Tatort Bundesliga - der 17. Spieltag: Bayern legt wieder Lunten...
Leverkusen ist zum ersten mal in seiner Vereinsgeschichte Herbstmeister. Da sagen wir doch mal artig: "Herzlichen Glückwunsch!" Interessiert hat das wohl, außer die Bayerfans, niemanden großartig, denn der letzte Spieltag der Hinrunde versprühte den Charme einer Frostbeule. Der eine oder andere Fan mag im Stadion nur deshalb nicht eingeschlafen sein, weil es einfach Rattenkalt war. Selbst die Niederlagen des aktuelle Herbstmeisters und der Bayern aus München waren nicht die großen Themen an diesem Wochenende. Die Personen neben dem Rasen sorgten für den nötigen Gesprächsstoff unter den Fußballfans. Was wird aus Röber? Sind Lienen´s Tage in Köln ebenfalls gezählt? Und natürlich Uli Hoeneß, der dem Freiburger Sebastian Kehl gerade über die Medien spüren lässt, was es bedeutet dem mächtigen FC Bayern eine Absage zu erteilen.
Jahrmarkt der Eitelkeiten, oder Hoeneß Rückzugsgefecht?
Wer hat was, wann, mit wem und wie vereinbart. Mitte der Woche ging der Manager des FC Bayern München in die Offensive. Hatte doch die „Sportbild“ berichtet, dass mit Kehl und den Münchenern alles in trockenen Tüchern ist. Jedoch deuteten die hektische Aktivität des Bayernmanagers schon früh darauf hin, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits von Kehl´s Plänen informiert war, die Zusage an den FC Bayern rückgängig zu machen. Einen Tag später unternahm Hoeneß noch einen letzten Versuch Kehl den FC Bayern schmackhaft zu machen. Er stellte der interessierten Presse die Zukunft des FCB, ausgerichtet auf die WM 2006 im eigenen Land, vor. Hoeneß erklärte dort, das an einen Block von bis zu 8 Bayernspielern in der Nationalmannschaft denkt. Mit in dieser Planung natürlich - Sebastian Kehl – der aber zu diesem Zeitpunkt wohl schon mit Borussia Dortmund einig war. Kehl sieht für sich wohl beim BVB die besseren sportlichen Perspektiven. Am kommenden Dienstag will Kehl seine Entscheidung bekannt geben. Im Moment spricht alles dafür, dass der von Hoeneß im Tiefschlaf gewähnte Sportdirektor Michael Zorc, doch die bessern Argumente hatte. Die Westfälische Rundschau berichtet in Ihrer Montagsausgabe, dass Kehl sogar schon nach der Winterpause für den BVB auflaufen wird. Sollte dem so sein, bleibt abzuwarten wie der Bayernmanager diese Niederlage wegsteckt. Da scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Ganz neue „Serie“ für Ottmar Hitzfeld
Ein Hirsch setzt mit seinem Siegtor den Bayern die Hörner auf und nach der 0:1 Niederlage der Bayern in Rostock sind die Hanseaten langsam so was wie ein Angstgegner für die Münchener. Die Rostocker bleiben unter Interimstrainer Juri Schlünz bei nun drei Siegen und einem Unentschieden weiter ungeschlagen. Fest steht seit dieser Woche, dass im neuen Jahr Schlünz von Armin Veh abgelöst wird. In dem müden Kick an der Ostsee hatten die Bayern den im Mittelfeld gut postierten und zweikampfstarken Rostocker nicht viel entgegenzusetzen.
So rasen die Bayern mit vollem Tempo in eine Krise, die vor wenigen Wochen noch niemand für möglich gehalten hat.
Fünf Spiele ohne Sieg, dieses Gefühl ist für Ottmar Hitzfeld ganz neu. Noch nie in seiner Karriere war der Bayerntrainer in der Bundesliga so lange ohne Erfolgserlebnis. Diese Krise an der Person Stefan Effenberg fest zu machen wäre zu einfach. Sicher haben die Münchener in den vier Spielen mit „Effe“ (3 x verloren /1 x Unentscheiden) ihre Punkte verloren, aber ein Spieler allein macht bei den Bayern noch keine Krise aus. Es scheint jedoch so, dass Effenberg die Akzeptanz bei seinen Mitspielern verloren hat, seit dem feststeht, dass er am Ende der Saison der Verein verlassen muss.
Bayern wirkt ausgebrannt. Das lange erwartete Motivationsloch scheint da zu sein. Heute Tokio, morgen Osnabrück, dazwischen Lyon, die Belastung zeigt Wirkung und so hoffen die Münchener nun auf die Winterpause. Das letzte Spiel im Jahr 2001 (Heimspiel gegen Gladbach) soll noch schadlos überstehen werden um dann Kraft zu tanken zum Angriff auf die Spitze im neuen Jahr.
Leverkusen ist Herbstmeister und Röber weint
Trotz einer guten Leistung konnten auch die Leverkusener nicht verhindern, dass Hertha nun seit acht Bundesliga-Spielen in Folge ohne Niederlage ist. Enttäuschend für ein Spitzenspiel die Kulisse in Berlin. Gerade einmal 34.635 Zuschauer fanden den Weg ins Olympiastadion um das Duell ihrer Hertha gegen den Tabellenführer live mitzuerleben.
Guter Fußball wurde trotzdem geboten. Ausgerechnet „Zecke“ Neuendorf, mögen die Leverkusener gedacht haben, als der Ex-Bayerspieler, die Führung für die Hauptstädter erzielte. Doch der Tabellenführer zeigte sich nicht beeindruckt, erhöhte den Druck und wie schon so oft in dieser Saison schlugen die Leverkusener zurück. In der 37. Minute war es Oliver Neuville, der das 1:1 markierte.
In der 2. Halbzeit hatten zu Beginn die Gäste die größeren Chancen. Doch die Berliner haben z.Z. einen Pal Dardei, der Mann für die 2:1 Siege (jeweils Torschütze zum 2:1 gegen den FC Bayern und im DFB-Pokal). In der 62. Minute zog er nach einem indirekten Freistoß aus über 20 Metern ab und erwischte Leverkusens Torwart Hans-Jörg Butt auf dem falschen Fuß. Leverkusen war geschlagen.
Toppmöller zeigte sich vom erreichen der Herbstmeisterschaft wenig beeindruckt und so sagte er nach dem Spiel: „Die Herbstmeisterschaft ist kein Titel. Am letzten Spieltag wird abgerechnet." So rettete sich Klaus Toppmöller trotz Niederlage also als Tabellenführer ins Ziel und Jürgen Röber verlängerte mit seiner Mannschaft die Erfolgsserie von 8 Spielen ohne Niederlage, doch für beide Trainer war der Hinrundenabschluss nur ein Muster ohne Wert.
Jürgen Röber vergoss nach dem Spiel im Kreis seiner Spieler einige Tränen. Alles deutet nun darauf hin, dass er die Berliner nach 6 Jahren verlassen muss. Die Macher in Berlin scheinen der Meinung zu sein, dass man mit Jürgen Röber die hoch gesteckten Ziele nicht erreichen kann. Große Namen müssen her und so ist für Röber wohl kein Platz mehr. Dem sympathischen Trainer ist die Hertha mittlerweile ans Herz gewachsen und für viele Beobachter ist die anstehende Trennung nicht unbedingt nachvollziehbar.
Zwei Teams eine Serie
Sie siegten in den letzten 6 Bundesligaspielen im Gleichschritt und am Ende war die Serie für Bremen und Dortmund beendet. Beide Mannschaften erfüllten die hochgesteckten Erwartungen der Fans und boten im kaltem Weserstadion eine klasse Partie. Dortmund und Bremen suchten den offenen Schlagabtausch und nach dem Schlusspfiff waren beide mit dem Unentschieden zufrieden.
Der Favoritenschreck von der Weser konnte seinem Namen gegen der BVB nicht gerecht werden. Vor Dortmund hatte Bremen schon die Bayern und Leverkusen ohne Punkte nach Hause geschickt. Borussia mußte an der Weser neben Amoroso auch noch auf Evanilson verzichten, doch der Dortmunder Kader kompensiert solche Ausfälle schon erschreckend gut.
Zwei, die seit Wochen für ihre Vereine auf höchstem Niveau spielen zeigten sich dann auch für die Tore verantwortlich. Thorsten Frings auf Bremer und Ewerthon auf Dortmunder Seite, markierten die beiden einzigen Treffer. Bremen schließt durch die Niederlage von Bayer und Bayern auf und Dortmund ist nun der härteste Verfolger der Leverkusener.
Während sich der BVB wohl über die Verpflichtung Kehl´s freuen kann, hat Bremens Manager Allofs andere Probleme. Den nach Tim Borowski zieht es jetzt auch wohl endgültig Thorsten Frings in die Ferne. Das Ziel seiner Reise ist jedoch noch offen. In der Winterpause will Frings sich entscheiden. Kandidaten sind Leverkusen, Dortmund, Hertha BSC, aber man höre - auch noch Werder Bremen. Allofs und Schaaf würde es freuen.
Die Teufelsaustreiber
Die jungen Wilden kommen aus Stuttgart und gegen die ungestümen Schwaben verpassten die „Roten Teufel“ die Chance bis auf 2 Punkte auf Leverkusen aufzuschließen. Die auffälligsten Akteure an diesem Sonntagabend hatten meistens einen brasilianischen Pass, oder zu mindestens brasilianisches Blut in der Adern, wie der Torschütze zum 2:2 Endstand, Kevin Kuranyi. Stuttgarts Trainer Felix Magath muss sich auch daran erinnert haben, dass Ademar in seinem ersten Spiel für den VfB gleich 3 Tore gegen den 1.FCK geschossen hatte. Ademar, der Abwanderungsgedanken hegt, blieb an diesem Abend zwar ohne Torerfolg, war aber ein andauernder Unruheherd im Lauterner Strafraum.
Brehmes Truppe ging früh durch Ratinho mit 1:0 in Führung und es sah in den ersten 20 Minuten so aus als wenn die Stuttgarter unter die Räder kommen würden. Doch Lautern ließ nach und der VfB nahm das Heft in die Hand. Silvio Meisner sorgte in der 32. Minute für den Ausgleich.
In der 2. Halbzeit gingen die „Roten“ in der 62 . Minute durch Lokvenc mit 2:1 in Führung. Doch Stuttgart blieb am Drücker und "Joker" Kevin Kuranyi verdarb dann dem 1. FC Kaiserslautern den Vorrunden-Abschluss in der Bundesliga gründlich. Mit seinem ersten Saisontor in der 86. Minute rettete der Deutsch-Brasilianer, der noch in der letzten Woche bei dem Amateuren des VfB kickte, den Stuttgartern am Sonntagabend das 2:2 im Fritz Walter Stadion.
Aua Schalke!
Nun sind auch noch die Schiedsrichter gegen Schalke. Nach der 1:3 Niederlage der „Blauen“ in Wolfsburg war Rudi Assauer außer sich. Er sah den Grund der Niederlage in der schwache Leistung von Schiedsrichter Wagner, der mit seinen Endscheidungen häufig daneben lag. Hatte da Assauer schon vergessen, das in Nürnberg seine Schalker noch von einer schwachen Leistung des Schiedsrichters profitiert hatten?
Vier Punkte hatte der Schalker Manager vor der Partie gefordert und in der 1. Halbzeit sah es auch noch gut aus für die Knappen. Ständiger Unruheherd war Marc Wilmots, der sich sogar als Torschütze zum 1:2 eintrug. Ansonsten zeigte sich einige Leistungsträger der letzten Saison weiter auf dem absteigenden Ast. Bestes Beispiel, Jörg Böhme. Der Schalker war zum wiederholten Mal in dieser Saison ein Totalausfall.
Die Luft für Stevens wird dünner und man kann gespannt sein, was in den Winterpause „Auf Schalke“ passiert. Schon vor wenigen Wochen wurde Röber mit den Knappen in Verbindung gebracht.
Für Wolfgang Wolf dürfte es dagegen nach dem Sieg wieder etwa besser aussehen. Der dänische Neueinkauf Thomas Rytter feierten einen gelungen Einstand und gehörte, wie Maric, zu den besten Spieler auf Wolfsburger Seite. Maric nicht zuletzt deswegen, weil er seinen dritte "Bundesliga-Doppelpack" in Folge schoss.
Der Rest war gähnende Langeweile
Gladbach kann nicht mehr gewinnen. Weiße Weihnachten in München, aber keine Geschenke für die Teams von 1860 und Borussia Mönchengladbach. Zum siebten mal in Folge bleiben die „Fohlen“ von Trainer Hans Meyer ohne Sieg. Zweimal gingen die Gladbacher in München gegen 1860 in Führung, doch die Löwen kamen auf dem schwer bespielbaren Rasen (die Rasenheizung war ausgefallen) immer wieder zurück. Als dann ausgerechnet Torjäger Arie van Lent in der 53. Minute kläglich einen Elfmeter verschoss, konnten die Gladbacher froh sein, wenigstens noch einen Punkt gegen die Löwen gerettet zu haben.
Typisch drögen Abstiegskampf gab es bei den beiden Partien Nürnberg - St. Pauli und Köln gegen Cottbus.
Während die Fans des 1.FC St. Pauli den ersten Punktgewinn nach 6 Niederlagen feierten planen die Nürnberger nun den großen Coup. Denn Augenthaler wollte aus den letzten 2 Heimspielen vor der Winterpause 4 Punkte holen und die Vermutung liegt nahe, dass bei der Planung 3 Punkte gegen die Hanseaten fest eingeplant waren. Doch „Auge“ ist sich trotzdem sicher: „Einen Punkt haben wir schon. Jetzt schlagen wir Borussia Dortmund am Dienstag."
Ähnlich die Situation in Köln. Nach 5 Heimniederlagen in Serie gelang den Kölner endlich wieder ein Punktgewinn. Doch die Stimmung im Müngersdorfer Stadion schlägt langsam um. Zum ersten mal in dieser Saison wurden „Lienen raus“ Rufe laut und ein sichtlich betroffener Kölner Trainer stand verlassen auf der Tartanbahn. Doch Lienen zeigte Verständnis und sagte: "Wir können uns über die Zuschauer nicht beschweren. Sie haben uns die gesamte Hinrunde über trotz einer beispiellosen Niederlagen-Serie unterstützt. Jetzt müssen wir mal wieder in Vorlage treten und Leistung zeigen."
Ein weiteres Unentschieden bleibt noch zu erwähnen, bei dem der Hamburger Roy Präger wohl mit einem verwandelten Fallrückzieher ein heißer Kandidat für das „Tor des Jahres“ sein dürfte. Ansonst wurde den Zuschauern in der „AOL-Arena“ Fußballmagerkost geboten. In der 69. Minute sorgte der Freiburger Müller für den Ausgleich. Der von Atletico Madrid nach Hamburg gewechselte Rafael Wicky fügte sich gut bei den Hanseaten ein. Zu guter letzt hatten die Hamburger Fans dann doch noch einen Grund zum Jubeln. In der 73. Minute feierte Rodolfo Cardoso nach neunmonatiger Verletzungspause sein Debüt im HSV-Dress.