Borussia wieder mal viel zu harmlos beim Rivalen - Jungs, wo war Eure Leidenschaft?
Was hatten die „Blaukrauts“ vorher getönt: 3 Millenniumsiege in Folge sollten es werden! Alles war nur noch Formsache, aber es kam - wie so oft - ganz anders! Bei strahlendem Sonnenschein und eisiger Kälte, wurden die 62.109 „Zahlenden“ einmal mehr bitter enttäuscht. Das 116. Revierderby geriet in einer «trostlosen Nullnummer» zum Ärgernis in beiden Fanlagern und wird in den Erinnerungen an das „Rattenloch“ keine große Bedeutung einnehmen.
Das beste vorweg: Der BVB bleibt oben dran und belegt jetzt den dritten (Champions-League) Platz. Dies ist nur deshalb möglich, weil die „Deppen des Wochenends“ aus der Farbenstadt mit ihrer Überraschungsniederlage gegen die wackeren Cottbusser den Weg frei gemacht haben...
Und schon wieder keine Stimmung S04
Das mit viel Spannung erwartete „Duell auf den Rängen“ überschattete ja schon im Vorfeld das Derby. Und wir sagen zuerst einmal Dank an Euch! DANKE, Stadionclown Dirk Oberschulte-Dingenskirchen für den ultimativen Beweis, daß sich Stimmung a la „Get the Bayer04-Feeling“ auch in einstmals traditionsreiche Stadien, wie ins Gelsenkirchener Erdloch, transportieren läßt. Da wurde alle paar Minuten das berühmte Klatschen aus dem Kultfilm „Car Wash“ über alle Lautsprecherboxen eingespielt, um die lethargischen FC Meineid-Anhänger zu euphorisieren. Aber nichts dergleichen, sie ließen sich nicht erweichen. Während der (zahlreiche!) BVB-Mob die erste Halbzeit klar für sich entscheiden konnte, waren die Blauen nur beim Anpfiff zu vernehmen. Erst gegen Mitte/Ende der zweiten Hälfte, als das 1:0 des 1.FC Köln auf der Anzeigentafel zu erkennen war, ließen sich die Blauen zu kurzen Jubelstürmen hinreißen. Wir wissen ja, daß bei unseren Heimspielen schon seit langem keine exquisite Stimmung mehr herrscht, aber hatte das Blaukraut nicht immer von der supi Stimmung im Rattenloch geprahlt? Wir waren nun das dritte mal in dieser Saison in Buer, aber nicht einmal war es sonderlich grandios, was das blaue Publikum auf die Beine stellte. Mußten wir in den vergangen Tagen noch haufenweise Tiraden großspurigster Ankündigungen in diversen Gästebüchern und Foren über uns ergehen lesen, stellt man sich allerdings heute schon die Frage, was dahinter stecken könnte? Die standesgemäße Rückfahrt unter Aufbietung sämtlicher Gelsenkackener Mittelfinger war dann auch „das Stimmungshighlight“ der Rückfahrt. Auf den Boden der Tatsachen Jungs, ihr seid keinen Deut besser, als so viele andere Fangruppen in der Bundesliga auch!
In unserem Gästeblock wurde viel gequalmt und gesungen. Wobei das in der zweiten Hälfte leider stark abnahm. Hin- und Rückfahrt gestalteten sich dann wieder einmal zum Marthyrium, so dauerte die Hinfahrt fast 2 Stunden, die Rückfahrt ebenfalls. Wenigstens konnten wir so die „wunderschöne“ Stadt Gelsenkirchen ein weiteres mal aus der „Touristenklasse“ bewundern. Aber zurück zum eigentlichen Anlaß der Reise, dem Spiel.
Borussia begann zunächst engagiert
Matthias Sammer entschied sich zunächst für eine defensive Aufstellung und brachte Nerlinger für Reina. Bei Schlacke stellte sich die Mannschaft auf Grund von Verletzungssorgen von selbst auf. So bekämpfte der zuletzt ständig dauerverletzte Sven Kmetsch zumeist den umtriebigen, aber uneffektiven Lars Ricken, während Büskens sich als "Wachhund" von BVB-Regisseur Rosicky zu betätigten hatte. "Wenn der Gegner einen solchen Spieler hat, muss man dieser Tatsache Rechnung tragen", hatte Schalkes Trainer Huub Stevens bereits vor dem Anpfiff respektvoll geäußert.
Im ausverkauften Packstadion hatte der BVB in den ersten Minuten mehr vom Spiel und konnte durch Nerlinger und Rosicky Vorteile im Mittelfeld gelten machen. Dennoch gestaltet sich die Partie von Anfang an zerfahrenen und so blieben Torchancen und Schüsse Mangelware. Die erste Chance hatte Borussia, als Rosicky einen 25-Meter-Freistoß nur um Haaresbreite über den linken Torwinkel zirkelt (16.). Auf der anderen Seite gab es dann in der 36. Minute bei einem Kopfball von Ebbe Sand erstmals den Hauch von Gefahr vor dem Gehäuse von Lehmann, doch der ball streicht vorbei. Dann in der 40. Minute wurde es turbulent, als zunächst Dedé scharf nach innen flankt und Tomasz Hajtos Rettungsversuch beinahe im eigenen Netz landet. Im Anschluß an die Ecke dann Glück für den BVB, als Nerlinger Reck foulte, der den Ball bereits sicher unter sich begraben hatte. Merk gab Nerlinger „nur“ Gelb, aber bei Rot hätte er sich auch nicht beschweren dürfen. Nur zwei Minuten später: Ecke durch Rosicky, raffiniert scharf angeschnitten auf den kurzen Pfosten. Reck kann den Ball mit Mühe halten. Kurz vor dem Halbzeitpfiff drückt dann Böhme einen Abpraller aus der Dortmunder Abwehr ab, doch der Linksschuss aus 22 m streicht am linken Pfosten vorbei. Im Endeffekt ging beide „Spitzenteams“ mit einem enttäuschenden 0:0 und Pfiffen in die Halbzeit.
Nach der Pause wieder kam Schlendrian
Doch der Halbzeittee schmeckte bitter, denn offensichtlich hatten die Dortmunder nun vollends ihren Mumm in der Kabine vergessen! Und so verflachte die Partie zusehends und gestaltete sich leider auch in der zweiten Hälfte genau so weiter. Wenig Fußball, dafür sehr viel Kampf. Zwar konnte sich in der zweiten Hälfte der FC Schlacke mehr vom Spiel erarbeiten, aber Chancen blieben weiter Mangelware. Den Weckruf der 2. Hälfte vollzog dann Böhme, als er in der 56. Minute mit einem beherzten Freistoß aus 30 Metern an der Torhöhe scheiterte. Dann gab es in der 64. Minute einen Aufreger, als Leonardo Dedé im eigenen Sechzehner einen Fallrückzieher am Mann machte und Sand daraufhin blutend am Spielfeldrand genäht werden mußte. Kmetsch jedenfalls, schoss das Ding aus aus 23 m auf´s Tor, aber Dortmunds Torhüter Lehmann - in seinem 3. Spiel an alter Wikungsstätte - hatte kein Problem. Absoluter Brüller dann in der 69. Minute: Andrea Möller nimmt einen Abpraller aus 23 m direkt und schießt beinahe den Linienrichter am Spielfeldrand ab! Riesen Gelächter im BVB-Block! Im Gegenzug gewinnt dann Mplumpsa auf der rechten Seite das Laufduell gegen den wieder einmal bärenstarken“ Oliseh, doch sein Schüsschen aus spitzen Winkel streicht deutlich am langen Pfosten vorbei und erzeugt keine Ängste bei den Schwatzgelben
(70). Der einzige Fehler von Lehmann, als eine Flanke unterläuft, begünstigt beinahe den blassen Möller, doch Wörnsi kann gerade noch rechtzeitig dazwischen grätschen. Bei einem Freistoss von Möller verlängert Sand unfreiwillig nach hinten ins Leere, doch aus dem Hinterhalt naht van Hoogdalem heran und nimmt den Ball volley ab(79.). Das sich beulende Außennetz versetzt die Schlacker in entzückte Hysterie... Tja, Pustekuchen!
Unfassbares dann auf der Gegenseite! Der eingewechselte Reina erhält in der 82. Minute die Riesenchance, den BVB auf die Siegerstraße zu bringen. Einen Blitzsauberen Konter über Ricken eingeleitet bringt „Billy“ Reina am linken Strafraumeck gut in Szene.. Reina überlegt kurz und zieht dann mit einem „Schnibbelball“ ab - Glanzparade von Reck. An seiner Reaktion mochte einjeder ermessen, wie sehr er über sich selbst enttäuscht war! Mensch Billy, Du hättest berühmt werden können!
Trotz einer turbulenten Schlussphase und aufkeimenden Emotionen, blieb das Spiel bis zum Ende torlos. Zu wenig, angesichts der Tatsache, dass die Münchner Bayern ebenfalls nur Unentschieden gespielt haben und man darf gar nicht daran denken, was für eine große Chance beide Mannschaften heute verspielt haben. Gemessen am Ergebnis, waren die überragenden Akteure beider Teams in der Abwehr (vor allem Oliseh zu finden. Im Kampf der Spielmacher allerdings war - wen überraschts? – Tomas Rosicky der klare Punktsieger gegenüber Möller, da er sich wesentlich öfter ins Spielgeschehen einbrachte und vor allem keinen Zweikampf (bei vielen bösen Nickligkeiten gegen ihn!) ausließ. Als er dann in der 84. Minute das Spiel völlig entkräftet verließ, war er vollkommen fertig. Möller war spielerisch schwach und wurde erst besser, als die kämpferisch starken Dortmunder ab der 60. Minute nachließen. Leider war das Spiel über die gesamte Dauer zu sehr von Kampf und Taktik geprägt, so dass sich keine gravierenden Torchancen herauskristallisierten. Zwar stimmte Moral und Kampfgeist einigermaßen zufrieden, spielerisch jedoch, war es aber doch eher enttäuschend, was beide Rivalen da boten. Was blieb war ein Unentschieden, dass zwar keiner der beiden Mannschaften die ersehnte Tabellenführung einbrachte, mit dem beide allerdings leben können. Schalke hat trotz großer Verletzungsprobleme das Derby nicht verloren, während Borussia Dortmund konnte es zumindest vermeiden, bereits das dritte Spiel gegen den Rivalen in dieser Saison zu verlieren. Und so sagte in der anschließenden Pressekonferenz dann auch folgerichtig Matthias Sammer: "Es war ein komisches Spiel, finde ich. Beide Mannschaften haben Respekt voreinander gezeigt und nicht letztes Risiko gespielt. So war das Ergebnis am Ende gerecht." Auch Huub Stevens bestätigte anschließend letztlich diesen Eindruck: „Beide Seiten hatten voreinander viel Respekt, keiner wollte verlieren." Schade!
Fazit
Ein Ausflug zum verhassten Rivalen, der mit einem „Punktgewinn“ endet, wäre normalerweise gut. Nicht so in diesem Fall, denn da war heute „reichlich mehr“ drin! Die Art und Weise jedenfalls, in der Borussia diesen Punkt „holte“ regt jetzt nicht gerade zu Jubelstürmen an. Zumal am kommenden Freitag die Frankfurter Eintracht im Westfalenstadion antritt, die unter ihrem Interimscoach Rolf Dohmen ihre Miniserie von drei ungeschlagenen Begegnungen gegen Bremen vor eigener Kulisse nun beenden mussten. Beim BVB steht dann auch wieder der bei den Fans sehr beliebte Philipp Laux zwischen den Pfosten, denn Jens Lehmann kassierte heute völlig uneinsehbar seine fünfte Gelbe Karte in dieser Saison.
NUR HIER: Schwatzgelb.de Fotos von der Expedition ins Rattenloch...
Aufstellung und Noten
BVB: Lehmann (3) Wörns (3) Oliseh (2) Kohler (3,5) Heinrich (5) Nerlinger (4), Dedé (4) Rosicky (3) Ricken (3) Addo (4,5) Bobic (4)
Einwechselungen: - 61. Reina (4) für Addo, 83. Sörensen für Rosicky.
Tore: Fehlanzeige.
Eckstöße: 8:7 (Halbzeit 2:3),
Chancenverhältnis: 4:4 (1:1).
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk, Kaiserslautern (5) Ganz klarer „Heimschiedsrichter“. Wollte in der hektischen Schlussphase den Schlackern wohl gerne noch zum Sieg verhelfen...
Gelbe Karten: van Hoogdalem, Nemec, Möller, Büskens - Addo, Nerlinger, Lehmann (5., gesperrt).
Zuschauer: 62.109 (ausverkauft).