BVB-Kantersieg zum Saisonabschluß
Wenn Borussen reisen, können sie viel erzählen! Auch mir ging es so, als ich mich auf den Weg zum VFB Wiesloch im schönen Heidelberger Hinterland machte. Eine nette Bezirkssportanlage, ein wenig versteckt und ohne ein einziges Hinweisschild auf den mit Spannung erwarteten "Gladiatorenkampf", die auch erst einmal gefunden werden musste. Der Busfahrer der Schwatzgelben hatte das bereits einmal schon vorher geschafft, denn am 10. Juli 1995 siegte der frischgebackene "Deutsche Fußballmeister BVB" hier an gleicher Städte hier mit 11:0 Toren (Lars Müller schoß damals fünf Tore).
In herrlichem Sonnenschein hatten sich etwa 3000 Zuschauer eingefunden und waren zunächst einmal enttäuscht: In einem Fax an den Gastgeber hatte der BVB noch am vergangenen Freitag versichert, er werde mit "allen" Stammspielern antreten. Beim Warmlaufen allerdings war davon nicht mehr viel zu sehen. Lediglich "Ersatz-Kapitän" Fredi Bobic, Otto Addo, Christian Nerlinger und wenn man ein Auge zudrückt auch noch Christoph Metzelder waren aus der Stammformation aufgelaufen. Offenbar wollte unser Trainer sich noch einmal zum Saisonausklang seinen Nachwuchs genauer unter die Lupe nehmen. Stefan Reuter, Jürgen Kohler und Micky Stevic schrieben indes fleißig Autogramme, was Sunday Oliseh offenbar nicht nötig zu haben schien...
Die lustige Borussentruppe wirbelte gleich von Beginn an den VFB durcheinander und es entwickelte sich ein Spiel auf ein Tor. Nach 6 Minuten pfiff der Schiedsrichter zum ersten mal und es gab eine Gedenkminute der besonderen Art, wie ich sie in meinem Supporterleben noch nie erlebt habe: Der Stadionsprecher erklärte, dass unser Nachbarverein ja so vom Schicksal gezeichnet worden war und deshalb der Fußballgott anzuflehen wäre, dass wenigstens der KSC wieder aufsteige! Sensationelle Geste! Und alle waren sie aufgestanden, bis hin zu Matthes und der gesamten BVB-Bank... Ein Brüller!
Mitte der Partie dann für mich noch einmal ein Deja-vu-Erlebnis mit einem lebenden Unsympathen: Guido Buchwald, alias "Pinocchio, der Hölzerne" - seit diesem verhängnisvollen 16. Mai 1992 in der Begünstigtenscala der Schwatzgelben am Arsch der Welt rangierend - gesellte sich doch tatsächlich direkt neben mich! Ein unhaltbarer Zustand, den ich gottlob korrigieren konnte, bevor ich "meine eigene persönliche Vergangenheitsbewältigung" näher ins Kalkül zog!
Ach ja, Fußball gespielt wurde ja auch und so hat der "Bundesligist" Borussia Dortmund das Freundschaftsspiel beim badischen "Bezirksligisten" VfB Wiesloch mit 10:0 (4:0) und einem standesgemäßen Sieg für sich entschieden und sich damit gutgelaunt in die Sommerpause verabschiedet. Der Trainer der wacker kämpfenden Wieslocher Robert Baust, hatte vor dem Spiel noch recht mutig von einer "einstelligen Niederlage" geträumt. Oberbürgermeister Franz Schaidhammer war da schon forscher und ließ sich nicht von seinem 2:0 Tip abbringen! Heiterkeit allenthalben, zumal der ortsansässige DJ immer wieder während des Spiels mittels fetzigen Musikeinblendungen und Sambatrommeln das Volk einstimmte!
Addo und Sörensen zauberten tolle Kombinationen
Aber auch einige unserer Spieler nahmen diesen Test ernst und produzierten Spaß in ihren gefälligen Kombinationen. Vor allem über Jan-Derek Sörensen lief im 2. Abschnitt eine regelrechte Angriffswelle über Rechtsaußen. Konnte Otto Addo beim Solo in der 66. Minute nur elfmeterreif gestoppt werden (Bobic verwandelte sicher), so dribbelte er in der 73. Minute von der halblinken Außenbahn an und durch 6(!) Badener sehenswert hindurch (inkl. Beinschuß und Stanley Mathew-Trick!) und legte dann im richtigen Moment auf Francis Bugri, der nur noch in die Mitte zum "abstaubenden" Bobic auflegt! Szenenapplaus im weiten Rund für diese Galavorstellung des Deutsch-Ghanaers! Auch die sehr spielfreudigen "Youngster" Salvatore Gambino und Emanuel Krontiris deuteten ein ums andere mal ihre Klasse an. Allein 4 Aluminium-Treffer beim BVB und einer bei den Gastgebern (die in der 2. Hälfte die Innenverteidigung Nerlinger/Metze 3 mal überraschten und allein auf Philipp Laux zuliefen, dann allerdings an ihm scheiterten) sorgen für weitere Kurzweil.
Die Mannschaft von Trainer Matthias Sammer gewann dann am Ende durch allein 5 Tore von Fredi Bobic (7./42./55./66./73.), Otto Addo (36./81.), Sead Kapetanovic (10.) und der eingewechselte Francis Bugri, der in der 63.Minute mit einem fulminanten Schuß ins Dreieck das Tor des Tages erzielte, ohne Mühe und hinterließ nur zufriedene Gesichter. Zum guten Schluß krönte Wieslochs Verteidiger Giuseppe di Pietro vier Minuten vor dem Abpfiff seine Leistung noch mit einem blitzsauberen Eigentor. Der guten Stimmung in Wiesloch tat das freilich keinen Abbruch!
Aufstellung und Noten:
Laux (3), Abel (3,5), Metzelder (2), Kügler (3), 60. Bugri(3), Kringe (3), 46. Thorwart (3), Nerlinger (3), Kapetanovic (3), Gambino (3) 60. Krontiris (2), Sörensen (2,5), Bobic (1,5), Addo (2)