Tatort Bundesliga - Nationalmannschaft: Westfalenstadion proudly welcomes you all...
Zum Spiel des Jahres aus Sicht einer ganzen Nation! Die deutsche Nationalmannschaft kam vor 85.000 Zuschauern im Nationalstadion von Kiew im WM-Relegations-Hinspiel gegen die Ukraine zu einem 1:1 Unentschieden und hat damit eine ausgesprochen gute Ausgangsbasis für das Rückspiel am Mittwoch, den 14. November, 20.30 Uhr im Dortmunder Westfalenstadion gelegt. Die Tatsache, dass der DFB diesen Ort für das wichtigste Spiel des Jahres auserkoren hat, bedeutet eine tiefe Verneigung vor der Begeisterungsfähigkeit der in diesen Breitengraden lebenden Fans!
Schon Max Merkel wusste über das Westfalenstadion zu berichten, dass es hier nur eines Knopfdruckes vom Platzwart auf den Lichtschalter bedürfe, damit 10.000 Zuschauer präsent seien! Am Mittwoch werden wir sie wieder erleben, diese südländische Stimmung, denn die Ruhrgebietsfans gelten von jeher als die Fanatischsten. Nirgendwo lebt der Fußball so emotional wie hier, mitten im Pott! So werden wir eine Woge der Begeisterung erleben, die unsere Mannschaft sicher durch die 90 Minuten zum Sieg begleitet, die wahrhaft einzigartig ist.
Schöner formuliert es „Fußballgott“ Jürgen Kohler: „Ich bin kein gebürtiger Westfale. Aber mein Herz wird auch nach dem Ende meiner Karriere immer Borussia gehören. Und diesem Stadion. Für mich ist das die beste Wahl, die der DFB in Deutschland treffen konnte.“ Abschließend noch BVB-Manager Michael Meier, der das einzig wahre sagte: „Die Mannschaft wird ihr Ziel erreichen. Schließlich findet das Rückspiel im Westfalenstadion statt. Und da herrscht bekanntlich eine Superstimmung.“ Freuen wir uns also auf das „Spiel der Spiele“ und peitschen unser Team von der 1. Minute an nach vorn!
Ballack glich Subows Führung aus!
Schwer genug war es schon, sich diese gute Ausgangsposition vor der frenetischen Kulisse von 85.000 Ukrainern zu erarbeiten. Aber rollen wir die Ereignisse noch einmal in Ruhe auf: Mit Thomas Linke in der Abwehr startete die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zum ersten WM-Relegationsspiel gegen die Ukraine. Eine Stunde vor Spielbeginn im ausverkauften Olympiastadion von Kiew gab Teamchef Rudi Völler die Nominierung des Münchner Verteidigers anstelle von Christian Wörns (Borussia Dortmund) bekannt, der wegen einer Knieverletzung ausfiel. Bayern „Edelreservist“ Linke bildete also zusammen mit Nowotny und Rehmer die Dreier-Abwehrreihe. Im Mittelfeld agierte Bernd Schneider auf der rechten Seite und Ziege auf der Linken. Das zentrale Mittelfeld sicherten Ramelow und Hamann ab. Hinter den Spitzen ackerte Michael Ballack, der unermüdlich versuchte die Fäden zu ziehen. Die einzige Spitze Alexander Zickler wird vom "hängenden" Stürmer Gerald Asamoah unterstützt, der überraschend den Vorzug vor Lars Ricken erhielt. “Wir haben die beiden schnellsten Stürmer aufgestellt, die wir im Kader haben, um auf Konter spielen zu können“, sagte DFB-Trainer Michael Skibbe unmittelbar vor dem Anpfiff. Der zuletzt länger verletzte Bayern-Angreifer Carsten Jancker sollte eigentlich erst im Dortmunder Westfalenstadion zum Einsatz kommen, kam dann aber doch in der 68. Minute für seinen Vereinskollegen Alex Zickler. Die Ukraine beginnt überraschend mit Zieges Teamkollege Sergej Rebrow von Tottenham Hotspur neben dem Donezk-Star Worobej als zweiter Spitze. Dahinter Superstar Andrej Schewtschenko wie gehabt.
Und es wird ein flotter Beginn. Bereits in der 2. Minute Riesendusel für Deutschland! Nach einem kapitalen Fehler von Linke taucht der allen Dortmundern aus den CL-Relegationsspielen gegen Donezk bekannten Andrej Worobej allein vor Kahn auf und setzt das Leder zum Glück für den deutschen Keeper an den linken Pfosten. Die ganze Nation steht fassungslos erstarrt vor dem Fernseher und reibt sich die Augen! Und weiter im Einbahnstraßenfußball: Das Spiel geht nur in eine Richtung, die Ukrainer machen gewaltig Druck. Sergej Rebrow verzieht einen Schrägschuss aus 16 Metern von der rechten Strafraumkante. Nur allmählich läuft der Ball auch bei den Deutschen mal über mehrere Stationen. Ballack flankt abschließend von links, Schneider trifft die Kugel bei seiner Direktabnahme nicht richtig, so dass der Ball hinter dem Tor landet. Dann plötzlich aus dem Nichts das 1:0 für die Ukraine. Schewtschenko tritt einen Freistoß aus 25 Metern. Der Ball wird von der Mauer (Rehmer) abgelenkt und springt Gennadi Subow vor die Füße, der aus sieben Metern in halbrechter Position an Kahn vorbei die Führung erzielt. Da war Olli Machtlos! Rudi und Micha ziehen die Stirn in Falten, was sollen sie jetzt tun?
Aber unsere Mannschaft steckt das erstaunlich gut weg. Doppelchance für Deutschland! Zunächst köpft Linke nach Schneider-Eckball an die Latte. Sekunden später scheitert auch Rehmer, als das Leder nach seinem Kopfstoß von Subow von der Linie gegen die Unterkante der Latte prallt. Und dann ist es endlich soweit: Der Ausgleich! Schneider zieht einen Freistoß von rechts nach innen, Zickler verlängert mit dem Kopf, Ballack steht am Fünfmeter-Raum und erzielt das 1:1 nach einer halben Stunde. Unmittelbar im Anschluß der erste Antritt von Schewtschenko. Von Subow auf die Reise geschickt steht er allein vor Kahn, der mit großartiger Fußabwehr den erneuten Rückstand gerade noch verhindern kann. Und es ist weiter Pfeffer drin: Nur 5 Minuten später wieder ein guter Angriff der Völler-Schützlinge. Nowotny spielt einen Steilpass in die Ukrainer Hälfte. Rehmer kommt nach Kopfballverlängerung von Zickler an den Ball. Er hebt das Leder aus 16 Metern über Keeper Lewizki, aber auch knapp über den Querbalken. Schade! Kurz vor der Halbzeit dann noch einmal Nesmachny, der mit einem Alleingang auf Kahn zurennt. Aber der Abwehrspieler verzieht aus halblinker Position aus 18 Metern und verfehlt das Tor aber um zwei Meter.
Unsere Mannschaft kommt ruhig und abgeklärt aus der Kabine und ließ erst in der 52. Minute so etwas wie einen Ansatz von Chance zu: Worobej, der von Timoschtschuk glänzend freigespielt wurde, verstolpert im Sechzehner gegen Nowotny eine gute Tor-Möglichkeit. Im Gegenzug steht Ballack nach einer Asamoah-Flanke plötzlich im Strafraum frei, bringt den Ball aber zu spät unter Kontrolle und wird abgeblockt. Nur eine Minute später haben die Deutschen den Torschrei auf den Lippen: Ziege zieht einen Freistoß von der linken Außenbahn scharf nach innen. Marco Rehmer steigt am höchsten, aber seinen platzierten den Kopfball aufs lange Eck rettet Maxim Lewizki mit einer Glanztat zur Ecke. Deutschland bleibt gefährlich, denn Bernd Schneider setzt in der 60. Minute einen Freistoß aus 23 Metern nur knapp am rechten oberen Winkel vorbei. Der schwache Schewtschenko wird von Andrej Worobej freigespielt, aber sein Schuß aus 14 Metern geht etwa zwei Meter über die Latte. Die Ukraine bläst zum Schlussspurt. Kahn entschärft einen direkten Freistoß von Schewtschenko aus 26 Metern und faustet das Leder zur Ecke (71.) Und endlich kommt in der 79. Minute auch Lars Ricken für den ausgelaugten Bernd Schneider rein, der ein gutes Spiel gemacht hat! Melaschenko, der zuvor ebenfalls eingewechselt worden war, führt sich gleich gut ein. Einen Flankenball vom Milan- Topscorer platziert er auf den langen Pfosten. Der Ball geht allerdings knapp drüber und landet auf dem Tornetz. Deutschland steht hinten gut, hat immer wieder Möglichkeiten. Christian Ziege verfehlt mit einem Volleyschuss aus 20 Metern das Tor um fünf Meter, noch 8 Minuten! Die Zeit läuft – und sie läuft für uns!
Alle stärkten „Rudi-Nationale“ den Rücken!
Und was hat man nicht alles im Vorfeld dieses Spiels probiert. Auf speziellen Wunsch von Teamchef Rudi Völler war Karl-Heinz Rummenigge in einer Art „Teammanager“ bei den beiden "Endspielen" gegen die Ukraine noch einmal dichter an die Fußball-Nationalmannschaft gerückt. "Rudi hatte mich gebeten, dabei zu sein. Ich habe mit Rudi ein erstklassiges, loyales Verhältnis. Alle, angefangen bei den Spielern bis zu denen, die im professionellen Fußball zu tun haben, müssen ihr Scherflein dazu beitragen, dass die volle Unterstützung der Nationalmannschaft gegeben ist", sagte Rummenigge. Der Ruf nach einem sportlichen „Nationalteam-Manager“ stieß im Vorfeld bei Mayer-Vorfelder eher auf Ablehnung. "Meiner Meinung nach ist das nicht erforderlich", sagte der DFB-Präsident, dessen Einfluss dadurch sicherlich beschnitten werden würde. Allerdings will er die Thematik "in aller Offenheit" mit Teamchef Völler erörtern, kündigte der Verbandschef an: "Es ist für mich kein Tabuthema."
Der ehemalige DFB- Kapitän will sich aber nicht in sportliche Belange einmischen. "Es gibt genug Gurus, die Rudi regelmäßig einflüstern wollen, wen er aufzustellen und wegzulassen hat. Das ist kontraproduktiv." Und Rummenigge führte sich sofort mit einem Kernsatz ein: "Ich bin überzeugt, dass wir am 14. November in Dortmund Deutschland bei der WM 2002 dabei haben. Ein Scheitern wird es nicht geben." Und er davor warnt, den Gegner zu stark zu reden: "Die Ukraine hat in Andrej Schewtschenko einen überragenden Spieler, die anderen zehn sind sehr, sehr durchschnittlich. Die elf Spieler, die in Kiew auf dem Platz stehen, werden sich zerreißen." Soweit die graue Theorie!
„Auch für Rudi gilt, er kann in dieser Rolle in den Jahren immer noch besser werden. Seine positive Ausstrahlung ist ein wichtiger Faktor“, begründete Hertha-Manager Dieter Hoeneß die fast einmütigen Bekundungen für Völlers Zukunft als Chef der Nationalelf. Der Teamchef selbst will sich derzeit mit diesem Thema überhaupt nicht beschäftigen: „Ich denke 24 Stunden lang an die Spiele gegen die Ukraine.“ Natürlich weiß auch Völler, dass die vergangenen 13 Länderspiele unter ihm und die Entwicklung der DFB-Auswahl in dieser Zeit vor allem daran gemessen werden, wie die Relegation ausgeht. „Dass der Druck groß sein wird, ist bei WM-Relegationsspielen normal. Ich denke aber, dass wir damit trainierte am umgehen können“, meinte der Weltmeister von 1990. Da war wohl der Wunsch der Vater des Gedanken...
Nervenspiele zur Ehrenrettung des deutschen Fußballs
Einige Profis zeigten schon zuvor, dass sie offenbar den Ernst der Lage erkannt haben. Rekonvaleszent Carsten Jancker malochte Dienstag nochmals bei den Bayern- Amateuren mit. Oliver Kahn legte trotz Trainingspause in München eine Sonderschicht ein. „Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen“, unterstrich der Torhüter. Der Cheftrainer von Borussia Dortmund, Matthias Sammer mahnte: „Wir dürfen uns nicht schlechter machen, als wir sind. Wir sind nicht Weltspitze, aber auch nicht Mittelmaß.“
"Unser Ziel, in Kiew kein Tor zuzulassen, war schon nach 18 Minuten durchkreuzt. Aber auswärts eins zu schießen", freute sich Völler mit Blick auf die angewandte Europacup-Arithmetik in den WM-Playoffs, sei sicher sehr gut für´s Rückspiel in der Hölle von Dortmund.
"Das Wichtigste war, trotz des Drucks nicht die Nerven zu verlieren und ohne Angst unser Spiel aufzuziehen. Die Anspannung musste sein, um 100 Prozent Leistung abzurufen, aber das darf nicht in Übernervosität ausarten", so Völler. Sein wichtigstes Ziel in den letzten Stunden vor dem Anpfiff war es deshalb, "den Druck etwas herunterzuschrauben und nicht zu überziehen". Doch ansonsten sei der Programmablauf trotz der spürbaren Anspannung ähnlich wie vor jedem anderen Länderspiel auch: Mannschaftssitzung, Videoanalysen, Einzelgespräche. Keine Sorgen machte sich indes Micha Skibbe um das Nervenkostüm der Spieler. Die Situation mit zwei "Alles-oder-Nichts-Spielen" sei so neu nun auch wieder nicht, meinte er äußerlich gelassen: "Theoretisch kann es ja bis zu einem Elfmeter-Schießen am Mittwoch kommen. Aber so was haben alle Spieler schon mit ihren Klubs erlebt. " So weit sollte es aber gar nicht kommen, fordert Karl-Heinz Rummenigge, der auf Wunsch von Teamchef Rudi Völler seit Dienstag bei der Mannschaft ist. "Wie im Europacup müssen wir im Auswärtsspiel die Basis legen." In Kiew sei alles machbar, "mit kühlem Herzen und Kampf bis zum Zerreißen". Da wusste er allerdings noch nicht, dass am Ende mit dem 1:1 ein Riesenschritt auf dem Wege zur WM in Südkore/Japan geschafft werden sollte...
Für Torwart Oliver Kahn, der den dreimaligen Welt- und
Europameister wieder als Kapitän auf's Feld führte, sind Druck und Anspannung
aus eigener Erfahrung etwas Positives. "Nur so kann man seine Topleistung
abrufen. In so einer Situation kann man Kräfte abrufen, von denen man vorher
noch gar nichts geahnt hat", sagte der Weltklassekeeper. Auch der
ukrainische Superstar Andrej Schewtschenko, als größtes "Feindbild"
der deutschen Mannschaft aufgebaut, machte „Olli“ nicht bange. "Er ist ein guter Stürmer", bemerkte Deutschlands
"Fußballer der Jahres" darauf angesprochen lapidar.
Am Rande: "Der Fußball-Gesandte Gottes"
Walerij Lobanowski ist schwer herzkrank. Als der Trainer von Dynamo Kiew vor zwei Wochen nach dem Champions-League-Spiel bei Borussia Dortmund in den Mannschaftsbus steigen wollte, musste der 62-Jährige von zwei Betreuern geführt werden.
Doch der "Fußball-Gesandte Gottes", wie die ukrainischen Medien den Coach des Serienmeisters und der Nationalmannschaft ehrfurchtsvoll nennen, wollte sich zum Ende seiner Laufbahn noch mindestens eine Mission erfüllen: Sein Heimatland in den "Alles-oder-Nichts-Spielen" gegen Deutschland zum ersten Mal zu einer Fußball-Weltmeisterschaft führen. Für den Fortbestand seines Mythos braucht Lobanowski diesen Erfolg nicht mehr. "Geduld, Geduld - Arbeit, Arbeit. Ändere nichts, wenn du verlierst, denn Niederlagen gehören auf dem Weg zum Erfolg dazu", sagte "der Schweiger" in einem seiner seltenen Interviews, und fügte auf die Frage nach seinem Erfolgsrezept hinzu: "Das Wichtigste ist: Ich denke immer einen Schritt weiter als die Anderen."
Selbst "Kaiser" Franz Beckenbauer hat einige Anschauungen des ukrainischen Fußball-Lehrers offenbar übernommen. Lobanowski: "Franz Beckenbauer sagte erst kürzlich, dass Bayern München keine Stürmer brauche, sondern Spieler, die vorne und hinten alles gleich gut beherrschen. Davon habe ich schon vor zehn Jahren gesprochen." Was aus der Umsetzung seiner zahlreichen Fußball-Weisheiten resultierte, waren verblüffende Erfolge in einer mittlerweile 32-jährigen Trainerkarriere. 1975 holte Lobanowski in seinem zweiten Jahr als Coach bei Dynamo Kiew den Europapokal der Pokalsieger (3:0 gegen Ferencvaros Budapest). Die Sensation folgte wenige Wochen später im Supercup gegen den damaligen Landesmeisterpokal-Sieger Bayern München, als Dynamo die damals fast Übermächtige Mannschaft um Beckenbauer, Sepp Maier und Gerd Müller in Hin- und Rückspiel (2:0 und 1:Ö) blamierte. Alle drei Tore schoss Oleg Blochin, den Lobanowski damals zum Superstar geformt hatte - wie heute Andrej Schewtschenko
1988 führte Lobanowski die Sowjetunion bei der
Europameisterschaft in Deutschland bis ins Finale, in dem die Überraschungsmannschaft
mit 0:2 erst an den Niederlanden scheiterte. Insgesamt holte der ehemalige
Nationalspieler der UdSSR (2 Einsätze) 12 Landesmeistertitel und 8 Pokalsiege
und einen weiteren Europapokal der Pokalsieger (1986). Seit er 1997 zum dritten
Mal das Traineramt in Kiew übernommen hat, ist Dynamo zur festen Größe in der
Champions League geworden. 1999 war nach einem Viertelfinal-Erfolg gegen Real
Madrid erst im Halbfinale gegen die Bayern Endstation (3:3, 0:1). In
Personalunion betreut er selbstverständlich auch die ukrainische
Nationalmannschaft.
"Der Schweiger" ist schwer krank
Doch wie auch immer die Playoff-Spiele gegen Deutschland ausgehen, Lobanowski muss sich wegen seines schlechten Gesundheitszustandes laut Verbandspräsident Gregori Surkis für einen seiner beiden Jobs entscheiden. "Ihm bleibt selber überlassen, welchen er nimmt", meinte Surkis vielsagend.
Zwei Herzinfarkte hat Lobanowski, der schon seit vielen
Jahren mit großer wissenschaftlicher Akribie seine Teams vorbereitet und auf
Computer-Auswertungen setzt, bereits erlitten. Beim Champions-League-Spiel 1999
in Leverkusen musste er wegen Herzbeschwerden im Hotel bleiben und sich von
Assistent Alexej Michailitschenko (auch sein „Co“ in der Nationalmannschaft)
vertreten lassen. Trotz seines angegriffenen Gesundheitszustandes steht eine
Entscheidung des Trainerfuchses, einen der beiden Jobs an den Nagel zu hängen,
noch aus. Mit Ausnahme zweier kurzer Engagements in den Vereinigten Arabischen
Emiraten und Kuwait hat er seiner Heimat nie den Rücken gekehrt und wird in der
Ukraine von den Fans verehrt. Auf dem langen Weg durch mehrere Fußball-Epochen
und auf der Suche nach Perfektion hat er sich noch nie unter Druck setzen
lassen. Lobanowski: "Die Zukunft des Fußballs ist gekommen, wenn elf
Alleskönner auf dem Platz stehen. Vielleicht passiert das in 100, vielleicht in
200 Jahren. Aber es wird passieren. Garantiert." Schade um den absehbaren
Verlust eines so versierten Fachmannes...
Stimmen zum Hinspiel:
Rudi Völler, DFB-Teamchef: Mit dem Ergebnis können wir leben. Ich bin schon sehr, sehr zufrieden, wie die Mannschaft gespielt hat. Es war in den letzten Tagen nicht leicht, den Druck von ihr zu nehmen. Das war bei einigen Stellungs- und Flüchtigkeitsfehlern in den ersten Minuten zu sehen. Die hätten beinahe schon zu einem Gegentor geführt. Dann haben wir aber ein sehr gutes Spiel abgeliefert.
Oliver Kahn, Torwart: Wir haben eine sehr gute Ausgangsposition, aber es wird noch ein ganz hartes Stück Arbeit. Bei Standards hatten die Ukrainer sicher erhebliche Nachteile. Aber es ist so eine Sache mit dem Nachsetzen. Im ersten Spiel muss man schon auf die Ausgangsposition achten und nicht vielleicht in einen Konter rennen. Von uns war das Spiel taktisch okay. Ich weiß, was die Mannschaft drauf hat, das wird sie am Mittwoch in Dortmund zeigen. Und es stimmt ja nicht, dass die Ukrainer auswärts stärker seien.
Gerhard Mayer-Vorfelder, DFB-Präsident: Kämpferisch war unsere Mannschaft sehr engagiert. Das Ausgleichstor war mehr als gerecht. Wir haben jetzt eine gute Basis für das Rückspiel. In der zweiten Halbzeit waren wir eindeutig besser.
Reiner „der Pate“ Calmund, Manager Bayer Leverkusen: Die Mannschaft hat alles gegeben. Eine bessere Ausgangsposition kann man sich nicht wünschen. Die Mannschaft hat hervorragend gekämpft. Sie hatte eine kompakte Abwehr und ein sehr fleißiges Mittelfeld.
Karl-Heinz „die Schande von Lippstadt“ Rummenigge, Vizepräsident des
FC Bayern München: Theoretisch reicht schon ein 0:0 in Dortmund. Aber wir
müssen in den nächsten Tagen weiter die Basis legen, dass es nicht noch
ein böses Erwachen gibt.
Franz Beckenbauer, DFB-Vizepräsident: Mit dem 1:1 kann man leben und guten Mutes ins Rückspiel in Dortmund gehen. Man kann nicht nur mit dem Ergebnis, sondern auch mit der spielerischen Leistung zufrieden sein. Unsere Mannschaft hat sich dieses Ergebnis redlich verdient. Mit ein bisserl Glück hätten wir sogar gewinnen können. Es war ein richtiges Kampfspiel, in dem man keine spielerischen Höhepunkte erwarten konnte.
Teams
Ukraine: Lewitzki (Spartak Moskau/28 Jahre/6 Länderspiele) - Luschny (Arsenal London/33/53), Waschtschuk (Dynamo Kiew/26/43), Golowko (Dynamo Kiew/29/51), Nesmatschny (Dynamo Kiew (22/14) - Subow (Schachtjor Donezk/24/16), Timoschtschuk (Schachtjor Donezk/22/14 - 73. Parfjonow/Spartak Moskau/27/13), Gusin (Dynamo Kiew/28/29) - Schewtschenko (AC Mailand/25/40) - Rebrow (Tottenham Hotspur/27/46 - 56. Schischtschenko/Metalurg Donezk/25/4), Worobej (Schachtjor Donezk/22/16 - 76. Melaschtschenko/Dynamo Kiew/22/9)
Deutschland: Kahn (Bayern München/32 Jahre/40 Länderspiele) - Rehmer (Hertha BSC/29/26), Nowotny (Bayer Leverkusen/27/34), Linke (Bayern München/31/27), Ziege (Tottenham Hotspur/29/62) - Schneider (Bayer Leverkusen/27/6 - 79. Ricken/Borussia Dortmund/25/13), Ramelow (Bayer Leverkusen/27/21), Hamann (FC Liverpool/28/35), Ballack (Bayer Leverkusen/25/20) - Asamoah (Schalke 04/23/7), Zickler (Bayern München/27/10 - 68. Jancker/Bayern München/27/20)
Schiedsrichter: Braschi (Italien)
Zuschauer: 85.000 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Subow (18.), 1:1 Ballack (31.)
Gelbe Karten: Nesmatschny / Ziege