Fredi und Rosa zelebrieren Fußball vom feinsten - BVB meldet sich zurück im Titelrennen
Der BVB is wieder da! Nach dem überraschenden „Tag des Favoritensterbens“ und Niederlagen des bisherigen Führungstrios, Ba*ern, Legokusen und Sch*lke bot sich Borussia Dortmund die einmalige Chance, die beiden peinlichen Ausrutscher der Vorwoche in München und gegen Bremen wett zu machen und in der Tabelle aufzurücken. Die Dortmunder nutzten sie eindrucksvoll.
In einem stellenweise gutklassigen Bundesliga-Spiel bei prächtiger Kulisse und stimmkräftigem Gesang, bewiesen die Dortmunder erneut ihre Heimstärke. Von den letzten sechs Partien im Westfalenstadion gewannen sie fünf. Für den Hamburger Sportverein wird die Situation dagegen immer prekärer. Nicht nur, dass der HSV auswärts schon 31 Gegentore kassiert hat, (Negativrekord in der Liga), in zehn Spielen gewannen die Norddeutschen nur lediglich zweimal. Die letzten sieben Auswärtsspiele gingen verloren.
BVB-Coach Matthias Sammer änderte seine zuletzt sieglose Mannschaft nur auf einer Position. Wie schon gegen Werder Bremen hütete Philipp Laux das Tor für Stammkeeper Jensi Lehmann, der immer noch grippekrank ist. Für den ebenfalls grippegeschwächten Evanilson durfte Lars Ricken - „der Ur-Dortmunder schlechthin“ - nach seiner Gelb-Rot-Sperre wieder in der Startelf auflaufen. Außerdem fehlte beim Gastgeber Micky „Eckengott“ Stevic wegen anhaltender Oberschenkel-Probleme, Kapitän Reuter hat noch Trainingsrückstand und Heiko Herrlich, der sich noch von seiner erfolgreichen Tumor-Behandlung erholen muß. Die Hamburger mussten ihrerseits auf Cardoso (Rot-Sperre), Mahdavikia (Zerrung), Panadic (Achillessehnen-Probleme), Ketelaer (Reha) und Groth (Wirbelbruch) verzichten.
Flotter Auftakt und endlich eine frühe Führung
Die 65.000 Zuschauer sahen einen flotten Auftakt im Westfalenstadion, für den vor allem die Borussia sorgte. Die logische Folge: Mit der ersten Möglichkeit das 1:0 für Dortmund. Bei einem Flankenball von Rosicky kann Fukal gerade noch für den einschussbereiten Reina zur Ecke klären. Im Anschluß an diesen Eckball von Mittelfeldregisseur Rosicky verlängerte „Billy“ Reina den Ball und Bobic köpfte aus sechs Metern das Führungstor (6.). Vier Hamburger sahen tatenlos zu, hatten aber bei diesem in der vergangenen Woche immer wieder im Training einstudierten Spielzug das Nachsehen. Ausgerechnet der zuletzt immer wieder stark kritisierte Dortmunder „Torjäger“ Fredi Bobic verschaffte sich und der andauernden Diskussion auf den Rängen etwas Luft.
Nur zwei Minuten später vergab Guiseppe Reina frei vor HSV- Keeper Jörg Butt das mögliche 2:0. In der 29. Minute schickt Kohler erneut Billy Reina mit einem schönen Pass in den Strafraum, der zieht aber aus halblinker Position den Ball knapp am rechten Pfosten vorbei. Doch nach dieser ansehnlichen Anfangsphase schien die Borussia ihr Pulver bereits verschossen zu haben. Doch keineswegs erstarrte der HSV nach dem Anfangsdruck und der frühen BVB-Führung in Ehrfurcht, sondern spielte vielmehr weiter munter mit, wenngleich aber die hanseatische Kunst aber stets am Strafraum endete. Der HSV befreite sich dennoch vom Druck, kam immer besser ins Spiel und erspielte sich seinerseits Chancen. Verteidiger Fukal hätte mit seinem ersten Kopfball aus sechs Metern nach einer Flanke von Hertzsch treffen können, doch sein Kopfball strich knapp links am Tor vorbei (32.). Aufregung noch einmal kurz vor dem Seitenwechsel: Einen Eckball von Präger verlängert Yeboah zu Sergej Barbarez, der legt zurück auf Hertzsch, dessen Flankenball wieder bei Fukal landet. Doch der Tscheche köpft in der 43. Minute aus fünf Metern freistehend neben das Tor. Vor allem Borussia produzierte in dieser Phase Fehlpässe en masse und lief kurz vor der Pause sogar Gefahr, die 1:0-Führung gegen die nun ebenbürtigen Hamburger noch zu verlieren.
Endlich wieder „Buden“ auf Süd
Mit einem ähnlichen Blitzstart wie in der 1. Halbzeit stellte der BVB nach Wiederanpfiff die Weichen auf Sieg. Wie schon gegen Cottbus gelang Borussia ein Doppelschlag, um die Partie vorzeitig zu entscheiden. „Matthes bringt den spielerisch starken Christian Nerlinger als weitere Anspielstation im Mittelfeld für den wieder einmal „mit dem Kopf durch die Wand wollenden“ Reina und schon erzwingt dieses Überzahlspiel im Mittelfeld Ballbesitz. Hamburgs Kovac vertändelt prompt den Ball am Mittelkreis gegen Addo und aus der Kontersituation heraus, erfasst Tomas Rosicky als erster die Gunst der Stunde, passte auf den rechten Flügel zu Fredi Bobic, der wiederum sofort in die Mitte, Ricken verpasst noch einschußreif, aber der ansonsten glücklose Otto Addo staubte aus fünf Metern ins leere Tor zum wichtigen 2:0 ab.
Auch das 3:0 leitete der junge Tscheche mit einem genialen Traumpass in die Gasse ein. HSV-Zerberus Butt rettete zunächst noch gegen Ricken, Bobic nimmt den Abpraller auf und vollendet mit seinem insgesamt 5. Treffer souverän. Endlich mal wieder kollektives Ausrasten im „Tollhaus Westfalenstadion“! Der 1:3-Anschlusstreffer durch Barbarez (72.) war lediglich Ergebniskosmetik, zumal es sich in die Kategorie „Tor des Monats“ nahtlos hätte einreihen können. Ach Sergej, hättest Du doch bei uns so engagiert und treffsicher agiert...
Sergej traf mitten ins Dortmunder Herz
„Mund abputzen, weiter“. Nach des Trainers Philosophie steckt der BVB gerade „dieses schmerzliche Tor“ sofort weg und ergreift seinerseits sofort wieder die Initiative. Wahnsinnig - konnte einen nur das Schiedsrichtergespann machen, das mitte der 2. Hälfte etwa fünf Abseitsstellungen erkannte, wo absolut keine waren! In der 75. Minute schießt Ricken aus spitzem Winkel nach einem tollen Sololauf von der Mittellinie den Ball aus 16 Metern über das Tor. Der BVB bleibt am Drücker und könnte, bei konzentrierterem Spiel auch endlich mal seine Fans belohnen, aber das Einzelspiel wird fahrlässig strapaziös übertrieben. So dribbelt sich Addo [mal wieder] in drei Hamburgern fest, statt den völlig freien Nerlinger im Strafraum zu bedienen, aber dennoch dennoch kommt es jetzt knüppeldick für den HSV. Der überragende Fredi Bobic setzt sich in der 82. Minute im Strafraum leichtfüßig mit einer Körpertäuschung durch und drischt auf´s Tor. Seinen platzierten Schuss faustet Hans-Jörg Butt unglücklich auf den Fuß von 8 Millionen-Verteidiger Milan Fukal und von dort springt der Ball ins Tor. 4:1 – Riesenjubel um den wiedererstarkten Fredi, den so in Dortmund schon lange Zeit keiner mehr gesehen hat! Noch schöner: Nach langer Abstinenz konnten wieder mal drei(!) Tore in der zweiten Halbzeit auf die „schwatzgelbe Menschenwand“ erzielt werden!
Der letzte Treffer für den HSV in der Schlussminute war nur noch Ergebniskosmetik. Dem nach erfolglosen Trip nach Liverpool in die Bundesliga wiedergekehrten Erik „Ellenbogen“ Meijer war es vorbehalten, eine Unachtsamkeit in der nicht immer sattelfesten BVB-Hintermannschaft noch zum 2:4 für seine Farben zu verwerten. Einen weiten Pass von Ujfalusi hatte er mit der Brust mitgenommen und aus der Drehung den Ball aus 16 Metern ins rechte obere Toreck gedroschen. Auf diesen ärgerlichen Gegentreffer konkret angesprochen, konterte Abwehrrecke Jürgen Kohler: "Wir müssen von Spiel zu Spiel denken. Wir haben auch sehen können, dass wir das eine oder andere verbessern müssen, das ist ganz normal. Aber heute freuen wir uns über den Sieg, der hoch verdient war."
Anders sahen es dagegen die abstiegsgefährdeten Hamburger. „Wir haben wieder durch krasse Fehler Tore kassiert. Ein 0:3 und ein 1:4-Rückstand ist in Dortmund kaum aufzuholen. Wir müssen gucken, dass wir das nächste Heimspiel gewinnen“, sagte der Ex-Borusse Sergej Barbaraz nach dem Spiel, der von den BVB-Fans durchgehend ausgepfiffen und mit peinlichen „Sergej ist ein Hurensohn“ Gesängen alles andere als nett begrüßt wurde. Aber warum eigentlich? Was hat in drei Teufels Namen die überwiegende Masse der Dortmunder gegen diesen sensiblen Mann, der wie kaum ein anderer hier stigmatisiert und fertig gemacht wurde?
Bei den in der zweiten Hälfte teilweise berauschten Dortmundern ragte der wieder sehr starke Rosicky heraus, der auch prompt das Fazit zog: „Wir können zufrieden sein. Die Jungs sind super hier.“ Und der am 2. Gegentreffer maßgeblich beteiligte Christian Wörns fügte hinzu: "Man muss immer an sich glauben und weiter arbeiten. Beispielsweise hat der Fredi gegen Bremen sehr viele Chancen gehabt, aber dabei auch sehr viel Pech. Heute war er an drei, vier Toren beteiligt, das spricht für ihn."
Fazit:
Ein gaaaanz enorm wichtiger Sieg, um da oben dran zu bleiben. Wichtig auch deshalb, weil wir jetzt mit breiter Brust zum Rattenloch-Abschiedsspiel in die Nachbarstadt reisen werden. Pünktlich zum Derbyfieber im allzeit beliebten Krimi: „Der Pott brennt“, hat der BVB mit den Pappnasen und Legokusen nun nach Punkten gleichgezogen. Es ist allgegenwärtig zu spüren: Matthias Sammer leistet hervorragende Arbeit. Da wächst was, und da passt auch schon eine Menge zusammen, wenngleich die Abwehr wieder ein ums andere mal zu schlimmsten Befürchtungen Anlaß gab! Aber Sammer hat mit seinem Wechsel in der 62. Minute ein deutliches Zeichen für den Wechsel auf die Zukunft gesetzt: Da brachte er den 20 Jahre alten Metzelder für den 35-jährigen Kohler. Allerdings, als er dann Mitte der zweiten Hälfte mit Nerlinger für Reina die dritte Spitze zurückzog, keimte unweigerlich die Frage auf, warum denn Jan-Derek Sörensen auch heute wieder keine Alternative für die verwaiste rechte Außenbahn war? Womit gesagt werden soll, dass unser Trainer durchaus auch weiter sein „eigenbrödlerisches Credo“ pflegt...
Noten und Aufstellungen:
Borussia Dortmund: Laux (3), Wörns (3), Oliseh (2,5), Kohler (3,5), 62. Metzelder ( - ), Dede (2), Rosicky (2), Heinrich (3,5), Ricken (3,5), Addo (4), Bobic (1,5), 87. Nijhuis ( - ), Reina (4,5), 53. Nerlinger (2,5)
Schiedsrichter: Dr. Franz-Xaver Wack aus Biberach (3), hatte oftmals kein gutes Händchen bei den Abseitsentscheidungen
Zuschauer: 64 500
Tor: 1:0 Bobic (6.), 2:0 Addo (54.), 3:0 Bobic (58.), 3:1 Barbarez (77.), 4:1 Fukal (82./Eigentor), 4:2 Meijer (90.)
Gelbe Karten: Bobic, Rosicky / Barbarez, Präger
Rote Karte: Hashemian (70.) nach grobem Foulspiel