Das Rattenloch wird nicht abgerissen! - Eine Hommage an die Tristesse
Am Samstag geht's wieder hin - einmal noch, dann ist es vorbei... Die fast 30 Jahre alte Kultstätte der verwirrten Gemüter wird an diesem Wochenende ein letztes Mal mit Fussballsachverstand bevölkert sein, denn dann hält der einzig wahre Kultverein Westfalen´s letzmalig Einzug in diese widerliche Schüssel um die letzten dort ausgespielten Punkte zu entführen. Die schwatzgelbe Fangemeinde rüstet sich derweil zum Gedenken!
Eine Geschichte, wie sie tragischer und absurder nicht sein kann, geht zu Ende. Dort, auf halben Weg auf's Land, haben sich blau-weiss verkleidete Asseln Jahrzehnte lang erzählen lassen, der FC Schlacke hätte eines der schönsten Stadien in der Republik (gacker). Packende Spielszenen konnte man dort nur mit Ferngläsern beobachten, die dann auch noch oft genug von den gemeinen Fan-Asseln vergeblich mitgebracht wurden, da es für die eigenen Zuschauer einfach nichts Packendes gab.
Eine Trauerstätte für Blau-Weiss
Denn wie in keinem anderen Stadion in Deutschland steht die marode Bausubstanz einer Spielstätte als Symbol für den jämmerlichen Niedergang der ehemals so sieggewohnten grossdeutschen Traditionalisten.
Keine einzige eigene Meisterschaft wurde hier gefeiert ( dafür durften wir uns dann über insgesamt drei Abstiege in zweite Liga freuen). Aber wie sollte denn dort auch gefeiert werden: Der Bundesligaalltag heisst für die ohnehin falsch sozialisierten Blau-Weissen bereit zu sein, die ganze Härte des Alltags in Kauf zu nehmen. Auch wenn es für ehrliches Mitleid nicht reicht, die Nehmer-Qualität der gemeinen Kellerassel ist die einzige Legende, die hier geprägt wurde. So wird es denn auch das Einzige sein, was bleiben wird, wenn die seltene Spezies der Dauerkarten-Assel von Heute seinen Enkeln in 30 Jahren voller Stolz was erzählen kann: "Watt hamm wir dammals oft im Regen gestanden - undatt Wasser kam immer direkt von vorne inne Fresse."
Weshalb kommt der Regen auf Schlacke nicht von oben?
Gespürt haben sie das immer, aber woran es lag, haben sie nicht kapiert (hat ihnen ja auch keiner von uns gesagt *g*), sonst hätten sie vielleicht schon vorher etwas dagegen getan.
Aus fachmännischer Sicht ist das einfach zu erklären, denn das Rattenloch ist - wie der Name schon sagt - ein LOCH. Nicht nach oben gebaut, wie`s richtig wäre, sondern im Boden eingebuddelt. Wenn der Wind dann zusammen mit dem Regen über das weite flache Land der Rattenloch-Umgebung weht, verwirbelt er am Lochrand und sprüht sein unbeliebtes Nass erst waagerecht hinüber , dann nach einigen Metern schräg zurück "volle Kanne" in die mit Asseln gefüllte Mulde. Klasse, lieber Herr Architekt von damals, eine ganz tolle Assel-Zwangsbesprühung, besser hätten wir das auch nicht hin bekommen. Das hat ja fast 30 Jahre super funktioniert.
Jetzt soll alles anders werden
Der ausschliesslich für seine Genügsamkeit geschätzte Schlacke-Anhänger verliert seine Symbolstätte der Unvollkommenheit. "Nur wer was aushält ist ein echter Fan" - dieser Spruch hat dann keine Gültigkeit mehr. Kein Gefällerasen mehr, kein bedrohlich gerissener Beton, keine Schlechtwetter- und Gefahrenzulage für Sicherheitskräfte und vor allem kein Grippe-Krankenschein mehr nach Regenspielen. Das neue Quartier, natürlich von Holländern gebaut, mit der Vogelkäfig-Architektur (Schublade zum Ausmisten rausziehen - Ideengeber Stumpen-Rudi hat garantiert Wellensittiche), soll die Liga in der nächsten Saison neidisch machen (nochmal gacker). Der nach Gemütlichkeit lechzende Schlacke-Fan bekommt dann alles, was er sich mit 30 Jahren Entbehrung verdient hat: Oktoberfest mit Maria Hellweg und eine komplette Überdachung. Verständlich, dass so viele Dauerkarten bereits seit Jahren vergriffen sind. Aber erst einmal kommt ja der BVB:
Der letzte Sieg ist der Endgültige !
Der BVB war meistens dabei, wenn darum ging, in dem hässlichsten aller Mahnmale aus Beton ("kommt darauf an, was man daraus macht"), den Asseln auch die schäbigsten aller Gefühle zu vermitteln: Am 05´er Niedergang hat der BVB immer gerne mitgewirkt, so auch am Abstieg in der Saison 80/81, als wir das Spiel da souverän gewannen. Schlacke führte zwar bis zu 70. Minute mit 1:0 durch den bei den Alki-Asseln verständlicherweise so beliebten Castroper Oberasi Wolfram "Du scheißt Dir doch inne Hose, man" Wuttke , aber am Ende stand's dann doch 2:1 für Schwatzgelb. Nach der Runde fehlten der finanziell - wie meistens - ruinierten Skandaltruppe eben 2 winzige Pünktchen (und 27 Tore !) auf Platz 16. Ab ging's in Liga zwei und da wir's dort ja nicht verhindern konnten, gleich wieder hoch.
Einmal gesehen heisst noch lange nicht verstanden - die Asseln sind so. Denn kaum oben, gab's die gleiche Nummer noch einmal, wieder ein 2:1 für uns, wieder haben die Asseln lange ( 63. Minute ) geglaubt, sie hätten einen 1:0 Sieg sicher. Wieder ein Irrtum, erneut hiess es nach Spielende "Sieg für den BVB" im Rattenloch.
Ausgerechnet die ex-blau-weiss-Ikone Rüdiger Abramczik machte mal eben 2 Dinger für uns und am Saisonende 82/83 sauste der Aufzug mit den Asseln gleich wieder in den Keller. Auf die Taste "K" drückten dabei unsere Jungs, da der BVB auch das Heimspiel (analog 80/81) gewann. Die Das Rattenloch, wie immer nich ausverkauft Hochburg Westfalenstadion war uneinnehmbar und unten im Packstation wurde gejammert.
Doch gejammert wird dort nur noch in blau-weiss, schwatzgelb feierte auch weiter fröhlich seine Erfolge:
Auch die Jüngeren unter uns wissen ja wohl noch, dass der BVB dieser
Spielstätte weit mehr zu verdanken hat, als der FC Schlacke. Wie in der
Saison 95/96 als wir dort mit 2:1 erfolgreich waren und auch deshalb
Meister wurden, weil die Asseln den FC Blöd mit 2:1 besiegten.
Und weil's so schön war, gab es in der Saison darauf gleich wieder was
zum freuen, da gewannen wir neben der Champions-League, auch das
mittlerweile liebgewordene Auswärtsspiel im Rattenloch. Stephane
Chapuisat machte eines seiner spektakulärsten Spiele für den BVB und
Jens Lehmann bekam von ihm - gerade eingewechselt - 2 Bälle innerhalb
von 2 Minuten zum 1:2 und 1:3 Endstand ins Netz gelegt. Einfach geil !
So unvergesslich das alles auch war, wir alle denken, dass auch das zu
übertreffen ist - und zwar jetzt am Samstag! Der Umzug steht bevor und
wir haben die einmalige Chance noch einmal Geschichte zu schreiben.
Da gilt es eine neue Legende zu schaffen - eine, die nicht mehr zu
Toppen ist, noch besser als das unsere Nationalelf kürzlich im
Wembley-Stadion tat. Schlacke 05 konnte das in der eigenen Betonschüssel
noch nie und wird das selbst nicht mehr können, der FC Blöd kommt nicht
mehr - NUR DER BVB !
Die Voraussetzungen sind für den BVB so günstig, wie schon lange nicht mehr, denn Bobic trifft wieder und Rosicky zaubert. Auf dem Weg zur Meisterschaft gehört ein Sieg auf Schlacke einfach dazu. Eine Legende liegt in der Luft, wir alle arbeiten daran und unsere Spieler werden wohl jetzt wissen, worum es hier geht - und das erwarten wir diesmal auch vom Trainer!