Tatort Bundesliga - der 22. Spieltag: Ba*ern, Legokuchen und Schlacke patzten im Gleichschritt Die dösigen Ausrutscher machten Spaß!
„Hennes“ Justen formulierte es so: Grenzenlose Schadenfreude in den restlichen Teilen der Republik und eine kurios-witzige Analyse, die sich auf Hirn und Hintern kaprizierte. Nachdem die Spielvereinigung Unterhaching, in früheren Jahren vom FC Bayern selbst als Trainingspartner ignoriert, beim sensationellen 1:0 in der Bundesliga den listigen Drei-Punkte-Klau mimte, sprach Libero Alexander Strehmel einen Satz von literarischer Unvergänglichkeit: "Gerade in einem Spiel, in dem die Nerven blank liegen, muss man sein wahres Gesicht zeigen und die Hosen runterlassen." Punkt. Dann der Nachsatz: "Das haben wir gemacht."
Bazi-Star-Ensemble war mal wieder zu pomadig
Vor neun Monaten stoppten sie Bayer Leverkusen und machten Bayern München am letzten Spieltag zum Meister, diesmal raubten die Underdogs der SpVgg Unterhaching dem großen Nachbarn wichtige Punkte auf dem Weg zum erneuten Titelgewinn. Mehmet Scholl entlockte die peinliche Niederlage gar philosophisches: "Jetzt haben wir auch unser Unterhaching. Vielleicht ist das eine gesteuerte Gerechtigkeit. Im letzten Jahr haben sie uns geholfen. Vielleicht hilft denen dieser Sieg auch. Das wirft uns nicht aus der Bahn. Ich gönne es Haching von Herzen", äußerte er sich gütig wie moderat. Trainer Ottmar Hitzfeld wollte vier Tage vor dem anstehenden Champions-League-Match bei Spartak Moskau nicht so locker mit der sechsten Saison-Pleite umgehen, machte allerdings „weltmännisch“ auch gute Miene und freute sich - zumindest öffentlich - auch ein wenig für den oft verspotteten Münchner Vorortclub.
"Wenn man verliert, ärgert man sich maßlos. Wir hatten die Punkte fest eingeplant auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft. Das ist eine Krankheit, dass wir gegen die Kleinen die Punkte verlieren. Viele haben gedacht, mit wenig Aufwand kommen die Tore", grummelte der Coach, fügte allerdings sofort abschwächend hinzu: "Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen, weil die anderen auch verloren haben. Es tut außerdem weniger weh, wenn man weiß, dass uns Unterhaching in der letzten Saison geholfen hat."
Hitzfeld war die Enttäuschung dennoch merklich anzusehen, auch am Sonntagmorgen war der Zorn über seine Truppe noch lange nicht verflogen. In seiner neuen, großkotzigen Ba*ern-Manier haute er auch gleich die vermutlich von Uli Hoeneß im Vertrag zur Pflichtformulierung fixierten Größenwahnformeln raus: "Wenn man auch einmal 0:1 zurückliegt, müssen wir solche Spiele gewinnen. Wir sind der FC Bayern, wir müssen noch viel selbstbewusster auftreten. Es standen fast nur Nationalspieler auf dem Platz. Wir haben keine schwachen Spieler", meinte Hitzfeld: "Ich bin sauer und zutiefst enttäuscht, denn wir hätten uns in der Tabelle absetzen können. Solche Spiele müssen wir einfach gewinnen."
Kupka: "Der Himmel will uns in der ersten Liga haben"
Kaum anders verhielt sich der „künstliche gute Laune Club“ aus dem Münchner Süden: Helfen wolle man den Bayern aber auch in dieser Spielzeit wieder. Das zumindest versprach Präsident Engelbert Kupka, der sich nach zuletzt drei Niederlagen in Serie gar nicht genug über den Triumph freuen konnte: "Der Himmel will uns in der ersten Liga haben. Im letzten Spiel in Schalke können wir für den FC Bayern (oder auch für uns? Die/Red.) wieder einiges gut machen." Und Trainer Lorenz-Günther Köstner gestand sogar: "Woanders wären uns die drei Punkte lieber gewesen."
Und jetzt auch noch zu allem Überfluß das: „Stinkefinger“ Effenberg fordert von Manager Uli Hoeneß jetzt eine baldige Verlängerung seines Vertrags. Er setzt den FC Bayern München sogar so stark unter Druck, dass er sogar einen Wechsel nicht mehr ausschließt. "Ich habe mein Zeichen gegeben, dass ich bereit wäre, darüber hinaus werde ich jetzt nicht jeden Tag Uli Hoeneß anrufen und sagen: Bitte, verlängert meinen Vertrag! Das habe ich nicht nötig. Und ewig werde ich auf dieses Gespräch nicht warten. Da könnte der FC Bayern einen sehr großen Fehler machen", meinte der Kapitän in einem Interview im neuen Bayern-Teil der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstagsausgabe). Eigentlich hatten die Bayern ja bereits Vorsorge getroffen, um den „Effenberg-Gau“ zu verhindern und vor der Saison „Stinkstiefel“ Ciriaco Sforza zurück geholt. Auf Tomas Rosicky hatten sie ja „freiwillig“ verzichten müssen. Der Tscheche verstärkt bekanntlich Borussia Dortmund, der Schweizer schwächelt oder ist verletzt. "Einen Effenberg kann man nicht ersetzen", grantelt Hitzfeld, "er ist einmalig.“ Na dann...
Bayer bleibt Bayer - wieder mal die große Chance vergeben
Er hätte viel sagen können, das sah man seinem Lächeln an. Aber Adam Matysek, bis zur Winterpause der erste Torwart von Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen, schwieg höflich. Seit er in einem Interview Toni Schumacher unmittelbar vor dem ersten Spiel des Jahres gegen den VfB Stuttgart kritisierte, ist der Pole nur noch Ersatz. Die Verantwortlichen entnahmen damals seinen Worten, er habe nicht die nötige nervliche Stabilität. Dass Matysek wirklich schlechter ist als sein Rivale Pascal Zuberbühler, daran zweifeln seit Samstag aber noch ein paar Menschen mehr. Die 1:2 Niederlage beim bis dahin anno 2001 torlosen FC Hansa geht zu einem großen Teil auf das Konto des Schweizers. Er ließ sich von Victor Agali beim 1:1 ebenso tölpelhaft überspringen, wie er auch beim 2:1 Kopfballtor von Steffen Baumgart „null“ Stellungsspiel erkennen ließ. Zum wiederholten male wurde ihm das schon angekreidet. Und wie. Wer es nicht so genau sehen konnte, hatte am Wochenende noch genügend Gelegenheit, es überall wenigstens zu hören. Der wortgewaltige „Pate“ war jedenfalls nicht zu mehr bremsen und fütterte die Mikrofone mit regelrechten „Breitseiten“ gegen den armen Schweizer: "Da muss sich ein Kerl, der fast zwei Meter groß ist, auch mal Respekt verschaffen, rausgehen und die Leute abräumen. Und nicht hinterher jammern, er hat mich mit dem Ellenbogen behindert." Aber glücklich sind sie nicht mit dem Ist-Zustand, der am Sonnabend dazu führte, dass Bayer Leverkusen wieder einmal die Chance vergab, eine Schwäche der Münchner Bayern auszunutzen. Der schuldige war indes schnell zur Hand: Schiedsrichter Edgar Steinborn. Im Kreuzfeuer der Trainer-Combo 04 stehend, hörte er explodierende Ausgüsse wie: "Wir spielen hier gegen zwölf Mann" [Pierre Littbarski] – natürlich bezogen auf die freilich berechtigte Aberkennung des Ballack-Tores (72.), als Torwart Pieckenhagen regelgerecht behindert wurde. Berti Vogts verkniff sich mit Rücksicht auf seinen Geldbeutel öffentliche Kritik, schaffte es aber auch, der Journalistenschar seine Unzufriedenheit deutlich zu machen. Manfred Amerell, Mitglied des DFB-Schiedsrichterausschuss reagierte sofort barsch: "Er sollte das Hirn einschalten, bevor er losplaudert. Wir werden Kontakt mit dem Verein aufnehmen und darum ersuchen, er möchte seinen Wachhund zurückpfeifen". Amerell gewährt Japan-Rückkehrer Littbarski zwar eine "100-Tage- Schonfrist", kündigte für den Wiederholungsfall aber Konsequenzen an. "Noch ist er neu in der Bundesliga, aber zukünftig wird er das zu spüren bekommen, auch an seinem Geldbeutel", betonte der ehemalige Unparteiische aus München. Zu allem Ärger kam auch noch der Umstand, dass Rostocks Trainer Funkel den Streit mit Berti Vogts ("Der ist doch nur ein Weltklasse-Verteidiger geworden, weil er wie ein Berserker ausgeteilt hat") in den Medien nur inszeniert hatte, "damit hier alle endlich aufwachen". Diese Rechnung ging auf!
Pappnasen bestätigen ihr „Zwischentief“ und zittern vor Samstag
Werders Manager Klaus Allofs zum Beispiel nannte das fußballerische Meisterstück von Claudio Pizarro in der 18. Minute schlicht: „Weltklasse“ Der Peruaner stoppte einen 40-m-Pass seines Kollegen Krstajic so sanft in der Luft, als sei der Ball ein hernieder schwebender Luftballon. Anschließend beförderte er ihn ebenso gefühlvoll über den herausstürzenden Torwart Oliver Reck ins Sch*lker Netz. Die Sch*lker taten sich allerdings schwer mit einem Lob. „Ordentlich gemacht“, befand Rudi Cigar zwar das Pizarro-Kabinettstück, doch dann schwoll ihm die Zornesader in Richtung eigener Mannschaft: „Schon ein C-Jugendspieler sollte wissen, dass man nicht auf Abseits spielt, wenn man in Unterzahl ist“, schimpfte der Manager. Für ihn war der unaufmerksame Abwehrspieler Markus Happe alleiniger Sündenbock, der in der Tat und fälschlicherweise auf Abseits spekulierte und der Pizarro-Show dann staunend aus unangebrachter Distanz zuschaute. Assauer weiter über seinen angeblich abwanderungswilligen Abwehrspieler: „Er kann nach England gehen. Und zwar sofort.“ Die Stimmungslage seines Trainers war ähnlich, auch „Huubwagen“ Stevens präsentierte sich mal wieder nicht gerade als guter Verlierer. Von einer starken Bremer Mannschaft wollte er nichts wissen, „wir haben Werder stark gemacht“, räumte er lediglich ein. Erst nach dem Wechsel sei seine Mannschaft aufgewacht, befand der Trainer und kam zu dem Schluss: „So wird man bestimmt kein Meister.“ Schon am Samstag, fürchtet der Kolumnist, wird diese Annahme bereits traurige Wahrheit (für die Blauen/Die Red.) sein...
Verkehrtes Hamburg: HSV droht Abstieg - „Hurensöhne“ vor Aufstieg
Verkehrte Welt dagegen in Hamburg: Der große HSV ist nach seiner Schruppe in Dortmund mehr denn je auf Crash-Kurs, der kleine FC St. Pauli steht vor dem Aufstieg in die Bundesliga. Während die unumstrittene Fußball-Nummer eins in der Hansestadt dem größten sportlichen Debakel in der Vereinsgeschichte ins Auge sieht, wird im benachbarten «Freudenhaus» gefeiert. Die Kiez-Kicker scheinen sich für die Rückkehr ins Oberhaus zu rüsten.
Die St.-Pauli-Fans sind schon außer Rand und Band: 13 Spieltage vor Ultimo hat der Zweitligist mit 39 Punkten schon mehr Zähler auf dem Konto als in der gesamten letzten Saison. Und der Ausblick von Trainer Dietmar Demuth klingt vielversprechend: „Wenn wir die nächsten drei Spiele gewinnen, ist alles möglich.“
Für viele ist dieses Szenario unvorstellbar: Der HSV kickt im 55 000 Zuschauer fassenden Schmuckkästchen Volksparkstadion gegen LR Ahlen und den VfL Osnabrück, während der FC St. Pauli im maroden Millerntor-Stadion Bayern München und Borussia Dortmund empfängt. Bislang galt der HSV als «unabsteigbar». Als letztes verbliebenes Gründungsmitglied mussten die Hanseaten in den 38 Jahren Bundesliga- Existenz noch nie das Oberhaus verlassen. „Wir sind nur einen Punkt von den Abstiegsplätzen entfernt, da muss man sich mit den Realitäten auseinandersetzen“, seufzte HSV-Sportchef Holger Hieronymus. Beistand erhält der leidgeplagte Hamburger Renommier-Club ausgerechnet vom ungeliebten Lokalrivalen. „An solch eine Situation mag ich gar nicht denken“, verkündete bereits Ex-Profi Willi Reimann, der sowohl den HSV als auch St. Pauli trainierte: „Eher glaube ich, dass beide Mannschaften in der Bundesliga spielen“. Vorher allerdings ist da noch ein gravierendes Problem zu lösen: Der 20 725 Zuschauer fassenden Arena auf dem Heiligengeistfeld fehlt die Erstliga-Tauglichkeit, doch der eigentlich logische Umzug ins Volksparkstadion steht nicht zur Debatte. «Unsere Heimat ist das Millerntor“ betonte der neue St.-Pauli-Präsident Reenald Koch, um dann noch im ernsten Ton anzufügen: „So lange ich hier Präsident bin (und das kann sich ja schnell ändern, wie wir wissen/Die Red.), werden wir das nur unter äußersten Umständen aufgeben!“ Einen kompletten Neubau für rund 100 Millionen Mark - wie er von Ex-Präsident Heinz Weisener seit vielen Jahren immer wieder vollmundig versprochen wurde - wird es wohl nicht mehr geben. Stattdessen gibt es einen Umbau auf Raten. Die Stadt will das Gelände für eine Mark an den Verein veräußern.
Pünktlich zum Karneval sind die Kölner „jeck“
Die Kölner Beinahe-Helden sind jetzt endgültig an ihre Grenzen gestoßen. Die von Trainer Ewald Lienen gebetsmühlenartig wiederholten Forderungen nach der "tausendprozentigen Aggressivität" überzeugen nur noch bedingt. Nach der neuerlichen Heimpleite musste Lienen anerkennen, dass sein Team zurzeit nicht mithalten kann: "Wenn unsere Schlüsselspieler keine Topleistungen bringen, ist es für uns schwer". Nach dem 0:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern und der dritten Niederlage in Folge läuten beim 1. FC Köln pünktlich zum Fasching die Alarmglocken. Kapitän Dirk Lottner lieferte gegen die Pfälzer vor 36.000 Fans enttäuschten Fans wieder eine katastrophale Leistung ab. Zu keiner Zeit war der Regisseur in der Lage, das Spiel zu ordnen und den "jungen Hüpfern im FC-Trikot" die dringend benötigte Leitfigur zu sein. Noch sind es sechs Punkte zu den Abstiegsrängen, aber die Reserven sind aufgebraucht. In Köln hat mitten im Karneval am Tag der Prunksitzung endgültig der Kampf gegen den Abstieg begonnen. Vereins-Präsident Albert Caspers will naturgemäß von Krise nix wissen: "Wir lassen uns nicht verrückt machen. Wir brauchen noch elf Punkte und die holen wir." Tausendfach gehörte Durchhalteparolen wie die von Markus Kurth: "Jetzt muss die Mannschaft beweisen, dass sie aus ganzen Kerlen besteht" sollen die Fans beschwichtigen. Auch Christian Timm, der seit 705 Bundesligaminuten nicht mehr getroffen hatte und am Sonntag unter spezieller Beobachtung von DFB-Teamchef Rudi Völler stand, fällt nur noch ein: "Uns fehlt ein Erfolgserlebnis." Für eine Mannschaft, die über 22 Spieltage an ihrem oberen Limit gespielt hat, könnten die letzten zwölf Spieltage zum Höllenritt werden.
Und hier noch etwas in eigener Sache:
Die nur 216.516 Zuschauer in den Bundesliga-Spielen des 20. Spieltags deuten auf eine wieder erneut schwache Spieltagskulisse hin. Die meisten Besucher hatten wieder einmal wir... 64.500 Fans sahen im Westfalenstadion unsere Begegnung gegen den HSV und dass, obwohl gerade wir die Leidtragenden der kurzfristigen Terminierungen seitens des DFB sind. Unsere Borussia muß in dieser Saison bekanntlich 19(!) mal abends antreten, die zwei englischen Wochen sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt.
Was für die überwiegende Masse der Heimspielbesucher schon nur schwer zu vereinbaren ist, gestaltet sich für uns Auswärtsfahrer noch wesentlich schwieriger. Aus diesem Grund haben wir für den 26. Spieltag (Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt) eine Protestaktion geplant, um unser wesentlichstes Anliegen, den SONNTAG ganz von der Ansetzliste zu streichen zu untermauern! Die Presse hat sich in den vergangenen Tagen bereits aufmerksam und interessiert diesem Thema gewidmet, denn: OHNE FANS KEINE SPIELE...