BVB entledigt sich gekonnt seiner Pflichtaufgabe
Die dritte Runde in der Champions-League-Qualifikation führte den BVB zu Schachtjor ("Bergarbeiter") Donezk, ins 2.650 km (gut 25 Stunden Fahrt) entfernte Donbecken unmittelbar ans Schwarze Meer. Der größte Teil der spärlich mitgereisten BVB-Fans, hatte "abenteuerliches" auf dem Weg durch die "Pampa" durchgemacht. Aber der souveräne 2:0 Erfolg lässt auch diese Borussen-Fans in ihren Schlafwagen der Deutschen Bundesbahn gut träumen auf ihrer beschwerlichen Rückreise in die westfälische Bierhauptstadt...
Das Auswärtige Amt jedenfalls berichtete über die Verhältnisse in der Region im Vorfeld nur erschreckendes: Da war neben Warnungen vor Überfällen bei nächtlichen Überlandfahrten bis zu "gelegentlich tritt mal Cholera auf" und "schwerste Luft- und Wasserverschmutzung im Gebiet "Donezk-Dnjepr" die Rede. Desweiteren war die Erlangung eines Visums (2 - 3 Wochen Wartezeit zum läppischen Preis von etwa 150 DM. Ein kurzfristiges Visum kostet mindestens das Doppelte) nicht die einzige bürokratische Hürde, denn der BVB-Supporter mußte noch vor der Abreise eine spezielle Krankenversicherung für die Ukraine abschließen. Also zunächst einmal eine Menge Hindernisse die es zu überwinden galt. Aber was so ein echter "Groundhopper" ist, den hält so leicht nix ab...
Chefscout Reinhard Saftig: Donezk ist anfällig gegen Flügelspiel
Dortmunds Mittelfeldstar Tomas Rosicky hatte im Vorjahr in der ersten Hauptrunde mit seinem damaligen Klub Sparta Prag gegen den Neuling in Europas Beletage gespielt. "Im eigenen Stadion ist Donezk eine außerordentlich kompakte und stabile Mannschaft. In Prag haben sie bewiesen, dass sie gut kontern können. Allerdings sind sie gegen Tempospiel anfällig", meinte der Tscheche im Vorfeld der Begegnung.
Ähnlich urteilen auch die Dortmunder "Spione", die Donezk zweimal beobachtet haben. "Sie sind sicher im Kombinationsspiel und technisch beschlagen. Die Mannschaft bekommt aber Schwierigkeiten, wenn man in der Lage ist, schnell und über die Flügel zu spielen."
Trainer Propenko läßt stets sehr offensiv Spielen, hat er doch dort auf jeden Fall mit Andrej Vorobej, Sergej Atelkin und auch dem jungen Alexej Belik Klassestürmer. Seine jetzige Equipe ist sehr jung und hat gute Perspektiven. In der Abwehr haben Sie sich seit Anfang des Jahres mit einigen Afrikanern verstärkt was sie auf jeden Fall stärker machen sollte als im vergangenen Jahr, wo sie immerhin 3-0 gegen Arsenal zu Hause gewonnen haben und die Gunners auch in Highbury am Rande einer Niederlage hatten, berichtete BVB-Chefscout und Ex-Bundesliga-Trainer Reinhard Saftig.
BVB abgeklärt und souverän
Der Vizemeister der Ukraine konnte sich auf dem Weg zum Spiel gegen den BVB nach dem 3:0 in der zweiten Runde sogar anschließend eine 1:2-Niederlage beim FC Lugano leisten. Allerdings bekam die Mannschaft danach mächtig Ärger mit ihrem strengen Trainer Viktor Prokopenko. Dem waren die zahlreichen Disziplinlosigkeiten seiner Spieler, die sich auf dem Platz sogar handfeste Auseinandersetzungen mit Luganos Profis geliefert hatten, böse aufgestoßen. "Ich möchte mich für den schlechten Auftritt meiner Mannschaft entschuldigen. Ich werde das nicht tolerieren und meine Spieler hart bestrafen", kündigte Prokopenko seinerzeit noch in der Schweiz drakonische Maßnahmen an.
Der ukrainische Pokalsieger (Niebaum: "Wir hätten kein schlechteres Los ziehen können") ist vor dem Duell mit den Westfalen optimistisch. "Ein 2:0 gegen Dortmund könnte uns reichen. Und in Dortmund wollen wir dann die Tormaschinerie stoppen", sagte Donezk-Coach Viktor Prokopenko vor dem Spiel. Sein Kollege Sammer machte unterdessen unmittelbar vor dem viereinhalbstündigen Trip am frühen Montagmorgen noch einmal klar: "Das ist keine Qualifikation, das ist schon richtige Champions League. Da gibt es kein Vorgeplänkel, sondern den sofortigen Ernstfall." Und so stellte Co-Trainer Uwe Neuhaus vor dem Anpfiff fest: "Man merkt, dass es förmlich knistert. Die Mannschaft ist noch konzentrierter als vor Bundesligaspielen". Volle Konzentration war aber auch angesagt, um den stürmerisch loslegenden Donezker Korsaren zu trotzen. Im ausverkauften Zentralstadion in Donezk legten zunächst die Gastgeber einen furiosen Start hin. Ein abgeprallter ball im Getümmel an die Latte sorgte schon in der zweiten Minute für Schweißperlen bei BVB-Trainer Matthias Sammer, der bei Temperaturen von 38 Grad Celsius ohnehin wieder ins Schwitzen kam. Eine Fülle sehenswerter Angriffe, die meist über den bärenstarken Zubov, (Dedé hatte zunächst seine liebe Mühe und Not mit ihm) vor das BVB-Tor rollte. Aber wie so oft, nach den ersten 15 Minuten war der Anfangsdruck überstanden und Borussia kam zunehmend besser ins Spiel.
Lars macht doch tatsächlich ein Kopfballtor...
Lars Ricken und Sunday Oliseh hatten jedoch des Trainers Worte gehört und Borussia Dortmund das Tor zur lukrativen Champions League weit aufgeschossen! Das Duo erzielte die Treffer zum 2:0-Sieg im Hinspiel beim ukrainischen Vizemeister Schachtjor Donezk und verschaffte dem BVB damit eine hervorragende Ausgangsposition im Kampf um die Qualifikation zur europäischen Königsklasse. Beim Rückspiel am 22. August haben die Westfalen damit beste Chancen, nach zweijähriger Abstinenz wieder in die Champions League zurückzukehren. Nach einem Eckball des tschechischen Nationalspielers Tomas Rosicky sorgte das Dortmunder Urgestein Lars Ricken ungehindert per Kopf für die Dortmunder Führung. Eine Minute später hatten die Hausherren die Chance zum Ausgleich, aber der aufmerksame BVB-Keeper Jens Lehmann lenkte das Leder an den Pfosten und nahm den Abpraller gewohnt sicher auf.
Nach dem Seitenwechsel schien dem Gastgeber die Luft auszugehen und die Borussia dominierte zunehmend das Geschehen. In der 77. Minute erlöste Sundy Oliseh, der ein starkes Comeback hinlegte, mit einem Gewaltschuss nach einer Ecke des eingewechselten Brasilianers Amoroso den beruhigenden 2:0-Endstand für schwatzgelb. Schachtjor Donezk mobilisierte in der Schlussphase noch einmal alle Kräfte, doch die kompakte Dortmunder Mannschaft kämpfte geschlossen, um bloß keinen Gegentreffer mehr einzufangen. Die als eine der stärksten Mannschaften Osteuropas gepriesene Mannschaft, konnte in gewohnter Atmosphäre nur sehr schwer geschlagen werden. Als weiteren Vorteil könnte sich in der Endabrechnung sicherlich auch der Tatsache wiederspiegeln, dass Donezk eine Sommerpause von nur zwei Wochen(!) zwischen dem letzten und dem ersten Pflichtspiel hatte und die Mannschaft somit eigentlich schon seit Februar durchspielt. Gespannt werden wir zudem sein auf die Unterstützung der Schachtior-Fans im Rückspiel. Noch zum Ukrainischen Pokalfinale im ca.1100 Km entfernten Kiew reisten ca. 35000 Fans aus Donezk an. Möglich gemacht hatte das der Ölmogul und Präsident des Clubs, der allen(!!!) die Fahrt und das Ticket (kostete allerdings auch nur zwischen 2 und 4 DM) bezahlt hatte, um das Vereinsimage zu pflegen.
Der BVB kann also voller Zuversicht auf das Rückspiel am 22. August um 20.30 Uhr im Westfalenstadion blicken. Wenn da noch was anbrennen sollte, hat man es einfach nicht verdient, unter Europas Größten aufzutauchen...
Noten und Zahlen:
BVB: Lehmann (2) Metzelder (3), Kohler (3), Evanilson (3,5), Oliseh (2), Heinrich (4), Dedé (4), Ricken (4), 82. Bobic (-) Rosicky (3), 64. Amoroso(-) Koller (4), Reina (3,5) 75. Stevic (-)
Tore: 0:1 Ricken (35. Kopfball nach Ecke Rosicky), 0:2 Oliseh (73. Direktabnahmne, nach Ecke Amoroso).
Eckstöße: 10:6 (Halbzeit 6:4), Chancenverhältnis: 6:5
Schiedsrichter: Knud-Erik Fisker aus Dänemark (2 ). Unauffälliger Leiter der Partie.
Rote Karten: keine, Gelb-Rote Karten: keine, Gelbe Karten: keine.
Zuschauer: 32.000 (ausverkauft).