Borussia ist wieder im Rennen!
Alles oder nichts heißt es in den letzten 3 Gruppenspielen der Champions League des BVB, denn nach der Niederlage im Hinspiel gegen Boavista Porto steht Borussia schon mit dem Rücken zur Wand. Doch seit der Niederlage gegen Porto hat die Dortmunder Mannschaft wieder zu alten Tugenden zurückgefunden und diese sind neben technisch gutem Spiel vor allem der Kampf.
Beeindruckend setzte sich der BVB am letzten Samstag gegen die „falsche“ Borussia aus Mönchengladbach mit 2:1 durch und wusste vor allem durch ihre kämpferische Leistung zu überzeugen.
Die Spieler wollen Revanche
Das war ganz nach dem Geschmack von Micky Stevic, der trotz gebrochener Nase die 90 Minuten durchspielte und Montag beim Training sofort klarstellte, was die Portugiesen zu erwarten hatten, nämlich einen „heißen Kampf“, bei dem die Borussen die Schmach der letzten zwei Niederlagen gegen Boavista unbedingt tilgen wollten.
Das es kein leichtes Spiel werden würde war jedem bereits vor dem Anpfiff klar, immerhin besitzen die „Namenlosen“ aus Porto eine erstklassige Mannschaft, gespickt mit 9 (!) Brasilianern. Außerdem hatte der BVB mit Amoroso (gesperrt), Ewerthon (nicht spielberechtigt) zwei der Erfolgsgaranten des Gladbachspiels zu ersetzen. Zu allem Übel mußten auch noch Bobic (Knieverletzung) und Herrlich (Oberschenkelprellung) passen.
Aufgrund des Engpasses im Sturm berief Coach Sammer Conner Casey in den Kader, der sich nach guten Leistungen in der Oberligamannschaft diese Chance verdient hatte.
Kein guter Tag für das Geburtstagskind
Stefan Reuter feierte heute seinen 35. Geburtstag und sein Wunsch war natürlich klar. Ein Sieg sollte es sein, aber leider konnte er durch eine erneut durchwachsene Leistung nicht viel dazu beitragen. Zu hektisch waren seine Bemühungen, das BVB Spiel von hinten anzukurbeln. Zu allem Überfluß war der Kapitän nicht unschuldig an der überraschenden Führung der Gäste.
Metzelder wird langsam in die Mannschaft eingebaut
Wie in Gladbach viel auch diesmal Jürgen Kohler der Taktik zum Opfer, für ihn rückte Metzelder ins Team.
Wie immer bei internationalen Auftritten wurde die Süd „bestuhlt“. Doch die BVB Fans versuchten vor dem Spiel das beste daraus zu machen um etwas Stimmung in den Tempel zu bekommen.
Irgendwie findet trotz der sinnlosen Verteilung der Plätze fast jeder seinen angestammten Platz und so war es schön anzusehen, das fast wie in alten Tagen (vor dem Umbau der Tribüne) die Mittelblöcke der Süd gemeinsam das „Heja BVB“ anstimmten.
Soweit die Füße tragen, Dortmunds Spieler kamen schwer in Tritt
Die Platzwahl ging verloren und so musste Borussia bereits in der 1. Halbzeit zur Südtribüne spielen. Nach vorsichtigem Beginn war es bereits in der 3. Minute der stark aufspielende Lars Ricken, der sich auf der linken Außenbahn durchsetzte und zum Flanken kam, doch Koller verpasste den Ball.
Bereits 2 Minuten später war es wieder Koller der einen Ball von Stevic nach Einwurf von Evanilson nicht verwerten konnte (Mein Gott, man möchte zu ihm auf den Platz springen und ihm helfen das Dingen endlich zu versenken).
Ricken wurde in dieser Phase immer stärker und war nur durch Fouls (5. Min. Gelb für Paulo Turra) zu stoppen. In der 15. min der erste Eckball für Borussia und wieder war es Ricken, der mit einem Volleyschuß das Tor von Porto verfehlte.
Borussia hatte in der dieser Phase des Spiels die größeren Spielanteile ohne aber zwingend vor das Tor von Boavista zu kommen.
In 25. Minute macht der starke Metzelder seinen einzigen Fehler als er den Ball zu kurz abspielt und Porto so fast zu einer günstigen Chance kommt. Das scheint eine Art Signalwirkung auf die Spieler von Porto zu haben. Die Portugiesen zeigten auch in Dortmund wieder große Laufbereitschaft durch ein beeindruckendes Kollektiv. Zu dem sind sie zu jeder Zeit brandgefährlich. Borussia hat mit dieser Beweglichkeit des Gegners seine Schwierigkeiten und vor allem Stefan Reuter verliert öfter den Überblick.
Nicht schon wieder gegen Porto verlieren
In der 31. Minute hat der BVB nach schöner Vorarbeit von Dede eine weitere Torchance, doch Stevic verzieht den Kopfball. Das Spiel ist mittlerweile ausgeglichen und die technisch starken Portugiesen wissen sich immer wieder gut in Szene zu setzen. Es ist dann ausgerechnet der unglücklich agierende Reuter, der völlig unmotiviert 30 Meter vor dem eigenen Tor gegen Alexandre Goulardt den Ball vertändelt, worauf der Brasilianer sich nicht lange bitten läßt und aus 20 Metern mit einem Sonntagsschuß das 1:0 erzielt.
Die Stimmung im Stadion ist auf dem Nullpunkt. Keine Anfeuerungen, keine Gesänge statt dessen wieder mal Pfiffe im Westfalenstadion!
Eine Minute später wird Dede vor dem Strafraum der Portugiesen gefoult. Den Freistoß von Rosicky lässt Torwart Ricardo abprallen, Koller verpasst einmal mehr die gute Einschussmöglichkeit. Es scheint, als wenn der Ball sich gegen ihn verschworen hätte.
Wo sind die Fans wenn man sie braucht?
Unrühmlich auch die Reaktion der Fans in der Südtribüne, die mit „Zickzack Zigeunerpack“ Rufen ihren Unmut über einige Aktionen der Portugiesen Luft machten. Das hatte diese erstklassig aufspielende Mannschaft nicht verdient. Das sind Momente in denen man sich schämt BVB Fan zu sein.
Viel wichtiger wäre es hier gewesen die Dortmunder Mannschaft zu unterstützen. Wieder einmal bleibt festzuhalten, dass viele der einst als „Besten Fans der Liga“ betitelten Borussenanhänger nur singen und Unterstützung bieten wenn die Mannschaft führt.
Darüber sollte jeder, der ins Stadion geht mal ernsthaft nachdenken. Mehr dazu auch bei „Stimmen zum Spiel“.
Die 2. Halbzeit: „Alles wird gut!“
Die Dortmunder Mannschaft kam wie ausgewechselt aus der Kabine. Mit viel Schwung drückte der BVB auf den Ausgleich und die jetzt doch energischeren Bemühungen wurden in der 50. Minute bereits mit einem Tor belohnt. Koller leitet den Ball mit der Hacke auf Ricken weiter und der lupft kalt bis ins Herz mit einer kurzen Finte den Ball über Torwart Ricardo in Netz.
Endlich ist Feuer in Spiel, Borussia fasst jetzt wesentlich konsequenter nach und drückt weiter aufs Tempo. Boavista bleibt weiter gefährlich und in der 58. Minute ist es Frechaut, der aus aussichtsreicher Position aus gut 18. Metern über den Kasten von Lehmann schießt.
Bei der 4. Ecke der Dortmunder haben viele Fans schon den Torschrei auf den Lippen, doch Freund und Feind verpassen. Drei Minuten später werden die Borussenfans endlich erlöst. Ricken auf der linken Seite zu Rosicky, der setzt sich leichtfüßig durch, geht mit dem Ball bis in den Strafraum der Portugiesen und paßt das Leder zu Koller, der endlich, endlich einlocht. Was für ein Jubel , als der „lange Schlacks“ seinen Jubelsprint bis zur Trainerbank startet. Er kann es also doch!
Boavista bleibt gefährlich
Aus der Angst diesen Vorsprung wieder zu verspielen, schaltet der BVB wie so oft einen Gang zurück und zieht sich unverständlicher Weise wieder zu sehr in die eigene Hälfte zurück. Die Portugiesen ergreifen ihrerseits sofort die Initiative und drängen auf den Ausgleich. Dennoch schaffen es die Schwatzgelben sich zu lösen und gefährliche Konter zu starten. Einer dieser Gegenstöße bringt Koller alleine vor Torwart Ricardo. Koller, zuvor zwar erfolgreich, aber noch nicht mit dem nötigen Selbstbewußtsein behaftet, schiebt die Verantwortung rüber auf die schmalen Schultern von Sörensen, der allerdings im Abseits stand. Ein Aufschrei des Entsetzens bei den Fans, denn das wäre wohl der Matchball gewesen.
In der 78. Minute bringt Sammer Oliseh für den blassen Sörensen, wohl auch um die Abwehr zu stabilisieren. Gefährlich wird es dann nochmal in der 88. Minute als Sanchez zum Freistoß antritt. Doch heute Abend hatte der Bolivianer kein Schußglück.
In der Schlußminute der „regulären“ Spielzeit tankt sich Eva nochmal auf dem rechten Flügel durch, bedient den „Mann des Abends“ mustergültig, doch Lars Ricken scheitert am Torwart von Boavista. Schade, es wäre ein schöner Schlußpunkt gewesen.
Fazit:
Borussia verschlief die erste Halbzeit komplett und mußte in der Halbzeit zu neuem Leben erweckt werden. Klasse jedoch, wie diese Mannschaft dann die Ausfälle kompensierte und zurückfightete. Auffallend war vor allem dann in der 2. Halbzeit die kompakte Einheit, wo jeder für den anderen kämpfte. Mit dieser Einstellung ist die Champions League noch nicht vorbei.
Statistik:
Mannschaftsaufstellung: Lehmann (2), Evanilson (2), Metzelder(3) , Wörns (3), Dede (2) Stevic (3), Reuter (4), Ricken (85. Kohler) (1,5), Sörensen (4) (78. Oliseh), Koller (3), Rosicky (3)(90. Madouni)
Auf der Bank: Laux – Kohler, Kapetanovic, Madouni, Oliseh, Bugri, Casey
Es fehlen: Amoroso (gesperrt), Ewerthon (nicht spielberechtigt), Herrlich (Oberschenkelprellung). Bobic (Knieverletzung) Heinrich, Demel (Aufbautraining), Reina (Knie-Operation), Addo (Kreuzband riss).
SCHIEDSRICHTER: Stefano Braschi (Italien), (4) lag oft falsch in seinen Entscheidungen, insbesondere in der Abstimmung zu seinen Linienrichtern, die schon eine „Abseitsphobie“ hatten.
Stimmen nach dem Spiel:
Trainer Sammer:„Ich möchte an dieser Stelle auch mal den ein wenig Kritik an die Fans richten. Jeder im Stadion wusste worum es ging und ich hätte mir wirklich mehr Unterstützung von den Fans gewünscht. Gerade dann, wenn es nicht läuft wäre das so wichtig. Ich möchte hier niemanden verurteilen, aber wir brauchen die Fans auch in dann wenn es mal am Anfang nicht so gut läuft.
Christoph Metzelder: Ich fand die Stimmung im Stadion ok. Auf die Aussage von Sammer angesprochen und nach erneuter Nachfrage sagte er dann jedoch: „Natürlich wäre es viel besser für die ganze Mannschaft, wenn die Fans auch hinter uns stehen wenn es nicht ganz rund läuft. Aber man gewöhnt sich halt daran. Als es dann in der 2. Halbzeit besser lief, waren die Fans ja wieder da. Wäre schön wenn das immer so wäre.