Vor 30 Jahren: Bundesliga-Skandal schockte Fans
Das war eine Überraschungsparty der besonderen Art, damals vor 30 Jahren. Am 6. Juni 1971 wurde Horst Gregorio Canellas 50. Sogar der damalige Fußball-Bundestrainer Helmut Schön war zu Gast beim Sektfrühstück des Präsidenten von Bundesligist Kickers Offenbach. Allerdings nicht lange, denn kurz nach Beginn des privaten Empfangs hatte Schön genug gehört und suchte entsetzt das Weite. Canellas enthüllte vor etlichen Größen des deutschen Fußballs mit Tonband-Aufnahmen Schiebung und Bestechung in der Eliteklasse. Der Bundesliga-Skandal kam ins Rollen.
Die Szenerie erinnert an einen "Uralt-Derrick", in dem Horst Tappert höchst spektakulär seine geheimen Informationen preisgibt und den Täter überführt. Doch während bei "Derrick" anschließend die Klappe fällt, öffnete sich im Bundesliga-Skandal der Vorhang. Zahlreiche Spiele der Saison 1970/71 waren manipuliert. Mittendrin im Sumpf: Südfrüchte-Händler Canellas. "Die Vorfälle haben an mir gefressen. Die Wunden sind nicht verheilt, nur vernarbt", gestand er 25 Jahre danach. 1999 verstarb er im Alter von 78 Jahren.
1,1 Millionen Mark an Schmiergeldern
Rund 1,1 Millionen Mark Schmiergeld waren nachweislich im Abstiegskampf geflossen, zum größten Teil bezahlt von den Kickers Offenbach und Arminia Bielefeld. 18 Monate wurde deswegen prozessiert, 52 Spieler, zwei Trainer, sechs Funktionäre und zwei Vereine am Ende verurteilt. Und dennoch ist das gesamte Ausmaß der Betrügereien wohl nie öffentlich gemacht worden. Schließlich stand Deutschland ein Jahr vor der Ausrichtung der Olympischen Spiele und drei Jahre vor der Fußball-WM 1974 im eigenen Land. Grund genug, einen Teil des Drecks unter den Teppich zu kehren.
Knapp einer Gefängnisstrafe entkommen
Verstrickt in die Manipulation waren Spieler und Offizielle aus Berlin, Bielefeld, Duisburg, Stuttgart, Köln, Oberhausen oder Braunschweig, und vor allem auch aus Schalke. Doch die bestritten jahrelang ihre Machenschaften. Im Essener "Meineidsprozess" 1975 entkamen die betroffenen Kicker aus Gelsenkirchen nur knapp einer Gefängnisstrafe.
Schlecht geschauspielert
Und beinahe wäre das Unterfangen zumindest an diesem Tag sogar noch schief gegangen. Erst traf Herbert Lütkebohmert gleich zwei Mal das Holz des Arminen-Tores, dann erwiesen sich die Ostwestfalen als Nieten im Toreschießen. Sechsmal liefen Bielefelder alleine auf das Schalker Tor zu. Doch erst in der 83. Minute gelang der Siegtreffer durch Gerd Roggensack.