BVB verpaßt die Chance zum Sieg
Torlos endete heute das 21. Spiel der Saison gegen Werder Bremen und der BVB zeigte eindrucksvoll auf, daß die Bäume in diesem Jahr nicht in den Himmel wachsen. Mit dem 0:0 verliert die Borussia zunehmend Boden auf das Spitzentrio der Liga und spätestens heute ist klar geworden, daß man dort auch nicht wirklich hingehört .
Dabei begann das Spiel eigentlich recht vielversprechend. Die gegenüber der Vorwoche auf vier Positionen veränderte Mannschaft - Rosicky, Laux, Oliseh und Addo kamen für Ricken, Lehmann, Nerlinger und Sörensen ins Team - legte schon zu Beginn ordentlich los und zeigte sich deutlich engagierter als noch vor 9 Tagen in München.
So hatte Fredi Bobic bereits nach 8 Minuten die erste Chance zur Führung, scheiterte jedoch an Werder-Keeper Rost, der den Kopfball aus nächster mit einem Reflex abwehren konnte. Gleiches Bild zwei Minuten später: Wieder Torchance Bobic, doch erneut war Frank Rost zur Stelle.
Fast im Gegenzug dann jedoch die erste brandgefährliche Chance für Bremen. Bode lief alleine in den Straufraum, ging an Philipp Laux - der aufgrund einer Krankheit von Jens Lehmann heute zu seinem BVB-Debüt kam - vorbei und zog ab. Christian Wörns konnte, auf der Linie stehend, den Ball gerade noch abwehren, aber der Ball prallte zu Ailton, der eigentlich nur noch hätte "einnetzen" müssen. Doch auch er traf nur einen auf der Linie stehenden Borussen und der erneute Abpraller konnte dann endlich von Laux geklärt werden.
Der BVB jedoch weiterhin die spielbestimmende Mannschaft. Werder stand zwar gut hinten in der Abwehr, verlagerte sich aber größtenteils aufs Kontern und versuchte zu keiner Zeit wirklich das Spiel zu machen. Resultat dieser Spielweise war nach einer halben Stunde die unglaubliche Anzahl von 11:0 Ecken für die Schwatzgelben.
Bei der Borussia gefiel besonders Tomas Rosicky, der in seinem ersten Spiel von Beginn an schon Schaltzentrale für fast alle BVB-Angriffe darstellte. Er hatte beim BVB insgesamt die meisten Ballkontakte und gab allein in der ersten Halbzeit mehrere Vorlagen zu Torchancen.
Was jedoch wieder einmal überdeutlich wurde, ist die Tatsache, daß dem BVB vorne ein "Knipser" fehlt. Fredi Bobic zumindest zeigte einmal mehr, daß man das Wort "Stürmer" in Zusammenhang mit seinem Namen nur bedingt gebrauchen sollte. Eine Torchance nach der anderen vergab der ehemalige Nationalspieler am heutigen Tage. Dies lag zwar auch am überragenden Werder-Schlußmann, doch gerade Bobic wurde in der Vergangenheit oft mit dem Hinweis in Schutz genommen, er bekäme keine vernünftigen Bälle. Heute war dies der Fall, aber er vergab sämtliche Gelegenheiten kläglich.
Nach der Halbzeit jedoch bemühten sich die restlichen Schwatzgelben
redlich, Fredi nicht alleine als Buhmann dastehen zu lassen. Wie ausgewechselt agierte die Mannschaft plötzlich. Konnte man zur Pause noch von einer richtig guten Partie des BVB sprechen, so schlug sich dies in der zweiten Hälfte ins krasse Gegenteil um. Bremen kam zunehmend besser ins Spiel und die Borussen agierten mehr und mehr kopflos und so kam es, daß Werder auf einmal zu Torchancen kam, doch Stalteri traf in der 62. Spielminute aus 10 Metern freistehend glücklicherweise das Tor nicht.
Insgesamt wirkten die Aktionen der Gäste nun deutlich durchdachter als die der Borussen. Gefahr für das Dortmunder Tor bestand zwar auch in der zweiten Halbzeit nur selten, doch im Gegensatz zu den planlosen Angriffen des BVB zeigten sich die Bremer nun weitaus einfallsreicher.
Bei der Borussia dagegen funktionierte gar nichts mehr. Zwar war das Bemühen festzustellen, doch insgesamt wirkte alles recht stümperhaft und durchschaubar. Dazu kam, daß auf einmal einfachste Aktionen mißlangen, Flanken ins Toraus geschlagen wurden und Spieler wie Addo und Reina sich ein ums andere Mal festdribbelten. Hinzu kam, daß Jörg Heinrich, eigentlich die Zuverlässigkeit und Konstanz ins Person, einen ungewöhnlich schwachen Tag erwischte, an dem ihm nur wenig gelang. Beim BVB waren heute wahrlich einige Spieler von der Rolle und da paßte es ins Bild, daß Dede Kohler einen Einwurf abnahm und diesen zu allem Überfluß falsch ausführte.
Der Schlußpfiff kam dann auch einer Erlösung gleich. Zu schwach hatte der BVB in der zweiten Halbzeit agiert und der etwas seltsam pfeifende Herbert Fandel tat sein übriges, um das Spiel vollends unansehnlich werden zu lassen. Endlose Gespräche mit den Spielern und eine Körpersprache voller Arroganz. Der Konzerpianist Fandel mit seinem selbstverliebten Auftreten gehört überall hin, aber nicht auf den Fußballplatz.
Fazit: Der BVB zeigte wieder einmal zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten. In der ersten hui, in der zweiten pfui, so läßt sich das Spiel wohl am treffensten zusammenfassen. Unklar bleibt allerdings, warum Matthias Sammer erst in der 78. Minute begann, auszuwechseln. Die Mannschaft hätte schon viel früher frisches Blut gebrauchen können.
Werder Bremen wäre heute jedenfalls zu schlagen gewesen und es wird deutlich, daß der BVB in der Tat (noch) keine Spitzenmannschaft ist.
Noten und Aufstellungen
Borussia Dortmund: Laux (3,5) Wörns (3) Kohler (3) Dede (4,5) Oliseh (2,5) Rosicky (2) Heinrich (4,5) Evanilson (4) Reina (4) Bobic (4) Addo (4)
Schiedsrichter: Fandel, Kyllburg (4) - Unsicher bei der Beurteilung von Zweikämpfen. Hätte einige Fouls härter ahnden müssen und wirkt durch sein gesamtes Auftreten überheblich.
Zuschauer: 62 000
Tore: Fehlanzeige
Gelbe Karten: Wörns, Reina / Frings, Stalteri, Verlaat