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Tatort Bundesliga - der 4. Spieltag: Rekord - Das hat's noch nicht gegeben - Platz eins und immer noch nicht gut gespielt

20.08.2001, 00:00 Uhr von:  Frank
Tatort Bundesliga - der 4. Spieltag: Rekord - Das hat's noch nicht gegeben - Platz eins und immer noch nicht gut gespielt
Tatort Bundesliga

Vier Spieltage, vier Siege, 12 Punkte, zu Null Tore. Das ist ein neuer Bundesligarekord. Keiner Mannschaft ist bisher, seit Bestehen der Bundesliga, so ein Start geglückt. Obwohl man in der zweiten Halbzeit "wieder nicht gut gespielt hat", O-Ton Sammer, steht der BVB da wo ihn die Fans sehen möchten. Und wo er mit einem solchen Spielerpotential auch hingehört. Bei einer Umfrage im Kicker antworteten, von über 10.000 Teilnehmern, 71% "ja der BVB ist reif für die Meisterschaft."

Trotz Trainerbremse geht's mit Vollgas weiter!

Jubelnde Gewinner von Rostock
© Foto: Online Sport

Auch Friedhelm Funkel sprach von der "momentan stärksten Mannschaft in Deutschland" die da ins Ostseestadion kam. Nur einer redete, wie immer, nur von den negativen Seiten des Spiels. Für Matthias Sammer war die zweite Halbzeit wieder schlecht. Wo die Medien doch so gerne einmal hören möchten: "Wir wollen Meister werden". Aber nein, die Medien-Spaßbremse Sammer tut ihnen den Gefallen nicht. Er steht bei der Mannschaft auf dem Gas und bei den Medien auf der Bremse, schaltet im richtigen Moment und legt die richtigen Gänge ein.

Und das ist gut so. Wenn man die Medien verfolgt, so steht da viel über eine Krise bei Bayern oder Berlin oder 1860. Oder wie gut doch Kaiserslautern ist. Oder wie Toppmöller Leverkusen auf Meisterkurs bringen kann. Oder den zwölften Mann in der Großraumsauna auf Schalke. Aber der BVB geht im Moment unter den vielen tollen Meldungen unter. Da suchte man, letzte Woche in der Rhein-Zeitung, vergeblich nach einer Zeile über den BVB. Auch im Fernsehen wird viel diskutiert über Mannschaften, Trainer Stadien usw. Aber über das Team aus Dortmund - Fehlanzeige. Bestenfalls mal ein paar Randbemerkungen. Der eine regiert mit ruhiger Hand und der andere eben mit ruhigem Verstand. Da bleibt für die Medien wenig interessante Angriffsfläche. Den Borussen kann´s nur recht sein.

Sunday Oliseh nach seinem 1.Treffer für den BVB
© Foto: Online Sport

In einem Spiel das nur in der ersten Halbzeit wirklich gut war konnte der BVB wieder drei Punkte mit nach Hause nehmen. Und wieder hielt Jens Lehmann seinen Kasten sauber. Gut dass man viele Torjäger hat. In den ersten Spielen zeigte Amoroso dass er sein Geld wert ist. Auch Jan Koller konnte im letzten Spiel zeigen dass er´s kann. Fredi Bobic schoss den "Goldenen Treffer" in der Schalke Sauna und vermieste den "Blauen" auch noch die Freude des ersten Tores in ihrer Arena. Und nun entwickelt sich auch noch Tomas Rosicky zum Torjäger und traf nach einem beeindruckenden Solo zum 0:1. Und noch eins für die Statistik: "Sunday" Oliseh traf an einem Samstag zum ersten Mal für die Borussen. Somit stand es nach 14 Minuten bereits 0:2. Das Spiel war gelaufen. Dem BVB gelang in der ersten guten Halbzeit kein Treffer mehr und in der Zweiten ließ man es ruhig angehen. Vielleicht schon im Hinblick auf den Mittwoch. Denn da kommt Donezk und es geht um den Einzug in die Champions League. Dann aber wird es spannend. Es kommen mit Bayern, Schalke und Leverkusen die Wochen der Wahrheit.

Ariel der Luftgeist...

... wie Werner Hansch Mpenza nannte, konnte es auch nicht verhindern dass der "Meister der Herzen" immer noch auf seinen ersten Sieg wartet. Na wenn das mal keine "Saison der Schmerzen" wird. Am Anfang lief es ja noch ganz gut. Da hatten die Schalker den Gegner aus Leverkusen im Griff. Man spielte frech auf und brachte mit zwei Toren von Hajto und Böhme die Töppi-Elf in arge Bedrängnis. In der zweiten Hälfte wollten die Leverkusener Spieler Ihrem Töppi zum 50. Geburtstag gratulieren. Und fast sah es nach einem Geschenk aus. Nach dem Ausgleich in der 73. Minute nach Toren von Ballak und Kirsten fehlte nur noch der Siegtreffer und Toppmöller wäre der Größte gewesen. Doch besagter "Luftgeist" wollte das nicht zulassen. Und so traf Mpenza in der 80 Minute zum 3:2. "Steht auf wenn Ihr Schalker seid" sangen nun die begeisterten Fans. Aber über ein Geburtstagsgeschenk soll man sich ja freuen und so gaben die Gäste nicht auf, bis Schneider mit einem Freistoß in der 91 Minute die Schalker wieder zum sitzen brachte. Und mit dem 3:3 wurde es dann wohl doch noch eine schöne Geburtstagsparty. "Wir wollten einen Punkt und fahren sehr glücklich nach Hause", strahlte dann ein sichtlich zufriedener Toppmöller. "Sieben bis zehn Punkte wird die neue Arena pro Saison zusätzlich einbringen", meinte Schalkes Rasenstürmer Assauer, der nach seinem Ausflug auf´s Spielfeld des Platzes verwiesen wurde. Welch eine Tragik, das erste Tor schoss ein Dortmunder und die erste rote Karte für einen Schalker. Und von der Tribüne konnte er nun so richtig sein Stadion geniessen. 358 Millionen Mark 60.000 Zuschauer, aber zehn Punkte zusätzlich? 2+10 ist 12 und die hat der BVB jetzt schon. Vorteil aufgebraucht. Aber bei einem Akteur zeigte das Stadion und die Atmosphäre doch Wirkung. Alfons Berg aus Konz, seines Zeichens Schiedsrichter, hatte die Sache irgendwie nicht im Griff. "Der Druck auf Schiedsrichter ist größer als in anderen Stadien", meinte er zu seiner Leistung. Nicht nur sein umstrittener Foulelfmeter war eine falsche Entscheidung. Auch ein Handspiel und ein klares Foul übersah er. Außerdem hätte es einmal rot gelb geben müssen. Bei einigen Rangeleien auf dem Platz war er nicht Herr der Lage, so dass sich der Schalker Manager genötigt sah schlichtend einzugreifen. Nun ja die erste rote Karte sozusagen.

"Das habe ich noch nicht mal mit Bayern geschafft"...

freute sich Mario Basler nach dem 2:3 des 1.FC Kaiserslautern in Hamburg. Und mal ehrlich, wer hätte schon mit einem solchen Höhenflug der Lauterer gerechnet. Irgendwie geht´s nun auch in Kaiserslautern brasilianisch zu. 22 Jahre, Zahnspange im Mund und seit dieser Saison in der Pfalz. Cassio de Souza Soares genannt Lincoln schoss den HSV alleine ab. Zwei tolle Szenen reichten Ihm um den HSV auf die Verliererstraße zu schicken und Töfting wie ein Anfänger aussehen zu lasen. Strasser setzte noch einen drauf und nach 28 Minuten hätte man abpfeifen können. Aber das Spiel ging weiter und die Samba hörte auf zu spielen. "Wer 3:0 führt und den Gegner beherrscht darf nicht in eine solche Bedrängnis kommen", wetterte Trainer Andy Brehme. Das erinnert stark an die letzte Saison, auch da spielte man in der zweiten Hälfte oft Kopflos und schwach. Ein Ciriaco Sforza wäre hier vielleicht der richtige Mann, der diese Schwäche des Teams ausmerzen könnte. Aber der spielt nun mal bei den Kollegen an der Isar. "Uns nimmt keiner ernst", lächelt Mario Basler, als wolle er an das Meisterschaftsjahr erinnern. Und so hoffen alle in der Pfalz das der Höhenflug noch ein Weilchen anhält.

Ciriaco Sforza hier zwar am Boden aber sonst obenauf
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Er war der Spieler des Tages in München. Der, den die Lauterer so vermissten. Ciriaco Sforza. Torschütze zum 1:0 und Vorbereiter des zweiten Münchner Treffers. Das war auch das Endergebnis im Olympiastadion. Trainer Ottmar Hitzfeld hätte gerne noch mehr Tore gesehen. "Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, aber nicht mit der Torausbeute". Neben Scholl und Effenberg fehlten noch Pizzaro, Salihamidzic, und die Kovac-Brüder. Dafür durfte nach langer Pause mal wieder Sforza ran. Der und der gut spielende Hargreavs waren die Antreiber im Bayernspiel. Die Münchner stehen stark unter Druck, haben sie doch schon fünf Punkte unterschied zum führenden BVB. Und um nicht noch weiter abzurutschen, und wieder eine hausgemachte Krise zu verursachen, musste man unbedingt siegen. "Es war Pflicht zu gewinnen", meinte auch der Trainer zum Ernst der Lage. Nach einem Eckenverhältnis von immerhin 8:8, gab es ein Chancenverhältnis von 15:3. Na das ist ja nochmal gutgegangen.

UEFA-Cup in greifbarer Nähe...

... ja wenn die Saison bald zu Ende ginge. Aber trotzdem ist die Mannschaft aus Cottbus das Team des Tages. Dritter Platz und zwei Plätze vor Bayern. Klasse Ede, das hast Du gut gemacht. "Wer vom UEFA-Cup spricht der hat keine Ahnung von Fußball". Stimmt genau Ede, aber wer redet den vom Cup?. Euer Gegner, der mit der besten Mannschaft die jemals in Berlin spielte, der wollte doch ganz oben mitspielen. Nur ein Ziel gab es. Meister werden wollte man mit so einem Team. Tja wenn man sich da mal nicht verkalkuliert hat. Auch hier war es wieder ein Brasilianer der die Berliner in Führung brachte. Marcelinho schoss das einzige Tor und krönte damit seine Leistung. Danach war vom Meisterschaftsfavoriten nicht mehr viel zu sehen. Nachdem die Lausitzer das merkten spielten sie frech auf und zwangen Hertha in die Knie. "Das wir das Spiel nach einer 1:0 Führung noch aus der Hand geben, ist sehr ärgerlich." Nicht so zart Herr Röber, wer Meister werden will muss sich halt bis zum Schuss anstrengen. Dann klappt´s auch gegen Ede.

Wir haben uns wieder ganz doll lieb

Na, gibt das eine Männerfreundschaft ?
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Spielt er oder spielt er nicht? Bleibt er oder muss er gehen? So etwa war die Lage vor dem Spiel der Münchner Löwen gegen Werder Bremen. Häßler spielte, und das nicht mal schlecht. Und der Löwendompteur darf auch bleiben, auch wenn er die Spiele immer öfter von einem oberen Tribünenplatz aus sehen muss. Das kann er ja denn mit Rudi gemeinsam tun. Haben die etwa dem Berti über die Schulter geschaut? Ein Sieg musste für die Münchner her, sonst hätte es für Lorant schlecht ausgesehen. Ein Pünktchen und Tabellenletzter das hätte ihm keiner verziehen. Aber da war ja noch Icke, der es seinem Chef zeigen wollte das er´s doch noch kann. Vorlage auf Borimirov, Schuss, Tor. "Siehste Trainer, es klappt noch!" "OK Icke du warst gut, und ich hab gewonnen, jetzt haben wir uns wieder lieb". Und die Mannschaft hat die Abstiegszone verlassen. Der Sieg der Münchner gegen eine desorientierte Bremer Mannschaft war mehr als verdient.

Auch die Tabelle nimmt nun langsam die erwartete Form an. Dortmund, Lautern, Leverkusen, Bayern, sie alle hatte man da oben erwartet. Einzig Cottbus die sich da eingeschlichen haben, hatte bisher keiner auf der Rechnung. Gladbach als starker Aufsteiger und Stuttgart als fast Absteiger halten sich auch unerwartet in höheren Regionen auf. Der selbsternannte Meisterschaftsfavorit aus Berlin ist mit seinen mageren vier Pünktchen da, wo sie sich nie sehen wollten. Im Mittelfeld mit Tendenz nach unten. Aber was sich ein Dortmunder Herz gewünscht und ein Gelsenkirchener Knappe nicht für möglich gehalten hat, ist Wahrheit geworden. Schalke ist auf einem Abstiegsplatz. Um es mit Otto Waalkes zu halten. Da waren sie wieder, meine drei Probleme: Nicht genug Tore, keine Siege, und Dortmund vor uns. Gegen Bayern schon verloren und Dortmund souverän Tabellenführer. Arme Knappen.

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