Die gelbe Tonne: Einfach Herrlich - Heiko ist gesund
Heiko Herrlich ist wieder gesund. Wohl kaum eine Nachricht der letzten Wochen dürfte die Borussenfans mehr gefreut haben als die Kunde von Heikos Genesung, und zumindest für den Autor dieser Zeilen war die Nachricht, dass unsere "Gelbe Tonne" ihre schwere Krankheit überstanden hat, mit Abstand die schönste BVB-Schlagzeile dieser Saison - unabhängig davon, was die Borussia auf sportlichem Wege noch erreichen mag.
Als wir zu Beginn dieser Saison schwatzgelb.de ins Leben riefen, wurden zunächst vor allem die Themenbereiche und Rubriken diskutiert, die wir dem Leser auf diesen Seiten präsentieren wollten, und bereits damals schon gab es keinerlei Zweifel darüber, dass eine dieser Rubriken unserem "Gelenkbus" Heiko gewidmet sein müsste. Schnell war hierfür auch der liebevolle Name "GELBE TONNE" gefunden, der Heikos Art Fußball zu spielen auf so treffliche Art charakterisiert: Immer etwas unbeweglich, nicht besonders schnell, technisch auch nicht wirklich begnadet, aber stets mit vollem Einsatz dabei. Heiko hatte sich durch seine Spielweise diese Rubrik einfach verdient. Ein sympathischer, aufopferungsvoller Kämpfer, der die Fans jedoch manches Mal durch vergebene Torchancen an den Rand der Verzweiflung bringen kann...
Was für eine Saison Heiko Herrlich bevorstehen würde, damit hatte damals jedoch wohl niemand gerechnet und wir alle hätten zumindest auf den zweiten Teil wohl auch nur allzu gern verzichtet. Aber der Reihe nach: Die Spielzeit 2000/2001 begann für Heiko, wie es wohl niemand zu prophezeien gewagt hätte, denn entgegen allen fußballerischen Gesetzmäßigkeiten mutierte unsere "gelbe Tonne" zur Tormaschine. Sechs Tore erzielte Herrlich in den ersten 5 Spielen und nicht wenige Anhänger rieben sich ob der dargebotenen Leistung schon verwundert die Augen. Unser "11er" schien in der Tat die Form seines Lebens erreicht zu haben; allenfalls noch vergleichbar mit der Saison 94/95, in der Heiko - jedoch noch das Trikot der falschen Borussia tragend - den Titel des Torschützenkönigs erringen konnte, und obgleich er zwischenzeitlich wegen einer Nebenhöhlenvereiterung außer Gefecht gesetzt wurde, standen nach elf Spieltagen (an denen Heiko in acht Spielen in der Anfangsformation stand) ganze sieben Tore auf seinem Konto - ein Wert, den bis heute (nach nunmehr 26 Spieltagen) leider noch keiner seiner Kollegen überbieten konnte.
Doch dann der Schock. Gegen die Berliner Hertha fiel Heiko kurzfristig aus. Als offizielle Begründung wurden Sehstörungen genannt und in der Fangemeinde wunderte man sich schon über diesen doch recht ungewöhnlichen Ausfallgrund. Wenig später folgte dann die erschreckende Nachricht per Adhoc-Meldung: Heiko Herrlich leidet an einem Hirntumor. Seit dem war es still um Heiko geworden. Via Presse erfuhr der Borussenfan lediglich noch, dass sich Heiko in einer Spezialklinik in Behandlung begeben hatte und auf der Jahreshauptversammlung 2000 bedankte sich Heiko per Videobotschaft stellvertretend bei den Anwesenden für die Unterstützung und die zahlreichen Genesungswünsche. Doch wie es ihm wirklich ging, wie schwer seine Erkrankung war oder ob die Möglichkeit auf vollständige Heilung bestand, darüber erfuhren die Fans nicht, und nicht einmal der Boulevardpresse gelang es, Einzelheiten über Herrlichs Aufenthaltsort zu bekommen. Bild-Redakteur Benno Weber äußerte sich dementsprechend auch fast schon resignierend, dass "keine Chance" bestünde, an Herrlich heranzukommen. "Die schotten den völlig ab", so Weber im Spiegel.
Vor etwa zwei Wochen gab es dann aber doch endlich wieder erfreuliche Schlagzeilen von Heiko zu vernehmen - und was für welche: Auf einer Pressekonferenz stellte sich der Torjäger nach überstandener Therapie erstmals nach Bekannt werden seiner Krankheit den Fragen der großen Journalistenschar und verkündete darüber hinaus, dass er seine schwere Krankheit voraussichtlich ohne bleibende Schäden überstanden habe. Deutlich von der Bestrahlung gezeichnet, bedankte sich Heiko bei allen, die ihn in dieser schwierigen Zeit unterstützt und ihm Mut zu gesprochen hatten - allen voran bei seiner Familie, seinen Freunden, dem Verein, den Ärzten - besonders Mannschaftsarzt Michael Preuhs, dessen Engagement offenbar weit über das Normale hinaus ging -, und besonders Gott, der ihm "diese Leute zur Seite gestellt habe". Etwa 3000 Genesungswünsche per Post, Fax oder Email habe er erhalten, und er bedankte sich noch einmal dafür, da ihn diese Masse an Mitteilungen unheimlich gefreut habe.
Ferner wurden erstmals Einzelheiten über das wahre Ausmaß von Heikos Erkrankung bekannt. Entgegen ersten Meldungen handelte es sich bei dem Tumor offenbar doch um einen bösartigen, der noch dazu aufgrund seiner Lage nahezu inoperabel war. Glücklichweise erwies er sich jedoch als recht strahlensensibel und so begab sich Heiko in eine sechswöchige Strahlentherapie in Heidelberg, die er sich nach eigenen Worten "leichter vorgestellt" hatte und in der es ihm offenbar ziemlich dreckig gegangen war. Die Mühen haben sich aber offenbar gelohnt, denn auf den neusten Kernspintomographien sei - so Herrlich - kein Tumor mehr zu erkennen.
Heiko offenbarte aber auch, dass sich seine Einstellung zum Leben gewaltig geändert habe; die Zeit nach der Diagnose habe ihm gezeigt, dass jeder einzelne Tag wichtig sei. Der Fußball habe durch die Erkrankung für ihn eine andere Priorität bekommen. Auf der einen Seite fehle er ihm sehr, auf der anderen Seite sei ihm aber auch klar geworden, dass vieles überbewertet würde. Negatives wie den Abstiegskampf der vergangenen Saison würde er in Zukunft nicht mehr so nah an sich heranlassen, da dies im Vergleich zu seinen gerade erfahrenen Erlebnissen in den Kliniken geradezu lächerlich sei.
Unsere gelbe Tonne zeigte auf der Pressekonferenz aber auch, dass er seinen Humor in der schweren Zeit nicht eingebüßt hat. Auf die Frage eines Journalisten, ob und wann er denn wieder Fußball spielen könne, antwortete Heiko: "Wenn ich wieder Haare auf dem Kopf habe. Denn so ist es mir zu kalt." Er laufe zwar täglich 20 bis 40 Minuten, merke aber deutlich, dass er noch einige Zeit brauchen werde. Und schmunzelnd schilderte er von einem Erlebnis, als er neulich bei einem Lauf durch die Bittermark von einem 80jährigen überholt wurde und auf ein "Sprintduell" vorsichtshalber habe verzichten wollen.
Auf das Thema Vertragsverlängerung angesprochen, äußerten sowohl Heiko als auch Präsident Niebaum, dass man sich in nächster Zeit zusammensetzen wolle. Heiko unterstrich dabei jedoch, dass er erst wieder fit werden wolle, um nicht nur für ein Spiel zurückzukehren, in dem er den Fans zuwinken könne, sondern dass er wieder als konkurrenzfähiger Stürmer den Weg in die Mannschaft zurückfinden wolle, um dem Team auch aktiv weiterhelfen zu können, Bei Bekannt werden seiner Krankheit hatte er immer wieder erklärt, dass nur der BVB für ihn in Frage komme!
Im Heimspiel gegen die Bayer-Betriebsmannschaft aus Legokusen war es dann endlich wieder soweit: Heiko befand sich erstmals seit seiner Erkrankung wieder im Westfalenstadion und die Fans bereiteten ihm einen gebührenden Empfang. Mit "Heiko Herrlich" -Sprechchören wurde der wiedergenesene Torjäger begrüßt und auf Initiative von Schwatzgelb.de und den Supporters Dortmund, sowie unter tatkräftiger Mithilfe von Nobby Dickel, bereitete die Südtribüne der gelben Tonne eine Gänsehaut-Begrüßung, in dem sie bei der Verlesung der Mannschaftsaufstellung statt den Namen der elf aktiven Spieler jedes Mal nur "HERRLICH" skandierte.
Heiko hat also den Tumor besiegt; und es bleibt zu hoffen, dass wir an dieser Stelle in Zukunft ausschließlich positive Nachrichten von unserem "Gelenkbus" vermelden können: Auf dass Heiko endlich wieder im schönsten aller Trikots wieder auf Torejagd gehen kann. Denn schließlich muss er sich ja - nachdem es diese Saison leider nicht geklappt hat - im nächsten Jahr dann endlich die Torjägerkanone nach Dortmund holen. Wir jedenfalls glauben fest an unsere gelbe Tonne. Bis dahin gilt aber zumindest:
WILLKOMMEN ZURÜCK, HEIKO!!!
Hier könnt Ihr Euch die Pressekonferenz als MP§-File runterladen!