Tatort Bundesliga - der 26. Spieltag Haben "Maulhelden" einen Freifahrtschein?
The same procedere as every year… Bajuwaria kann den Marienplatz für den 19. Mai getrost buchen. In seltener Inkonsequenz stehen die „Tabellenoberen“ (Das Wort Spitzenclubs geht mir seit Samstag nicht mehr über die Lippen) für den Rekordmeister Spalier! Man stelle sich einmal vor, in „bella Italia“ würde „Juve“ als Zweitplazierter hinter Roma verkünden, der „Scudetto“ wär schnurz und man wolle nicht Meister werden. Der Stiefel würde beben! Hier im Land der „Angsthasen“ ist dieses Klischee gang und gäbe. Bangemann, geh Du voran! Und man muß sich ernsthaft fragen: Ist diese Einstellung profihaft?
Darf ein Verein sich öffentlich weigern, das höchste sportliche Ziel im Land anzustreben? Müssen unsere Spieler nicht alles geben für den Titel? Es scheint beinahe so, denn Trainer und Manager reden die Teams tagtäglich so schwach, dass diese schon vorab für jedwedes Schwächeln „absolutioniert“ sind...
Wie ich feststellen durfte, vertritt der wieder genesene DSF-Trainer Udo Lattek in einer Sonntags-Kolumne eine ähnliche Meinung in:
Die Schluderei der Top-Teams - http://www.welt.de/daten/2001/...
Verfolger-Duell contra Derby
50-m-Tor! Berti schockte Dortmunds Schnarcher und 3:1 in der Westfallen-Hölle - weil Baller-Bernd und Adam Riese alles verhexten, titelte die „BZ“ am Tage nach der 4. Heimniederlage treffend über das aus Dortmunder Sicht trostlose weil chancenlose Gekicke. Was war passiert? Im Interview mit dem Dortmunder Lokalsender Radio 91,2 vergaloppierte sich Michael Meier bereits zum zweiten mal (nach seinem Bengalo-Rauch-15:30-Rundumschlag) in dieser Woche, als er zum Spiel analysierte: Frage: Wieder die Torchancen nicht genutzt. Meier: Mann sollte nicht vergessen, dass Bayer eine Topmannschaft ist! Frage: Die frühen Gegentore, da hatte die Mannschaft wohl geschlafen? Meier: So was kann passieren, weil Bayer eine Spitzenmannschaft ist. Weiter erklärt Meier schwächenablenkend, dass ihm vor allem imponiert hat, dass die Mannschaft wieder zurück gekommen ist nach dem 0:2 Rückstand. Auf taktische Fehler, oder sonstige Fehler der Mannschaft reagiert er nicht sondern spricht immer wieder auffällig davon das Bayer eben eine Topmannschaft habe. Bayer? Vor zwei Wochen war der allgemeine Tenor noch: „Beim selbst ernannten Titelkandidaten vom Rhein hat sich wohl nun endgültig große Ernüchterung breit gemacht.
Doch Berti Vogts saß (noch) gelassen auf dem Podium, lächelt versteckt und referierte nüchtern über eine unglückliche Niederlage, nach dem kläglichen 0:1 beim TSV 1860 München... Der Vize-Meister steckt in einer tiefen Krise“. Schnell gemeistert Berti, alle Achtung!
Und Borussia? Muß sich beispielsweise der Trainer nicht auch den Vorwurf gefallen lassen, dass er die Jungs zu sehr in die Außenseiterrolle drängt? Seine defensive Aufstellung jedenfalls deutet exakt in diese Richtung! Wie die „Schlange vor dem Kaninchen“ wurden sie von Berti´s Buben zum Tanz (vor-)geführt. Ängstlich, zaghaft, verunsichert... eben chancenlos!
Übrigens: „MM“ sprach Samstag im Radio auch davon, dass die Fans wieder mal „der 12. Mann“ waren, um sie dann einen Tag später öffentlich mit „Wir kriegen jetzt ein Problem durch unser Publikum" abzuwatschen und dann mit: "Es ist nicht gerechtfertigt, wie man mit unseren Spielern umgeht" gleich die Vorlage zur Disziplinierung nachzuschieben. Verklärter kann ein Blick wohl nicht sein...
Matysek obenauf, Lehmann unten durch
Während Adam Matysek eine Weltklasseleistung zeigte, gab es für BVB-Schlussmann Jens Lehmann wütende Pfiffe. Die Analyse des 3:1-Erfolges der Leverkusener fokussierte sich nachher auf die beiden Schlussleute. Während der Bayer-Torsteher den Sieg für sein Team festhielt, musste sich Jens Lehmann auf der gegenüberliegenden Seite wieder mal sogar Pfiffe vom eigenen Publikum anhören. "Adam war heute unser Sieggarant, er hat großartig gehalten", freute sich auch der Leverkusener Chefcoach über die Tatsache, endlich eine sichere "Bank" im Tor stehen zu haben. Ausgerechnet 2. Wahl-Keeper Matysek brachte mit seiner Leistung im Leverkusener Gehäuse seine Kritiker vorerst zum Verstummen. Den Rummel um seine Person nach dem Abpfiff ertrug der Pole augenscheinlich mit der Routine und Selbstverständlichkeit, mit der er zuvor hochkarätigste BVB-Einschußmöglichkeiten zunichte gemacht hatte.
Kollege Matthias Sammer forderte dagegen mehr Respekt für seinen Schlussmann. "Wenn Jens bei der Szene zum 1:0 auf der Linie gestanden hätte, wäre bei einem Steilpass die Frage gekommen, warum der Torwart nicht mitspielt und weiter vor dem Tor steht", nahm Sammer seinen Keeper in Schutz. Tatsache ist jedoch, dass die Nummer zwei in der deutschen Nationalmannschaft bei einigen Szene keine gute Figur machte. Beim 1:0 wurde Lehmann von einem Heber aus über 40 m von Bernd Schneider überrascht. Und beim Gegentor von „Neu-Hotic“ Brdaric in der Nachspielzeit stand er noch - genüsslich mit Heinemann labernd - am gegnerischen Strafraum, weil er sich in den eigenen Angriff eingeschaltet hatte. Viel schlimmer wiegt aber, dass Lehmann bei den eigenen Fans derzeit keinen Kredit hat. Auch kleinste Patzer wurden von weiten Teilen der Südtribüne sofort mit Pfiffen bestraft, bei gehaltenen Bällen gab es sogar wieder höhnischen Beifall. Schwachsinn! Sicherlich wenig leistungsfördernd für ihn und das ganze Team!!
„Weißwurst-Derby“ hatte falschen Sieger...
Mit seinem 98. Sieg im 193. Münchner Derby hat der FC Bayern ohne jede Anstrengung seine Führung in der Fußball-Bundesliga ausgebaut. Dank der Tore seiner Brasilian-Connection Elber und Sergio besiegte der deutsche Meister in einem stellenweise rasanten Stadtduell glücklich den Lokalrivalen TSV 1860 mit 2:0 und vergrößerte seinen Vorsprung in der Tabelle auf drei Punkte vor dem neuen Verfolger Bayer Leverkusen. Die "Löwen" bewegen sich dagegen nach der ersten Heimniederlage seit dem 26. November (0:2 gegen die SpVgg. Unterhaching) weiter im Niemandsland und haben endgültig den Anschluss an einen UEFA-Cup-Platz verloren. In der „Lorant-Ära“ gewannen die "Blauen" nur 2 von nun 14 Duellen mit den "Roten".
Derweil ist die Medienmaschinerie der Nordflorentiner wieder auf Hochtouren: War es vor Wochenfrist in Lyon noch Franz, der die „Uwe Seeler-Traditionsmannschaft verhöhnte, ging verabredungsgemäß dann Mitte der Woche Uli mit der weit wie nie geöffneten Schatulle auf Medientournee und jetzt meldet sich pünktlich zum Wochenschluß auch Kalle „Die Schande von Lippstadt“ zum Thema: „Wir müssen jetzt Weltstars hier haben“ zu Wort! Der gesunkene Stellenwert des deutschen Fußballs sei im Vergleich zu den Top-Ligen in Spanien, England und Italien nach Ansicht von Karl-Heinz Rummenigge für die Verpflichtung von Weltklasse-Spielern sehr hinderlich. „Die Bundesliga hat kein großes Image mehr. Sie ist keine große Verlockung mehr“, sagte er am Samstag am Rande des Sieges im Münchner Lokalderby gegen 1860. Es wäre „wahnsinnig schwierig, einen Luis Figo, Rivaldo, Raul (*ROTFL*) oder andere Starspieler“ nach Deutschland zu holen, bemerkte Rummenigge realitätsnah. Wobei diese Akteure gar nicht zur erklärten Zielgruppe der Bayern bei der Suche nach Verstärkungen für die kommende Saison gehörten, wie der frühere Italien-Profi scherzhaft in Bezug auf Stefan Effenberg anmerkte. Dieser hatte dem Präsidium die Verpflichtung von Superstars wie Figo oder Raul von Real Madrid anempfohlen. „Bei 'Effe' ist vielleicht der Größenwahn ausgebrochen, aber nicht beim FC Bayern“, merkte Rummenigge dazu allerdings treffend an.
Siehe dazu auch: Große Koalition für Bayern http://www.welt.de/daten/2001/03/16/0316spfu240754.htx
Aber die Lauterer wittern Morgenluft!
Die Mannschaft der Woche mischt sich endgültig ins Titelrennen ein. Dem 1. FC Kaiserslautern gelang mit einem 2:1 ausgerechnet beim wiedererstarkten Werder Bremen der sechste Sieg(!) in der Fußball-Bundesliga hintereinander. Drei Tage nach dem Einzug ins Uefa-Cup-Halbfinale rückten die Pfälzer dank zweier Tore des Tschechen Vratislav Lokvenc (11./39.) auf den dritten Tabellenplatz vor. „Wenn die anderen Mannschaften nicht Meister werden wollen, werden wir es. Bei uns ist jetzt alles möglich“, sprach „enfant terible“ Mario Basler die Titelambitionen der Pfälzer offen an.
Vor immerhin (für hanseatisch-kühle Verhältnisse respektablen) 29.250 frierenden und enttäuschten Zuschauern gipfelte das Werder-Unvermögen in einem von Ailton in der 22. Minute verschossenen Foulelfmeter. „Wir haben die erste Halbzeit verschlafen, sind im eigenen Stadion ausgekontert worden. Das darf nicht passieren“, bilanzierte Neu-Nationalspieler Torsten Frings treffend. „Man hat heute gesehen, dass wir keine Wundermannschaft sind.“ Für Herzog lautete nach den Pleiten in Leverkusen und gegen Kaiserslautern die Erkenntnis: „Wir haben gegen zwei Klasse-Mannschaften verloren. Da hat man gesehen, dass wir noch nicht so weit sind.“ Ob seine Spieler alles versucht haben, mochte Thomas Schaaf nicht beantworten: „Nach dieser ersten Halbzeit bin ich enttäuscht von meiner Mannschaft“, gab er lediglich anschließend zu Protokoll.
Die Bremer waren so etwas wie das negative Spiegelbild der selbstbewussten Pfälzer: Nicht die 0:3 Niederlage in der Vorwoche bei Bayer Leverkusen hatte an der Weser überrascht, sondern die Art und Weise, wie sie zustande kam. Denn wie weggeblasen schien das große Selbstvertrauen, das die Bremer zum erfolgreichsten Team des Jahres gemacht hatte.
Basler scherzte dagegen über den Grund des neuerlichen Erfolgs: „Unsere Trainer haben uns versprochen, dass wir drei Tage frei bekommen. Deshalb haben wir uns voll reingehängt.“ Von Beginn an kämpften beide Teams vehement, die Bremer vernachlässigten allerdings dabei desaströs die Abwehrarbeit und stürmten naiv drauf los. Die aufkeimende Unordnung bestraften die Pfälzer konsequent. Bei beiden Treffern von Lokvenc leistete der Luxemburger Jeff Strasser, den Frings überhaupt nicht zu bremsen verstand, mit klugen Pässen die Vorarbeit. Einen weiteren Treffer von Lokvenc erkannte Schiedsrichter Franz-Xaver Wack wegen eines angeblichen Fouls des Tschechen an seinem überforderten Gegenspieler Frank Baumann nicht an. War der nicht auch mal ein sog. Hoffnungsträger für die neue, blutaufgefrischte Nationalmannschaft?
Die Energie ist in Cottbus noch da
Seit Samstag Nachmittag weiß auch Jürgen Röber, wie es in der Lausitz zugeht. Erstmals in seiner 26-jährigen Profilaufbahn kam der Trainer von Hertha BSC zu einem Pflichtspiel nach Cottbus. Und nun weiß Röber, dass die Trauben dort hoch hängen. Englisches Kampfwetter in der Lausitz: Regen, böige Winde und ungemütliche Temperaturen. Und Derbystimmung im mit 20 500 Zuschauern restlos ausverkauften Stadion der Freundschaft. Von Beginn an spielte Hertha BSC in einer aufgeheizten Atmosphäre auch gegen die Kulisse. Dafür durften sich die Blau-Weißen bei den eigenen Fans «bedanken». Wegen diverser Rauchbomben aus dem Gäste-Block, die eine Spielfeld-Hälfte einnebelten, konnte die Partie nur mit Verzögerung angepfiffen werden. Der kleine Hoeneß eilte - medienwirksam dem Gerets Vorbild folgend - in die Kurve, um seine Anhänger zu beruhigen.
Nutzte nix. "König" Vasile Miriuta und die „Kämpfer“ des FC Energie haben Hertha BSC nieder gerungen und dem aufgekommenen Größenwahn der Meisterträume einen herben Dämpfer versetzt. Der Aufsteiger aus der Oberlausitz landete mit seinem 3:0 gegen Berlin seinen achten Heimsieg und schöpfte damit wieder neue Hoffnung im Abstiegskampf. Mit seinem sechsten(!) direkt verwandelten Freistoß der Saison brachte Miriuta die Gastgeber bei Dauerregen bei Zeiten in Führung Miriuta und steht kurz davor, den Rekord von Mario Basler einzustellen, der es 1995/96 für Bremen auf sieben Freistoßtore in einer Spielzeit gebracht hatte. "Es läuft wirklich optimal", freute sich der Glatzkopf, der stets zwei Tage vor einem Spiel seinen Haarschneider in Betrieb nimmt. Das 2:0 durch Franklin Bitencourt bereitete der „Ungarn-Rumäne“ per Flanke ebenso vor wie das 3:0 durch Sebastian Helbig zum Endstand gegen die schwachen und lustlosen Hauptstädter.
„Everbody´s Darling“ Olli Bierhoff in Italien endgültig aussortiert
Für den dauer-sympathischen Oliver Bierhoff ist zur kommenden Saison also kein Platz mehr beim AC Mailand. Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft habe dort nach der Entlassung seines alten Weggefährten aus Udiner Zeiten, Trainer Alberto Zaccheroni, keine Zukunft mehr, schreibt "La Gazzetta dello Sport".
Der neue Trainer Cesare Maldini möchte eine neue Mannschaft mit jüngeren Spielern aufbauen. "Im Angriff braucht AC Milan einen Giganten, der sich von den Gegnern respektieren lässt“, zitierte ihn die "Corriere dello Sport" am Freitag. Unterdessen hat Bierhoff dem türkischen Erstligisten Besiktas Istanbul eine Absage erteilt. Der Klub hatte sich unverzüglich nach der Verpflichtung von Christoph Daum um die Dienste des Stürmers bemüht. Bierhoff allerdings, so wird in Italien vermutet, liebäugele stattdessen eher mit einem Transfer zu einem deutschen oder englischen Spitzenclub. Interessant sind am Rande auch die brandheißen Gerüchte aus Italien, dach denen auch der BVB bereits bei Oliver Bierhoff für einen Wechsel in die Biermetropole vorgefühlt haben soll... Bierhoff? Wir haben doch auf der Position bereits unsere „gelbe Tonne“ Heiko, der sicher schon bald zurück kommt!
Olli´s Hompage: http://www.geocities.com/Colosseum/Bench/9674/
Eine der letzten Fan- und Kult-Typen sagte leise Servus
Die „echten Typen“ werden immer weniger. Selten wurde einer wie er, der 34-jährige Norweger nach „nur“ 51 Spielen und 14 Bundesliga-Treffern für Eintracht Frankfurt am Samstag im Waldstadion mit einer so spektakulären Abschieds-Gala geehrt wie der bei den Frankfurter Fans zum „Kultstürmer“ aufgestiegene Skandinavier. Eine gehörige Portion schwarzen Humor, ein Schuss Selbstironie gepaart mit fröhlichem Realitätssinn: Selten hat sich ein Fußballprofi mit einer so durchschnittlichen Bundesliga-Karriere mit witzig-intelligenten Sprüchen so nachhaltig in Erinnerung gebracht wie eben Jan-Aage Fjörtoft, Symbolfigur für ein längst ausgestorbenes Volk: Die Wikinger.
Einen stimmungsvollen Abgang hat er nach zweieinhalb Jahren am Main mit all seinen Höhen und Tiefen gehabt, denn zum Abschied hatte sich der Opernliebhaber seine Ehrenrunde zur Musik von Andrea Bocelli ("Time to say good bye") gewünscht. "Ich bin ein Populist", gab der sympathisch wirkende Angreifer zu, der dank seiner "sozialen Intelligenz" genau weiß, "wo meine Grenzen" sind. Fjörtoft liebte immer den wortgewaltigen Auftritt, er sucht gerne die Bühne der Medien. Der Name des "Wikingers" ist während seiner kurzen Bundesliga-Karriere von nur 30 Monaten bei der Eintracht „Programm“ geworden. Kaum Worthülsen und stets charmant im Plauderton eines Profis mit Lausbubengesicht. "Wenn man norwegisches Wasser geholt hat, kann man nicht erwarten, dass es italienischer Rotwein ist", kommentierte der von seinem damaligen Trainer Reinhold Fanz oft verschmähte Profi die sich häufenden Nicht-Berücksichtigungen. Mit würzigen Kommentaren beschrieb er immer wieder trefflich die chaotischen Zustände bei der "Launischen Diva am Main" mit den "fliegenden Trainern" in seiner Zeit: Horst Ehrmantraut, Fanz, Jörg Berger, Felix Magath und der derzeitige Interimstrainer Rolf Dohmen.
Fjörtoft, der Meister des gesunden Flachses, hatte immer einen guten Spruch zur rechten Zeit parat. "Die Entscheidung fiel zwischen mir und dem Busfahrer. Leider hatte der seinen Fußballstiefel nicht dabei", kommentierte er mal seine unerwartete Aufstellung von Magath in dessen Not, nachdem die Offensivabteilung wegen Verletzung völlig dezimiert war. „Wikinger“ Fjörtoft konterte auf seine Art und schoss je ein Tor in den folgenden drei Spielen. "Dank Magath bin ich der fittestete Norweger", feixte er. Über die Vorzüge des Trainers, den er als "Harten Hund" priß sagte er: "Das Training von Felix Magath ist wie ein Zahnarzttermin. Man fürchtet sich vorher, aber hinterher geht's einem besser" Spätestens am 29. Mai 1999 aber war Fjörtoft zum beliebtesten Frankfurter Profi der Neuzeit aufgestiegen, als der Skandinavier mit seinem legendären "Übersteigertor" zum 5:1 gegen Kaiserslautern im Waldstadion die Eintracht vor dem Abstieg rettete. Unvergessen danach sein Walzer mit nackter Brust und Oberbürgermeisterin Petra Roth im Arm. Der spontane Tanz hoch unter dem Tribünendach flimmerte über die TV- Schirme, wanderte durch alle Gazetten. Sein beeindruckender Auftritt an dem Tag machte Fjörtoft zu einer Symbolfigur in der Stadt mit dem höchsten Ausländeranteil der Republik. Nach zwölf Jahren Wanderschaft bei den Erstligisten in Europa mit immerhin 608 Pflichtspielen und 292 Toren in England, Österreich und Frankfurt schließt sich der Kreis. "Das Zittern wird mir fehlen, wenn nur noch 3000 Fans in Norwegen und nicht 40.000 meinen Namen schreien", meinte der Norweger zum Abschied, bevor er in seine norwegische Heimat zum Erstligisten IF Stabaek zurück geht. Eine kleine Zitatensammlung:
Was Jan-Aage noch so alles „für´s Volk“ gesagt hat...
Schön war es auch im Herbst, als ich nach 10 Monaten in der Wüste unter Magath, ohne Wasser und fast ohne Kleider es geschafft habe, wieder zu alter Klasse zu finden.
Demnächst werden wir wir wohl auf Alcatraz unser Trainingslager abhalten
Ein alter Fuchs wie der Berger, der hätte sogar die Titanic gerettet
Ich weiß nicht, ob Magath die Titanic gerettet hätte. Die Überlebenden wären auf jeden Fall topfit gewesen.
Er hat angedroht, uns die Reispässe abzunehmen, wenn wir verlieren
Sex vor dem Spiel lehne ich strikt ab. Schließlich teile ich vor den Spielen immer das Zimmer mit Salou
Ich bin ein Schlager- kein Superstar, ein Star aus anderer Zeit
Dann lebe ich in Oslo, spiele immer noch Fußball und bin so langsam wie immer
Vielleicht ist es gar nicht so, dass ich so lustig bin. Sondern, dass viele meiner Kollegen Fußball ein bisschen zu ernst nehmen
Nachlese: Es hört nicht auf: Polizei nahm wieder holländische Hooligans fest
Bilder, die wir nicht sehen wollten: Auch zweieinhalb Jahre nach Daniel Nivel in Lens, gibt es immer noch reichlich Schwachköpfe und dumpfen Hass in den Stadien Europas! Und zur Mahnung des noch immer verharmlosten Phänomens „Gewalt im Fußball“ , sei hier noch einmal erwähnt: Im niederländischen Eindhoven hat die Polizei am vergangenen Donnerstag bei Ausschreitungen während und nach dem UEFA-Pokal-Viertelfinalspiel zwischen PSV Eindhoven und dem 1.FC Kaiserslautern insgesamt zehn niederländische Hooligans festgenommen. Darüber hinaus sind 17 verletzte Polizisten und 15 verletzte Ordner zu beklagen - so lautet die Bilanz der Nacht des Schreckens von Holland. Der 1. FC Kaiserslautern hat zwar durch den 1:0-Erfolg beim PSV zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte (nach 1982) das Halbfinale des Uefa-Pokals gegen Deportivo Alaves erreicht, aber das interessierte nach der Partie fast niemanden. Gedrückte Stimmung und Ratlosigkeit herrschte nachhaltig bei Spielern, Betreuern und Fans nach den schweren Ausschreitungen fanatischer Hooligans während und nach der Begegnung. "Die Stimmung war nicht besonders toll, wenn man da zwei Stunden auf einem Pulverfass sitzt", sagte FCK-Trainer Reinhard Stumpf. Baslers Geste nach dem Tor - er hielt die Hände an die Ohren nach dem Motto: "Ihr seid ja plötzlich so still" - provozierte die Rowdys zusätzlich. Teamchef Andreas Brehme rügte seinen uneinsichtigen Kapitän ("Ich würde es wieder machen") und teilte ihm mit, "dass so etwas auf dem Fußballplatz nichts verloren hat".
Wie ein Sprecher der Polizei am Freitagmorgen noch einmal bestätigte, war ein Teil von ihnen in Gewahrsam genommen worden, nachdem mehr als hundert PSV-Fans gegen Ende des Treffens versucht hatten, das Spielfeld zu stürmen und das Spiel zur Annullierung zu bringen. Andere wurden festgenommen, als es nach dem Spiel vor dem Stadion zu Zusammenstößen mit der Polizei kam. Dabei hatten Rabauken die Ordnungshüter mit Steinen beworfen und ihre Wut über das 0:1 verlorene Spiel auch an geparkten Autos ausgelassen. Während den Spielern, abgesehen vom permanenten Beschuss mit Feuerzeugen und Schokoriegeln, nichts passierte, hatten Kaiserslauterns Anhänger nach dem Abpfiff noch einige gefährliche Momente zu überstehen. Vier Fanbusse wurden beschädigt (das kennt jeder Borusse, der am 20. März 1996 mit in Amsterdam war!), eine Busfahrerin gar von einem Stein an der Schulter getroffen. Auch Autos mit deutschen Kennzeichen waren der Willkür der Hooligans ausgesetzt, der Karosse des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Friedrich wurde der Außenspiegel abgebrochen. Zuweilen verfehlte die unkontrollierte Wut ihr Ziel. Ein Stein, der dem Ü-Wagen des ZDF galt, traf den eines niederländischen Senders. Mit Hilfe von Videoaufnahmen will die Polizei jedoch weitere Täter identifizieren. Unabhängig von den polizeilichen Ermittlungen will auch der PSV Eindhoven gegen die Randalierer vorgehen. PSV-Präsident Harry van Raaij: "Wir haben Fotos als Beweise und werden alles sehr genau untersuchen." Dabei wird sich der Verein auch einige Fragen gefallen lassen müssen. Vor allem, warum es so einfach war, auf das Spielfeld zu gelangen. Bei den Scharmützeln sind insgesamt 15 Ordner des eigenen Vereins und zwei Polizisten verletzt worden. Drei von ihnen erlitten Knochenbrüche, eine Polizeibeamtin musste unverzüglich ins Krankenhaus gebracht werden. Das hat mit Fuß, das hat mit Ball, das hat mit Fußball nix zu tun...