Tatort Bundesliga - der 11. Spieltag: Des Kaisers neue Kleider
Alles wie gehabt. Ohne große Mühe in ihren Auswärtsaufgaben bleiben Bayern München und Bayer Leverkusen (bereits elf Spiele ungeschlagen) die dominanten Ensembles in der Bundesliga. G24 dazu: „Spaß beiseite - in der Liga beginnt endgültig der Ernst. Das Duell Bayern - Bayern. Und in dessen Windschatten balgen sich Dortmund und Lautern um das, was noch übrig bleibt an Krümeln vom Tisch der Großen.“ Kleinet bißken überzogen wa?
Bajuwaren in „Schlafanzügen“ zum Sieg
In der schwersten Krise der noch jungen Saison bleibt´s in Köln beim Schulterschluss mit Coach Ewald Lienen. Trotz Liga-Frust, vier Niederlagen in Folge, blamablen 1:12 Toren und Dauer-Poker um die Aufstellung war der 47-Jährige vor der richtungsweisenden Begegnung mit Bayern München nicht in Frage gestellt."Das Votum des Verwaltungsrates war einstimmig. Es gibt keine Zweifel an Ewald Lienen und seinem Konzept. Und es gibt kein Ultimatum für den Trainer", beeilte sich Manager Hannes Linßen mit der Verkündung noch vor dem seit Monaten mit 42.000 Zuschauern ausverkauften Spiel gegen den Rekordmeister.
Ein vor Wut schnaubender Uli Hoeness lobte „die Menschlichkeit“ beim Fehler machen in seinem Club! Und viel mehr als nur ein Trainingsspielchen war es dann auch nicht für den Titelanwärter. Es ist so, es bleibt so und es ist nicht absehbar, dass sich das ändern wird. Wo „FC Bayern“ drauf steht, ist Erfolg drin. Am elften Spieltag der Fußball-Bundesliga gelang mit dem 1:0 Erfolg in Köln der neunte Sieg. Der Meister verteidigte mit 28 Punkten seine Tabellenführung, die Gastgeber (8 Zähler) stehen weiter auf einem Abstiegsplatz. Doch bevor der Ernst der Liga los ging, sorgten die Gäste für die Posse des Wochenendes. Der ruhmreiche „Weltclub“, der mit dem Mythos der Sieger-Mentalität durch Europa reist, war nur mit einem Satz Trikots angereist. Dummerweise in Dunkelrot. Ähnlich den etwas hellroteren Jerseys der Hausherren. Der Berliner Schiedsrichter Fröhlich schüttelte nur den Kopf, so wollte er nicht anpfeifen.
Konfusion in den Katakomben
„Unser Fehler“, räumte Münchenes Pressesprecher Markus Hörwick ein, „wir haben es ganz einfach versäumt, einen Wechselsatz mitzunehmen.“ Doch auch die Gastgeber hatten keinen anderen Satz Trikots zur Hand. So einigten sich die Verantwortlichen auf ein Novum der Bundesliga-Historie. Die Bayern zogen weiße Leibchen über ihre rote Hemden, so dass keine Rückennummern zu sehen waren, Köln spielte in Rot. Mit elf Minuten Verspätung konnte schließlich angepfiffen werden. Doch so ein kleines Missgeschick konnte der Bayern-Mentalität jedoch nichts anhaben. Seit Wochen eilt der Titelträger von Sieg zu Sieg - entsprechend präsentierte sich der Tabellenführer auch mit breiter Brust im ausverkauften Müngersdorfer Stadion. Mochten die „Kölschen Jecken“ ihren FC anfeuern wie sie wollten, mochten die Fans Trainer Ewald Lienen auch mit Dutzenden von Plakaten den Rücken stärken - es half nix!
Das war jedoch nicht die einzige Überraschung: Kölns Lienen bot zum ersten Mal in dieser Saison als Torhüter Markus Pröll auf und ließ Alexander Bade nach zehn Einsätzen hintereinander auf der Bank. Lienen setzt in einer verstärkten Abwehr seines kriselnden Klubs wieder auf Moses Sichone und Jörg Reeb. "Es geht darum, mental stärker zu werden. Wir versuchen alles, um in die Erfolgsspur zurückzufinden." Libero Thomas Cichon, fordert: "Wir haben uns ausgesprochen, aber mit dem Blabla muss es jetzt auch gut sein." Und Kapitän Dirk Lottner: "Niemand soll glauben oder behaupten, wir würden auf dem Platz nicht kämpfen. Wir geben alles."
Lienen selbst versucht sich trotz größtem Druck in Gelassenheit, die ihm
allerdings sichtlich schwer fällt: "Wir beschäftigen uns nicht mit dem,
was geschrieben wird. Gewisse Dinge tun weh, aber ich bin Trainer und arbeite in
der Bundesliga in einem privilegierten Beruf. Wenn ich diesen Druck nicht
aushalten könnte, könnte ich nicht in dieser Liga arbeiten." Und weiter
sarkastisch: "Schwachstellen sah ich bei den Bayern trotzdem keine, höchstens
beim Busfahrer." Aber auch der hatte sich krank gemeldet...
Was es ausmacht, wenn man an seine Stärken glaubt
Auch mit zehn Mann war Bayer Leverkusen zu stark für den TSV 1860 München. Die Werkself siegte nach dem Platzverweis für Lucio noch verdient mit 4:1.Knapp drei Minuten durfte der TSV 1860 München vom ersten Sieg unter Trainer Peter Pacult träumen. Doch dann war es vorbei mit der Löwen-Herrlichkeit. Bayer Leverkusen gewann am Samstag schließlich noch klar und deutlich mit 4:1 und bliebt damit als einzige Mannschaft in der Fußball-Bundesliga weiterhin ohne Niederlage.
Die "Sechziger" begannen extrem defensiv - mit Marcus Pürk als einziger Sturmspitze - und offenbarten zunächst eklatante Konzentrationsschwächen. Bei 1860 lief in der Anfangsphase nicht viel zusammen, doch das besserte sich im weiteren Spielverlauf. Zumal auch das taktische Konzept von Pacult mit einer konsequenten Manndeckung aufzugehen schien. Leverkusen war eine Viertelstunde lang deutlich überlegen. Umso überraschender kam die Führung für die ersatzgeschwächten Münchner, bei denen neun Verletzte fehlten. Häßler, den Pacult entgegen seiner eigenen Überlegungen nicht als Libero, sondern wie üblich im Mittelfeld gebracht hatte, gelang sein erstes Saisontor. Nach einem Zuspiel von Harald Cerny erzielte der Weltmeister von 1990 mit einem Sonntagsschuß den sehenswerten Treffer aus 20 Metern. Doch nur zwei Minuten später machte Unglücksrabe Torben Hoffmann die Münchner Freude ausgerechnet an seinem 27. Geburtstag zunichte. Der Abwehrspieler lenkte den Ball nach einer Ecke von Ze Roberto ins eigene Tor und verhalf Bayer damit postwendend zum glücklichen Ausgleich.. Daniel Bierofka hatte die erneute Führung auf dem Fuß, traf aber mit seinem beherzten Schuß nur das Lattenkreuz.
Nach der Pause hatten die "Sechziger" drei Chancen innerhalb von drei Minuten, die allerdings fruchtlos verpufften. Danach fielen beide Seiten eher durch Lamentieren als durch gute Spielweise auf. Bei Streitereien um die Leverkusener Freistoß-Mauer machte sich Verteidiger Lucio bei Schiedsrichter Hartmut Strampe so unbeliebt, dass dieser den Brasilianer nach seiner zweiten gelben Karte in dieser Begegnung vorzeitig (68.) vom Platz schickte. Das schien die Kollegen jedoch nicht im Geringsten zu stören. In selten erlebter Leichtigkeit legten sie einen Gang zu und dokumentierten eindrucksvoll, dass man in München gewinnen wollte!
Den Sieg stellten die Farbenstädter dann auch mit zehn Mann sicher. Innerhalb von nur 10 Minuten sorgten der Argentinier Diego Placente, Bernd Schneider und Nationalspieler Oliver Neuville per Foulelfmeter für den Auswärtssieg und leiteten damit die deftige Schlappe für den TSV 1860 ein.
"Sündenbock" Möller wie wir ihn kennen...
Nach dem bitteren Aus in der Champions League hatte Andreas Möller noch die unverblümte Kritik von Trainer Huub Stevens an einzelnen Akteuren zum Anlass für eine verbale Gegen-Offensive genommen. Kurz nach Mitternacht redete er sich förmlich in Rage und sonderte in einer Mischung aus Ironie und Sarkasmus den einen oder anderen „Klopper“ ab: "Okay, diesmal habe ich die Fehler gemacht. Das wollen ja alle hören und ich geb es auch gerne zu. Aber es kann nicht sein, dass einzelne Spieler für die Niederlage verantwortlich gemacht werden. Ich hoffe nicht, dass das der Weg ist, den Schalke in Zukunft einschlagen will", schimpfte der Mittelfeldspieler des FC Schalke 04 noch am Mittwoch nach dem desolaten 0:2 Klatsche bei Panathinaikos Athen. Dass der holländische Coach - ganz gegen seine sonstige Gewohnheit - bei der Fehler-Analyse ausdrücklich ihn sowie Sven Kmetsch, Anibal Matellan und Tomasz Hajto beim Namen nannte, wollte Möller mal wieder so nicht akzeptieren. Ja, so kennen wir ihn... immer soooo selbstkritisch!
Aus der SZ vom Wochenende: Die wichtigste Veränderung ist wohl die Entwicklung des Fußballprofis zum Söldner – einem eher übel beleumundeten Beruf aus der Militär-Branche, wo ihn Menschen ausüben, die für Geld zu mieten sind, um heute für das eine und morgen für das nächste Vaterland zu brennen, zu sengen und zu morden. Erfreulicherweise tun Kicker nichts dergleichen, aber auch für sie gilt, dass sie in einer Saison für Dortmund und in der nächsten für den Erzfeind Schalke in den Kampf ziehen. Sie müssten das dann aber „mit Wille, Herz und Leidenschaft“ tun, hat dieser Tage ausgerechnet der Neu-Schalker und Ex- Dortmunder Andreas Möller gefordert, was schon deshalb grotesk war, weil der Mann Attribute dieser Art nur aus den Trainer-Ansprachen in der Halbzeitpause kennen kann. Die Forderung ist aber sowieso abwegig: Von Söldnern kann man keine Leidenschaft für ihr momentanes Vaterland verlangen respektive für ihren momentanen Verein, den sie vom letzten Verein im Zweifel nur anhand der sanitären Anlagen auf dem Trainings-Gelände unterscheiden können.
In Kaiserlautern spielte „Not gegen Elend“
In Kaiserslautern sah das allerdings dann schon wieder ganz anders aus. Die Westfalen waren über weite Strecken das Team, dass das Heft des Handelns auf Deutschlands höchstem Berg – allerdings zumeist brotlos - in die Hand nahm. Und sie hatten ihre Chancen. Nun besagt eine alte Fußballerweisheit, dass diejenige Mannschaft, die selbst klarste Chancen ungenutzt lässt, irgendwann dafür bestraft wird! Dass dies an diesem Nachmittag nicht der Fall war, lag vor allem daran, dass die Gastgeber in der berühmten Schlussviertelstunde total den Faden verloren und nicht ein einziges Mal mehr gefährlich vor Reck auftauchten. Stevens resümierte demzufolge dann auch alibimäßig: "Wir haben eine tolle Moral gezeigt und hätten eigentlich gewinnen müssen. Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft." Da saßen sie nun und taten, als hätten sie es immer gewusst. „Ich habe immer gesagt, dass es schwierig wird diese Saison“, sagte der Schalker Trainer. Bei Kaiserslautern hörte sich das ähnlich an. „Wichtig war, dass wir heute die Null gehalten haben, mehr wollten wir heute nicht“, meinte dagegen Kaiserslauterns Torwart Georg Koch. Zwei Aussagen, die symptomatisch über die Qualität dieser Partie Zeugnis abgeben. So hören sich keine Vereine an, die noch große Ziele vor Augen haben... Die Euphorie des Gipfelsturmes ist vorbei. Dazu haben zwei Niederlagen und das heutige Unentschieden beigetragen. „Man muß auch mal mit einem Punkt zufrieden sein. Mehr war heute einfach nicht drin. Das Spiel hätte auch 4:4 ausgehen können, das hätte den Zuschauern sicher auch besser gefallen.“ So mussten die 40.600 Betze-Besucher feststellen, S04 und Kaiserslautern spielen Fußball, mit dem man in der Spitze der Liga nichts verloren hat.
Ominöser 20-Mill. Scheck hat offenbar Konsequenzen
Bayern München und seinem designierten Star Sebastian Deisler stehen bange Tage bevor. Bis zur nächsten Woche wird der Kontrollausschuss des DFB entscheiden, ob gegen den Rekordmeister und den Nationalspieler ein Verfahren wegen Verstoßes gegen die nationalen Wechselfristen eröffnet wird.
Eine Geldstrafe und fußballinterne Sanktionen könnten folgen, sollte sich der Verdacht eines Vertragsabschlusses ein halbes Jahr vor dem Wechsel von Hertha BSC Berlin zum Münchner Renommierklub erhärten. "Bislang sind es Vorermittlungen. In der nächsten Woche wird entschieden, ob es ein Verfahren gibt oder nicht", sagte der Auschußvorsitzende Horst Hilpert. Bislang liege durch die Überweisung von 20 Millionen Mark von Bayern an Deisler lediglich ein "gewichtiges Indiz vor, weil kein Verein Geld verschenkt", so Hilpert. Für ein Verfahren müsse ein berechtigter "Anfangsverdacht" vorliegen. Zum möglichen Strafmaß äußerte sich der Jurist nur indirekt. "Man sollte nicht allzu scharfe Geschütze auffahren. Deutschland sollte nicht päpstlicher sein als der Weltverband Fifa", meinte Hilpert. Die Aufhebung der sechsmonatigen Frist für internationale Wechsel sollte "auf die Wertigkeit des Strafmaßes" abfärben, argumentiert Hilpert und regte diesbezügliche Statutenänderungen für den DFB an. Zivilrechtlich hätte ein Vertrag vor dem Arbeitsrecht trotz DFB-Regularien ohnehin Gültigkeit. In der Zentrale des DFB hält man sich bedeckt. "Wenn der Ausschuss tatsächlich ermitteln sollte, wird zunächst Sebastian Deisler und auch Bayern München die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt. Davon hängt ab, was für mögliche Sanktionen es geben könnte. Vorher ist alles nur verwirrend und völlig spekulativ", sagte der von der Frankfurter Rundschau zum DFB gewechselte Pressesprecher Harald Stenger: "Es werden Informationen gesammelt, um sich einen Überblick zu verschaffen. Erst dann kann man klären, welches Strafmaß in Frage kommt."
Der Rekordmeister indes gibt sich zumindest nach außen hin gelassen. "Wir haben bislang keine Mitteilung vom DFB bekommen", erklärte Pressechef Markus Hörwick. Beim CL-Gewinner geht man davon aus, dass man keinen Verfahrensfehler begangen habe, weil kein Vertrag mit dem Nationalspieler bestehe. "Ich bin sicher, dass Sebastian Deisler in der nächsten Saison zu uns kommt", hatte Bayern-Manager Uli Hoeness bereits am vergangenen Sonntag im DSF-Doppelpass erklärt. Allerdings wisse man nie, "was bis Weihnachten noch passiert. Juristisch können die Verträge erst ab 1. Januar unterschrieben werden". Die Zahlungen bezeichnete Hoeness dort lediglich als "Darlehen".
Auch der Hertha-Präsident will endlich Klarheit
Jungstar Sebastian Deisler kann in diesem Jahr nicht mehr Fußball spielen. Der 21-Jährige fällt damit nicht nur für die wichtigen Relegationsspiele der Nationalmannschaft aus, sondern wird seinem Bundesliga-Verein Hertha BSC ebenfalls länger als geplant nicht zur Verfügung stehen. Statt sechs soll die Zwangspause des Mittelfeldstars nun gar acht oder neun Wochen dauern. Obwohl seine Operation im rechten Knie bei Richard Steadman in Vail/Colorado erfolgreich und ohne Komplikationen verlaufen ist, fällt Deisler nun für den Rest der Saison aus. "Das ist natürlich sehr bitter. Natürlich wollte ich so schnell wie möglich wieder spielen und Hertha BSC noch in der Vorrunde helfen. Aber es geht eben nicht", erklärte Deisler.
Nach der Rückkehr Deislers aus den USA am vergangenen Donnerstag erwartet Hertha-Präsident Bernd Schiphorst endlich auch Aufklärung über dessen Zukunft. "Ich gehe davon aus, dass er geht. Bisher wissen wir das aber nur von den Bayern und hoffen, dass er uns auch bald informiert", sagte der Chef. Zugleich bestätigte er den Blick der Berliner Richtung München: "Auch bei den Bayern sind Spieler, die weg wollen und nach neuen Vereinen umsehen. Berlin ist eine 1. Adresse." Der 33-jährige Spielmacher Stefan Effenberg, der bei den Bayern sage und schreibe satte 9,5 Millionen Mark verdienen soll, und Stürmer Alexander Zickler werden mit den Berlinern in Verbindung gebracht und haben sich auch schon positiv über einen mögliche Wechsel zu Hertha BSC geäußert.
Wie gewonnen, so zerronnen...
...war das Motto der Sightseeingtour der Hamburger ins Schwabenländle! Am Ende war da wieder nix drin und somit der Heimsieg vom letzten Samstag gegen die Lausitzer völlig wertlos!
Aber der VFB: Alle reden über den Nachwuchs, doch einer tut was dafür! Felix Magath! Der so oft gescholtene Chefcoach beweist mit seinem „Low Budget-Konzept“ eindrucksvoll, dass es in Deutschland noch immer junge Burschen gibt, deren Förderung sich zu lohnen scheint! Denn die junge Garde mit Andreas Hinkel (19), Timo Wenzel (24), Christian Tiffert (19) und dem kommenden Spielmacher Alexander Hleb (20) kommt immer besser in Schwung! Und Junioren-Nationalspieler Tiffert war es dann auch vorbehalten, das „Tor des Tages“ zu schiessen. Sehenswert, wie er mit dem Ball im Einklang stand!
Zudem verloren die „Hurensöhne“ in der 74. Minute Abwehrspieler Jochen Kientz, der von Schiedsrichter Herbert Fandel (Kyllburg) wegen seines bösen Ellenbogenchecks zurecht gegen Alexander Hleb die knallrote Karte sah.
"Wir müssen auf dem Boden bleiben und dürfen nicht träumen", mahnte unverzüglich VfB-Trainer Felix Magath. Mit einem Erfolg gegen die Hamburger könne man sich lediglich so weit absetzten, dass man in der Vorrunde wohl nicht mehr in Bedrängnis kommen könne, relativierte er. "Eine Niederlage", meinte Magath, "wäre fatal." So ist er eben, der Felix...
Unterdessen will der VfB Stuttgart seinen eingeschlagenen Kurs in Sachen „Neuaufbau“ konsequent fortsetzen. Die finanziell klammen Schwaben schließen deshalb auch teure Verstärkungen wie den ehemaligen VfB-Stürmer Fredi Bobic aus. „Er ist ein guter Spieler, aber kein Thema für uns. Wir fangen aber neu an und er würde nur die jungen Spieler bei uns blockieren“, meinte Stuttgarts Manager Rolf Rüssmann. Fünf Jahre von 1994 bis 1999 trug der frühere Nationalspieler das Trikot des Traditionsvereins, ehe er zu Borussia Dortmund wechselte. Allerdings ist der 30-Jährige durch die hochkarätigen Neueinkäufe Marcio Amoroso und Jan Koller aus der Mannschaft verdrängt worden. Deshalb will Bobic die Winterpause abwarten und dann mit der Vereinsführung sprechen, ob er eher aus seinem bis 2003 datierten Vertrag aussteigen könne. Werden sie Dir sicher gewähren...
Jetzt zählt nur noch das Endspiel in Anfield !!!
Borussia Dortmund bleibt zunächst einmal dem Spitzentrio der Bundesliga auf den Fersen. Besonders erfreulich: Der Ur- Dortmunder Lars Ricken in seinem ersten Einsatz als Mannschaftskapitän, war Garant beim erneuten 0:2 Auswärtssieg der Borussen bei Energie Cottbus. Zwölf Minuten vor dem Abpfiff erzielte er das erlösende 1:0, und legte einige Minuten später dann Amoroso zur Entscheidung auf. Der BVB bleibt damit das auswärtsstärkste Team der Liga: In Cottbus gab es den fünften Saison-Erfolg auf fremden Terrain. Cottbus hingegen ist seit dem 11. August ohne Heimsieg und im fünften Spiel in Folge ohne Punktgewinn. Nach dem erfolgreichen Saisonauftakt für die Geyer-Truppe brechen wieder härtere Zeiten für die Lausitzer an.
„Eine Riesen-Dummheit hat uns einen Punkt gekostet“, analysierte der wiedergenesene FCE-Kapitän Christian Beeck. Um dann noch rasch ein: „Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir sind stark genug, die Klasse zu halten“, hinzuzufügen. Beeck spielte nach seiner Kreuzband-Operation und siebeneinhalb Monate Pause eine gute Partie und meldete Jan Koller weitesgehend ab. Zumindest nominell gingen beide Teams offensiv auf den Platz und boten jeweils drei Stürmer auf. Andrzej Kobylanski und Laurentiu Reghecampf ließ Eduard Geyer auf der Bank und veränderte sein Team auf insgesamt vier Positionen gegenüber der bitteren 0:4 Pleite in St. Pauli. Matthias Sammer konnte wieder auf den zuletzt gesperrten Tomas Rosicky zurückgreifen.
Die 19.300 Zuschauer sahen zeitweise ein kurzweiliges Spiel mit gefälligen Kombinationen und Chancen auf beiden Seiten. Zwei Mal war es Jens Lehmann, der bei Schüssen von Radoslaw Kaluzny und Vasile Miriuta sogar einen Rückstand der Dortmunder verhinderte.
Mensch Jens, lass doch den scheiß sein!
Apropos Lehmann: Bei einer Rangelei Anfang der 2. Hälfte mit Kaluzny leistete er sich wieder mal einen völlig unnötigen Ausraster! Was da wieder in den 31- jährigen Schlussmann gefahren ist, weiß wohl nur er allein! Nur, so was trägt nicht eben zu einem sympathischen Gesamtauftreten des BVB in der Fremde bei. Sollte er auch mal dran denken!
Die Cottbuser scheiterten wieder an ihrer Unfähigkeit, Chancen in zählbares zu verwandeln. So haderte Eduard Geyer dann auch anschließend mit dem Spielverlauf: „Bis zum 0:1 ging unser Konzept auf. Aber gegen Dortmund muss man in Führung gehen, um eine Chance zu haben.“ Matthias Sammer erklärte: „Dass die Tore so spät fielen, war gut für die Moral. Von Zauber will ich nichts mehr wissen, solche erkämpften Siege sind mir manchmal sogar lieber.“ Für das „Zweikampfverhalten auf der Insel“ wurde also ausgerechnet im Stadion der Freundschaft geübt: 10 gelbe Verwarnungskarten (Saisonrekord!) verdeutlichen anschaulich die Härte und Aggressivität in diesem Ligaspiel. Die Begegnung zwischen Energie Cottbus und Borussia Dortmund hätte aber durchaus das Zeug zum Klassiker gehabt, denn es wurde gekämpft und getreten – zumeist allerdings ohne Sinn und Verstand - und nur äußerst selten gegen den Ball.
Den 4:1-Sieg, den der BVB in der vorigen Saison im Stadion der Freundschaft erringen konnte, vermochte die Truppe von Matthias Sammer freilich nicht zu wiederholen. Sie agierte lange Zeit fehlerhaft und schien in Gedanken bereits wieder beim schweren Spiel in Liverpool in der Champions League (Dienstag), in dem es um die wichtige wie lukrative Qualifikation für die Zwischenrunde geht. Dabei hatte Dortmunds Manager Michael Zorc die Spieler vor dem Match gewarnt: "Sie dürfen den Blick auf die Bundesliga-Tabelle nicht vergessen." Am Ende reichte dann allerdings eine ökonomische Pflichtleistung, um den Erfolg nach Hause zu schaukeln.
Für die Borussen wusste erneut Ewerthon in Ansätzen zu gefallen. Einen geschickt getürkten Freistoß von Dedé und Stevic (*g*) in der 18.Minute konnte Tomislav Piplica nur abklatschen, Amoroso setzte den Nachschuss aus spitzem Winkel an den Pfosten, statt mit Gefühl zurück in den Fünfer zu heben. Dort warteten mit Koller und Ewerthon zwei besser postierte und einschussbereite Angreifer zur Vollendung!
Der Brasilianer vergab auch die zweite Dortmunder Top-Chance, als Rosicky herrlich von Ricken in die Gasse geschickt wurde, mustergültig flankte (siehst Du Sörensen, so wir das gemacht) und Marcio den Kopfball mit zu viel „Zauber statt Kaltblütigkeit“ nur allzu lässig über das Energie-Tor köpfte. Doch für den launigen Angreifer gab es sieben Minuten vor Abpfiff dann doch noch sein Erfolgserlebnis: Auf Traumpass vom überragenden Ricken erzielte er sein sechstes Saisontor. Borussia Dortmund war sichtlich bemüht, sich für die katastrophale 0:2-Heimblamage gegen den SC Freiburg zu rehabilitieren. Und das gelang auch: Geduldig auf die Chance wartend, waren die Borussen in den entscheidenden Momenten einfach kaltschnäuziger und abgeklärter als die Lausitzer.
Wolf mit seinem Latain am Ende
Marco Bode erwies sich für Werder Bremen einmal mehr als Matchwinner. Beim 1:0 gegen den VfL Wolfsburg erzielte der Allrounder den entscheidenden Treffer und hält den SV Werder Bremen nach dem Sieg über den VfL Wolfsburg auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze. Bei einem insgesamt schwachen Spiel traf „Oldtimer“ Marco Bode in der 79.Minute zum entscheidenden Tor zum Gastgebersieg. Der Bremer Allrounder köpfte nach feiner Vorarbeit von Frings unhaltbar für VfL- Torwart Reitmaier ins Netz. Der 32-jähige Nationalspieler Bode markierte damit seinen 96. Bundesligatreffer. Werder hätte in der Schlussminute noch erhöhen können, doch Ailton scheiterte mit einem Foulelfmeter an Claus Reitmaier.
Die Gäste aus Wolfsburg präsentierten sich erschreckend schwach und sind in dieser Form ein astreiner Abstiegskandidat. Im ersten Durchgang gab es wenig zündende Momente. In der zweiten Halbzeit unterboten die Wölfe ihre Leistung gar – kaum eine nennenswerte Aktion war zu verzeichnen. Werder hingegen, wenn auch spielerisch nicht überragend, mühte sich immerhin redlich um den Sieg. So war der Bremer Erfolg auch insgesamt verdient. „Wir haben keine Ruhe ins Spiel bekommen. So mussten wir lange auf das Tor warten“, kommentierte Werders Trainer Thomas Schaaf den Sieg seiner Mannschaft. Sein Kollege Wolfgang Wolf meinte in Zornesröte: „Wir sind für eine Nachlässigkeit bestraft worden.“
Der VfL kam mit einer guten Bilanz an die Weser. Die letzte Niederlage in Bremen datierte von vor drei Jahren. Werder begann die Partie mit viel Einsatz, Wolfsburg agierte sehr verhalten und aus einer verstärkten Abwehrreihe heraus. Der Angriff aus der Volkswagenstadt blieb in der ganzen Spieldauer wirkungslos. Wolfsburgs Angreifer Ponte und Petrow wurden von den Bremer Verteidigern über das ganze Spiel hinweg gut kontrolliert. Fabian Ernst sah sich auf Bremer Seite nach langer Zeit einmal wieder in der Anfangsformation. Bedingt durch die Länderspiel-Abwesenheit von Andreas Herzog agierte Kristian Lisztes im zentralen Mittelfeld der Hanseaten. Herzog spielte am gleichen Tag für Österreich in der WM-Qualifikation in Israel (1:1) und sicherte seinem Land damit die Relegation. Lisztes konnte jedoch nur phasenweise in die Spielmacherrolle schlüpfen. „Aus den Chancen musste die Mannschaft einen Treffer erzielen“, meinte zur Pause Werders Marketingchef Manfred Müller.
Nach der Pause versuchten die Wolfsburger es mit Kontern, während die Bremer weiterhin das Spiel bestimmten. Die besten Aktionen folgten unmittelbar aufeinander: Nach einem Abseitstor von Petrow, traf Frings für den SV Werder nur den Außenpfosten des Wolfsburger Tores. Doch am Ende wurde Bremens Geduldspiel belohnt, als Bode den entscheidenden Treffer markieren konnte.
Und dann waren da noch: „starke Worte“ in Nürnberg
Der „Club“, wo gute Sitten und Moral sich gegenseitig ausschließen. Ein Trainer der ausmistet, ein Sportdirektor, der ausrastet und mit seiner Linguistik kapital ins Kraut schießt und Spieler, die hernach mit einer Zivilklage drohen - das Chaos, beim 1. FC Nürnberg war diese Woche über hausgemacht. Mit einer in der Fußball-Bundesliga bis dato wohl beispiellosen verbalen Entgleisung hatte Sportdirektor Edgar Geenen beim fränkischen Traditionsclub einen Skandal entfacht, der Konsequenzen nach sich zog. Die vor zwei Tagen von Trainer Klaus Augenthaler aussortierten und von Geenen in übelster Form beschimpften Spieler erwogen unverzüglich rechtliche Schritte gegen den Sportdirektor. Geenen, der die Profis als "Abschaum" und "Dreck" bezeichnete hatte, bestätigte inzwischen die völlig misslungene Wortwahl in besagter nichtöffentlicher Mannschaftssitzung.
"Wir akzeptieren die sportliche Entscheidung, aber nicht den Stil. Wir lassen uns nicht beleidigen", sagte der betroffene "Club"-Stürmer Bernd Hobsch am Donnerstag, "so etwas habe ich in 14 Jahren als Profi noch nicht erlebt." Trainer Augenthaler wollte Geenens Aussagen nicht überbewerten und verteidigte den Sportdirektor ebenso wie Präsident Michael A. Roth. "Wir sind doch kein Knabenchor und auch keine Pfarrerstöchter", betonte der Club- Chef. Mit einer ungewöhnlichen Maßnahme hatte zunächst der Trainer auf den Absturz des Erstliga-Aufsteigers auf den letzten Tabellenplatz reagiert. In der internen Mannschaftsbesprechung am Dienstag erklärte Augenthaler den Spielern Bernd Hobsch, Armin Störzenhofecker, Stefan Leitl, Adebowale Ogungbure, David Bergner, Sven Günthner und Pavel David, dass sie nicht mehr zum Kader gehören. Das Septett darf künftig nicht mehr am Training der Profi-Mannschaft teilnehmen.
Falsche Wortwahl, aber in der Sache richtig!
In seiner sich anschließenden Ansprache griff Geenen die Spieler mit üblen Schimpfworten ungewohnt scharf an. "Ihr seid Dreck, Ihr seid nur Abschaum, Ihr seid Müll, Ihr seid wie Lepra", zitierte die "Bild" die Aussagen des 47-Jährigen. "Am liebsten würde ich einigen von Euch in die Fresse hauen" oder "Verpisst Euch", hieß es weiter. Auf der turnusmäßigen Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC stellte sich Augenthaler auf des Managers Seite. "Das soll man nicht überbewerten. Im Fußball fallen manchmal harte Ausdrücke. Die sind oft schlimmer als auf dem Bau", sagte der Trainer. Angesichts der Negativserie von vier Heimspielen ohne Sieg hatten Augenthaler und Geenen die Mannschaft in einen A- und B-Kader aufgeteilt. "Ich will mich auf die Spieler konzentrieren, von denen ich glaube, dass sie uns da unten raushelfen", begründete der Trainer sein hartes Durchgreifen. Die Stimmung ist also am Nullpunkt. Der 1. FC Nürnberg steht in der Bundesliga-Tabelle ganz unten, und die ganze Branche schüttelt fassungslos den Kopf über Manager Edgar Geenens verbalen Amoklauf. „Mir geht das ganze Theater fürchterlich auf die Nerven“, wettert Trainer Klaus Augenthaler, der mittlerweile selbst ins Kreuzfeuer der Kritik zu geraten droht. Er wußte ganz genau: In dieser verflixten Situation musste also mit aller Macht ein Sieg im Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin her, um Ruhe reinzukriegen! Nützte nix, die Hauptstädter gewannen am Abend souverän nach kapitalen Abwehrschnitzern der Heimmannschaft mit 1:3 und nahmen die Punkte mit nach Berlin.
Für zusätzliche Aufregung beim "Club" sorgte jedoch noch der "Fall Stoycho Stoilow". Der 30-jährige Fußballer aus Bulgarien wurde von der Staatsanwaltschaft Nürnberg wegen Urkundenfälschung angeklagt. Stoilow, seit 1999 im Verein, wird vorgeworfen, sich ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland aufgehalten und in sieben Fällen eine unechte Urkunde gebraucht zu haben.
Beim heutigen Ligaspiel gegen Hertha BSC saßen allerdings mit dem in Franken beliebten Störzenhofäcker und Hobsch schon wieder 2 suspendierte Profis mitfiebernd auf der Hauttribüne. Vor dem Spiel hatte der ansonsten als besonnen geltende Edgar Geenen in einem PREMIERE- Interview umfassend ausführlich, selbstkritisch und wohltuend gemäßigt reagiert und erklärt, sich öffentlich zu entschuldigen! Mal sehen, was diese Schärfe für einen Prozeß in gang setzt, denn in jedem Kader einer Profimannschaft gibt es Spieler, die wie Maden im Speck leben und den Verein nach Strich und Faden ausnutzen. Es wurde höchste zeit, dass mal einer das GANZ LAUT und für alle vernehmbar geäußert hat. Und hätte Geenen nicht diese harten Worte gewählt, wäre der Aufschrei nicht halb so groß gewesen! Denn eins fällt auf an dieser Entwicklung: Die Entscheidungsträger schlagen immer unbarmherziger zu, um dem bisweilen verwöhnten „Herrn Lizenzspieler“ mit Gewalt seinen herrlichen und vom Glück gesegneten „Beruf eines Fußballspielers“ ins tägliche Bewusstsein zurückzuholen. Wie sagte doch Rudi Cigar noch vor Wochenfrist: „Die Zeit des Puderzuckers ist vorbei.“ Wie wahr...