Tatort Bundesliga - DFB-Pokal: Wir waren eindeutig die bessere Mannschaft... - Tollhaus DFB-Pokal: Garantierte Schadenfreude inklusive!
Jaja. „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“. Die Bundesliga-Spieler kennen diesen Spruch ja schon seit Ewigkeiten und dennoch trifft es die sich maßlos überschätzende Profigilde Jahr für Jahr immer wieder von einem Tag auf den Anderen und versetzt damit die Fanscharen in staunen. Die Boulevard-Schlagzeilen sind ihnen anschließend sicher, wenngleich sie nicht in jedem Fall immer das geruhsame Umfeld der Versager erschüttern. In der Regel wird eh „abgehakt“ und verdrängt! Sich aber anschließend mal mit den offenbarten „eigenen Schwächen“ auseinander zu setzen, scheint in dieser schnelllebigen Zeit schon längst nur noch ein Relikt vergangener Tage zu sein...
Dortmunder Hochmut brutal bestraft
Titelte der Sport-Informations-Dienst. Überall woanders fand man: Die erste Pokalrunde hat ihre größte Sensation! Der Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund hat sich im DFB-Pokal mal wieder bis auf die Knochen blamiert und flog bei den Amateuren des VfL Wolfsburg raus! 0:1 – weil Trainer Sammer auf seine noch bei der Arena-Eröffnung gegen Schalke überzeugende B-Elf setzte. Fazit: Das Experiment kostet Borussia nun mal wieder einige Millionen an möglichen Einnahmen aus den nächsten Runden, denn die aufgebotene Elf versagte. Die vor 5000 Fans bravorös kämpfenden Wolfsburger Oberliga-Amateure vermochten sie nicht zu knacken. Sammers Vertrauen wurde schwer enttäuscht (er hatte u.a. Rosicky, Koller und Amoroso auf der Bank gelassen). Aus der ersten Elf waren nur die Stammkräfte Wörns (verschuldete das unnötige Gegentor!) und Ricken dabei. Stattdessen bekamen Reservisten wie Kapetanovic, Madouni, Demel und Krontiris ihre Chance. Und als Sammer seine Superstars ab der 70. Minute dann hastig einwechselte, war’s ohnehin schon zu spät. Die wackeren VfL-Amateure, die sich sonst in der 4. Liga mit Kickers Emden oder Oberneuland duellieren, waren gestern kämpferisch überlegen. Der BVB hat alle Sünden begangen, die möglich waren. Unglaublich pomadiger Spielaufbau, lustloses Gekicke und mehr zurück als vorwärts!
Fredi Bobic erklärte anschließend einmal mehr achselzuckend eine dieser immer wieder so sattsam gehörten Floskeln: "Wir haben über die gesamte Spielzeit eine schlechte Leistung abgeliefert und sind verdient ausgeschieden. Nach so einem Spiel kann ich schlecht was positives über mich sagen, und das werde ich auch nicht tun." Besser so! Gerade er, der zu Saisonbeginn noch Andeutungen in Richtungen Nationalmannschaft gemacht hat, muss sich nach einer solch schwachen Leistung (gewonnene Zweikämpfe: 2) sicherlich die Frage gefallen lassen, ob der BVB noch der richtige Verein und die Bundesliga noch die richtige Spielklasse für ihn ist. Wer gegen einen Oberligisten (Tabellenführer hin, Tabellenführer her – es war ein viertklassiger Gegner) dermaßen „zahnlos“ im Angriff agiert, der darf sich nicht wundern, wenn nach Ablauf seines Vertrages beim BVB die Namen der Gegenspieler nicht mehr Campbell, Repka oder Hyypiä, sondern Sbordone, Stratos und Dermech lauten. Gerade Bobic tut sich allmählich selbst keinen Gefallen mehr, für den BVB zu spielen, denn mit jedem Spiel von Marcio Amoroso wird dem Zuschauer erst einmal so richtig vor Augen gehalten, was „unser Friedhelm“ so alles nicht kann. Uns selbst wenn Jan Koller oftmals unglücklich agiert, so ist seine Spielweise doch deutlich mannschaftsdienlicher als die des „Schwabenpfeils“, der einfach nur in der Sturmspitze rumsteht und auf das hundertprozentig perfekte Anspiel wartet.
Was also war es dann? Dieser alljährlich wiederkehrende rätselhafte Virus des frühzeitigen Ausscheidens? Eine gute Portion Hochmut sowieso - ein kräftiger Schuss Arroganz ohnehin, und abgeschmeckt mit einer BVB-typischen Prise Ignoranz - diese schwer verdauliche Würz-Mischung verdirbt kräftigst den Magen!
Fest steht: Selbst BVB-Chef Dr. Gerd Niebaum vermag es nicht, Borussia´s schwarze Serie zu verbannen. In einer mahnenden Ansprache verwies er nicht ohne Grund auf den ruhmreichen Pokalsieg 1989 und den allerdings damit verbundenen unbändigen Siegeswillen! "Seither haben wir in diesem Wettbewerb überhaupt keine Akzente mehr gesetzt. Wir waren meist schon in einem ganz frühen Stadium immer nur die Blamierten. Das muss sich wieder ändern", ließ er im Vorfeld des Spiels noch verlautbaren! Das das nun nicht einmal mehr die Tinte wert ist, auf dem das stand, überrascht nich wirklich. Mit viel Selbstbeherrschung war auch sein Vorstandskollege Michael Meier unmittelbar im Anschluß an das Desaster darum bemüht, die offenkundig falsche Vorgehensweise seines jungen Trainers verbal zu kaschieren: "Natürlich ist es immer wieder bitter, wenn man solche Ergebnisse erklären muss. Über die Einstellung der Spieler muß geredet werden, nicht über die Aufstellung des Trainers. Wir blamieren uns seit 1989 immer wieder in schöner Regelmäßigkeit im Pokal. Und das ist immer wieder bitter. Aber heute hat es nicht an der Aufstellung, sondern an der Einstellung der Spieler gelegen."
`Edelreservisten´ verpassen ihre Chance jämmerlich
Das war aber bestenfalls die halbe Wahrheit, denn die desillusionierende Erkenntnis dieser Partie war für die Dortmunder Verantwortlichen, dass man sich in der Champions League so eine Rotation nach dem Vorbild des Vizesupercupsiegers kaum wird erlauben können. Der „zweite Anzug“ (Sammer:"Dieser Begriff gefällt mir nicht. Ohne jede Frage können die eingesetzten Spieler viel mehr, als sie jetzt im DFB-Pokal gezeigt haben. Ich bin nicht bereit, sie nach nur einem schwachen Spiel total zu verdammen.") verpasste die Gelegenheit, sich mit einer soliden Leistung bei Sammer zu empfehlen geradezu erbärmlich und wollte – als wenn das alles nicht schon schlimm genug wäre – selbst nach dieser peinlichen Pleite von Selbstkritik nichts hören. "Eigentlich war immer klar, dass wir die bessere Mannschaft sind", hörte man Mittelfeldspieler Micky „Erster Alles“ Stevic sogar noch beim Gang in die Kabine fluchen. Vor exakt 5.166 staunenden Zuschauern scheiterte Borussia als „Wiederholungs-Täter“ wie schon 1990 (1:3 bei der SpVgg. Fürth), 1996 (3:4 bei Wattenscheid 09) und 1997 (1:2 bei Eintracht Trier) genau an dieser Einstellung. Klar ist nun auch: Auf Akteure wie Ahmed Madouni, Emmanuel Krontiris und Guy Demel kann Sammer auf internationaler Ebene wohl nich zählen....
Auf nationaler Ebene will nun der ungeschlagene
Tabellenführer der Oberliga Niedersachsen/Bremen auch in Runde zwei
Pokalgeschichte schreiben. Trainer Michael Krüger blieb jedoch bei aller
Euphorie Realist: "Um eine solche Überraschung zu schaffen, müssen immer
wieder viele Komponenten zusammen treffen." Und mit einem Seitenblick auf
den Kollegen Sammer: "Auf beiden Seiten natürlich..."
Regionalligist Osnabrück sorgt für Überraschung
Bereits fünfmal hat der VfL Osnabrück einen dieser arroganten Bundesligisten aus dem DFB-Pokal geworfen. Gegen Hansa Rostock gelang dieses Kunststück am Samstag bereits zum sechsten mal. Der unglaubliche Endstand auf der Anzeigetafel an der „Bremer Brücke“ lautete: 2:1
Und das, obwohl der Regionalligist in der vergangenen Saison noch so schmerzlich aus der zweiten Liga abgestiegen war. Außerdem hatte man zuvor in den vorangegangenen Pflichtspielen nur einen einzigen Sieg in fünf Begegnungen feiern können. Diesmal aber ging's wesentlich besser los: Der Weißrusse Oleg Poutil traf schon in der 34. Minute zum 1:0 gegen die schwachen Gäste, und niemand hätte sich beschweren können, wenn der VfL die Führung vor der Pause sogar noch ausgebaut hätte, doch Daniel Thioune scheiterte mit einem Foulelfmeter an „Meistermacher“ Mathias Schober. Erst nach dem Wechsel kam der von Marktschreier Funkel trainierte Erstligist aus Rostock etwas besser ins Spiel, die wirklich guten Chancen aber hatten wieder die Lilanen: In der 69. Minute traf Everson dann folgerichtig zum 2:0, und das war vor 8000 Zuschauern bereits die Vorentscheidung. Die Rostocker Gäste bäumten sich noch einmal auf und verkürzten in der 71. Minute noch auf 1:2 - Magnus Arvidsson war der Torschütze für Hansa, daß allerdings nicht mehr die Tür zur Verlängerung aufstoßen konnte.
Gelassen, aber ohne überschäumende Emotionen verfolgten die Spieler des VfL am Samstag im VIP-Raum die Fernsehbilder von ihrem Triumph gegen Hansa Rostock. Umso euphorischer bejubelten die Fans draußen den Sieg, der vom Verein mit einer Sonderprämie honoriert werden soll. Präsident Dr. Dirk Rasch: "Die Spieler sollen an den Pokaleinnahmen partizipieren". Im Mittelpunkt der Glückwünsche natürlich Trainer Jürgen Gelsdorf, der die Komplimente an seine Mannschaft weiter reichte: "Ich freue mich riesig, vor allem für die Mannschaft. Wir waren eindeutig die bessere Mannschaft und haben gezeigt, was wir fußballerisch drauf haben." Kollege Friedhelm Funkel dagegen kritisierte seine Spieler: "Das wir Pokalehrgeiz hatten, hat man 45 Minuten lang überhaupt nicht gesehen. Wir werden in den nächsten Wochen sehr, sehr viel arbeiten..." Gelsdorf schlug anschließend die Brücke zum Alltag in der Regionalliga: "Da gilt für uns, was die Rostocker heute vergessen haben: Allein mit spielerischen Mitteln kommt man nicht durch. Und deshalb wird das Spiel am Freitag gegen Aue auch schwerer als dieses Ding gegen Rostock..."
Auch Uerdingen schafft Pokal-Coup gegen Cottbus
Mit einer kraftlosen Vorstellung hat sich Bundesligist Energie Cottbus gegen den KFC Uerdingen aus dem DFB-Pokal verabschiedet. Giancarlo Fiore sorgte mit seinem Tor in der 63. Minute für den großen Pokal-Coup. Bei dem Flachschuss des Italieners aus halblinker Position aus 16 Metern machte Energie-Torwart Tomislav Piplica eine äußerst unglückliche Figur, denn er ließ den Ball vor 3.000 Zuschauern unter seinem Körper ins lange Toreck rutschen. In diesem "Spitzenspiel" der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals, in dem mit Uerdingen der überraschende Tabellen-Zweite der Regionalliga Nord auf den Erstliga-Dritten traf, hatten die Gastgeber nach der Führung weitere Großchancen durch die beiden Ex-Dortmunder Eral Eraslan (67.) und Jörg Sauerland (76.), die Piplica aber mit Bravour zunichte machte. "Da fallen mir nur Platitüden ein", sagte Energie-Präsident Dieter Krein, "das war ein typischer Pokalkampf, in dem die unterklassige Mannschaft voll motiviert ist. Unsere Leistung sollte man besser vergessen."
Beim Erstligisten, der vor vier Jahren im Pokalfinale stand, hatte Trainer Eduard Geyer seine Multi-Kulti-Mannschaft, die am vergangenen Sonntag noch Hertha BSC in Berlin mit 3:2 entzauberte, auf vier Positionen umgestellt. Kobylanski und Kaluzny hatten wegen Verletzungen zu Hause bleiben müssen. Zudem verzichtete Geyer auf Termina und Topic. Für dieses Quartett rückten der von einer Virus-Erkrankung wieder einsatzbereite Spielmacher Miriuta, Abwehrspieler Matyus sowie Schröter und Brasilia in die Anfangself. Bei den Uerdingern vertraute der niederländische Trainer Jos Luhukay jener Mannschaft, die am Mittwoch mit 2:0 das Meisterschaftsspiel bei Preußen Münster gewonnen hatte. Torjäger Krohm saß also erneut nur auf der Ersatzbank, um im Mittelfeld einen Spieler mehr aufzubieten.
Da am Samstagnachmittag in der Krefelder Rheinland-Halle das Abschiedsspiel von Eishockey-Legende "Hexer" Karel Lang dem früheren tschechischen Weltklasse-Torwart vor 7.000 Zuschauern mit den Krefeld Pinguins und einem internationalen All-Star-Team stattfand, war die Kulisse in der Grotifanten-Burg-Kampfbahn mit nur rund 3000 Zuschauern recht enttäuschend. Damit hatte die Seidenstickerstadt in ihrer Eigenschaft als „Sportmetropole“ mit den Füßen deutlich abgestimmt! Die spärliche Besucherkulisse bekam allerdings von ihrer Heimmannschaft eine gute Leistung geboten. Torszenen blieben aber zunächst auf beiden Seiten Mangelware. Erwin Bradasch (5.) brachte mit einem 18-Meter-Schbuss einmal das Energie-Tor ins höchste Gefahr, auf der Gegenseite überraschte Antun Labak aus 30 Metern den gebürtigen Dortmunder Peter Martin im KFC-Gehäuse, der zu weit vor seinem Gehäuse stand, aber der Fernschuss fiel auf das Tornetz. Die leichte spielerische Überlegenheit der Gäste glichen die Westdeutschen mit enormer Kampfkraft aus. Auf Grund einer sehr engagierten Leistung in der zweiten Spielhälfte war der Erfolg des Pokalsiegers von 1985 schließlich auch verdient. Der Tabellenzweite der Regionalliga Nord aus Uerdingen feierte dagegen den verdienten Erfolg noch in der Kabine mit einigen Runden Pils. Als besondere Belohnung gab Trainer Jos Luhukay seinen Spielern bis Dienstag frei. Und zwei Wunschgegner hatte der freudentrunkene KFC-Coach auch schon: „Dortmund oder Schalke wären ein Traum. Damit die Hütte auch mal richtig voll ist.“ Zu dem Zeitpunkt wusste Luhukay allerdings noch nicht, dass das Millionenensemble vom BVB bei den Amateuren des VfL Wolfsburg derart dösich patzen würde.
St. Pauli steckt nach dem „AUS“ tief in der Krise
Noch kein Sieg in der Bundesliga und nach vier Spieltagen zieren sie einen Abstiegsplatz, gestern auch noch das bittere Pokal-Aus durch das verdiente 1:3 vor 8500 frenetisch begeisterten Fans beim Regionalligisten Darmstadt 98: Der FC St. Pauli steckt ohne Frage derzeit in einer tiefen Krise.
Bittere Nachrichten bereits vorm Anpfiff: Manndecker Scheinhardt wird in Vail/Colorado vom US-Promi-Doc Dr. Steadman an der Patella-Sehne operiert, fällt drei Monate aus. Manager Beutel kündigt deshalb die Verpflichtung eines weiteren Abwehrspielers an. Sorgen macht auch Ex-Pappnase Held, der in München einen Schlag genau auf die Stelle am linken Fuß bekam, die ihm früher wegen eines Ermüdungsbruches zu schaffen gemacht hatte. Erfreulich dagegen: Stürmer Rath ist trotz Blutblasen an den Füßen dabei.
Auf
dem Rasen allerdings siehts bei den „Hurensöhnen“ von Beginn an nicht gut
aus. Darmstadt powert, schießt durch Wagner und Simon in der Anfangsphase zwei
Warnschüsse knapp vorbei. Dann schäpperts aber doch: Der überragende Kolb
spielt einen Doppelpass mit Maier, trifft aus zehn Metern ins Netz - das 1:0
nach zehn Minuten ist perfekt. Riesenbegeisterung im Rund. Die Hamburger
geschockt, dennoch stehts drei Minuten später 1:1: Eckball Rahn, Patschinski
nickt aus nur vier Metern ein (13.). Also alles wieder im Lot - jedoch nur kurz.
Amstätter flankt, Paulis Basic rutscht weg, und Maier köpft ein (20.).
"98" bleibt weiter am Drücker, aber Wagner trifft bloß das Außennetz
(31.). Und die Kiez-Kicker? Ihr Auftritt ist bislang erschütternd. Die Abwehr
schwimmt, das Mittelfeld findet im Prinzip gar nicht statt und der Sturm hängt
in der Luft Nach der Pause dann zwar Pauli mit mehr Ballkontakten, auch weil die
98´er ihrem hohen Tempo bei brütender Hitze Tribut zollen müssen. Doch nur
Dauerrenner Andre Trulsen erarbeitet sich eine Chance, der Ball landet aber nur
am Außennetz (65.). Auf der anderen Seite umkurvt Musci Keeper Bulat, schießt
die Kugel vorm leeren Tor aber an die Latte (75.). Turbulent die Schlussphase:
Patschinski ist allein durch, bringt den Ball aber nicht über die Linie (89.).
Im Gegenzug: Audenzio Musci kann´s besser, schlenzt zum 3:1 in der
Schlussminute ins Tor und leitet eine fette Fete am Böllenfalltor ein! Der
Bundesliga-Aufsteiger, der noch nicht einmal richtig kämpfte, ist mit diesem
Ergebnis allerdings noch gut bedient... Darmstadts Trainer Michael
Feichtenbeiner war hingegen glücklich: „Das war die beste Leistung, die das
Team unter meiner Regie jemals gezeigt hat.“ Es war „einfach toll, wie meine
Mannschaft den Ausgleich“ der Gäste weggesteckt hat.
Das schönste Pokal-Aus in Ulm
Auch Fußball-Bundesligist 1. FC Nürnberg geht schweren Zeiten entgegen. Nach dem Fehlstart in der Bundesliga mit nur einem Sieg aus vier Spielen blamierte sich der "Club" ebenfalls außerordentlich, und verabschiedete sich sang- und klanglos in Ulm durch eine 1:2 -Niederlage bereits in der ersten Runde des DFB-Pokals. Bei brütenden 32 Grad im Ulmer Donaustadion hatten die Ulmer schon in der ersten Hälfte ein optisches Übergewicht und kamen dann in der 25. Minute durch Gerald Skowranek zur 1:0-Führung. Zuvor hatte Jacek Krzynowek mit einem Freistoß nur die Querlatte des Ulmer Tores getroffen (16.). Mehr als der zwischenzeitliche Ausgleich durch Stoicho Stoilow gelang den Nürnbergern vor 8.000 Zuschauern im Donau-Stadion nicht mehr. Immerhin schrieb der neunmalige deutsche Meister ein bitteres Stück Pokalgeschichte. Als erster Erstligist überhaupt musste er sich einem fünfklassigen Verein geschlagen geben. Die Entscheidung für die "Spatzen", die nach dem Abstieg aus der zweiten Liga wegen finanzieller Probleme sich derzeit im Insolvenzverfahren befinden, besorgte in der 65. Minute Stürmer Dragan Trkulja.
In der 60. Minute verursachte Tomasz Kos einen Foulelfmeter an SSV-Stürmer Milton Tempo. Dragan Trkulja verwandelte den Strafstoß sicher. Fünf Minuten später hätte Trkulja das Ergebnis für die Spatzen noch besser gestalten können, doch Trkuljas Schuss prallte in der 65. Minute an den Querbalken des FCN-Tors.
Trainer Klaus Augenthaler war nach dem Spiel ratlos: "Ich weiß nicht, was in diesen Köpfen vorgeht. Es stimmt bei uns hinten und vorne nicht. Wenn wir so weiter spielen, können wir uns in die Bayernliga abmelden."
Und Gladbach mit Dusel nach Elfer-Krimi weiter...
Vorab ein Novum in der Geschichte des deutschen Fußballs: Die Amateure von Mainz 05 wurden während der 90 Minuten lautstark von den im Fan-Block stehenden Profis unterstützt! Ein Beispiel, dass Schule machen sollte!
Der
VFL Borussia Mönchengladbach musste in der ersten Runde des DFB-Pokals erst mal
"Überstunden" schieben, um mit einem blauen Auge davonzukommen! Die
Mannschaft von Trainerfuchs Hans Meyer setzte sich in einem Elfmeter-Krimi dann
letztendlich mit 4:2 gegen die Amateure des FSV Mainz 05 durch, nachdem es nach
regulärer Spielzeit und anschließender Verlängerung 0:0 gestanden hatte. Der
mit einer Dortmunderin lierte Peter van Houdt verwandelte den vierten und damit
entscheidenden Elfmeter für den Bundesligisten. Bei hochsommerlichen
Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius tat sich der Bundesligist von Beginn
an sehr schwer gegen die in der Defensive geschickt spielenden Amateure. Die Elf
des englischen Trainers Colin Bell stand gut gestaffelt in der eigenen Hälfte.
Gladbachs einzige nennenswerte Tormöglichkeit vor der Pause hatte Steffan
Corell, dessen Freistoß aus gut 20 Metern allerdings knapp das Ziel verfehlte.
Vor 5.000 Zuschauern im Mainzer Bruchweg-Stadion wurde der Viertligist mit Fortdauer der Begegnung immer mutiger. Doch torgefährlich war der Tabellendritte der Oberliga Südwest dabei selten. Eine einzige Enttäuschung blieb die Vorstellung der Gladbacher, denen allzeit die zündenden Ideen fehlten. Auch nach dem Seitenwechsel fand der Erstligist keine richtige Einstellung zum Spiel. Dagegen wurden die Amateure immer stärker. Die mögliche Führung für die Mainzer vergab Stefan Kühn, der in der 60. Minute freistehend am Gladbacher Torwart Jörg Stiel, der allerdings KIRSCHROT hätte sehen müssen, scheiterte. Noch mal Glück gehabt, kleine Borussia...
Helden...
Und so gehen sie jetzt alle schlafen. Helden für eine Nacht sind sie schon, aber für die meisten können noch viele schöne Fußballabende kommen. So haben sie es jedenfalls alle geplant. Sie haben großes geleistet, haben sich die Schlagzeilen ihrer Tageszeitungen landauf- landab auf dem „Feld der Ehre“ für heute erkämpft. Namen, die gestern noch niemand kannte. Sie standen in der besseren Mannschaft. Für heute zumindest sind sie die „Stars“ im bunt bebilderten Blätterwald. Ob der fußballkundige Bundesbürger allerdings weiter von ihnen Notiz nehmen wird, bleibt zumindest im den allermeisten Fällen fraglich. Aber was soll´s, sie waren ja Helden für eine Nacht...
Kleiner Rückblick auf die bisher größten Pokalsensationen
Der DFB-Pokal und seine viel zitierten eigenen Gesetze:
Insgesamt 43 Mal warfen Amateurklubs seit 1974/75 Erstligavereine aus dem traditionsreichen Pokal-Wettbewerb. Wer sich noch mal erinnern möchte...
Dem damaligen Oberligisten FC Magdeburg gelang das Kunststück in der vergangenen Saison gleich zwei Mal (5:2 gegen den 1. FC Köln, 4:3 n.E. gegen den FC Bayern). Sensationell war auch Kölns Niederlage beim Viertligaklub SpVgg Beckum 1995/96. Nach der 3:4-Pleite im Elfmeterschießen entließen die Kölner ihren Trainer Morten Olsen. 1990/91 blamierte sich Borussia Dortmund beim 1:3 gegen die SpVgg Fürth, die damals noch in der Oberliga kickte. Meister Dortmund schied 1996/97 gegen Drittligist SG Wattenscheid aus (3:4 n.V.). Unvergessen sind auch die Niederlagen von Bayern München gegen die Amateure von Vestenbergsgreuth (1994/95, 0:1) und Weinheim (1990/91, 0:1). Die erste Schlappe für einen Bundesligisten gegen Amateure gab es übrigens 1974: Der VfB Eppingen besiegte den Hamburger SV mit 2:1.