3 Platzverweise im Spitzenspiel gegen den Rekordsmeister - 1:1 – BVB offenbart fehlende Klasse
In einer turbulenten und von übertriebener Härte geprägten Partie schaffte es der BVB heute trotz Überzahl nicht, das selbsternannte Aushängeschild des deutschen Fußballs, den FC B*yern, zu schlagen. Wieder einmal offenbarte das Team von Matthias Sammer taktische Unzulänglichkeiten und verpasste somit die große Chance zur Tabellenführung vor 68.600 Zuschauer im ausverkauften Dortmunder Westfalenstadion.
Die Voraussetzungen für ein Spitzenspiel hätten kaum besser sein können. Das Duell der beiden Trainer Matthias Sammer und Ottmar Hitzfeld, die Zweikämpfe zwischen den Nationaltorhütern Jens Lehmann und Oliver Kahn oder der Regisseure Tomas Rosicky und Stefan Effenberg versprechen zusätzliche Brisanz und Emotionen. Der Tabellenzweite empfing den Spitzenreiter der Liga und beide Mannschaft konnten annähernd in Bestbesetzung auflaufen. Beim BVB fehlten lediglich die Langzeitausfälle Reuter und Herrlich sowie Jürgen Kohler, der sich kurzfristig mit Muskelproblemen abmeldete, und beim Rekordmeister rotierte Ottmar Hitzfeld, so dass Jancker, Sergio und Zickler zunächst auf der Bank Platz nehmen mussten. Für sie spielte unter anderem Roque Santa Cruz, der nach langer Verletzungspause zu seinem ersten Einsatz seit fast vier Monaten kam.
Bereits kurz nach dem Anpfiff ergab sich die erste Gelegenheit für die Gäste. Dede patzte mit einer zu kurzen Kopfballabwehr und Effenberg schoss aus etwa 20 Metern knapp über die Latte. In der sechsten Spielminute dann die kalte Dusche für die Borussia: Doppelpass zwischen Elber und Lizarazu, der Evanilson an der Torauslinie ganz alt aussehen ließ und den Ball in den Rücken der BVB-Abwehr spielte. Santa Cruz konnte mühelos zum 0:1 einschieben, und wie im letzten Heimspiel gegen Leverkusen musste der BVB auch heute wieder einem frühen Rückstand hinterherlaufen.
Die Borussia zeigte sich nach diesem frühen Rückstand engagiert und bemühte, den Ausgleich zu erzielen, hatte jedoch keine zwingenden Torchancen. In der 14. Minute setze sich Bobic auf der rechten Seite gut gegen Lizarazu durch und prüfte mit einem ordentlichen Schuss Gorilla Torhüter Kahn, doch die Situation war insgesamt zu harmlos um diesen ernsthaft zu gefährden.
Acht Minuten später dann die nächste Gelegenheit für den BVB. Nach Hereingabe von Heinrich entwischte Bobic seinem Bewacher Kuffour, erwischt den Ball jedoch nur mit der Fußspitze, so dass dieser knapp am Tor vorbeiging. Und wiederum vier Minuten später, in der 26. Spielminute, zirkelte Dede einen Freistoß aus etwas 20 Metern knapp über das Tor.
Das Spiel, das schon bis dato von vielen kleinen Fouls geprägt war, wurde nun deutlich ruppiger. In der zunehmend erbittert geführten Begegnung avancierte Schiedsrichter Hartmut Strampe in der Folgezeit zum Hauptdarsteller mit Hang zur Theatralik. Binnen 30 Minuten zeigte der Unparteiische aus Handorf insgesamt sechs Gelbe Karten und einem Platzverweis allein in der ersten Häfte.. Zuerst gerieten bei einem Oliseh-Freistoß in der Mauer Otto Addo und Elber aneinander, die entstehende Rangelei erhitzte die Gemüter zusätzlich und beide Protagonisten sahen für diese Aktion von Schiedsrichter Strampe die gelbe Karte. Nur vier Minute später riss der bereits verwarnte Bixente Lizarazu dann an der Außenlinie Tomas Rosicky um und kassierte für dieses Foul die gelb-rote Karte. Hier mußte der Schiri in dieser Phase des Spiels hart durchgreifen, da das Spiel außer Kontrolle zu geraten drohte. Besonders die Gäste fielen immer wieder durch harte Fouls und andere unfaire Aktionen auf.
Fußball gespielt wurde gelegentlich auch noch. In der 41. Minute setze sich Bobic an der Strafraumgrenze geschickt gegen Kuffour durch und zog ab, jedoch war der Schuss viel zu harmlos und stellte keine wirkliche Gefahr für das Bayerntor dar.
Tore, deren Anerkennung nicht erfolgte
Nach der Halbzeitpause gleich wieder Hektik. Der überforderte Unparteiische Strampe machte erneut von sich reden, als er einem regulären Treffer von Bobic in der 47. Minute wegen angeblicher Abseitsstellung die Anerkennung verweigerte. Nach einem super Pass von Rosicky stand der heute engagierte Torjäger frei vor Oliver Kahn und versenkte den Ball im Netz, doch der Schiedsrichterassistent hatte schon zuvor die Fahne gehoben. Abseits – ein Fehler, wie auch die Fernsehbilder beweisen. Nur vier Minuten später das gleich Bild: Wieder jubelt Schwatzgelb, nach einem Treffer aus der Distanz von Dede, wieder entscheidet der Schiedsrichter auf Abseits, dieses Mal jedoch zurecht, da Bobic, noch versucht hatte an den Ball zu kommen und dabei jedoch klar im Abseits stand.
In der 52. Minute dann endlich der erlösende – und vom Schiedsrichter anerkannte – Treffer zum 1:1-Ausgleich. Evanilson schaltete bei einem Freistoß in der eigenen Hälfte am schnellsten und spielte mustergültig Lars Ricken an, der auf der rechten Seite viel Platz hatte und flach nach innen flanken konnte. Bobic wieder einmal einen Schritt schneller als Kuffour und drin war der Ball.
Kurze Zeit später erneut Jubel im Westfalenstadion. Effenberg mit einem Bodycheck gegen Evanilson, und Schiri Strampe zögerte keine Sekunde und zeigte dem Bayern-Kapitän die rote Karte. Ab diesem Zeitpunkt spielten elf Borussen gegen neun Bayern, die mit diesem Umstand aber deutlich besser zurechtkamen als unsere Borussen. Die Sammerelf tat sich ab diesem Zeitpunkt schwer, dass Spiel zu machen. Viel zu behäbig agierte die Mannschaft gegen eine den sehr kompakten Abwehrbeton des deutschen Meisters. Die Bayern hingegen ließen in dieser Phase den Ball laufen und trafen mit Elber sogar noch einmal ins BVB-Tor, doch dieser Treffer wurde wegen Handspiels nicht anerkannt.
Der BVB offenbarte nun, dass es ihm einfach an Klasse fehlt. Gegen 2 Mann weniger gelang es den Borussen nicht einmal, richtig Druck aufzubauen, um die Hintermannschaft des Gegners zu Fehlern zu zwingen. Taktische Unzulänglichkeiten und viel zu ungenaue Flanken von den Außen verhinderten es, überhaupt zu zwingenden Torchancen zu kommen und anstatt ein regelrechtes Powerplay aufzuziehen, versuchten man es immer wieder mit Distanzschüssen durch Oliseh (70. und 79. Minute) und Nerlinger (72.). Viel zu wenig für eine Mannschaft, die - vom Tabellenbild her - die Chance hat, Meister zu werden. Den am Ende noch durch den berechtigten Platzverweis an dem nickeligen Effenberg (Foul an Evanilson) dezimierten Bayern konnte der BVB nicht mehr energisch zu Leibe rücken.
Einzig Tomas Rosicky war eifrig bemüht, dem Spiel etwas Linie zu geben und sorgte für die wenigen klaren Chancen der Borussia. Einen abgefälschten Freistoß konnte Kahn in der 81. Minute gerade noch entschärfen und kurz vor Schluss hätte der junge Tscheche beinahe noch den Siegtreffer erzielt, als sein Freistoß aus 17 Metern gegen den Innenpfosten klatschte und von aus dort genau in den Armen des Bayernkeepers landete.
Den traurigen Schlusspunkt der Partie setzte in der 90. Minute Evanilson, als er von hinten Paulo Sergio umtrat und für diese Aktion die rote Karte sah. Bis dahin hatten sich die Borussen clever herausgehalten und waren nicht auf die unfaire und brutale Spielweise der Gäste eingestiegen. Dieses Foul jedoch war – zumal es kurz vor Schluss passierte – äußerst dumm und dürfte noch ein Nachspiel für den Brasilianer haben. Matthias Sammer wird so allerdings dazu gezwungen, in den nächsten Spielen eine Alternative für den seit Wochen formschwachen Evanilson zu bringen und das ist vielleicht gar nicht einmal das Schlechteste. Am Ende kam auch noch Pech hinzu: In der Schlußminute traf dann ein Rosicky-Freistoß nur den Innenpfosten und prallte von dort genau in die Arme von Oliver Kahn.
Ottmar Hitzfeld bemerkte anschließend: “Beide Mannschaften haben bei elf gegen elf versucht, nach vorn zu spielen. Aber wenn man bei jedem kleinen Foul schon Gelb bekommt? Nach den frühen Gelben Karten kam sehr viel Hektik auf. Die erste Gelbe Karte für Bixente Lizarazu war keine Gelbe Karte. Als er dann die Gelb-Rote Karte sah, wurde die Situation schwieriger für uns. Rot gegen Effenberg darf man nicht pfeifen.“ Auch eine Sicht der Dinge!
Fazit: So spielt kein deutscher Meister, und dieser Satz ist auf beide Mannschaften heute anzuwenden. Die Bayern verhielten sich lediglich etwas geschickter, als sie das Remis in zweifacher Unterzahl verteidigten, doch überragend oder respekteinflößend war diese Vorstellung des Rekordmeisters auch nicht. Der BVB enttäuschte vor allem nach dem Platzverweis von Effenberg, da es nicht gelang, aus der numerischen Überlegenheit Kapital zu schlagen. Keeper Jens Lehmann bracht dies auf den Punkt: „Da hat Doof gegen Dumm gespielt.“ Vielleicht sollte man beim DFB überlegen, dieses Jahr keinen Meister zu küren. Verdient hätte es zumindest keines der Teams wirklich. Schlimm wie nachdenklich stimmt uns allerdings die wohl von „ganz Oben“ ausgegebene Order, den entgangenen Mittelfeldstrategen Rosicky bei jeder sich bietenden Gelegenheit brutal in die Beine zu treten! Uli Hoeneß, der wohl schlimmste Brandstifter der Liga entpuppte sich einmal mehr als Pflegel ersten Grades: Seine Entgleisung: „Der Addo gehört in den Zirkus“, müsste eigentlich ein hehres Nachspiel hinter den Kulissen nach sich ziehen!
Noten und Aufstellung:
BVB: Lehmann (3), Wörns (3,5), Oliseh (3,5), Metzelder (4) 64. Reina ( - ) - Evanilson (5), Heinrich (4,5), Ricken (4) 71. Nerlinger ( - ) , Dede (3), Rosicky (2,5), Bobic (3), Addo (4) 86. Nijhuis ( - ) - Publikum (3,5)
Tore: 0:1 Santa Cruz (6.), 1:1 Bobic (52.)
Schiedsrichter: Hartmut Strampe, Handorf (5) Mit dem Spiel völlig überfordert, führte er sich zumeist gestenreich auf, wie ein Dompteur im Zirkus. Brachte sich früh in Zugzwang und damit die Partie zur Hektik! Hätte die ganze Bayern-Bank auf die Tribüne schicken müssen!
Zuschauer: 68600 (ausverkauft)
Rote Karten: Effenberg (55., grobes Foulspiel), Evanilson (90., grobes Foulspiel)
Gelb-Rote Karten: Lizarazu (34.)
Gelbe Karten: Addo, Oliseh - Kuffour, Elber, Jeremies, Linke, Salihamidzic, Scholl, Kahn, Sagnol