Borussia Dortmund - 1. FC Kaiserslautern
Bisheriger Saisonverlauf:
Der FCK startete schwach in die Saison. Nach Niederlagen zu Hause gegen den Aufsteiger Bochum und einem 0-4 in Wolfsburg begann sehr schnell die Diskussion um den einstigen Meistermacher Otto Rehhagel. Schon in der letzten Saison hatten sich kritische Stimmen gegenüber dem dienstältesten Bundesliga-Trainer gemeldet, die „König Otto“ falsches und antiquiertes Trainung vorwarfen sowie die Bevorzugung einzelner Spieler wie Djorkaeff oder Basler. Zudem konnten sich die zum Teil recht teuren Neuverpflichtungen nicht in die Mannschaft integrieren und ihre Stärken abrufen. So blieb der mit vielen Vorschußlorbeeren aus Prag gekommene tschechische Nationalspieler Vratislav Lokvenc unter seinen Möglichkeiten und erzielte bis zum 7. Spieltag kein einziges Tor. Doch auch die anderen neuen Spieler enttäuschten. Hinzu kam ein geradezu unglaubliches Verletzungspech. Immer wieder mußten vielen wichtige Stützen des Teams aus, mußte umgestellt werden, eine Formation konnte sich so nie einspielen. Zudem konnte der Kopf der Mannschaft, der zum FC Bayern abgewanderte Schweizer Nationalspieler Sforza nicht adäquat ersetzt werden. Sein Nachfolger Murat Yakin, der schon einmal für den VfB Stuttgart die Schuhe geschnürt hatte, und für teures Geld aus der Türkei (auch auf Empfehlung von Sforza !!!) geholt, zeigte zu Beginn der Saison überraschende technische Mängel und fehlende Spritzigkeit.
Das Ende ist bekannt. Nach Niederlagen in Rostock und einer indiskutablen Leistung beim Heimspiel gegen die Halb-Profis von Bohemians Dublin (Endstand 0-1) sowie dem 1-1 zu Hause gegen das ansonsten auswärts noch punkt- und sieglose Team aus Cottbus wurde nicht zuletzt der Druck der Fans so groß, daß Rehhagel nicht mehr tragfähig war. So trennte man sich, wie es in der Branche so schön heißt, in beiderseitigem Einvernehmen.
Nachfolger wurde dann, nachdem die Wunschkandidaten des Präsidiums Klaus Toppmöller und Stefan Kuntz, einst selber Torjäger in Lautern, abgesagt hatten, der Ex-Lauterer Andreas Brehme, der von nun an zusammen mit dem ehemaligen Co-Trainer Reinhard Stumpf die Verantwortung trägt, um das schlingernde Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Der Einstand für das Duo verlief vielversprechend: Nach Siegen bei 1860 München und zu Hause gegen Werder Bremen hat der FCK den Sprung in die obere Tabellenhälfte geschafft. Und auch im UEFA-Cup hielt die Serie, als man ohne große Mühe mit 3-1 bei Iraklis Saloniki gewann.
Stärken:
Trotz aller Verletzungssorgen und Ausfälle verfügt der FCK über eine schlagkräftige Truppe, die, getragen von der Euphorie der letzten Spiele und befreit vom „Hemmschuh“ Rehhagel, derzeit wohl in der Lage ist, gegen jede Mannschaft der Liga zu bestehen. Die schnellen Außenspieler Reich und Buck sind mit Ball schneller als die meisten anderen Bundesliga-Kicker ohne, im Zentrum verfügt Teamchef Brehme, so sein offzieller Titel, nach der Genesung des französischen Weltmeisters Djorkaeff über eine große Auswahl an spielstarken und technisch versierten Profis. Nicht unbeachtet sollte zudem die Stärke des FCKs nach Standardsituationen bleibem. Hier können sowohl der bereits genannte Franzose als auch das ehemalige enfant terrible des FC Bayern, Mario Basler direkt Freistöße verwandeln als auch gefährliche Flanken für die kopfballstarken Stürmer Lokvenc oder Klose schlagen.
In der Abwehr ist der Franke Harry Koch, mittlerweile zum Elfmeterschützen aufgestiegen, der Turm in der Schlacht und einer der torgefährlichsten Abwehrspieler der Liga.
Schwächen:
Zu Zeiten Otto Rehhagels wurde immer wieder die Abwehr zur Achillesferse der Pfälzer. Permanente Umstellungen auf der Liberoposition trugen ebenso zur Verunsicherung der Mannschaft bei wie das langfristige Ausfallen von Stützen wie dem 44-maligen dänischen Nationalspieler Michael Schöjnberg. Andreas Brehme dagegen hat seine Abwehrformation mittlerweile wohl gefunden. So agiert seit dem Spiel in München der Ägypter Hany Ramzy als klassischer Libero, sowie neben ihm die Manndecker Koch und Strasser. Gegen schnelle und technisch starke Spieler kann diese Dreierkette jedoch leicht ins Hintertreffen geraten, da vor allem Strasser und Ramzy eher hölzern wirken und als nicht sonderlich antrittsschnell gelten. Außerdem ist gerade der Ägypter immer für einen Leichtsinnsfehler gut.
Das letzte Spiel:
Zu Zeiten, als die Intimfeinde Möller und Sforza noch für die beiden Clubs spielten, war das Spiel nie frei von Nickeligkeiten, wurde häufig Hektik ins Spiel gebracht (gerade auf dem Betzenberg).
Gegenüber der letzten Saison hat Borussia in jedem Fall noch eine Rechnung mit den Pfälzern offen. Das Hinspiel am Saisonbeginn in Lautern ging nach einem Fehler von Jürgen Kohler und einer späten roten Karte gegen Sergej Barbarez mit 1-0 verloren, obwohl Borussia die besseren Chancen hatte. Das gleiche Bild im Rückspiel. Wieder machte die Mannschaft des damals noch amtierenden Trainers Michael Skibbe das Spiel, fand jedoch kein Mittel gegen die dicht gestaffelte Abwehr der Pfälzer und mußte sich zu Hause mit 0-1 nach einem Treffer von Harry Koch geschlagen geben, was im übrigen das Ende für Skibbe bedeutete.
Prognose:
Nach der verdienten Niederlage in Leverkusen steht die Mannschaft von Borussia Dortmund unter Zugzwang. Will man weiterhin oben mitspielen, muß gegen die wieder erstarkten Kaiserslauterer unbedingt gepunktet werden. Mit welchem System Matthias Sammer auch immer versuchen wird, die wohl sehr defensiv auftretenden Pfälzer Abwehr zu knacken, man muß auf die Konter des FCK aufpassen, da diese mit Petterson und Klose sowie Reich und Buck sehr schnelle Offensivkräfte auf’s Feld schicken werden. Die Hoffnungen ruhen hierbei sowohl auf dem hoffentlich wieder 100% einsatzfähigen Heiko Herrlich, nachdem Fredi Bobic schon wieder ausfällt, sowie dem in der bisherigen Saison eigentlich sehr zuverlässigen Abwehrchef Jörg Heinrich.
Gegen die konterstarken Lauterer ist auch auf die Geduld der Südtribüne zu hoffen, da man nicht erwarten kann, daß Borussia sofort alles oder nichts spielen wird, um nicht schon zu Beginn des Spiels in Rückstand zu geraten.
Nach den Niederlagen gegen 1860 und Schalke sowie den Siegen gegen Rostock und Freiburg werden am Samstag die Weichen für die kommenden Wochen gestellt. Gelingt der Borussia der erhoffte Heimsieg, setzt man sich wohl für’s erste oben fest. Damit das gelingt, ist jedoch vor allem 100%ige Unterstützung durch die Südtribüne notwendig. Zudem muß im Gegensatz zum schwachen Spiel in Leverkusen wieder Leben in die Mannschaft.
Vom Papier her ist das Team von Matthias Sammer in jedem Fall der Favorit.