Tatort Bundesliga - der 14. Spieltag: Die Einen siegen, die Anderen sind trotzig!
Die Medien griffen es sogleich eilends auf: „King Kahn“ höhnten sie, trotze den derzeit in allen Belangen überlegenen Leverkusenern mit einer altbekannten bajuwarischen Durchhalteparole: „Am Ende“, ließ der Tormann alle in der Republik wissen, „sind sowieso wieder wir Meister.“ Soso. Aber Olli, Du solltest Dir mal eine Aufzeichnung der bisherigen Bayer-Spiele besorgen! Ganz im Gegenteil zum Münchner Vorzeigeclub zerlegen die sportlichen Mitarbeiter der Werkself derzeit den jeweiligen Gegner geradezu souverän!
Und Hitzfeld hat plötzlich ein Problem...
Seit dem siegreichen Spiel in Dortmund spielte der süddeutsche Titelträger guten, attraktiven Fußball und war damit außerordentlich erfolgreich. Bis zum Spiel in Bremen jedenfalls! Ab da verordnete Ottmar Hitzfeld „ohne Not“ seiner wie auf Schienen laufenden Erfolgstruppe ihren extravaganten Kapitän Stefan Effenberg und plötzlich kann der FC Bayern in der Fußball-Bundesliga anscheinend nicht mehr gewinnen. Sicher, das bayerische Selbstbewusstsein wird so ein unerwarteter Punktverlust nicht anfichen, aber es ist dennoch ein alarmierendes Warnsignal für die derzeit zutiefst befriedete Säbener Straße! Effenberg ist für Bayern ein Problem. Einerseits verlässt er nach beinhartem Schlussstrich von Hitzfeld und Hoeneß zum Saisonende den FC Bayern, andererseits will er, der arrogante Fatzke es noch einmal wissen und im harmonischen Starensemble nun wieder sein schroffes Regiment führen. Da fügt sich nix zusammen...
Man darf gespannt sein, ob der weiteren Ausrichtung des Erfolgscoachses. Nach einer mäßigen Vorstellung jedenfalls musste der Rekordmeister gegen den Aufsteiger 1. FC Nürnberg im Derby mit einem 0:0 zufrieden sein. Kaum kam Stefan Effenberg nach dreieinhalb Monaten Verletzungspause zurück, ist in München nichts mehr so wie es vorher war. Neun Siege feierten die Bayern davor in Folge, nach "Effes" Comeback gab es eine 0:1-Niederlage in Bremen und einen mageren Punkt im 163. bayerischen Derby gegen den "Club". Pfiffe der 63.000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion blieben dem 33-jährigen Kapitän allerdings diesmal erspart. Bei Stefan Effenberg und seiner Beziehung zu den Bayern-Fans scheint sie nicht einmal eine einzige Verletzungspause auszuhalten: Seit der Rückkehr des streitbaren Kapitäns gibt's immer wieder Pfiffe, die letzten Monate bis zum Vertragsende entwickeln sich wie´s aussieht, zum Dauerknatsch. Nach einer unauffälligen Vorstellung musste „Effe“ bereits in der Halbzeit wegen einer „taktischen“ Oberschenkelzerrung verletzt vom Platz. Er soll – so die schnell in den Katakomben offiziell verbreite Version - dem FC Bayern mindestens zehn Tage fehlen. Tokio ade!
Drei Tage vor dem für´s Selbstwertgefühl ach so wichtigen Weltpokalfinale gegen Boca Juniors Buenos Aires in Tokio zeigte sich der FC Bayern von seiner schwächeren Seite. Zwar erarbeiteten sich die Münchner gegen den aufopferungsvoll kämpfenden Aufsteiger zahlreiche Chancen, konnten sie aber nicht nutzen. Die größte Möglichkeit vergab Claudio Pizarro, der in der 13. Minute einen Foulelfmeter kläglich vergab. Der peruanische Nationalstürmer schoss derart schwach, dass Torhüter Dariusz Kampa ohne Mühe fast hätte im Stehen parieren können!
"Eine sehr beeindruckende Leistung von Nürnberg. Man kann gar nicht glauben, dass sie so weit unten stehen", lobte selbst ARD-Experte „Günna“ Netzer schon zur Halbzeit den "Club". Die junge Mannschaft von Trainer Klaus Augenthaler, der erstmals mit Nürnberg an seine alte Wirkungsstätte Olympiastadion zurückgekehrt war, zeigte in der Tat eine selbstbewusste Vorstellung. Im Mittelfeld neutralisierte der starke Kroate Rajko Tavcar „Primadonna“ Stefan Effenberg völlig, im Sturm sorgte der in Leverkusen wegen ausgewiesener Faulheit ausgemusterte Paulo Rink in seinem ersten Spiel für die Franken gleich stets für Gefahr. Vor allem in der ersten Hälfte stellte die Nürnberger Viererkette den FC Bayern immer wieder geschickt ins Abseits, vor allem der einfaltslose Carsten Jancker war der Verzweiflung sichtlich nahe.
Etwa 1000 Fans zum Geleit nach Tokio
Vermutlich nur rund 1000 Fans werden den FC Bayern München Zwar wechselte Trainer Ottmar Hitzfeld in der 70. Minute den Brasilianer Giovane Elber für den enttäuschenden Pizarro ein, die größeren Chancen aber erarbeiteten sich die Gäste. Mittelstürmer Jacek Krzynowek scheiterte in der 78. Minute sogar nur knapp an Kahn, der dann nur drei Minuten später erneut in höchster Not gegen Tommy Larsen rettete. Soviel Dusel hat wohl nur der FC Bayern, war die häufigst benutzt Formel an diesem Tag! zum Weltpokal-Finale gegen Südamerika-Meister Boca Juniors Buenos Aires am kommenden Dienstag nach Japan begleiten. Unter den 60 000 Zuschauern im beim Toyota-Cup immer ausverkauften Nationalstadion in Tokio werden nach Angaben des deutschen Meisters gleichzeitig allerdings bis zu 15 000 argentinische Anhänger erwartet. Schiedsrichter des Endspiels wird der in Deutschland bestens bekannte Däne Kim Milton Nielsen sein. Wünschen wir also von hieraus Manager Uli Hoeneß das Glück, das er verdient... J
Die Superlativen haben einen Namen: Bayer Leverkusen
Es ist zwar eine Augenweide und doch nur eine Momentaufnahme. Dem skeptischen Fußballfachmann fällt natürlich beim Blick auf die Ersatzbänke der beiden Spitzenteams der drastische Unterschied sogleich auf: Hier die Noblesse, 22 Nationalspieler mit berechtigtem Anspruch auf die 11 Positionen der Startformation, da der ewige Rivale und Dauerzweite mit maximal höchstens 14 bundesligatauglichen Kandidaten. Und solange die „erste Elf“ von Verletzungssorgen verschont bleibt, wird Fußball in Leverkusen in diesen Tagen richtig Spaß machen, aber was ist wenn...
Dennoch, das rheinische „Dreamteam“ gibt in der Fußball-Bundesliga auch mit dünnem Kader weiterhin respektabel den Ton an: Durch den verdienten 4:1 Sieg gegen den wieder mal total überforderten Hamburger SV baute der Tabellenführer vor 22.500 Zuschauern in der schmächtigen und wieder immer ausverkauften BayArena seine Position auf nunmehr 4 Punkte aus.
Interessant auch, dass Bayer zudem erneut das Kunststück gelang, zum fünften Mal in Folge aus einem Rückstand noch einen Sieg zu machen. Außerdem erzielten die Werks-Kicker zum siebten Mal in dieser Spielzeit nach einem Rückstand noch mindestens einen Teilerfolg. Auch ohne den verletzten Nationalspieler Bernd Schneider zeigten die Hausherren wie gewohnt attraktiven Offensiv-Fußball. Vor allem der Brasilianer Ze Roberto und der quirlige 3-fach- Torschütze Neuville setzten in technischer Hinsicht in der ersten Halbzeit Glanzlichter. Mit ständigem Tempowechsel machten die Bayer-Spieler dem HSV hinaus das Leben schwer und erzielten folgerichtig auch ihre Tore. Eine für Hamburg durchaus im Bereich des möglichen liegende, höhere Niederlage verhinderte der Ex-Hansa- Keeper Martin Pieckenhagen.
Ja, Bayer 04 scheint gerüstet für den Titelkampf. Ein sichtbares Indiz dafür ist das „leise Auskosten“ der Tabellenführerschaft. Wie sehr man sich auch anstrengt, es ist kein lautes Wort des Übermutes weithin vernehmbar. Toppmöller, ein früherer Lautsprecher der Liga, hat seine Lektion gelernt. „Ich rede von gutem Fußball, den wie spielen wollen“, enttäuscht er die auf Auswüchse lauernde, anwesende Journaille und hat dabei offenbar „sein Ziel“ fest im Visier. Überhaupt „Toppi“, den Nowotny ehrfurchtsvoll ein „Schlitzohr“ und Calmund einen „Schweinepriester“ nennt, hat in seinen Trainerstationen stets auf Anhieb Erfolg gehabt (Unvergessen ist dabei sicherlich der Adler in Frankfurter Zeiten auf seiner Schulter vor´m Spiel gegen die Bayern). Seine besondere Fähigkeit mit Menschen umzugehen, sie zu erreichen und das letzte aus ihnen herauszuholen, nötigt einem Respekt ab.
Da passt es ja ins Bild, dass man schon jetzt, bereits früh die Weichen für die neue Saison stellt: Wie Brasilianische Medien übereinstimmend am Wochenende unter Berufung auf Funktionäre von Francas Verein FC Sao Paulo verkündeten, soll die erstklassige Bayer-Scout Abteilung den Superstürmer Franca an der Angel haben! Für die Dienste des 25-Jährigen Fußball-Nationalspielers aus Brasilien, will Leverkusen 8,5 Millionen Dollar (etwa 19 Millionen DM / 9,7 Millionen Euro) hinblättern. Den Angaben zufolge ist der Traditionsverein in Finanznöten und daher geneigt, das Angebot anzunehmen. Vor Bayer Leverkusen hatten bereits der AC Florenz und auch Borussia Dortmund in diesem Jahr Interesse an Franca bekundet. Zuvor hatte Bayer bereits mit Werder Bremen´s Mittelfeldrenner Torsten Frings weitesgehend Einigkeit erzielt und zudem das U 21-Sturmtalent von 1860 München, Daniel Bierofka offenbar bereits fest verpflichtet.
Schalke enttäuscht seine Fans bitter
Oh, Schalke – es geht bergab! Werder kam, sah – und zerpflückte den Vize-Meister nach Belieben. An dieser Niederlage wird Schalke noch schwer zu schlucken haben (frei zitiert nach BILD). Wir konstatieren: Endlich ist es soweit. Die erste Bundesliga-Heimniederlage in der neuen Arena – und sie fiel für den FC Schalke 04 gleich arg deftig aus. Der SV Werder Bremen hat mit seinem „run“ auf die begehrten Plätze, die zum Start im internationalen Wettbewerb berechtigenden, eine Schüppe zugelegt!
Vor 60 204 ob der Gelsenkirchener Ohnmacht restlos bedienten Zuschauern, waren die Hanseaten in allen Belangen überlegenen. Die Bremer traten nach zuletzt drei Siegen mit großem Selbstbewusstsein in „der Sauna“ an. Schon der erste halbwegs vernünftige Konter der Gäste führte bereits zum Erfolg. Der Brasilianer Ailton setzte sich auf der linken Seite gegen den das Gegenteil von „grundschnellen“ Hajto durch und bediente den in der Mitte lauernden Bode maßgerecht. Der Nationalspieler hatte keine Mühe zu vollenden.
In der Folgezeit erkämpften sich die Bremer durch Aggressivität ein Übergewicht im Mittelfeld, das sie zu ihren Gunsten mit einer blitzsauberen Führung uneinholbar auf 3:0 ausbauten. Nachdem sich die Gastgeber zur Pause ein gellendes Pfeifkonzert gefallen lassen mussten, mühten sie sich im zweiten Durchgang zwar redlich, aber Brotlos. Unmittelbar nach dem Wiederanpfiff kassierten sie den alles entscheidenden KO. Und es deutete sich mit dem 0:4 zwischenzeitlich ein Debakel an, als der Ukrainer Skripnik einen von Hajto an Frings verursachten Foulelfmeter sicher verwandelte. Der Anschlusstreffer durch Sand kam zu spät und versöhnte an diesem Tag die angeknackste blau-weiße Fanseele auch nicht mehr so richtig. Weshalb dann allerdings BILD- Quatschhansel „Benno“ Weber eigens eine Rubrik mit der Überschrift: „Gold für die Schalke-Fans“ für eigentlich (zu voraussetzende) Unterstützung der Mannschaft nach dem Anschlusstor nach 60(!) Minuten würdigt, wird wohl sein Geheimnis bleiben! Menschenskinder, wenn bei einer Restspielzeit von immerhin einer halben Stunde und so einer Kulisse in so einem Stadion die Masse schweigen würde, könnt´ es eh niemand begreifen...
Werder trat wie eine Spitzenmannschaft auf und hatte keinen schwachen Punkt
in der Mannschaft. Die Vorstellung in Gelsenkirchen machte auch deutlich, warum
der österreichische Nationalspieler Andreas Herzog nur Edelreservist ist. Überragend
war der Auftritt von Torsten Frings, nicht nur weil er zwei Tore vorbereitete,
sondern auch das Duell gegen Möller klar gewann.
Geißböcke stoppen Lienen´s Talfahrt
Ewald
Lienen kann durchatmen! Der 1. Fußballclub aus Köln – gleichzeitig nächster
Gegner des BVB - hat seine Bundesliga- Talfahrt vorerst gestoppt. Nach zuletzt
sieben Niederlagen in Serie gewannen die Domstädter im „Kellerduell“ trotz
einer allenfalls durchschnittlichen Leistung beim erschreckend schwach
spielenden Aufsteiger FC St. Pauli mit 2:1 und haben damit sogar den Anschluss
zu den Nicht-Abstiegsrängen wieder hergestellt. Die „Hurensöhne“ bleiben
nach ihrer vierten Schlappe hintereinander dagegen weiter auf dem letzten
Tabellenplatz und können schon ruhig einmal wieder wacker die Montagsspiele im
DSF studieren!
Vor unverbesserlichen 20.735 Zuschauern im ausverkauften Stadion am Millerntor
war die Partie von Beginn an „unterste Schublade.“ Die noch unter der Woche
kurzfristig durch Rigobert Song (25) und Marc Zellweger (28) verstärkten Kölner
zeigten sich bemüht, ließen es jedoch an spielerische Klasse im Spielaufbau
vermissen. Bezeichnend, dass ausgerechnet Abwehrorganisator Thomas Cichon
(„Wir haben gegen den Tabellenletzten gespielt, den Sieg sollte man nicht überbewerten“)
nach zwölf Minuten zu einer ersten Tormöglichkeit kam! Die Hanseaten kamen im
ersten Spielabschnitt erst zu gar keiner Torchance. Bei St. Pauli das in dieser
Form keine Chance auf den Klassenerhalt haben dürfte, erreichte kein einziger
Spieler Normalform.
„Selbst wenn ich wollte, ich habe ja gar keinen Beton, den ich anrühren könnte“, gab sich der bedauernswerte Pauli-Trainer Dietmar Demuth anschließend achselzuckend. Und Transfers, wie sich der „FC“ mal eben unter der Woche getätigt hat, sind für Manager Stephan Beutel´s schlaffen Säckel utopisch. Der Kameruner Kapitän Song wird in Cologne in jeder Hinsicht neue Dimensionen erklimmen, nachdem durchsickerte, dass er mit 2,5 Mio. bis Ende des Ausleihzeitraums (Saisonende) fett abkassiert. Sollte von den Verantwortlichen gar die Option auf 3 Jahre gezogen werden, steigt sein Salär auf astronomische 4,5 Mio. Sicherlich werden jetzt viele sich fragen, warum bei derartigen „Spendierhosen“ dann überhaupt der Transfer von „Friedhelm“ Bobic platzte, obwohl sich die Kölner Vereinsführung doch mit Borussia im Preis bereits einig war!
Magerkost am Meer
Elfmeter ist, wenn der Schiedsrichter pfeift. Diese Binsenweisheit mussten sich die Elite-Kicker von Hertha BSC am 14. Bundesligaspieltag beim schäbigen 1:1 gegen Hansa Rostock wieder einmal vor Augen führen lassen. In der 64. Minute hatte sich Rostocks Schröder noch unfair gegen den für Marcelinho eingewechselten Neuendorf eingesetzt und der Pfiff von Florian Meyer aus Braunschweig blieb aus. In der 67. Minute wertete der Mann in Gelb-Schwarz eine Aktion von Sverrisson gegen Schröder ganz anders. Rydlewicz ließ Hertha-Torwart Fiedler keine Chance und schoss das vermeintlich goldene Tor.
Doch in der 82. Minute machte der Isländer im Hertha-Dress seinen Fehler wieder gut. Neuendorf hatte sich den Ball erkämpft, auf «Jolly» gezirkelt, dessen Querpass erreichte den geschickt freigelaufenen Rehmer und es hieß 1:1. Neuendorf und Goor hätten in der Folge sogar den Sieg klar machen können. Es war mehr drin als ein Punkt. So gingen gleich zwei Serien der Herthaner zu Ende. Die letzten sechs Partien hatten die Röber-Schützlinge gegen Hansa Rostock gewonnen. Und den vier vorangegangenen Erstliga-Erfolgen konnte man keinen fünften folgen lassen. Hansa wartet weiter auf den zweiten Heimsieg der Saison.
Von Beginn an zeigten sich beide Teams kämpferisch. Durchdachtes Kombinationsspiel war eher selten. Folglich ergaben sich die wenigen guten Tormöglichkeiten jeweils nach Einzelleistungen. In der 21. Minute hatten die Rostock-Fans, unter den 14 700 im Ostseestadion waren sicher 3000 Berliner, erstmals den Torschrei auf den Lippen. Arvidsson setzte sich auf der rechten Seite durch, zog das Leder hoch in die Mitte und der völlig frei stehende Beierle köpfte - gegen die Unterkante der Latte. Drei Minuten später war es der belgische Nationalspieler in Hertha-Diensten, Bart Goor, der von links flankte. Andreas Schmidt, weit aufgerückt, nahm die Vorlage volley und verzog aus seiner Sicht rechts neben den Hansa-Kasten. In der 29. Minute setzten dann wieder die Hausherren Akzente. Einem Hirsch-Freistoß folgten ein Beierle-Kopfball und ein Fiedler-Abstoß, weil die weiß-schwarze Kugel neben das Tor ging.
Nach dem Wechsel mussten die Berliner, die ohnehin auf die langzeitverletzten Sebastian Deisler, Kostas Konstantinidis und Alex Alves verzichten mussten, einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Der seit Wochen formstarke Dick van Burik schied in der 50. Minute verletzt aus, wurde vom aus Reutlingen mit hoher Erwartungshaltung an die Spree gekommenen Talent Denis Lapaczinski ersetzt.
Gerade einmal ein Tag war den Herthanern verblieben, sich vom Uefa-Cup- Auftritt beim Schweizer Pokalsieger Servette Genf zu erholen. Vergeblich hatten sich die Berliner beim DFB bemüht, die Partie noch zu verlegen. Doch am Totensonntag darf in Rostock nicht gespielt werden und für den Dienstag konnte man sich an der Ostsee trotz finanzieller Zugeständnisse der Hauptstädter nicht erwärmen. Und so sah Trainer Jürgen Röber ein wenig skeptisch voraus: „Ich weiß, dass einige schwere Beine haben, aber das hilft nichts. Wir müssen da jetzt durch.“
VfL Wolfsburg schwartet Fohlen ab!
In der Volkswagenstadt wird wieder gejubelt, beiden Rheinländern geht die Angst um hinsichtlich des Klassenverbleibs. Die "Wölfe" wurden beim 3:1 allzeit ihrer Favoritenrolle gerecht und feierten einen wichtigen Heimsieg. Vor der Minuskulisse von nur 14.493 zahlenden Zuschauern im VfL-Stadion stand nach 20 Minuten schon der Sieger fest. Da hatten Tomislav Maric und Martin Petrov den behäbigen Gladbachern bereits derbe eingeschenkt.
Die 2:0-Führung der "Wölfe" zur
Halbzeit war hochverdient. Die Mannschaft spielte entschlossener und hatte
deutliche Vorteile im Mittelfeld. Miroslav Karhan, Dorinel Munteanu und Charles
Akonnor sorgten für das Übergewicht. Damit waren bereits die Weichen auf Sieg
des „grünen VfL“ gegen den grün-weißen VFL“ gestellt. "Wir können
nur mit drei Punkten Anschluss an das Mittelfeld bekommen", hatte
VfL-Trainer Wolfgang Wolf von seinen Profis gefordert. Er hatte schon am Tag vor
der Partie wieder auf seinen Stürmer Andrzej Juskowiak verzichten müssen. Der
Pole fällt erneut bis zum Jahresende verletzt aus und die Rufe nach seinem
Nachfolger werden zusehends lauter.
Bei Borussia Mönchengladbach klappten im Mittelfeld nur wenig brauchbare Spielzüge. Die Stürmer Arie van Lent und Marin Mieciel sowie Peter van Houdt konnten sich gegen die starke Wolfsburger Abwehr nur selten durchsetzen. Max Eberl konnte auf der rechten Deckungsseite nur wenig ausrichten und wurde zur Pause folgerichtig ausgewechselt. Der Aufsteiger wirkte in vielen Situationen zu hausbacken. Nach dem 0:3 durch Robson Ponte nach nicht einmal einer Stunde Spielzeit gab sich die Mannschaft sogar praktisch völlig auf. Gegen die schwachen Gladbacher fand der VfL Wolfsburg fast zur alten Heimstärke zurück. Die Deckung stand mit Stefan Schnoor und Maik Franz sowie Frank Greiner und Tobias Rau sehr sicher. Torwart Claus Reitmaier wurde nur selten geprüft.
Auch als Frank Greiner kurz vor der Pause wegen einer Oberschenkelverletzung ausschied, stand die Abwehrreihe dennoch sehr sicher. Überhaupt Greiner selbst, wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Nach seinem 15. Pflichtspieleinsatz verlängerte sich zwar sein Vertrag automatisch, aber seine schwere Muskelverletzung wird ihn u einer längeren Pause zwingen.
Samba do Brasil im Pott
Michael Meier ist ein Schlitzohr! Zuerst proklamierte er mutig den goldenen Oktober, den der BVB dann mit ... siegen abschloss, jetzt merkte er vor dem Big-Point Klassiker gegen Lautern süffisant an, das „ein Sieg über Kaiserslautern Pflicht“ sei und „ein Stück Normalität.“ Wir wissen nicht, was sich der abezockte Michael Meier davon versprach, doch wir registrierten zumindest eine veränderte und höchsteffektive Spiel-Ökonomie. Zwar sind die Spiele zumeist unansehnlich, aber am Ende stehen halt Siege! Zumindest das ist anders an der neuen Borussia 2001! Sicherlich, werden die Fachleute sagen, die Spieleröffnung ist mangelhaft, das Spiel ohne Ball allenfalls mäßig, Überraschungsmoment findet erst gar nicht statt... Auch das ist die heutige Borussia! Aber wenn sich dann die schwatzgelbe „Brasil-Connection“ erst mal auf dem Platz der Triumpfe so richtig bespaßt, ja dann entsteht auch ein „Quell der Freude“ bis hinauf in die letzten Züge des sich kurz vor dem Umbau befindlichen Westfalenstadions.
So geschehen auch gestern. 75 quälende Minuten mussten die BVB-Fans warten, bis Taribo West unfreiwillig Ewerthon auflegte und dieser sich nicht zwei mal bitten ließ und zur vielumjubelten Führung einschoß! Und es war so, als hätte einer einen Korken aus der schwelenden Flasche gezogen. Plötzlich wurde der gleiche Gegner, der zuvor mit allen möglichen Mitteln des deutschen Fußballk(r)ampfes niedergefightet werden musste, beinahe spielend vorgeführt. Und eine Frage beschäftige die 68.000 anwesenden Augenzeugen dieser 15-Min. Schlussspurt-Gala: Wieso geht das nicht öfter so furios? „Rosa“ unser Herzstück, hatte richtig Freude am passen, ein Wörns(!) als drangvoller Rechtsaußen, wie es ein Sörensen wohl nie zu leisten vermag, ein Amoroso, dessen leblose Lustlosigkeit noch in Kopenhagen schlimmste Befürchtungen aufkeimen ließ, als drahtiger Strafraumblitz und ein Koller, der sich im Gegensatz zum inakzeptablen UEFA-CUP- Auftritt diszipliniert und ausgesprochen ballsicher wie kombinationsstark als Zuspieler im gegnerischen Strafraum bewegte!
So macht Fußball Laune! So wollen wir das sehen Leute! Spieler beim BVB zu sein, hieß von jeher immer auch „Kampf um jeden Ball“ – besonders im heimischen Terrain!
Umpflügen der Grasnarbe – so was liebt der Ruhrpötter. Dann geht nämlich alles wie von selbst. Die Kulisse ist frenetisch, der Ball läuft wie geschmiert, der Gegner hat die Buxe voll und die Kugel wird gemeinschaftlich ins Netz getragen! Das wären Aussichten? Schöne, heile Dortmunder Fußballwelt...