Tatort Bundesliga - der 12. Spieltag: Im Keller wird geschuppt !!
Wieder mal beschimpften Fans ihre Spieler als "Versager", bewarfen den Manager der „lauten Worte“ sogar mit Münzen und verhinderten auch die Abfahrt des Mannschaftsbusses durch Sitz-Blockade: Drastischer hätten die Anhänger des „Clubs“ aus Nürnberg ihre Enttäuschung nach dem eklatanten 0:5-Desaster beim VfL Wolfsburg nicht demonstrierten können. Und wieder ein Zeichen, wie weit man es im Traumberuf „Fußballprofi“ nicht treiben darf?
Auch „Auge“ vor dem Aus!
Trostlos sah es beim Führungspersonal aus: Während Trainer Klaus Augenthaler deutliche Zeichen von Resignation zeitigte, ging der allmächtige Clubchef Michael A. Roth vor der SAT1 Kamera spürbar auf Distanz zum seinem Cheftrainer.
Zu den Turbulenzen der vergangenen Tage mit dem Rausschmiss von sieben Spielern und Geenens verbalen Attacken kam nun der sportliche Offenbarungseid hinzu. Die Mehrzahl der Fans verließ schon zwanzig Minuten vor dem Ende des demütigenden Auftritts die Ränge und bereitete sich auf die Protest-Aktion vor. Augenthaler musste derweil mit ansehen, wie nach den Toren des starken VfL-Sturmduos Robson Ponte und Martin Petrow die eingewechselten Joshua Kennedy und Dorinel Munteanu kurz vor Schluß das Debakel für die Franken perfekt machten. Dabei waren die Gastgeber keineswegs unschlagbar. Vielleicht wäre einiges anders gelaufen, wenn die „Cluberer“ gleich zu Spielbeginn ihre Chancen besser genutzt hätten. Stattdessen trafen die Wolfsburger, die aber auch nach der Führung nicht viel sicherer agierten. Was den Nürnbergern am Samstag fehlte, war der entscheidende Wille und die Durchschlagskraft, die Schwächen des VfL Wolfsburg auszunutzen.
So wie den Spielern auf dem Platz schien auch Augenthaler die Kampfeslust im Laufe des Nachmittags abhanden gekommen zu sein. Zu einer möglichen Entlassung durch Clubchef Roth sagte er in resignierden Tonfall: "Das ist sein gutes Recht, da könnte ich mich nicht wehren." Augenthaler wirkte, als hätte er bereits aufgegeben, als habe er sich mit dem Ende seiner Tätigkeit in Nürnberg abgefunden. Er kam zu dem Schluss: "Schlechter kann man nicht mehr spielen. Was wir hier abgeliefert haben, war nicht bundesligatauglich." Sichtlich bedient fügte er hinzu: "Ich bin noch nicht einmal sauer auf die Spieler, eigentlich tun sie mir nur noch leid. Gegen Wolfsburg hat fast keiner Normalform erreicht, geschweige denn Bundesliga-Tauglichkeit. Unseren Torwart Darius Kampa möchte ich da ausdrücklich ausnehmen." Und ausgesprochen müde wirkte sein Satz: "Ich habe noch nie aufgegeben."
Sein Chef machte unterdessen nicht den Eindruck, als habe der Trainer noch sein Vertrauen. Zur Erstligatauglichkeit der Spieler sagte Roth: "Da müssen Sie den Trainer fragen." Der wiederum antwortete auf die Frage zur eigenen Zukunft: "Das müssen Sie den Präsidenten fragen." Zum selben Thema sagte schließlich der Präsident: "Ich muss erst mit ihm selber sprechen." Vielsagend kündigte er die altbekannte Floskel der Vorstufe zur Entlassung des schwächsten Gliedes an: "Wir müssen uns beraten."
Manager Geenen sagte am Sonntag im Deutschen Sport-Fernsehen: "Die Lösungsmöglichkeiten nehmen von Spieltag zu Spieltag ab." Immerhin konnte er den Wechsel des Norwegers Tommy Svindal Larsen an die Noris vermelden. Der 28-Jährige spielt im zentralen Mittelfeld und soll einen Dreijahresvertrag erhalten. Laut Geenen fehlt nur noch die Freigabe des norwegischen Clubs, dessen Saison bereits beendet ist.
Letzte 25 Minuten im Westfalenstadion mit „11“ Mann hinten drin...
Das Wichtigste zuerst: 8 freche Dortmunder Tauben bestimmten das Areal eindeutig. Nich die lauteste Annäherung der daherwurschtelnden Kicker brachte sie aus der Ruhe und es darf festgestellt werden, dass ihr Aktionsradius wesentlich höher war, als der unserer Borussen! Sie rochierten, nutzten die freien Räume und vernatzten den Gegner nach belieben! Ach hätten wir das doch nur einmal von unseren gestreiften Lieblingen gesehen... Ja sicher, dass Dortmunder Fanvolk ist kritischer geworden, im vierten Jahr der Gurkenspiele. „Verdammt, spielt endlich Fußball!“, brüllte sich auf der Haupttribüne des Westfalenstadions einer der gefrusteten von der Seele. Keine Seltenheit, formulierte er damit doch die allgemeine Stimmungslage, dass „Siege“ auch nicht mehr das sind, was sie einmal waren. In Dortmund jedenfalls nicht, allen 66.000 Zuschauern zum trotz!
Auf dem Weg in die Offensive sind die hohen Anspiele auf den 2,01 Meter-Mann Jan Koller, die so ziemlich einzige taktische Variante. Dem „Dino“ gelingen zuweilen, obwohl mit den Kräften allmählich völlig am Ende, sogar noch brauchbare Ablagen auf seine Mitspieler. Aber gegen diesen Primitivfußball regt sich eben doch allmählich der Widerstand im Stadion. Fast allen Dortmunder Spielern mangelt es zudem an spürbarer Initiative, am Willen, offensiv in Zweikämpfe zu gehen. Über Koller, eigentlich auch als Torjäger gekauft, der in der vergangenen Saison 20 Tore für den RSC Anderlecht geschossen hat, erzählt man sich im Stadion allmählich, dass noch kein Torhüter je sein Gesicht gesehen hat – weil er stets mit dem Rücken zum gegnerischen Tor steht. Ein Sieg tröstet über solche Kompliziertheiten eben nur noch wenig hinweg.
"Wir holen Schale oder UEFA-Cup, da bin ich mir sehr sicher."
Dennoch, in purer Selbstverleugnung träumen einige der BVB-Spieler weiter munter vor sich hin. Ausgerechnet Sunday „der hölzerne“ Oliseh, seines Zeichens offenbar ein Mann deutlicher Worte, sagt: "Spätestens nächstes Jahr werden wir Meister oder UEFA-Cup-Sieger!" Ohne Umschweife hat er den Dortmunder Fans spätestens für die kommende Saison den Deutschen Meistertitel versprochen. Oliseh sagte gegenüber einem Onlinemagazin: "Unser Kader verfügt über derart starke Spieler, dass er eigentlich schon jetzt reif für die Meisterschaft ist. Wenn wir in dieser Saison nicht den Titel gewinnen sollten, kann ihn uns spätestens in der nächsten Spielzeit niemand mehr streitig machen." Und dann legte der Nigerianer sogar noch einen nach: Dabei ist der 27jährige selbst momentan nicht unbedingt der Führungsspieler bei Borussia, der er selbst eigentlich sein möchte. Beim Spiel in Liverpool
war er der schwächste Akteur im schwatzgelben Team und wurde von Trainer Matthias Sammer zu Recht in der zweiten Hälfte früh ausgewechselt. Beim 1:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart allerdings schmorte die defensive „Mittelfeldkanone“ sogar die volle Distanz auf der Reservebank. Ob man da (s)einen Beitrag für derartige Ziele überhaupt einbringen kann?
War´s das jetzt Ewald?
Der Kölner Fußballclub geht immer mehr den Bach (Rhein) runter.... Das einzig Positive an diesem Samstag- Nachmittag aus Sicht der Kölner ist wohl, dass Andrew Sinkala seit vier Spielen endlich mal wieder ein Tor für den FC erzielt hat. Dass dies gerade ein Mittelfeldspieler erledigen muss, ist eigentlich kein Wunder, wo doch der Sturm in den letzten Spielen gar nichts reißen konnte. Die ersten 25 Minuten dieser Bundesligapartie vor 60.200 Zuschauern in Gelsenkirchen waren sehr ausgeglichen, bevor die Vorstädter dann endlich einen Gang zulegten und dominant wurden. Auch in diesem Spiel zeigten die Kölner sicher keine so schwache Partie, aber es wäre unberechtigt, die Niederlage auf den Schiedsrichter zu schieben, weil dieser Scherz vermutlich sogar unberechtigt des Feldes verwies. Letztlich war Schalke nun einmal besser, woran sich der FC wohl auch so langsam gewöhnen muss. Das Abwehrverhalten ist in den entscheidenden Momenten derart mangelhaft, dass immer wieder ärgerliche Gegentore entstehen wie das 1:1 und das 2:1. Spieler wie Carsten Cullmann, die ansonsten souveräne Partien absolvieren, kann man schlecht samt Abwehr rauswerfen. Für Ewald Lienen beginnt nun eine ganz problematische Zeit, denn das Spiel gegen Leverkusen in zwei Wochen dürfte sein Schicksal bestimmen. Eine weitere Niederlage wird die Vereinsführung sicherlich so nicht akzeptieren und dementsprechend dann Konsequenzen ziehen. "Das ist unverständlich und bedauerlich", meinte Ewald Lienen zur Reaktion von Schiedsrichter Lutz Wagner auf das Wegschlagen des Balles seines Spielers. Und selbst der Schalker Andreas Möller lenkte ein: "Der Platzverweis war schon sehr hart für Köln." Möller wusste, wovon er sprach, denn kurz vorher hatte er den Ball ungeahndet in die Wolken schießen können...
Apropos Möller? Mal wieder Zoff zwischen dem Exzentriker und seinem Weichei! Denn eins ist klar: so wüst hat ihn noch keiner seinen ballspielenden Kollegen beschimpft! Der Thüringer Böhme haute dann seine Gossensprache vollends raus, zeigte sich aber anschließend mit größeren Gedächtnislücken: „Ich weiß nicht mehr, was ich alles zu ihm geschrien habe. Nettigkeiten waren es sicher nicht. Eigentlich wollte ich nicht mehr explodieren...“ Allerdings winkt Möller ab: „Ich kenne ja unsere Heißkiste. Für den Erfolg dürfen auf dem Platz auch mal harte Worte fallen. Aber Jörg muss aufpassen, dass er nicht überdreht. In der Halbzeit hat er sich ja dann bei mir entschuldigt.“
1860 stürzt Kietzkicker endgültig in die Krise
Nach Niederlagen in Gelsenkirchen und gegen Leverkusen hat Peter Pacult als Trainer des abstiegsbedrohten Bundesligisten 1860 München seinen ersten Sieg eingefahren. Seine Spieler feierten nach dem 3:0 Erfolg beim kampfstarken Aufsteiger St. Pauli neben den drei Punkten vor allem ihren neuen Coach. "Bei uns kämpft wieder jeder für jeden. Pacult vermittelt uns im Training wieder Spielfreude und Sicherheit. Er ist sehr locker, weiß aber auch, wann er laut zu werden hat", lobte 1860-Kapitän Harald Cerny, um anschließend eine Spitze gegen Ex-Coach Werner Lorant loszuwerden: "Nach dem Trainerwechsel ist bei einigen sicherlich eine gewisse Befreiung da."
Neun Jahre war der als "harter Hund" bekannte und vor zwei Wochen gefeuerte Lorant "Löwen-Dompteur". Unter Pacult scheint das Team den Spaß am Fußball wiederzufinden. "Man muss dem Trainer Zeit geben. Ich denke aber, dass wir mit Pacult noch viel Freude haben werden", sagte Münchens Spielmacher Thomas Häßler. Präsident Karl-Heinz Wildmoser, der betonte, Pacults Vertragsunterzeichnung sei nur Formsache, war voll des Lobes: "Die Mannschaft hat Moral gezeigt und bis zum Schluss gekämpft. Diesen Charakter habe ich bislang noch nicht gesehen."
Beim braven FC St. Pauli, der durch ein bildsauberes Eigentor von Cory Gibbs sowie Treffern von Cerny und Häßler in der Schlussminute die vierte Heimniederlage der Saison kassierte, war die Enttäuschung wieder riesengroß. "Ich kann meiner Mannschaft nur vorwerfen, dass sie keine Tore gemacht hat", sagte Trainer Dietmar Demuth. Stürmer Rath sah's kritischer: "Das war eine absolute Frechheit, wenn man in dieser Situation den Kampf nicht annimmt. Da muss man einigen Leuten mal in den Arsch treten!
Bei den Löwen deuten sich dagegen „gewisse Spannungen“ im neuen Trainer-Duo unverkennbar an. Peter Pacult und Gerald Vanenburg, das nach Lorants Blitz-Entlassung vor zweieinhalb Wochen aus dem Boden gestampfte Team, müssen sich erst noch zusammenraufen. Pacult ist der Chef, Vanenburg der Co-Trainer. So hat es Wildmoser klipp und klar beim Einstellungsgespräch erklärt. Hat Vanenburg ja auch verstanden. "Es geht nicht darum, ob man zweiter oder vierter Mann ist, es geht nur darum, seine Stärken zu kennen und Erfolg zu haben." Und dass man alles zusammen macht, fügt der Holländer noch hinzu. Da scheint allerdings das Problem von Pacult ("Von Gerald kommt noch zu wenig") und Vanenburg zu liegen. "Wir müssen viel reden", sagt der Co, "aber das kommt, da bin ich sicher." Wildmoser sieht jedenfalls keinen Handlungsbedarf. "Ich bin zufrieden mit Gerald. Und wir tun alles, damit er auch zufrieden ist", verdeutlicht der Präsident, dass er an das neue Duo glaubt.
Jungstar Kehl gingen die Nerven durch...
Die Krise bei Energie Cottbus spitzt sich weiter zu. Die 1:3 Niederlage beim SC Freiburg war bereits die sechste Niederlage der Lausitzer in Folge. Der Abstand auf einen der drei Abstiegsplätze beträgt nach dem furiosen Saisonstart des letztjährigen Aufsteigers somit nur noch drei Punkte. Der SC Freiburg verbuchte hingegen in Unterzahl nach einer Roten Karte gegen Jung-Nationalspieler Sebastian Kehl nach seinem starken Auftritt im Uefa-Cup-Rückspiel beim FC St. Gallen (4:1, Die Red.) auch im Fußball-Oberhaus ein weiteres Erfolgserlebnis und schob sich durch den vierten Saisonsieg ins obere Mittelfeld der Tabelle vor.
Dabei hatte die Kunterbunt-Truppe von Trainer Ede Geyer vor 24.800 Zuschauern im Dreisamstadion schon frühzeitig alle Trümpfe in der Hand. Denn die Mannschaft von Trainer Volker Finke musste bereits ab der 28. Minute mit nur 10 Feldspielern auskommen. Kehl wurde nach einer vermeintlichen Tätlichkeit an Energie-Regisseur Vasile Miriuta vom schwachen Schiedsrichter Jörg Keßler des Feldes verwiesen. Doch das schockte die spielerisch klar überlegenen Gastgeber nur für kurze Zeit. Nur vier Minuten nach Kehls Platzverweis erzielte der agile Iaschwili, nachdem er mit seinem ersten Versuch an Cottbus-Keeper Tomislav Piplica gescheitert war, im nachsetzen die Führung für die Fink-Elf.
Auch im weitern Verlauf der ersten 45 Minuten waren die „Breisgau-Brasilianer“ die spielerisch und taktisch bessere Elf. Vor allem Tobias Willi setzte die Cottbuser auf der linken Außenbahn mit seinen zahlreichen Flankenläufen mächtig unter Druck. Die Lausitzer hatten im ersten Spielabschnitt trotz Überzahl zumeist nichts entgegenzusetzen. So musste SC-Verteidiger Boubacar Diarra beim Ausgleichstreffer der Gäste auch gehörig Mithilfe leisten: Ein missglückter Abwehrversuch landete genau vor den Füßen Kobylanskis, der aus fünf Metern keine Mühe hatte, Freiburgs Torwart Richard Golz zu überwinden.
Während sich Cottbus auch nach dem Seitenwechsel auf die wenigen Konter beschränkte, zeigten die Freiburger Konditionsstärke und drückten weiter auf den Siegtreffer. Folgerichtig erzielte der nur auf Grund des Ausfalls von Levan Kobiaschwili in die Mannschaft gerückte Zkitischwili die viel umjubelte Führung für Freiburg, ehe Ex-Borusse Vladi „Stadtpalaisking“
But mit seinem Treffer zum 3:1 dann endgültig alles klar machte.
Bei Hertha haben sie sich wieder alle ganz doll lieb
Hertha, du machst wieder Spaß - 5 Siege in Folge! Es ist rund drei Wochen her, da musste sich ein konzeptloser Abwehrstratege die Schelte des Managers gefallen lassen. In einer Phase unansehnlicher Niederlagen und eigener Fehler philosophierte der selbsternannte Cheftheoretiker Dick van Burik über die großen Dinge, die ihm einst in der Schule von Ajax Amsterdam gelehrt wurden. Der Holländer dozierte über die taktischen Feinheiten des Fußballs und stellte sich ins Abseits. Gestern machte van Burik beim 3:0 Sieg von Hertha BSC gegen Borussia Mönchengladbach etwas ganz Einfaches - und genau deshalb alles richtig. Es war die 29. Minute, als sich die Nummer vier in die gegnerische Hälfte getraut hatte und den Ball bekam. Irgendwie schien sich kein Gladbacher für den Herthaner zu interessieren. Und irgendwie schien van Burik in diesem Moment nicht an Ajax oder irgendwelche Taktiktafeln zu denken. Er ging ein paar Meter, schaute und legte all den Ärger der vergangenen Wochen in einen Schuss. Nach rund 25 Metern Luftlinie landete der Ball über Keeper Jörg Stiel („Der Rückenwind hat ihn schnell gemacht“) zum 2:0 im Tor.
Der 27-Jährige hatte vor 34 925 Zuschauern im Olympiastadion das vorentscheidende Tor erzielt. Er hatte seinen Beitrag dazu geleistet, dass Hertha wieder nach oben blickt und mit einem wohligen Glücksgefühl in die Länderspielpause geht. Neun der zurückliegenden elf Spiele wurden gewonnen, dreimal in Serie gelang ein dreifacher Punktgewinn in der Bundesliga. „Wir sind auf dem Weg in die Region, in die wir wollen“, erklärte Kapitän Michael Preetz, der mit seinem fünften Saisontor den Endstand erzielte. Dick van Burik erklärte unterdessen nur das Nötigste. Dass er den entsprechenden Raum gehabt habe, sprach er ein bisschen schüchtern in die unausweichliche TV-Kamera. Dass „die schwere Kritik zu Recht gekommen ist“, räumte er ein. Ansonsten aber hielt sich der Abwehrmann an seine Defensivstrategie seit der öffentlichen Schelte am 15. Oktober vor dem Uefa-Cup-Spiel in Stavanger. Und wimmelte alle Fragen ab. Ein bisschen war ihm die Genugtuung anzumerken. Aber viel mehr merkte man dem Profi das Schmollen über das verletzte Ego an. Damals hatte Dieter Hoeneß von „erheblichen Zweifeln“ an van Buriks Interpretation der Chefrolle in der Abwehr gesprochen. Gestern hörte sich die Einschätzung des Managers so an: „Man muss Respekt haben. Allerdings muss diese Leistung der Maßstab für Dick sein.“ Für den Profi, der in den zurückliegenden Wochen ein Spiegelbild der gesamten Mannschaft war: Zuerst gescholten, dann solide. Und mittlerweile sogar wieder gelegentlich glänzend.
Die Umgangsformen bei Hertha sind freundlicher geworden, auch wenn noch nicht gekuschelt wird. Trainer Röber sagt es so: „Wir haben uns eine gute Situation erkämpft. Jetzt müssen wir sie ausnutzen.“ Gegen Mönchengladbach sahen gerade in der ersten Halbzeit viele Dinge gut aus. Die bereits in Nürnberg verteidigende Viererkette mit Andreas Schmidt, van Burik, Marko Rehmer und Josip Simunic stand gegen die einfallslos durch die Mitte stürmenden Gäste sicher. Das Mittelfeld ohne den verletzten Sebastian Deisler, der von der Tribüne zuschaute, arbeitete erneut viel. Und dass der Brasilianer Alex Alves wegen einer Zerrung fehlte, merkte kaum jemand. Überragend spielte einmal mehr sein Landsmann Marcelinho. Die Führung erzielte er selbst, dass 3:0 bereitete er mustergültig vor. Danach verließ er mit einem Küsschen für das Hertha-Emblem auf seinem Trikot in der 68. Minute den Platz. Um 20.20 Uhr startete der Flieger in seine Heimat zur Nationalmannschaft.
Komödienstadel: Werder und sein „Herzerl“
Tja der Andi, der macht Sachen, provoziert mehr und mehr seinen Rausschmiss beim SV Werder Bremen. „Man muss jetzt einen Schlussstrich ziehen und aus“, forderte der 33 Jahre alte österreichische Fußball-Nationalspieler erneut das Ende der Zusammenarbeit. Der Dauerzwist zwischen Edelreservist Andreas Herzog und dem SV Werder Bremen droht jetzt mit einem Eklat zu enden. Der österreichische Fußball-Nationalspieler ist mit seiner Situation beim Bundesligaverein unzufrieden und kündigte seinen eigenmächtigen Abschied an. "Ich komme nach dem Länderspiel gegen die Türkei nicht wieder nach Bremen zurück", sagte Herzog in der "Kreiszeitung Syke". Der 33 Jahre alte Mittelfeldspieler fügte hinzu: "Ich schicke meinen Vater, der soll alles regeln. Ich kann einfach nicht mehr." Herzog reagierte damit auf die "Art und Weise", wie er während des Spieles beim FC Hansa Rostock (1:0) am Samstag von Cheftrainer Thomas Schaaf behandelt wurde. 45 Minuten lang musste er sich auf Anweisung seines früheren Mitspielers warm laufen (davon die letzten 10 Minuten sogar unmittelbar neben der Trainerbank!) ohne dass er eingewechselt wurde. "Ich lasse mich nicht weiter verarschen. Bis auf Hallo und Guten Tag passiert nicht viel. Ich bin der Meinung, dass ich vernünftig behandelt werden kann. Ich habe auch einige Verdienste um den Club“, meinte Herzog. Und fügte hinzu: „Wenn das nicht passiert, dann gibt es keine Basis der Zusammenarbeit mehr. Was habe ich davon, wenn ich noch fünf Monate brav und ruhig bleibe? Dann war ich letztlich der Trottel, der will ich aber nicht sein. Ich bin über Wochen lächerlich gemacht worden", klagte Herzog in dem Zeitungsbeitrag.
Werders Sportdirektor Klaus Allofs reagierte am Sonntag (noch) gelassen: "Das, was Andy sagt, geht doch gar nicht. Er soll einen konkreten Vorschlag für einen Wechsel machen, dann werden wir darüber reden. Von uns geht aber keine Initiative aus." Clubchef Jürgen L. Born zeigte Verständnis für den Profi: "Er ist in Österreich nach seinem Tor in Israel als Held gefeiert worden. Bei uns sitzt er im Augenblick nur auf der Bank. Wenn es einen vernünftigen Weg zu einer vorzeitigen Vertragsauflösung gibt, werden wir Andy keine Steine in den Weg legen." Übrigens, der Herzog-Kontrakt läuft am 30. Juni 2002 aus. Ex-Nationalspieler Allofs gab allerdings auch zu: "Herzog kann mit der augenblicklichen Lage in Bremen nicht leben. Unser Trainer gibt einem anderen Spieler den Vorzug." Damit meinte er wohl Krisztian Lisztes, der vor Saisonbeginn vom VfB Stuttgart als Herzog-Nachfolger zum SV Werder geholt wurde und zunächst überhaupt nicht klar kam an der Weser. „Herzerl“ hatte schon in der vergangenen Serie mit einer Rückkehr nach Wien geliebäugelt, wo er seit Wochen bei seinem Heimatverein Rapid Wien mit Teamchef Lodda Matthäus im Gespräch ist.
Dazu ein Telefonat mit Werder-Coach Thomas Schaaf
Herr Schaaf, Andreas Herzog ist sauer, weil er sich in Rostock die ganze zweite Halbzeit warmlaufen musste. In der Schlussphase sogar einwechselbereit neben der Trainerbank. Er hat das als Schikane gedeutet.
Schaaf: "Das war keine Aktion mit der Absicht, irgendwen vorzuführen oder bloßzustellen. Ich wollte reagieren können, falls auf dem Platz noch etwas passiert und sich jemand verletzt. All das, was man da hineininterpretieren könnte, ist falsch."
Dennoch: Herzog fühlt sich demontiert.
Schaaf: "Zu Unrecht. Wir haben überhaupt keinen Grund, ihn schlecht zu machen. Wir haben großen Respekt vor seinen Leistungen und haben ihn nie in irgendeiner Art und Weise abwertend behandelt. Wir haben ihn auch nie einen Pausenkasper genannt - das war er selbst. Ich möchte absolut klarstellen, dass ich mit dem Menschen Andreas Herzog überhaupt keine Probleme habe. Außerdem ist er immer noch ein wertvoller Spieler für uns."
Das sieht er anders. Zitat von Samstag: "Jetzt bin ich nicht einmal mehr für zwei Minuten gut genug."
Schaaf: "Darüber müssen wir uns jetzt unterhalten. Er soll uns schildern, wie er die Situation sieht. Wir werden ihm sagen, wie wir zu der Sache stehen."
Werden Sie in der Vorstandssitzung heute auch mögliche Wege besprechen, wie der Vertrag mit Herzog vorzeitig beendet werden könnte?
Schaaf: "Mit dem Gedanken beschäftige ich mich überhaupt nicht."
Sehen Sie in dem Dauer-Zwist noch eine Lösung, ohne dass es zur Trennung kommt?
Schaaf: "Ich hoffe, dass wir in dem Gespräch eine tragfähige und vernünftige Einigung finden werden."