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Tatort Bundesliga - der 2. Spieltag: Warum sind die Ordner so hässlich... - So spielt das Leben: Minuten glücklich, monatelang frustriert!

06.08.2001, 00:00 Uhr von:  BoKa
Tatort Bundesliga - der 2. Spieltag: Warum sind die Ordner so hässlich... - So spielt das Leben: Minuten glücklich, monatelang frustriert!
Tatort Bundesliga

War nur eine der „zentralen Fragen“ an diesem mit Spannung erwarteten zweiten Spieltag der Fußball-Bundesliga. Im Blickpunkt standen die Top-Duelle in den beiden Olympiastadien zwischen Meister Bayern München und "Vize" Herne auf der einen Seite, sowie den Titelaspiranten Hertha BSC und unserer Borussia in der Bundeshauptstadt auf der Anderen. Wohl denen, die „live“ dabei waren...

Trotz Optimalstart: Sammer dämpft künftige Erwartungen

Der „harte Kern“ mitten bei der Arbeit: LaLaLaLaLaLaLa... Booooorussssiiiiiiiiaaaaaaaa..... In der Mitte die schönste Frau der Welt [TM]

Im Berliner Olympiastadion trafen Hertha BSC Berlin und Borussia Dortmund im "Samba-Duell" aufeinander: Marcelinho und Alves gegen Amoroso, Evanilson und Dede. Die Konstellation sprach schon beim Anpfiff für den BVB: Die Berliner verloren die letzten acht Gastspiele in Dortmund hintereinander und gewannen zu Hause auch nur zwei der letzten sechs Duelle mit dem BVB. Zur Erinnerung: Borussia Dortmund war mit 27(!) Punkten die beste Auswärtself der letzten Saison.

Dennoch schimpfte Matthes wie ein Rohrspatz: "Der Wirbel wird mir ein bisschen zu viel. Das muss weniger werden. Diese Euphorie zu bremsen, die jetzt aufkommt, das gelingt mir sowieso nicht.“ Im selben Atemzug dämpfte der Europameister von 1996 zu hohe Erwartungen, indem er realistisch einschätzte: "Die ersten 30 Minuten waren unterirdisch. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Und später sei es eben "auch nur so la-la" gewesen. Der Mann hat Sorgen... Wir haben während der gesamten 90 Minuten nicht gut gespielt. Wäre es 1:1 ausgegangen, hätten wir auch zufrieden sein müssen." Dennoch sein Team ist (fast) ganz vorn und hat seine mögliche Anwartschaft auf die deutsche Fußball-Meisterschaft durch den Auswärtserfolg im Spitzenspiel bei Hertha BSC Berlin eindrucksvoll untermauert, auch wenn die Leistung über 90 Minuten nicht unbedingt immer meisterlich war.

Und Hertha? Die Euphorie ist weg...

Ernüchterung herrscht nach nur einem mageren Punkt aus zwei Saisonspielen beim Ligapokalsieger und "Vorbereitungsmeister“ aus Berlin. "Wir sind natürlich enttäuscht. Ein Punkt nach zwei Spielen ist zu wenig. Wir stehen nicht da, wo wir hin wollten", analysierte Hertha-Kapitän Michael Preetz, dessen Kopfball in der 30. Minute nur die Latte getroffen hatte. Noch immer warten die hoch gehandelten Herthaner, bei den Hurensöhnen am vergangenen Wochenende nur mit einem 0:0 in die Saison gestartet, auf ihr erstes Saisontor. "Chancen dafür hatten wir in der ersten Halbzeit. Wenn da ein Tor fällt, hätte es möglicherweise anders ausgesehen", meinte der von den Bazis hartnäckig umworbene Nationalspieler Basti Deisler.. Zur gleichen Zeit saß Jürgen Röber völlig geknickt im Presseraum der Berliner, sinnbildlich mit dem Rücken zur Hertha-Wand. "Wenn der Preetz-Kopfball nach 16 Minuten nicht gegen den Pfosten klatscht, dann gibt es gibt es hier nur einen Sieger - und das sind wir", wurde er nicht müde, seinen Sermon unzählige Male zu wiederholen. Und da Sammer ein prima Trainerkumpel ist, assistierte ihm dieser: "Wenn der Preetz-Kopfball reingeht, glaube ich kaum, dass wir uns so schnell erholt hätten." Hätte, wenn und aber - auch Röber weiß, dass derartige Erklärungsversuche bei einer weiteren Niederlage in Freiburg relativ untauglich sein werden, um das wieder über die Maßen euphorisierte Fanvolk zu befrieden. Umso bemerkenswerter, dass er zusammen mit Manager Dieter Hoeneß dem Begehren von Marcelinho nachgab, umgehend zur Länderspielberufung nach Brasilien reisen zu dürfen - dort geht es am Donnerstag gegen Panama, und für Marcelinho ist das "das Größte". Als Landsmann Amoroso das Dortmunder 1:0 geschossen hatte, war Marcelinho den Tränen nahe gewesen. Tränen der Wut. Als ihm Hertha dann doch freigab, waren es Tränen der Freude.

Das 2:0 war nur noch Formsache

Die Dortmunder Fans waren zahlreich und sehr präsent. Sie intonierten mit Leibesfreuden „neue und alte“ Lieder.
© Foto: BBerti

Die Abschlussschwäche der Herthaner nutzten die „Schwatzgelben“ in der 52. Minute umgehend. Der dritte Saisontreffer von Millionen-Einkauf Marcio Amoroso nach toller Vorarbeit mit dem Außenrist von Mittelfeld-Ass Tomas Rosicky kam laut Abwehrspieler Jörg Heinrich "genau zum richtigen Zeitpunkt". Miroslav Stevic' s anschließender "Nachsetzer" zum 2:0 in der 87. Minute war dann nur noch reine Formsache, weil die Hertha längst geschlagen war. Ein Umstand, über den sich Hertha-Manager Dieter Hoeneß anschließend besonders ärgerte. "Was gegen uns spricht ist, dass wir nach dem Treffer den Dortmundern nichts mehr entgegen zu setzen hatten", sagte er und kritisierte, dass Trainer Jürgen Röber den Isländer Eyjölfür Sverisson erst zwölf Minuten vor dem Ende einwechselte. "Dabei ist „Jolly“ einer, der für so eine Situation wie geschaffen ist."

Unser aller Uli H. aus M. konnte es wieder einmal nicht lassen in der Sendung des Quotenabsteigers (nur noch 2, 5 Mio. Zuschauer und damit schon wieder 150.000 weniger als letzte Woche) "ran" gegen den BVB zu lästern! Obwohl mit Rosicky, Madouni, Demel und zuvor schon Metzelder, u.a. auch talentierter Nachwuchs verpflichtet wurde, versucht er es - wenngleich auch in „lobenden Phrasen“ eingepackt - so darzustellen, als ob der BVB nur auf riskante Weise den kurzfristigen Erfolg plane. Auf die Frage: "Dortmund ist perfekt gestartet in die Saison. Wird die Borussia in diesem Jahr der schärfste Titelkonkurrent?" Antwortete Hoeneß: "Dortmund spielt sehr gut im Moment. Sie haben sich sehr gut verstärkt. Es wird spannend werden um die Meisterschaft. Es ist ja bekannt, dass Herr Niebaum und seine Leute sehr aggressiv auf dem Transfermarkt arbeiten. Im Moment liegt die Borussia damit richtig, mal sehen, was am Ende der Saison rauskommt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Eine Mannschaft langsam aufbauen oder sehr schnell ans Ziel kommen wollen. Dortmund hat sehr viel riskiert. Der Weg kann erfolgreich sein, wenn nicht, dann wird es allerdings richtig schwierig für die Borussia."

Er selbst glaubt wohl, dass er das gleichermaßen genial wie geschickt macht, aber in Wirklichkeit wirkt seine Strategie so leicht durchschaubar, sind sie doch nur ein armseliger Versuch eines von Neid und Missgunst zerfressenen Machtmenschen, Borussia Dortmund mal wieder für ihre mutige Einkaufspolitik öffentlich zu diskreditieren!

Schlagzeile aus der Berliner Zeitung
Da war die blaue „Polacken-Abwehr“ außer Rand und Band, als Elber & Co. Gas in der Anfangsphase gaben.

titelte die „Berliner Zeitung“ zur Freude der zahlreich in die Hauptstadt gepilgerten schwatzgelben Borussenschar! Die Revanche für die tausendfach „vergossenen Tränen“ sollte es werden, Schalke wollte zeigen, wer der wahre Meister ist - aber aus dem scherzhaft genannten „Meister der Herzen“ wurde gestern ein Meister der Schmerzen... Jedenfalls sprach Rudi Cigar anschließend davon, "dass einige hier wohl ein Schläfchen abgehalten haben".

Zunächst einmal patzte der überraschend aufgebotene Niels Oude Kamphuis, und das ermöglichte dem Bayern-Debütanten Claudio Pizarro seinen ersten Treffer im von dämlicher Werbung hochangepriesenen Bayerntrikot. Und als dann „Iron Andy“ bei einem Freistoß von Mehmet Scholl die eigene Mauer öffnete, war schon alles vorbei. Dass Nico Kovac fünf Minuten vor der Pause noch einmal traf, zeigte lediglich, dass Gelsenkirchen an diesem Tage nichts zu bestellen hatte. So stark waren die Bayern auch nicht", schätzte ausgerechnet besagter „Andreas Möller“ die Lage ein: "Ich habe schon bessere Bayern-Mannschaften gesehen. Die Ursache für die klare Niederlage liegt wohl eher bei uns." Wie wahr, wie wahr! „Wenn Angsthasen Fußball spielen“, ein Film, den der „Nordkurven-Revierkönig“ Adolf Winkelmann oder gar Sönke Wortmann ruhig mal in Angriff nehmen sollten...

Das „Schleichen“ geht weiter: „Iron-Andy“. In seiner Lieblingsrolle mit gesenktem Haupt

"Es waren Kleinigkeiten, die das Spiel entschieden haben", versuchte Huub Stevens aufkommende Wogen der Kritik zu glätten. Aber andererseits hatte er die vielen dicken Bolzen nicht übersehen. Zumindest war der Coach so bedient, dass er mit Niels Oude Kamphuis und Jiri Nemec sogar zwei Spieler zur Pause auswechselte. Das hat es bei Stevens noch nie gegeben, und deshalb darf man das sicher als eine Art Höchststrafe werten - allerdings auch so, dass sich der Trainer bei der Aufstellung falsch entschieden hatte. Denn dass Oude Kamphuis und Nemec nicht in Form sind oder auch noch nicht sein konnten, war bereits in der Saison-Vorbereitung zu erkennen! Jetzt wartet der rheinische Rivale aus Vorholland auf seine Mannen und wird den abgestürzten Vorstädtern sicher nix zu schenken haben!

Hamburg hat endlich wieder einen Helden!

Stadionsprecher Holger Ponik musste die Besucher gar nicht erst auffordern. Auch ohne dessen Wink erhoben sich die Untertanen nach 70 Minuten, um ihrem König zu huldigen. Standing Ovations für Jörg Albertz, der zum „Beifallduschen“ vorzeitig ging, aber bis dahin alles richtig gemacht hatte, was man richtig machen musste. Die "Ali-Festspiele" sind seit Sonnabend eröffnet und der Sieg des HSV gegen Stuttgart bildete die passende Premiere dafür. Ein besseres Drehbuch hätte sich der Protagonist beim Heimdebüt nicht wünschen können. "Ich freue mich sehr", stellte Frank Pagelsdorf fest, "vor allem für Jörg." Das 2:0 gegen den VfB Stuttgart erleichtert vorläufig auch dem in die Kritik geratenen Trainer die Arbeit.

Hier geht´s lang: „Ali“ Albertz lochte ein!

Wenn Ali mehr nach vorn geht, zieht er den Platz in die Länge.


HSV-Kapitän Nico Jan Hoogma über die Marschroute für Jörg Albertz

Er lehnte nach getaner Arbeit lässig an einem Pfeiler, strahlte durch seine stahlblauen Augen und ließ seine Tatoos unter der halboffenen Trainingsjacke hervorblitzen. Stig Töfting war zufrieden - bissig als Kettenhund von Balakov, effektiv im Aufbauspiel. Der Däne ist vom Pitbull zum Leitwolf avanciert. Er sollte Krassimir Balakov stoppen, kurbelte das HSV-Spiel aber selbst unermüdlich an. Prädikat: äußerst wertvoll. In der Vorbereitung erkämpfte sich das kleine Kraftpaket einen Stammplatz, jetzt macht er deutlich, dass er auf dem Weg zum Führungsspieler ist. Von der Rolle indes will er nichts wissen. "Führungsspieler? Weiß ich nicht. Der Trainer sagt zu mir, stopp den Balakov. Das habe ich gemacht. Bin ich dann ein Führungsspieler?"

Als Stuttgarts Trainer Felix Magath noch beim HSV aktiv war, hatten die Norddeutschen ihre besten Bundesligazeiten: dreimal Deutscher Meister (1979, 1982, 1983) und 1983 auch Europapokalsieger der Landesmeister durch ein Tor von Magath zum 1:0 im Finale gegen Juventus Turin. Aber diese Zeiten sind definitiv vorbei!

In München brennt der Baum...

Große Koalition gegen Werner Lorant. Zwar verteidigt Präsident Wildmoser ("Er macht wirklich gute Arbeit") seinen Trainer nach dem 0:2 in Köln, aber die Aufsichtsräte von CSU, SPD und Grünen sind sich ausnahmsweise einmal sehr einig. Denn die Liste der Anklagepunkte ist lang: In der Vorbereitung intensive Trainingseinheiten (Schwerpunkt Ausdauerläufe und Sprints sogar am Spieltag), das Aus im UI-Cup mit zwei Niederlagen gegen Newcastle United, zwei Pleiten in der Bundesliga, 0:6 Tore - es brodelt. Bemerkenswert dabei ist, dass Hans Zehetmair, bayerischer Kunstminister und Mitglied im 1860-Aufsichtsrat, zum größten Lorant-Kritiker aufsteigt. "Wenn er 2003 nicht geht", sagte der Politiker der Münchner Abendzeitung, "dann gehe ich." Die Außendarstellung des Klubs leide unter den rigorosen Worten und Taten des exzentrischen Trainers, der im Wechselspiel mit seinem Präsidenten und „Spezl“ Wildmoser gerne mit Rücktritt droht. Auch Münchens OB Christian Ude, ebenfalls Aufsichtsratsmitglied, hat offenbar jetzt genug: "Wir sind sehr ungehalten über Stil, Auftreten und Äußerung Lorants gegenüber der Mannschaft und dem Präsidium", sagte er der heutigen AZ , "Es gibt bei mir, Minister Zehetmair und den anderen Aufsichtsratsmitgliedern zunehmend Unmut, dem muss Rechnung getragen werden." Auch Hep Monatzeder, Grüner Zweiter Bürgermeister Münchens, lässt kein gutes Haar an Lorant: "Werner, Deine Zeit ist abgelaufen! Und zwar jetzt!", sagt er.

Doppelpack gegen Lorant: Kurth. Die Luft bei den 60´gern wird zusehends dünner

Die Spatzen pfeiffen schon wieder laut von den Dächern auf Giesings Höhen: Auch wenn Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus in der Gerüchteküche immer häufiger als vermeintlicher Lorant-Nachfolger gehandelt wird, Löwen-Präsi Wildmoser setzt zunächst erst mal weiter auf Kontinuität. „Die Erfahrungen haben vor allem eines gezeigt: Wenn wir Ruhe bewahren, ziehen wir uns da raus“, sagte die 60´er-Allmacht mit Verweis auf die vielen gemeisterten Krisen in seiner langjährigen Amtszeit in der Sendung „Doppelpass“ im DSF. Nur wenn die Talfahrt bis zum zehnten Spieltag anhalten sollte, will er sich ernsthafte Gedanken machen: „Erst dann besitzt die Tabelle Aussagekraft.

Aber bis dahin werden wir viel besser dastehen.“ Nicht nur Wildmoser glaubt an bessere Tage. Den bedenklichen Schlappen gegen Newcastle (2:3, 1:3), Kaiserslautern (0:4) und Köln zum Trotz sieht auch Thomas Hä$$ler keinen Grund zur Panikmache: „Die Diskussion macht mir nichts aus, weil ich nicht so schwarz sehe wie andere“, sagte der Regisseur im Anschluss an die durch Markus Kurth (47.) und Didier Dheedene (Eigentor, 88.) besiegelte Niederlage vor 30 000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion.

Gleichwohl reagieren die Beteiligten immer dünnhäutiger. Allen voran Trainer Lorant, den die anhaltende Kritik an seinen „harten Trainingsmethoden“ mittlerweile auf die Palme bringt. Auf den Vorwurf, seinen Profis in den vergangenen Tagen zu wenig Ruhephasen eingeräumt zu haben, reagierte er gewohnt unwirsch: „Englische Wochen dürfen für Profis kein Problem sein. Das sind Ausreden, die ich nicht gelten lasse. Wenn da nicht genug Zeit zur Regeneration ist, verstehe ich die Welt nicht mehr. Zumal die Saison gerade erst begonnen hat.“

Zwölf Siege, bei drei Unentschieden und nur eine Niederlage - das ist immerhin die erstklassige Kölner Heimbilanz gegen 1860.

Ist „Toppi“ unterm Bayer-Kreuz etwa der Richtige?

Zwei Siege und eine positive Stimmung: Schon ist "Toppi" wieder on the top. Bayer Leverkusens neuer Trainer Klaus Toppmöller hat der in der vergangenen Saison völlig verunsicherten Werkself in nur knapp zwei Monaten (offenbar – unter Vorbehalt) das Selbstvertrauen und den Glauben an neuerliche Höhenflüge zurückgeben können.

Zwei Siege, 5:1-Tore und die Spitzenposition in der Fußball-Bundesliga lassen die Hoffnung aufkommen, dass Bayer das Daum- und Vogts-Trauma verdrängt hat. "Wir waren optimistischer als die Experten. Wir haben uns sehr gut, auch mit vielen Nationalspielern verstärkt. In der Mannschaft steckt Substanz", betonte Bayer-Manager Rainer Calmund nach dem ungefährdeten 3:0 (1:0) bei Hansa Rostock. Groß war die Freude über den souveränen Auftritt nach und den ersten Sieg nach zuvor fünf sieglosen Spielen in Folge gegen die Mecklenburger. "Wir wollten von der ersten Minute an eine Entscheidung zu unseren Gunsten erzwingen. Die Mannschaft hat das sehr, sehr gut umgesetzt", lobte Toppmöller seine Elf. Und das völlig zu Recht. Nach dem frühen Führungstreffer durch Yildiray Bastürk (12.), der Hansas Mittelfeldspieler Ronald Maul "vernaschte" und platziert zum 1:0 einschoss, beherrschten die Gäste das Geschehen fast nach Belieben. Und sorgten vor 25 100 Zuschauern durch Ulf Kirsten (65.) und Zoltan Sebescen (76.) für einen überaus verdienten Erfolg. Die Spuren der „Nichtbeachtung“ bei Aufzählung der Meisterschaftsaspiranten sind unverkennbar!

Überzeugendes Auftreten des Coaches

Yıldıray Baştürk

Unzweifelhafter Gewinner nach dem optimalen Start ist Toppmöller. "Er bringt viel Spaß ins Training, verlangt aber trotzdem Disziplin", umschrieb "Ziehsohn" Bastürk die Stärken seines neuen und alten Chefs. Der Neu-Bayer hatte unter dem einstigen Bundesliga-Torjäger schon beim VfL Bochum trainiert. Kapitän Jens Nowotny sieht bei dem neuen Mann auf dem Trainerstuhl sogar eine gelungene Synthese zwischen dessen Vorgängern. "Er verbindet Lockerheit und Disziplin. Jede Aussage hat Gewicht und Disziplin ist das höchste Gebot", charakterisierte der Nationalspieler das überzeugende Auftreten seines Chefs.

Trotz des gelungenen Saisonauftakts hebt in Leverkusen keiner ab. Auch der schwergewichtige Manager tritt kräftig auf die Euphorie- Bremse. "Favoriten bleiben die Bayern und Dortmund. Dahinter kommt Schalke 04. Wir denken jetzt nicht an Bayern München, sondern erstmal an Roter Stern Belgrad", stellte Calmund die Prämissen für die nächste Woche klar. Zunächst müssen sich die Rheinländer am Mittwoch - ohne den in Rostock verletzten Ze Roberto (Jochbeinbruch/rund vier Wochen Pause) - in der Champions-League-Qualifikation beim jugoslawischen Meister eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel erarbeiten, ehe am Samstag das Gipfeltreffen gegen den deutschen Rekordmeister folgt.

Auch Hansa Rostock steht nach dem verkorksten Saisonauftakt im neuen Ostseestadion, das mit einem Investitionsaufwand von immerhin 65 Millionen Mark zu einem Schmuckkästchen wurde, vor einer schwierigen Wiedergutmachungs-Aktion. Ausgerechnet beim verhassten Aufsteiger St. Pauli, mit dem in der Vergangenheit einige harte Sträuße auch außerhalb des Spielfeldes ausgefochten wurden, sollen nun die ersten Punkte her. "Da wird schon eine andere Mannschaft zu sehen sein. Die können uns nicht so unter Druck setzen", glaubt Trainer Friedhelm Funkel. Auch Maul, der bis auf seinen Aussetzer ansonsten ein ordentliches Debüt im Hansa-Trikot absolvierte, kündigte lauthals Kampfbereitschaft an: "Wir fahren nach Hamburg, um drei Punkte zu holen."

Gladbach zahlt Lehrgeld

Aufsteiger Mönchengladbach hatte sich in den Schlussminuten durch Konzentrationsschwächen in der Abwehr um den Lohn seiner Arbeit gebracht.

Lautern hat somit auch die Tabellenführung behauptet, die der 1. FCK durch ein 4:0 bei 1860 München zum Bundesliga-Auftakt errungen hatte.

"Wir haben zum Schluss den Kopf verloren. Wir haben Lehrgeld bezahlt", sagte Gladbachs ausgebuffter Trainerfuchs Hans Meyer. "Die langen Kerls haben uns die Probleme bereitet." Die 40 600 Zuschauer hatten sich schon mit einer erneuten Heimpleite am schon lange nicht mehr gefürchteten Betzenberg abgefunden, als Mario Basler in der 67. Minute mit einem von Steffen Korell abgefälschten Fernschuss das Signal zur Schlussoffensive gab. Als Sladan Asanin den eingewechselten Olaf Marschall dösig aber unfair bremste, nutzte Harry Koch den Elfer zum Ausgleich. Ramzy war es dann vorbehalten, mit der Glücksgöttin im Bunde, den vielumjubelten Schlusspunkt mit einem Volleyschuss zum zweiten Saisonsieg zu setzen.

Rückblende: Oliver Kahn erneut zum „Fußballer des Jahres“ gewählt

Oliver Kahn, wie er leibt und lebt. Der Bayern-Torwart demonstrierte in der abgelaufenen Saison einmal mehr seine Klasse.

Titan, Teufelskerl, Torwart-Gott: Wenn von Oliver Kahn die Rede ist, reichen selbst solche Superlative nicht mehr aus. Mit seinem unbändigen Siegeswillen und seinen sagenhaften Reflexen gilt der Torhüter von Bayern München als die Symbolfigur schlechthin für die 17. deutsche Meisterschaft. Und auch der ersehnte Triumph in der Champions League ist untrennbar mit dem 32-Jährigen verbunden. Die einen sagen "Weltklasse", die anderen "bester Torhüter der Welt" - diese Abstimmung steht noch aus. Bei der Wahl zum "Fußballer des Jahres" in Deutschland konnte es jedenfalls nur einen geben: Oliver Kahn! Wen sonst!? Bei der unter Deutschlands Sportjournalisten durchgeführten Umfrage erhielt er 817 Stimmen und siegte damit unangefochten vor den Schalkern Ebbe Sand (64) und Gerald Asamoah (39).

Kahn wiederholte damit seinen Vorjahreserfolg. Abgestimmt hatten ingesamt 1.091 Medienvertreter, wobei sieben Stimmen ungültig waren. Vor allem Kahns drei sensationelle Paraden im Elfmeterschießen des Champions-League-Finales gegen den FC Valencia dürften noch in bester Erinnerung sein.

"Ich freue mich sehr über die Auszeichnung. Das zeigt, dass ich in der letzten Saison eine ordentliche Leistung geboten habe. Aber ich nehme die Auszeichnung nur stellvertretend für die Mannschaft entgegen. Denn nicht nur ich, sondern wir alle sind sehr erfolgreich gewesen", erklärte Kahn am Mittwoch nach dem Training an der Säbener Straße. Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld lobte seinen Führungsspieler: "Dass Olli gewonnen hat, lag auf der Hand. Er hat im Vorjahr sensationelle Leistungen gezeigt und eine Vorbildfunktion für die Jugend in ganz Deutschland."

Oliver Kahn im Einsatz

Rechtzeitig zur neuen Saison sind Kahns Haare kürzer und die Klamotten extravaganter geworden, doch die Ausstrahlung ist dieselbe geblieben: "Niemals aufgeben", hat er im Saisonfinale immer wieder gesagt. Und danach gehandelt. "Man darf die Zügel nie schleifen lassen und muss immer konzentriert an sich arbeiten. Dadurch bekommt man das Selbstvertrauen und die Klasse. Mir ist nichts zugeflogen. Das ist alles das Produkt harter Arbeit." Doch hatte der Bodybuilding-Freak vor Jahren das Training noch manchmal überzogen, so dosiert es er inzwischen besser und erforscht zudem mehr und mehr die psychische Ebene. Er suche immer neue Wege, um mit den Belastungen umzugehen und um wieder Leistung abrufen zu können, beschrieb er seinen Sinneswandel. Denn nur mit körperlicher Arbeit sei dieses hohe Niveau nicht zu halten. Vor allem das private Umfeld spiele dabei eine entscheidende Rolle: "Das Wichtigste ist die Familie, wo man sich wie in eine Oase zurückziehen, Gespräche führen kann."

1994 war der blonde Hüne für 3,7 Millionen vom Karlsruher SC zum FC Bayern gekommen. Längst wissen die Münchner, was sie an Kahn haben. Deshalb bemühen sich die Verantwortlichen schon jetzt mit aller Macht, den Keeper noch möglichst lange an den Verein zu binden. "Es wird", hat Manager Uli Hoeneß unlängst gesagt, "niemals ein Spieler beim FC Bayern mehr verdienen als Oliver Kahn."

Die Wertschätzung könnte größer nicht sein. Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge bot einen Rentenvertrag, Hoeneß will Kahn als Manager und seinen Nachfolger installieren. Der jedoch wehrt ab. Vorerst. "Das ehrt mich, dass man mich für solche Dinge geeignet hält. Aber das sind Gedanken, die sind weit weg, Ich will erst noch fünf, sechs Jahre Fußball spielen und weiß jetzt noch gar nicht, ob ich überhaupt im Fußball bleiben möchte", sagte Kahn zu Hoeneß' Gedankenspielen. Erst einmal will der hungrige Kahn ("wir sind gefräßig beim FC Bayern") weitere Titel gewinnen. Mit dem Verein sowieso, aber auch mit der Nationalmannschaft. Dort hat der Keeper Appetit auf die Weltmeisterschaft bekommen.

Wenn andere unter Druck zusammenbrechen, blüht Kahn erst so richtig auf. Dabei wächst der impulsive Keeper und Perfektionist oft über sich hinaus, dabei überschreitet er aber auch manchmal Grenzen. Als "Kung-Fu-Kahn" flog der Münchner nämlich einst dem Ex-Dortmunder Publikumsliebling Stephane Chapuisat entgegen. Als Vampir wollte er Dortmunds Heiko Herrlich in den Hals beißen. Und als Rausschmeißer schubste er seinen ehemaligen Mitspieler Andreas Herzog brutal aus dem eigenen Strafraum. "Dieser ständige Kampf im Kopf", hat Kahn einmal gesagt, "das ist das Faszinierende".

schwatzgelb.de gratuliert diesem außergewöhnlichen Torhüter zu seinen beständig überragenden Leistungen im Profifußball.

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