeichnen. Die Nürnberger Abseitsfalle funktionierte
ausnahmsweise mal nicht, Jan Koller stand frei vor dem Tor, vergab aber
unglücklich.
In der nächsten Spielminute dann wurde Rosicky mit einem Pass in den
Lauf schön frei gespielt, stand allein vor Kampa und zeigte, dass der
coole Abschluss nicht sein Ding ist.
Wiederum nur eine Minute später dann eine erneute Möglichkeit für die
Borussia, doch der 20-Meter-Schuß von Heinrich ging rechts am Tor
vorbei.
Die Anfangsphase gehörte komplett dem BVB, der ordentlich Druck machte und die Nürnberg stark in die Defensive drängen konnte. Nach einem schönen Freistoß von Rosicky macht Koller in der 10. Minute erneut auf sich aufmerksam, köpfte das Spielgerät jedoch knapp am Tor von FCN-Schlußmann Kampa vorbei.
Eine Minute später dann die erste brenzlige Situation im Dortmunder Strafraum: Nürnberger Angriff über rechts, Flanke in den Strafraum. Lehmann konnte den Ball nicht richtig festhalten, klärte die Situation dann aber schnell im Zweikampf um den Ball.
Fast im Gegenzug dann die verdiente und bereits zu diesem frühen Zeitpunkt schon längst überfällige Führung für den BVB: Weiter Pass von Reuter an den Strafraum, Koller verlängerte mit dem Kopf und Amoroso schob völlig freistehend ein. Ein Tor, dass nach Klaus Augenthalers Meinung in der Pressekonferenz klar auf ein Stellungsspiel seiner Abwehr zurückzuführen war.
Kaum war das Spiel wieder angepfiffen, hatte der BVB gleich eine weitere hochkarätige Möglichkeit. Amoroso bekam den Ball einschussbereit und kam im Strafraum zu Fall. Foul oder nicht Foul? Schiedsrichter Weiner sah zumindest keines und verwehrte den Strafstoß.
Durch die vielen Chancen und das frühe Tor kam Hoffnung auf ein Schützenfest auf, aber satt dessen kehrte etwas Ruhe in das Spiel ein, die Strafraumsituationen wurden seltener, bis in der 24. Minute die Spannung erneut stieg.
Koller stand plötzlich völlig frei vor dem Tor der Franken und gab - statt selbst zu schießen - auf Dede ab. Der erreichte den Ball nur knapp und traf dabei Torwart Kampa unglücklich. Für diese Aktion sah der flinke Brasilianer nicht nur die gelbe Karte, sondern musste auch behandelt werden. Er konnte zwar zunächst weiterspielen, schied später jedoch ganz aus. Für ihn kam Stevic ins Spiel und Jörg Heinrich übernahm die Position auf der linken Außenbahn.
In der 33. Spielminute zeigte Amoroso dann erneut, warum er verpflichtet wurde. Evanilson setzte sich nach einer Flanke von Stevic gegen seinen Gegenspieler durch und legte den Ball per Kopf auf den großartig spielenden brasilianischen Neuzugang ab, der - völlig frei stehend - volley draufhielt und das 2:0 erzielte. Ein klarer Abwehrfehler, da überhaupt kein Gegenspieler in der Nähe des Schützen war und der Ball auch für Kampa nicht ganz unhaltbar schien.
Die letzte Torchance der ersten Halbzeit gehörte den Nürnbergern: In der 38. Spielminute versuchte sich Stoilov mit einem Schuss aus 25 Metern, zielte jedoch am Tor vorbei.
Nach dem Pausentee machten die Borussen dort weiter, wo sie in der ersten Spielhälfte aufgehört hatten. In der 47. Spielminute spitzelte Koller den Ball nach hervorragender Vorarbeit durch Amoroso knapp am Nürnberger Gehäuse vorbei. Nur vier Minuten später trat erneut der tschechische Riese in Aktion und netzte den Ball an Nürnberg-Kepper Kampa vorbei ein. Schiedsrichter Weiner verweigerte diesem Treffer jedoch zu Unrecht die Anerkennung und so blieb Koller leider ohne den verdienten Lohn seiner wirklich ansprechenden Arbeit. Die Vorarbeit zu diesem Abseitstor hatte wieder einmal Amoroso mit einem klasse Zuspiel geleistet.
55. Spielminute. Rosicky marschierte auf der linken Seite, musste aber zunächst warten, da niemand mitgelaufen war. Dann ein kluger Paß auf Ricken, der spielte zurück auf Rosicky. Mit einem doppelten Doppelpaß hebelten die beiden die gesamte Hintermannschaft der Franken aus. Ricken war durch und lief frei auf das Tor der Nürnberger zu, als er von Johansson gehalten wurde und zu Fall kam. Eine klare Notbremse, doch der schwache Schiri Weiner zeigt dem Nürnberger Verteidiger nur die gelbe Karte.
Sieben Minuten später erhielt Ricken für ein eher harmloses Foul im Mittelfeld die selbe Bestrafung und die Frage muß schon erlaubt sein, welchen Maßstab der Unparteiische am heutigen Tag angewandt hat.
In der 63. Spielminute dann eine Doppelchance für die Borussia. Koller verpasste freistehend das runde Leder und somit die Chance zum 3:0. Rosicky erlief sich auf der linken Außenbahn den Ball und spielte auf Amoroso ab. Dieser dribbelte sich eindrucksvoll durch die Abwehr, konnte sein tolles Solo aber leider nicht erfolgreich abschließen und scheiterte am großartig aufgelegten Nürnberger Schlussmann Kampa.
Dann ein klar ersichtliches, absichtliches Handspiel in der 70. Minute vor dem Nürnberger Strafraum als Rosicky den Ball an seinem Gegenspieler vorbeizirkeln wollte, doch der direkt daneben stehende Unparteiische ignorierte dieses Vergehen völlig.
74. Spielminute: Das zweite Abseitstor, diesmal eindeutig. Amoroso trifft nach wundervoller Vorarbeit durch Evanilson zum dritten Mal in das Tor der Franken, stand beim Abspiel jedoch leider im Abseits.
Wenige Minuten später dann ein Schussversuch von Micky Stevic, doch der Ball ging, leicht abgefälscht, knapp am Nürnberger Gehäuse vorbei.
Fünf Minuten vor Schluss dann noch eine Großchance für den BVB. Der zwischenzeitlich eingewechselte Billy Reina setzte sich im Mittelfeld schön durch, spielte einen klasse Doppelpass mit Koller, vergab dann jedoch - nur noch den Torwart vor sich - rechts am Tor vorbei.
Ein Wort zu den Neuen: Amoroooooso!
Nicht nur, dass er reichlich an der Torausbeute beteiligt war, er hat -
immer zurück hängend spielend - gezeigt, dass ein Klassestürmer nicht
nur in der Spitze auf seine Chancen wartet, sondern auch das Spiel nach
vorne bringt.
Sein neuer Partner Jan Koller spielte in vielen Szenen noch etwas unglücklich. So hätte sein brillantes Volleytor nach Vorarbeit von Amoroso eine Anerkennung durch den Schiedsrichter verdient gehabt. Insgesamt zeigte er aber eine Klasseleistung und lässt für die Zukunft Zuversicht aufkommen
Zu den Nürbergern: Außer einer standfesten Vierkette in der Abwehr mit einer ziemlich ausfuchsten Abseitsfalle und einem stark spielenden Darius Kampa im Tor hatten sie nicht viel zu bieten. Das Mittelfeld war zweikampfschwach und selten in der Lage die Stürmer in Szene zu setzen.
Für Schiedsrichter Weiner aus Hildesheim war das Spiel offenbar zu anspruchsvoll. Selten auf Ballhöhe und oft mit den Rücken zum Geschehen traf er seine Entscheidungen höchst willkürlich. Er hat es nie so gut wie geschafft die Situation richtig zu erkennen. Sein Glück war lediglich, dass seine oft sehr merkwürdigen Entscheidungen nicht spielentscheidend waren.
Fazit:
Eine wirklich ansehnliche Partie der Borussia, die eindeutig Appetit auf mehr macht. Spielerisch waren die Aktionen des Schwatzgelben heute eine Augenweide, insbesondere dem Offensivdreieck Rosicky-Amoroso-Koller macht es einfach Spaß zuzugucken. Falls der BVB im Stande ist, diese Form für den Rest der Saison zu konservieren, werden wir noch viel Freude mit den Jungs haben. Zwar ist es noch viel zu früh, eine abschließende Prognose für diese Saison abzugeben, doch in dieser Verfassung wird die Borussia in diesem Jahr noch für eine Glanzlichter sorgen.
Zu Bemängeln war am heutigen Tag eigentlich nur die etwas fahrlässige Chancenauswertung. Was gegen die Nürnberger, deren Ziel in dieser Form nur der Klassenerhalt sein kann, locker ausreichte, kann gegen stärkere Mannschaften sehr schnell nach hinten losgehen. Insbesondere frei vor dem Tor müssen die Mannen von Matthias Sammer kaltschnäuziger werden.
In der abschließenden Pressekonferenz versuchte Matthias Sammer dann auch das Ergebnis zu relativieren. Er räumte Abwehrprobleme ein und ärgerte sich über die vielen vertanen Chancen. Sammer hätte sich etwas mehr Sicherheit bei dem komfortablen Spielstand gewünscht, als er meinte: "Ich hatte bis zur 85. Minute Angst, dass wir das Spiel aus der Hand geben könnten". Zum Thema Amoroso gab er sich erleichtert: "Die zwei Tore machen es für uns leichter, er ist ein außergewöhnlicher Spieler - so muss ich wenigstens nicht erklären, weshalb er schlecht gespielt hat."
Nürnberg-Trainer Klaus Augenthaler hatte es da leichter, überzeugend zu wirken. "Wir haben uns zu wenig zugetraut, die Tore waren Stellungsfehler und insgesamt sind wir voll im Soll - Null Punkte in Dortmund."
Die Daten zum Spiel:
Borussia: Lehmann (3) - Kohler (2,5), Wörns (3) - Evanilson (2), Reuter (3), Heinrich (3,5), Dede (3) [32. Stevic (2,5)] - Ricken (4), Rosicky (2) [86. Sørensen (-)] - Amoroso (1,5) [75. Reina (-)], Koller (2,5)
Nürnberg: Kampa - Frey [77. Ogungbure], Kos, Johansson, Wiblishauser - Sanneh, Nikl, Stoilov [67. Hobsch], Müller [67. Krzynowek] - Gomis, Michalke
Gelbe Karten: Dede (21.), Johansson (55.), Ricken (62.), Michalke (82.)
Tore: 1:0 Amoroso (12.), 2:0 Amoroso (33.)
Ecken: 4 : 4
Chancen: 12 : 2
Schiedsrichter: Weiner (Hildesheim), Note 4,5. War mit dem Spiel völlig überfordert und verwunderte das Publikum ein ums andere Mal mit seiner eigenwilligen Interpretation der Fußballregeln. Allein die Tatsache, dass seine Fehlentscheidungen nicht ergebnisrelevant waren, verhindert eine noch schlechtere Bewertung.