Heimserie gerissen – BVB (A) geben ersten Punkt ab
Womit so recht keiner mehr geglaubt hat und auch niemand auf den vorsichtigen Horst Köppel hören wollte, das ist jetzt für den weiteren Verlauf der Oberliga Westfalen eingetreten. 2:2 trennen sich die Amateure des BVB vom VFB Hüls und spüren nun wieder den Atem der Verfolger.
Die große Frage war, ob der Verlust von Conor Casey Spuren hinterlassen würde oder ob andere Spieler durch den Weggang eigene, neue Energien freisetzen können. Horst Köppel hatte zusätzlich auf den verletzten Emanuel Krontiris verzichten müssen. Francis Bugri stand der Mannschaft nicht zur Verfügung, da er am Montag morgen um 11 Uhr zusammen mit den Profis den Weg nach Liverpool antritt. Er war aber trotzdem vor Ort um seine Kollegen moralisch zu unterstützen.
Ebenfalls nicht in der Anfangsformation finden konnte man Florian Kringe, der unter der Woche nicht trainieren konnte, da er mit seiner Schulklasse in Berlin auf Klassenfahrt war. Er nahm auf der Bank Platz.
Horst Köppel hatte vor dieser Saison den VFB Hüls in den Favoritenkreis um den Aufstieg in die Regionalliga aufgenommen. Zwar standen die Hülser bislang nur auf Platz 8, doch wollte Köppel, der einen Gegner ja immer ernst nimmt, sie nicht unterschätzt wissen. Beide Mannschaften fingen das Spiel auch flott an. In den ersten Minuten kamen zwar auf beiden Seiten keine klaren Chancen auf, aber die Gäste hielten gut mit und nahmen die Abwehr um Thorwart, Sahin und Abel ständig unter Beschuss, ohne dass diese aber ins Wackeln gekommen wäre. In der 9. Minute stand nach einer langen Flanke in die Spitze Bashiru Gambo alleine Gästekeeper Rantzow, der im Herauslaufen vor Borussias Stürmer retten konnte.
Beide Spieler prallten zusammen, blieben liegen, konnten aber nach kurzer Behandlung weiterspielen. Sicherlich wäre es für den BVB ein Schwächung gewesen, so früh auf einen weiteren Stürmer verzichten zu müssen. Wenn die Stürmer wegfallen, müssen halt die Leute aus dem Mittelfeld die Tore machen. Das dachte sich vielleicht Michael Rothholz, der in dieser Saison erst neun Mal für den BVB spielte und dabei achtmal eingewechselt wurde und erzielte in der 26. Minute nach einer schönen Flanke und Einzelleistung von Kurtulus Öztürk mit dem Kopf das 1:0 für den BVB.
Den ersten wirklich gefährliche Angriff der Gäste notierte man in der 32. Minute als Kapitän Kornmaier sich im Mittelfeld durchsetzte und aus 20m den Ball am Kasten von Alexander Kuschmann, der bis dahin nicht so viel zu tun hatte, vorbei schoss. Dann wieder die Dortmunder. Gambo mit Kopfball nach Pinske Ecke nur übers Tor (36.) Die nächste Szene gehörte wieder Michael Rothholz, der eine Flanke von Michael Kügler von links zwar nicht richtig traf, aber dessen Schuss vom Hülser Daniel Haxter unglücklich abgefälscht und dann ins Tor des geschlagenen Tobias Rantzow segelte. 2:0, 38. Minute.
Daniel Haxter schlich nach seinem Fehler für ein paar Sekunden wie ein Häufchen Elend über den Platz, um dann zu einem Spurt anzusetzen, um eine weite Flanke aus dem Mittelfeld auf links aussen anzunehmen. Der Linienrichter wähnte ihn dabei im Abseits und zeigte dies an, wurde aber von Schiedsrichter Kötter überstimmt, der weiterspielen ließ. Haxters Flanke fand auch einen Mitspieler, der zum Glück den Torschuss vergab. Die nächste brenzlige Szene für den BVB ging dann leider nicht mehr so glücklich aus.
Torwart Kuschmann schubste mit einem taktischen Foul vor der Strafraumgrenze einen Hülser Angreifer, der ansonsten Einschussbereit gewesen wäre. Kuschmann bekam Gelb, die Gäste einen Freistoss, den Thorsten Kornmaier zum Anschlusstreffer für den VFB versenkte. 2:1, 42. Minute.
Vor der Pause für Hüls sogar noch die Chance auszugleichen. Andreas Beckmann prüfte Kuschmann, der einen strammen Kopfball über die Latte lenken konnte. (45.)
Hüls´ Trainer Ahlefelder verlies zur Pause den Platz laut fluchend aufgrund der vergebenen Chancen. Er muss seine Spieler wohl in der Pause mächtig zusammengefaltet haben, sie kamen aus der Kabine und rissen das Spiel an sich. Schon in den ersten Sekunden nach dem Wiederanpfiff kamen sie zweimal höllisch gefährlich vor den Dortmunder Kasten und schon in der 47. Minute drosch Fabio de Souza den Ball volley in die Maschen der Gastgeber. Der VFB hatte also das Spiel, wenn man die Pause rechnerisch weglässt, innerhalb von fünf Minuten gedreht.
Das mitgereiste Häufchen VFB-Fans äh Hausfrauen machte sich jetzt bemerkbar, während man den Supportern der Dortmunder die Cottbuser Reisestrapazen deutlich anhörte.
Nachdem die nächste Möglichkeit wieder den Gästen gehörte (52. Haxter) wurde es Köppel zu bunt. Er wechselte Markus Wersching und Berlin-Tourist Kringe ein und Torschütze Rotholz und Michael Kügler aus. Florian Kringe sorgte ab sofort für etwas mehr Wirbel in der VFB-Abwehr. In der 66. Minute zog er aus 20m am Tor vorbei und zwei Minuten später, aus etwa der selben Distanz über das Gehäuse. (68.)
Auch Hüls hatte weitere Chancen. Wieder war es Haxter, der BVB-Keeper Kuschmann nach einem Flachschuss zu einer starken Fußabwehr zwang. (70.). In der 78. fischte Kuschmann einem herannahenden Spieler flink den Ball vom Fuß und in der 83. Minute eliminierte er einen Heber von VFB Spieler Toplu. Aber auch sein gegenüber im Kasten der Gäste konnte sich nochmals auszeichnen. Nach einer Flanke von Oztürk konnte Rantzow den Kopfball von Markus Wersching geradeso am Pfosten vorbei lenken. (72.)
2:2 hieß es am Ende. Die BVB Spieler sanken enttäuscht auf die Bank. Öztürk war so sauer, dass er aufgestellte Hütchen durch die Gegend kickte und erst mal alleine für sich ein paar Momente über den Platz trabte. Hüls war sicherlich ein sehr starker Gegner, aber mit den Vorstädtern aus Gelsenkirchen, die nach einem Pausenrückstand von 2:4 zu Hause gegen Lengerich noch sage uns schreibe 6:4 gewannen, sitzt jetzt mit nur vier Punkten Rückstand der ärgste Verfolger im Nacken.
So muss auf jeden Fall schon am kommenden Sonntag im nächsten Heimspiel gegen den starken Aufsteiger von Fichte Bielefeld ein Sieg her. Anstoß dieses Spieles ist, wie bei allen Spielen im November in der Roten Erde bereits um 14.30 Uhr. Hoffentlich unter den Augen von mehr als nur enttäuschenden 274 Zuschauern.
Die Stimmen zum Spiel:
Wolfgang Ahlefelder (VFB Hüls):
Wir haben unser Ziel mindestens einen Punkt mitzunehmen erreicht, haben aber in der zweiten Halbzeit viele Chancen ausgelassen, die mehr hätten bringen können. Mit dem Erreichten können wir gut Leben, aber über drei Punkte hätten wir uns auch gefreut.
Horst Köppel (BVB):
Ich dachte eigentlich, dass es nach dem 2:0 etwas besser läuft. Knackpunkt war der Anschlusstreffer kurz vor der Halbzeit. Wir sind auf einen Gegner getroffen, der hier bei uns zu Hause so stark war, wie noch kein anderer. Ich hatte die Hoffnung, dass sie vielleicht in der zweiten Halbzeit etwas körperlich
abbauen würden, aber dem war nicht so, im Gegenteil. Wir sind immer nervöser geworden und hatten keine klare Linie mehr. Es ist keine Entschuldigung dafür, aber wenn man halt auf ausgeliehene, verletzte und nach Liverpool fahrende Spieler verzichten muss, die von den insgesamt bislang 42 Toren alleine 25 Stück gemacht haben, dann ist das bitter. Aber damit müssen wir leben.
Kurtulus Öztürk (BVB):
Wir geben nach einer 2:0-Führung zu Hause das Spiel noch ab, das darf nicht passieren. Als wir aus der Kabine kamen, waren wir voll nicht bei der Sache und im Endeffekt haben wir Glück gehabt, das wir nicht verloren haben. Das macht mich sauer. Hüls war nur stark, weil wir so schwach waren. Das war in der zweiten Halbzeit die falsche Einstellung der gesamten Mannschaft. Jetzt müssen wir nach diesem Scheiss-Spiel nach vorne sehen und uns auf das nächste Spiel konzentrieren.
Die Statistik:
BVB: Kuschmann, Abel, Thorwart, Sahin, Mehnert, Kügler (Wersching 55.), Rothholz (Kringe 55.), Gambo (80. Eshuan), Pinske, Achenbach, Öztürk
Schiedsrichter: Sebastian Kötter (war in Ordnung)
Zuschauer: 274 (war nicht in Ordnung)
Nächstes Spiel: 4.11.01, Stadion Rote Erde gegen Fichte Bielefeld, 14.30 Uhr.